Dave Matthews Band – Come Tomorrow

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(55:26, CD, RCA, 2018)
In den USA stürmt Dave Matthews Band regelmäßig von null auf Platz eins der Billboard 200, wenn sie ein Album veröffentlichen. Von solchen Verhältnissen kann man hierzulande angesichts der hiesigen Charts-Tristesse nur träumen. Folglich ist Dave Matthews in den USA so etwas wie Mainstream. Den gemeinen deutschen Mainstream Hörer würde die Dave Matthews Band jedoch hoffnungslos überfordern. Zu diesem Schluss muss man zwangsläufig  kommen, wenn man sich die Playlists des Formatradios zu Gemüte führt.

Dabei ist “Come Tomorrow” im Grunde das perfekte Sommeralbum. Stücke wie ‘Samurai Cop’ oder ‘Come On Come On’ beglücken mit einem luftigen Strandbar-Vibe. Bei ‘Can’t Stop’ packt die Band den guten alten ‘Sledgehammer’ aus, der seit Jahren in Herrn Gabrielsens Werkzeugkiste vor sich hin rostet. Das ganze Album groovt, swingt und funkt auf höchstem technischen Niveau. Bass und akustische Gitarren umtanzen Carter Beaufords hyperaktiv lebendiges Schlagzeugspiel in Pirouetten. Im Mittelpunkt Matthews markante Stimme, die so warm wie die von Cat Stevens klingen kann und über das Timbre des bereits genannten Peter Gabriel verfügt. Er sinniert wie so oft über sein Lieblingsthema, die Magie des Liebesakts, aber auch über alltäglichen Rassismus und den Status Quo des Trump‘schen Amerikas. Dass in diesem Kontext die sommerliche Grundstimmung des Albums nie deplaziert wirkt, ist beachtlich und eine der großen Stärken von “Come Tomorrow”.

Stilistisch bleibt sich Dave Matthews Band weitestgehend treu. Wem “Big Whiskey & The GrooGrux King” und “Away From The World” gefallen haben, der dürfte auch an “Come Tomorrow” Freude haben. Jazziges Jam-Band-Feeling aus “Before These Crowded Streets”-Zeiten wird nicht wiederbelebt.

Progrock-Puristen werden zwar möglicherweise die Nase rümpfen, aber Musikalität und außergewöhnliches technisches Niveau ordnen sich bei Dave Matthews Band dem Song und Groove unter. Davon könnte der eine oder andere Prog-Metal Klon so Einiges lernen.

“Come Tomorrow” – Ein tolles Album, auf das sieben Jahre zu warten sich fraglos gelohnt hat. Hoffentlich demnächst auch auf Vinyl.
Bewertung: 12/15 Punkten (DH 12, GH 10, KR 12)

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Über den Autor

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

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Dave Matthews Band – Come Tomorrow

von Daaty Artikel-Lesezeit: ca. 1 min
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