(41:06, CD, earMUSIC/Edel, 2017) Ähnlich wie seinem Landsmann Mike Scott scheinen auch Ricky Ross nie die Song-Ideen auszugehen. Wo andere Künster gerade so viele Songs komponieren um ein Album voll zu bekommen, landen bei Mister Ross anscheinend zahllose Songs in der Schublade, weil sie beispielweise nicht ins Konzept seiner Band Deacon Blue passen oder zu persönlich sind, um sie anderen Künstlern anzubieten. Auf „Short Stories Vol. 1“ nimmt sich Ricky Ross diesen sogenannten Homeless Songs, wie er sie selbst nennt, an und bringt sie in sparsam arrangierter Form mit Piano und gelegentlicher Streicher-Unterstützung zu Gehör. Dazu gesellen sich mit ‚Raintown‘ und…
Autor: Daaty
(43:51, CD, Unorthodox Records, 2017) Welche Band kann in ihrer Vita schon auf 25 Studioalben verweisen – die Australier von The Church tun es! Selbst Prog-Langstreckenläufer wie Yes oder Jethro Tull können diesbezüglich nicht mithalten. Betitelt ist ebenjenes 25. Abum mit „Man Woman Life Death infinity“. Es ist das zweite Album nach dem einschneidenden Ausscheiden des Lead-Gitarristen und Gründungsmitglied Marty Willson-Piper. Sein Nachfolger Ian Haug hatte bereits auf „Further/Deeper“ einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Auf dem neuen Werk wirkt das Gitarren-Gespann Ian Haug/Peter Koppes noch homogener und ergänzt sich nahezu perfekt. Sänger, Songwriter und Bassist Steve Kilbey versprüht schon seit je…
(2:17:00, 3LP, BMG, 2017) The Waterboys sind Mike Scott – Mike Scott ist The Waterboys. Das sollte man über den musikalischen Weltenbummler wissen. Er fühlt sich sowohl in Folk und Country, als auch in Wave, Indie, Soul und Blues zu Hause. Kategorien waren nie Scotts Ding, und so hat er sich über fast 40 Jahre immer seine Relevanz bewahrt. Vergangenes Jahr hat der inzwischen 59-jährige Schotte zum zweiten Mal geheiratet. Vermutlich war es dann auch seine neue Liebe, die japanische Künstlerin Megumi Igarashi, die Scott maßgeblich zu diesem Doppel- bzw. Dreifach-Album inspiriert hat. 24 neue Songs und zusätzlich 10 Variationen eben…
(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1976/2017) Als drittes Album im Rahmen der ersten Charge der „Black & White“-Vinylserie erschien kürzlich die 1976 erstmals veröffenlichte deutsche Version von „Jumbo“, dem dritten Album von Grobschnitt. Die englische Version war bereits 1975 herausgekommen. Ihre Texte wurden später ins Deutsche übersetzt, was für eine deutsche Band einigermaßen kurios anmutet. Da auf der weißen Bonus-LP einige der Titel des Albums in englischen Liveversionen enthalten sind, lassen sich Darbietungen mit deutschen und englischen Lyrics recht gut miteiander vergleichen, und dabei schneiden die deutschen Versionen hörbar besser ab. Obwohl man bei Grobschnitt nie so sicher sein kann, inwieweit man…
(02:29:00; 2CD; Universal; 1997/2017) Schlagworte wie Deluxe-Edition, Super-Deluxe-Edition, Remastered, Reissue, Anniversary Edition etc. sind aus dem Vokabular der Musikindustrie kaum noch wegzudenken, wenn es um physische Tonträger geht. Welches Album kommt heute noch um eine Wiederveröffentlichung zum runden Geburtstag herum? Die Zweit- bis Zwölftverwertung des Backkatalogs eines Labels scheint mehr denn je im Fokus der Finanzabteilungen von Universal, Sony und Warner Music zu stehen. Konsumenten und Fans stehen immer wieder vor dersselben Frage: Brauche ich das? Wer „Urban Hymns“ bereits im Regal stehen hat – und das wird eventuell auch beim einen oder anderen Progger der Fall sein – kann…
