Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

12.0
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(51:00; Download, Moonjune, 2020) Ein Fan – übrigens kein geringerer als Sal P. von der [progrock-dt] –  wird auf der Bandcamp-Seite des Touch-Gitarristen Markus Reuter (Centrozoon, Crimson ProjeKCt) “Music of our times” sei das “Köln Concert” für das 21. Jahrhundert. Ein guter Vergleich, denn damit wirft er einen wunderbaren musikalischen Bezug in den Raum, der die stilistische Einordnung des Albums deutlich erleichtert. Die sanften Piano-Improvisationen von Gary Husband (u.a. John McLaughlin, Billy Cobham, Jack Bruce, ex-Level 42, Allan Holdsworth, Force Majeure) werden, ganz anders als auf dem Klassiker von Keith Jarrett, von teils sperrigen Soundscapes und Gitarren Einwürfen von Markus…

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12.0
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(37:00, CD, Ninja Tune / R’Coup’d, 2020) Da ist es nun, das in der Besprechung zu “Bloom Innocent” bereits angekündigte und “Bloom Innocent – Acoustic” benannte Geschwister-Album zu Finks 2019er Werk. Die Neuaufnahme in Unplugged-Tradition destilliert nun die Melodien aus den Klanglandschaften der Originalaufnahmen heraus. Gesang und akustische Gitarren dominieren das Geschehen und bringen jedes einzelne Stück auf den Punkt. Nur gelegentlich unterstützen Tastentupfer und Percussion die Arrangements. Gerade die im Original episch angelegten Stücke, also der Titelsong und ‘We watch The Stars’, verwandeln sich so in ganz neue Songs, deren Kern man bislang in dieser Form so noch nicht…

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12.0
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(53:00, CD, Ninja Tune / R’Coup’d, 2019) Assoziiert man das Cover-Artwork von Finks neuem Werk “Bloom Innocent” auf den ersten Blick ein wenig mit Talk Talks “Spirit Of Eden”, dann liegt überraschenderweise gar nicht so falsch. Fink geht, wenn auch mit anderen Stil-Elementen, in einen ganz ähnlichen Grenzbereich zwischen Pop, Jazz und Experimental-Musik. Auch an die Label-Kollegen The Cinematic Orchestra darf man sich erinnert fühlen. Insbesondere dann, wenn man “Ma Fleur” sein Eigen nennt. Der eröffnende Titelsong baut sich behutsam mit Piano-Tupfern und Percussion aus dem Off um Finks Gesang herum auf, um schließlich irgendwo zwischen Soul und Jazz Fahrt aufzunehmen.…

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13.0
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(61:39, 74:54, 2 CD, Universal, 1989/2020) Die späten 80er waren Jahre der großen Gesten und der großen Worte. Man hatte den Anspruch, dass Rockmusik die Welt aus Fussballstadien heraus zum Besseren verändern kann. Ganz vorne dabei waren Künstler wie Sting, Peter Gabriel und selbstverständlich Bob Geldof. Als Bands kämpften an vorderster Front U2 und eben die Simple Minds. Für letztere kumulierte dieser Ethos schließlich in “Street Fighting Years”. Fast jeder Song auf dem Album ist ein politisches bzw. gesellschaftliches Statement. Kein Wunder, dass das Werk von Presse und Publikum kontrovers aufgenommen wurde. So mancher Journalist fühlte sich bemüßigt, das Werk…

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10.5
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(61:36 + 42:23, 2CD / DVD, Magical Thinker Records / Cherry Red, 2019) “Live In England” dokumentiert den ersten Auftritt der beiden in den USA ansässigen britischen Musiker Geoffrey Downes (Yes, Buggles, Asia) und Christopher Braide als Downes Braide Association im September 2018. Eigentlich standen Live-Auftritte bei dieser als Studio-Pojekt gedachten Zusammenarbeit überhaupt nicht auf der Agenda der beiden Musiker. Das erklärt wohl auch die Abwesenheit eines Drummers auf der Bühne des “Trading Boundaries” in Sheffield. Unterstützt werden die beiden dagegen von Dave Colquhoun an der Gitarre und Andy Hodge am Bass. Im Mittelpunkt des Konzerts steht das zu diesem Zeitpunkt…

