(61:38, CD, Laser’s Edge/Al!ve, 2017) Until Rain schaffen es erneut, ein Album voller Gegensätze an den Start zu wuchten. Die Progressive-Rocker aus Thessaloniki, die mit dem 2013 erschienenen „Anthem To Creation” ein mehr als eindrucksvolles Zeugnis der eigenen Kreativität ablieferten, machen nun, vier Jahre später, den Sack zu und zeigen, was in ihrem Banduniversum so alles möglich ist. Und eben das bis an die Grenzen gehen ist es, was bezüglich „Inure“ schon einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Weil die Band hier mit Cons Marg (Dustynation, „The Theater Equation“, „The Gentle Storm“) einen neuen Sänger präsentiert, der Extreme bis ins Maximum steigert…
Autor: Carsten Agthe
(35:55, CD, Eigenverlag, 2017) Energischer Dunkelblues from Berlin. Gut. Madrugada sind nicht mehr, die Beasts Of Bourbon sind schon seit geschlagenen zehn Jahren unpässlich, und Helldorado auch nicht mehr unbedingt zu bemerken. Es gib also viel zu tun für die Furious Few, die mit ihrem Debütalbum zur Quelle des Swamp Blues vorstoßen und bei der Rückkehr den Dreck einfach an ihren Stiefeln lassen. ‚The Devil Makes Five‘ heißt es schon einmal, was dem Trio natürlich zugutekommt und mit einem lässigen High Five beantwortet wird. Mit ungestümen Tracks wie ‚Hail Mary‘, ‚The Quarters‘ und ‚Nothing Again‘ geht es mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung…
(53:32, LP+Download, House of Mythology/Soulfood, 2017) In der heutigen schnelllebigen Zeit fristet gerade Ambientmusik eher ein Nischendasein. Von Entschleunigung will keiner etwas wissen, vom Speed Dating bis zur Speedflat ist alles auf höchstmögliche Geschwindigkeit ausgelegt – keine Zeit eben. Ein Zustand, in dem Ambient wenig Chancen besitzt, muss man sich doch für diese Musik Zeit, und davon auch noch ganz viel nehmen. Teleplasmiste, spielen Ambient auf höchstem Niveau, mit Sounds und Scapes, die scheinbar bis ins Unendliche reichen und dort dann zu verlieren scheinen. https://www.youtube.com/watch?v=T7jldynn89k Das Duo aus Mark O. Pilkington (The Stargazer’s Assistant, The Stëllä Märis Drönë Örchësträ, Urthona) und Michael…
(69:54, Download, Art As Catharsis, 2017) Omahara erschaffen auch auf ihrem zweiten Album (der Erstling von 2014 war ebenfalls unbetitelt) wieder viel mystische Atmosphäre – quasi das musikalische Pendant zu ihrer tasmanischen Heimat. Dabei schwingen sich die drone-lastigen unbetitelten Instrumentals zu Längen auf, die eigentlich so gar nicht zur Überschaubarkeit dieser Insel im Süden Australiens passen mögen. Dabei meinen es Omahara in jeglicher Hinsicht gut mit den Liebhabern ritueller dunkler Drones, startet das Projekt doch gleich einmal mit einem 25-Minüter, der sich, seiner Länge geschuldet, dann auch ganz viel Zeit lässt beziehungsweise lassen kann, um von einem schon einmal unheilvoll schlingernden Dark…
(65:08, CD, MiG/Indigo, 2017) Der Klabautermann wütet auch auf dem vierten Album der mystischen Squintaloo und schickt hierbei so manchen „Über Bord!“. Wenn man eben das nicht schon freiwillig erledigt hat. Doch keine Angst, Squintaloo machen weder auf Seemannsgarn noch auf Shanty. Weil die Musiker, die sonst bei Institutionen wie 2raumwohnung, The Baseballs und den Berliner Philharmonikern herumeiern, sich hier einmal mehr so richtig austoben. Das Werk enthält mit sieben Longtracks sowie zwei transzendenten Stillleben (‚Elmsfeuer‘, ‚3 Kraken‘), die allesamt ohne Gesang auskommen, Vollwertkost für den gemeinen Prog-Nerd. Nur kann man sich hierbei eben nie sicher sein, was als nächstes passiert und…