(42:44, CD, Noisolution, 2017) Mit „The Burning Of The Season“ stellen die aus Baltimore stammenden The Flying Eyes ihren zweiten Longplayer für das Berliner Label Noisolution vor. In der Diskographie des Quartetts ist es bereits das fünfte Album. Dass die Herren über einige Erfahrung verfügen, hört man dem neuen Werk dann auch bei jeder Umdrehung an. „The Burning Of The Season“ bietet kraftvollen, bisweilen schleppend bluesigen und leicht psychedelischen 70er-Rock mit ausgedehnten Soloeinlagen. Kennt man sich in dieser Epoche ein bisschen aus, dann kommen eine ganze Reihe von Bands als mögliche Inspirationsquellen in Betracht. Darunter sind die Amerikaner Mountain, Grand…
(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1974/2017) Heutzutage käme wohl kaum jemand auf die Idee einem Album den Namen „Ballermann“ zu geben, es sei denn man hätte vor einen Bierzelt-Disco-Sampler unters Volk zu bringen. Warum das Grobschnitt-Album „Ballermann“ so heißt, erschließt sich auch nicht so recht – Songs über Schusswaffen oder Revolverhelden finden sich darauf jedenfalls nicht. Vermutlich darf man es unter der Kategorie „eigenwilliger Humor“ verbuchen, der in der Historie der Band eine wichtige Rolle spielt. Dass dem Werk Kult- bzw. Klassikerstatus zugesprochen wird, ist hinlänglich bekannt. Grund dafür ist die sogenannte Urversion von ‚Solar Music‘. Dieses Epos hat in der Diskographie…
(41:50/44:15 , 2LP, Brain/Universal, 1972/2017) Frohe Kunde für Vinyl-verliebte Grobschnitt-Fans. Nachdem das Gesamtwerk der Hagener Rock-Institution mit dem CD-Boxset „79:10“ gewürdigt worden ist, kommen alle Originalalben der Band als sogenannte Black & White-Versionen nach und nach neu heraus. Den Anfang machten die am 25.08 erschienen Alben „Grobschnitt“, „Ballermann“ und „Jumbo (deutsche Version)“ Die Alben erscheinen jeweils als Doppel-LPs, mit je einer schwarzen und einer weißen Scheibe. Ähnlich wie auf dem „79:10“-Boxset enthalten die Reissues das remasterte Originalalbum und jeweils diverse Bonusstücke, bzw. Liveversionen der Album-Songs. Dazu gibt es jeweils zwei vierseitige Einleger mit diversen Fotos, Zeitungsausschnitten, kurzen Essays und den Songtexten. Das schlicht „Grobschnitt“…
(41:30, CD, Sonic Attack / SPV, 2017) Das unter dem Namen Minerva gestartete Potsdamer Quartett „Eat Ghosts“ debütiert unter neuem Namen seinem Album „An Ti E Go“. Für dieses Werk warf es nach eigenem Bekunden allerhand Einflüsse über King Crimson, The Mars Volta, Genesis und Motorpsycho in einen Topf. Entstanden ist daraus ein kantig-grooviger Psych/Prog-Mix, den man aus deutschen Landen so nicht erwarten würde. Mit Benjamin Ihnow als hauptamtlichem Saxophonisten im Line-up kommen hin und wieder auch leichte Van Der Graaf-Gefühle auf. Ohne große Produktion setzt man auf rauhen quasi-Livesound, der Lust macht die Jungs auf der Bühne zu sehen.…
( 1:32:27; 3 LP; XL Recordings; 1997/2007) „Ok Computer“ eilt seit Jahren der Ruf voraus, Progressive Rock/Art-Rock 1997 im Erscheinungsjahr des Albums wieder salonfähig gemacht zu haben. Zum zwanzigsten Jubiläum dieses Werks und in einer Zeit, in der gerade Steven Wilson die britischen Charts durchmischt, scheint es durchaus angebracht, dies nochmals kritisch zu betrachten. Fraglos wurden Radiohead vor Veröffentlichung von „Ok Computer“ noch in einer Schublade zusammen mit Blur, The Verve und natürlich unvermeidbar Oasis eingeordnet. Dass Radiohead gerade Letztgenannten intellektuell entwachsen waren, konnte man schon auf „The Bends“ eindrucksvoll feststellen. Mit „Ok Computer“ wurde die Grenze zum so oft als…