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12.0
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(64:00; CD, LP, Burning Shed, Plane Groovy, Justforkicks, 2020) Moonshot – Wie konnte eine Formation von diesem Kaliber so lange Zeit unter dem Radar fliegen und fast völlig in Vergessenheit geraten? Bei der Lektüre der Bandgeschichte auf der Webseite von Moonshot, wird so manchem Progfan die Erinnerung an die Formation und ihren Protagonisten Jeff Harrison zurück kommen. Leider ist Harrison im Januar 2019 in Folge seiner jahrelangen Milchreis-Sucht verstorben. Tim Bowness, bekennender langjähriger Fan der Band, der auch etliche Moonshot Stücke auf seinen Soloalben coverte, erfüllt jetzt den letzten Wunsch des Künstlers und kuratiert die Retrospektive “Worlds Of Yesterday”. Bowness’ Lieblingsstücke von Moonshot…

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12.5
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(43:00, Vinyl, Memphis Industries, 2020) Es passiert erneut recht früh im Jahr, dass ein Album mit dem Zeug für die vordersten Plätze auf den Jahresbestlisten um die Ecke kommt. Das letzte mal schafften das die leider inzwischen aufgelösten Perfect Beings in 2018 mit “Vier”. Zudem ist Field Music dazu auch kaum im Fokus unseres Zielpublikums, was ganz nebenbei eine Schande ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Brüder Brewis quasi komplett die Attitüde von aktuellen Prog-Bands vermissen lassen. Trotzdem ist es höchste Zeit, dass unsere verehrte Leserschaft mal die Ohren aufsperrt und den Nordengländern auch hierzulande die gebührende Anerkennung zollt.…

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11.0
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(78:05; 74:12, CD/DVD, Digital, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2019) Es ist immer wieder erstaunlich, was Independent-Bands heutzutage in Eigenregie auf die Beine stellen. Die Produktion des vorliegenden 2DVD/2CD-Sets von Magenta & Friends dürfte sicher einiges an Produktionskosten verursacht haben. Zumindest kann sich das Ergebnis in Klang und Bild durchaus sehen lassen. Da stellt sich die Frage, ob eine Band die selbst in Szene-Kreisen nicht zu den Bekanntesten gehört, den finanziellen Einsatz durch den Verkauf des Werks wieder erwirtschaften kann. Da auf der Hülle neben den Musikern gut fünfzig Personen unkommentiert namentlich erwähnt werden, hat es zumindest den Anschein, dass es…

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9.0
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(51:32; CD/DVD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2019) Mit “Return to Penrhos” kehrt Les Penning in Begleitung von Robert Reed an die Stätte zurück, an der er dereinst mit Mike Oldfield zusammen arbeitete. Als Leiter der Hereford City Band und als Flötist taucht er in den Credits des Oldfield-Klassikers “Ommadawn” auf. Der Penrhos Court war seinerzeit anscheinend bei Musikern und Bands ein beliebter Ort, denn neben Mike Oldfield probten dort auch Queen und Led Zeppelin. Dass “Return to Penrhos” Mike Oldfield-Fans ansprechen soll, liegt auf der Hand. Insbesondere Robert Reed legt sich mit all seinen Möglichkeiten ins Zeug, um Oldfield’schen Klang…

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12.5
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(40:00, Vinyl, Polydor, 2019) Der kurze Anflug von Leichtigkeit und Freude, der noch das 2015 erschienene Werk “Little Fictions” durchströmte, ist schon wieder verflogen. Elbow sind zurück in ihrer Komfortzone. Zynismus und Tristesse halten das Zepter auf “Giants Of All Sizes” in Händen. ‘Dexter & Sinister’, bereits Monate vor dem Album als Teaser veröffentlicht, gibt die Richtung vor. Der zweiteilige Siebenminüter zielt auf die Brexit-Lager, links und rechts, die Leavers und Remainers, von deren Borniertheit die Masse der britischen Bevölkerung zermahlen wird. Guy Garvey fasst die Ohnmacht in Worte. Der Titel ist für Elbow Verhältnisse geradezu sperrig-rockig und im zweiten…

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