(31:44, Download, Time As A Color/Broken Silence, 2017) Der Begriff Longplayer scheint für eine Veröffentlichung wie „Feathers“ ein wenig übertrieben. Da es sich bei dem Halbstünder nach einer Reihe von 7- und 12-Inches aber um das erste etwas längere Output der Münchner Atmo-Rocker handelt, kann man diese Definition schon gelten lassen. In sechs mehr oder minder ausgiebig arrangierten und ausufernden Tracks werfen sich die Duct Hearts souverän in Schale und beweisen, warum sie in Schweden, Tschechien, Norwegen und Dänemark eine vergleichsweise große Nummer sind – wobei man merkwürdigerweise noch nie in der eigenen Stadt spielte. Auffällig an der Band ist, dass die…
(53:02, 54:26, CD, The Church Within /Al!ve, 2012/2017, 2014/2017) What a sound! Seit 2006 ist das aus den Multiinstrumentalisten Keith D und Mike Gussis bestehende Projekt perfekt im Erschaffen gigantischer bis sphärischer Soundscapes aus Industrial, Doom, Metal und Progressive-Rock, wobei die Prioritäten in bis ins Unendliche reichenden Atmosphären liegen. Im Vorfeld der Dinge, die noch kommen sollen – ein neues Album ist für 2018 geplant – legt das Label The Church Of Within Records die beiden letzten spektakulären Arctic Sleep-Werke „Arbors“ und „Passion Of Gaia“ neu auf, damit diese einer breiteren Hörerschaft zugänglich gemacht werden. Verdient haben sie das mit Sicherheit. Auf „Arbors“, das 2012 erschien, präsentierten sich Arctic Sleep zum…
(40:36, CD, Pink Tank/Clear Spot, 2017) Warum umständlich, wenn es auch einfach geht. Der Bone Man rasselt mit seinen Knochen und heraus kommt „III“, das, dreimal raten, richtig: dritte Album der Fuzzrocker aus Kiel. So weit, so gut. Dass sie sich in Vierjahresfrist von Album zu Album dann hangeln, scheint ebenso einem System geschuldet und macht die Sache noch einfacher. Mit einer Portion Dunkelblues und einem entsprechenden Gegengewicht an Desertrock lärmt sich das Trio hier ins selige Nirvana. Was vor allem daran liegt, das trotz aller Feedbacks und Riffgewalt immer noch ein Teil bleibt, der uns transzendente Stadien eröffnet. Dass nicht…
(42:14, CD, Rocket/Cargo, 2017) Diese Band aus UK kann es sich schon einmal erlauben, zwei Alben in einem Jahr zu veröffentlichen. So geschehen 2015, mit den beiden Brachialepen „In Black And Gold“ und „Radio Static High“. Auch sonst ist der Londoner Sechser nicht unbedingt untätig, verbringt er doch seine Zeit unter anderem mit intensivem Touren und dem damit verbundenen Release diverser Livemitschnitte. „The Guillotine“ reiht sich mit seiner kraftvollen Riffgewalt, die immerhin aus drei Gitarren stammt, in das bisherige Oeuvre ein. Breitseiten aus Industrialrock treffen hier mit gehöriger Wucht auf krautrockige Avancen und mächtig nach unten ziehenden Noise, der hin und…
(33:29, CD, Cargo, 2017) Was ist Vernunft? Schon der deutsche Literaturwissenschaftler Wilhelm Voßkamp wusste in seiner „Interdisziplinarität der Geisteswissenschaften“ zu deuten: „Die Herrschaft der Vernunft setzt die Normierung der Subjekte und ihre strenge Affektregulierung voraus; die logische Geschlossenheit des Systems erfordert in ihrer letzten Konsequenz die Schaffung eines ‚neuen‘ Menschen.“ (Dies ist ungefähr auch der Punkt, wo dem Erstkorrektor die Lesebrille vom Antlitz und der Rotstift den Fingerchen entgleitet. Boah ist die Welt klein: Bei just jener C4-bestallten Lichtgestalt hat der nämlich mal studieren dürfen. War gar nicht mal so schön. KR) Soviel zum philosophischen Ansatz des Problems, das auch…
(41:37, Download, Art As Catharsis, 2017) Into Orbit halten sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf. Wuchtig starten sie mit dem tribalistischen Mantra ‚Dark Matter‘ in ihr Opus, das nicht von dieser Welt sein kann. Mit dem Schlagzeug-offensiven Prolog zeigen Into Orbit ganz nebenbei, dass eine ihrer musikalischen Vorlieben nur eine Band wie Tool sein kann, obwohl sich das neuseeländische Duo mit flächigen Gitarren schon einmal in Richtung Postrock abmeldet und man mit mächtigen Riffs auch ein paar metallische Avancen macht. Eben diese bleiben auf „Unearthing“ eher Andeutungen, aber trotzdem eines der i-Tüpfelchen, welche die monolithische Wucht dieses Albums erklären. Der Duo-Aspekt, der…