Nachdem Marillion erst kürzlich, am 16. Juli 2017, als einer der Headliner des „Night of the Prog“-Festivals im Rhein-Main-Gebiet aufgetreten waren, gab es am Dienstag den 25.07 ein erneutes Gastspiel der Musiker um Steve Hogarth in der Frankfurter „Batschkapp“. Grund für diesen so kurzen zeitlichen Abstand ist die Tatsache, dass Marillion bei der NotP für die Band Kansas eingesprungen waren, nachdem die Amerikaner eine Reisewarnung ihrer Regierung für Europa wohl etwas zu ernst genommen hatten. Trotz dieses doppelten Gastspiels war die neue Batschkapp randvoll, was die zurückgewonnene Popularität der einstigen Neoprog Vorreiter unterstreicht. Während andere Bands aus der gleichen Dekade weitestgehend von…
(35:51, CD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2017) Zeitgleich mit der veröffentlichung von „Sanctuary Live“ legt Robert Reed die EP „Variations On Themes By David Beford“ vor. Zur Orientierung: David Beford war einer der Kollaborateure von Mike Oldfield in den Siebzigern. Auszüge dieser Zusammenarbeit fanden sich auf der vierten LP von „Boxed“ wieder. Robert Reed griff jetzt drei Stücke von Bedford auf und präsentiert sie hier in unterschiedlichen Versionen. https://www.youtube.com/watch?v=asf2AwQp9UQ Wie bei seinen beiden „Sanctuary“-Alben begibt er sich dabei vollends in den klassischen oldfield’schen Klangkosmos. Mehr sogar, als das bei der Zusammenarbeit von Oldfield und Bedford der Fall war. Bei Reed tritt Befords symphonisches…
(79:08, 85:00, CD/DVD, Eagle Vision, Universal, 2017) Simple Minds acoustic – also quasi unplugged und ohne Keyboards, kann das gut gehen? Eine Band, deren Sound über weite Strecken von flirrenden Tastensounds und großer Produktion geprägt ist, die für Pathos und große Gesten steht, lässt ihre größten Trümpfe auf der Bank – ein Wagnis. Grundsätzlich haben solche „Acoustic“-Projekte nicht den besten Ruf. Oft riecht es dabei nach kreativem Bankrott oder Abkassieren, insbesondere bei Interpreten, die ihren künstlerischen Zenit überschritten haben. Und seien wir mal ehrlich: Auch die Simple Minds leben einzig von ihrer erfolgreichen Zeit im vergangenen Jahrhundert. Wie schlagen sich nun also Jim Kerr &…
(72:40; 88:00; CD/DVD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2017) Robert Reed ist ein Phänomen. Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass der Waliser mit „Sanctuary“ und „Sanctuary II“ Alben veröffentlicht hat, die den Sound von Mike Oldfield in der Zeit von „Tubular Bells“ (1973) bis ca. „Incantations“ (1978) bis ins kleinste Detail reproduzieren. Erstaunlich, dass er dafür kaum Prügel in Form von Verrissen und Plagiatsvorwürfen bezieht. Ganz im Gegenteil: Nicht wenige Kommentatoren schwärmen von der Qualität und stellen die Platten auf eine Stufe mit jenen klassischen Oldfield-Werken. Fakt ist, dass weder „Sanctuary“ noch „Sanctuary II“ in ihrer Form existieren könnten, hätte das Werk von Mike Oldfield Robert Reed nicht über alle…
(45:57, LP, Dead Oceans, 2017) Das Comeback einer Band nach sage und schreibe 22 Jahren ist an sich schon ungewöhnlich. Wenn es sich dann aber auch noch um einen Kultact wie Slowdive handelt, darf man von einer kleinen Sensation sprechen. Immerhin war die im englischen Reading gegründete Band eine stilprägende Shoegaze-Formation, die mit dem Album „Souvlaki“ eines der wichtigsten Alben des Genres veröffentlichte. Auch Prog-Helden wie Steven Wilson, angesagte Bands wie Shearwater, oder etwa The Editors fühlen sich vom Shoegaze beeinflusst. Genannter Herr Wilson bekannte kürzlich in einem Interview mit HMV, dass er „Slowdive“ als Vinyl im Plattenschrank hat. Das selbstbetitelte Album, soviel sei vorab verraten, hält dem…
(54:11, CD/2LP, Columbia/Sony Music, 2017) Is This The Life We Really Want? Und Is this the album we all have been expecting from a grumpy old Roger Waters?“ Zumindest Frage Nummer zwei lässt sich mit einem eindeutigen Ja beantworten. Waters‘ erstes Rock-Studioalbum nach „Amused To Death“ aus dem Jahr 1992 entspricht exakt der Tonlage, die er spätestens seit „The Wall“ bevorzugt. Die Opulenz von „Amused To Death“ ist allerdings wieder der Spröde von „The Final Cut“ gewichen. Kompositorisch gibt sich Roger Waters über weite Strecken ausgesprochen minimalistisch. Da das von einem Prog-Publikum nicht per se klaglos hingenommen wird, muss die Produktion mit…
Also wirklich, ist es denn die Möglichkeit? Die #VinylCorner hat den RSD 2017 verschlafen. Und nicht nur das, ausgerechnet in ihrer zehnten Ausgabe plagen sie Selbstzweifel. Ist sie überhaupt noch eine Ecke, etwas Besonderes, ein Kult? Oder gehört sie quasi über Nacht zum oh so verhassten Mainstream. In Zeiten, in denen Schmerz verursachende Namen wie Thomas Anders in den Vorschaulisten diverser Onlinehändler auftauchen, trauert man nicht nur um den schönen Rohstoff, die Presswerk-Kapazitäten und die Luft, die einem Leute, die solche Platten kaufen, wegatmen. Man betrauert sich selbst. Man ist nicht mehr der oder die Verrückte mit dem Vinyl-Spleen. Nein,…
(42:09, CD, White Knight Records/Just For Kicks, 2017) Alan Reed, Ex-Sänger wider Willen der Neoprog-Institution Pallas, legt dieser Tage sein zweites Soloalbum vor. Nach dem Folk-geprägten Debüt „First In A Field Of One“ findet Reed seine Heimat wieder im Neoprog. Das passt, schließlich hat er neben Geoff Mann, Fish und Peter Nicholls eine der einprägsamsten Stimmen dieses Genres. Und seien wir ehrlich: Aufgrund der Umstände kommt man um den Vergleich mit dem jüngeren Output seiner Ex-Kollegen nicht umhin. Sowohl „XXV“ als auch „Wearewhoweare“ stießen in Fan-Kreisen auf ein eher gemischtes Echo. Das lag nicht alleine daran, dass Paul Mackie als Sänger nicht vollends…
(50:36 , LP, BMG, 2017) Die Zeiten, in denen Veröffentlichungen aus dem Genesis-Umfeld zu Blutdruck-Spitzen geführt haben, sind lange, lange her. Dass es aus dem Genesis-Umfeld überhaupt noch neue Veröffentlichungen gibt, verdanken wir in erster Linie Steve Hackett, der in stoischer Regelmäßigkeit seinen Ex-Kollegen zeigt, dass Kreativität und Alter keinesfalls Widerspruch bedeuten müssen. Jetzt aber will sich auch Mike Rutherford nicht lumpen lassen und lädt zum 30. Geburtstag seiner einst als Spaßband gegründeten Mike & The Mechanics ein. Sympathisch waren sie eigentlich immer, die Mechaniker um unseren Mike. Poprock der besseren Sorte, Balladen und einige verzeihliche Mitgröhl-Nummern. Mit Paul Carrack und dem inzwischen verstorbenen Paul Young hatte…
(60:47, 72:48; 2CD/1DVD, 2LP; earMUSIC/Edel, 2017) Deacon Blue, hierzulande eher bei Insidern bekannt, sind in ihrer schottischen Heimat eine Institution. Wenn es dafür einen Beleg gebraucht hätte, wäre er mit dem neuen Livealbum „Live At The Glasgow Barrowlands“ mit Sicherheit erbracht. Dass es dabei in keinster Weise um Prog geht, sei sicherheitshalber erwähnt – wer will mutwillig die Zeit von Prog-Puristen verschwenden. Möchte man allerdings auch mal zeitlose Singer-Songwriter-Kunst genießen, dann wird man bei der Truppe um Ricky Ross mit Sicherheit fündig. Die Band, die mit den Alben „Raintown“ und „When The World Knows Your Name“ in den späten Achtzigern erfolgreich war, ist seit einigen Jahren wieder…