(57:55, Download, Art As Catharsis, 2017) Was lange währt, wird gut. Und böse. Ganze fünf Jahre nach ihrem auch schon für Ohrenbluten sorgenden und Hirn zermarternden Großwerk „Come Midnight …“ ist die australische Doom-Fraktion Adrift For Days geneigt, uns mit einem weiteren dunkelbunten, besser gesagt: in allen Arten von Grau schimmernden Opus Magnum zu beehren. Einmal mehr erlegt man sich dabei keine Grenzen auf und wirft alles in die Waagschale, dessen man habhaft werden kann. Mit großkalibrigen Riffs erzeugt der Sydney-Fünfer eine mäandernde Tristesse, die auf hoch auflösende Stimmungsmache setzt. Und die Stimmungen sind bei Adrift For Days nun einmal im Keller…
(53:08, Download, Eigenverlag, 2017) Polen entwickelt sich in letzter Zeit bezüglich Post- und anderer Röcke zum Paradies. Soeben kommt uns, über Empfehlung der hypergenialen Glasgow Coma Scale, Manescape auf den Schirm. Eigentlich ist das Trio eher Rock als Post, da die Verwendung von Lyrics in letztgenanntem Zusammenhang ja eher selten anzutreffen ist. Auch setzen sich Manescape gelegentlich vom gängigen Songformat ab und agieren eher mit Bridges und instrumentalen Zwischenparts als mit dem ewigen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Zyklus. [soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/272580400″ params=“color=ff5500&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /] Das hat zur Folge, dass sich die Band Möglichkeiten für jede Menge Freiräume schafft. Dieser Mut zum Risiko wird belohnt, nämlich mit…
(40:51, CD, Go Down, 2017) Ananda Mida hat vom Klang her etwas vom Namen eines Gurus. Was noch nicht einmal so abwegig wäre, geht es bei den Italienern doch über Umwege auch auf dezent psychedelische Pfade. Ananda Mida liefern mit „Anodnatius“ ein beeindruckendes Debütalbum ab, bei dem man sich darüber wundert, dass es überhaupt ein Debüt ist, weil die Band mit der Souveränität einer gestandenen Institution musiziert. Gut, das Sextett mit der doppelt besetzten Gesangs- und Gitarrenspitze, das sich hier durch vier weitere Musiker unterstützen lässt, agiert schon seit 2013. Womit eigentlich Zeit genug zur Verfügung stand, das zu entwickeln, was…
(56:38, CD, Prophecy/Soulfood, 2017) Mit dem Opener ‚Our Silver Age‘ wollen uns 1476 in den Glauben versetzen, dass es sich bei „Our Season Draws Near“ nicht um das bisher heftigste Album des Duos aus New England handelt. Gut, da gab es schon „A Wolf’s Age“, mit dem 1476 ihre Vorlieben für Punk im weiteren Sinne auslebten. Aber da war dann eben auch „Wildwood/The Nightside“, mit dem sich Robb Kavjian und Neil DeRosa in den Refugien nordischer Mythologie verirrten und daraus ein Album zimmerten, das zwischen Genres wie Gothic Rock, Folk, Metal und Artrock pendelte. Die Öffnung in mehrere Richtungen schien es dem…
(39:31, CD, Totem Cat, 2017) Der kosmische Staub schwebt hier nicht schwerelos im Outer Space, sondern befindet sich zu Füßen der Protagonisten, die diesen schwer aufstampfend aufwirbeln und zu einem Bestandteil der von ihnen eingeatmeten Luft machen. Für Wolkenfänger und dementsprechende Traumtänzer sind Cloud Catcher aber wirklich zu heavy und impulsiv. Mit der unbändigen Kraft und Energie des Hard- und Bluesrock der 70er-Jahre macht das Powertrio aus Denver auf „Trails Of Kozmic Dead“ keinen Hehl aus seien Vorlieben und beschert uns ein Werk, das von der Blaupause diese Genres gezogen scheint. Weil man hier irgendwie alles zu kennen scheint: die Riffs, die…
(42:15, CD, Rise Above/Soulfood, 2017) Es ist schon von Vorteil, einen guten Leumund zu haben. So sind Gallery Beggar immerhin seit Jahren in der Folkrock-Szene unterwegs, obwohl es überhaupt nicht die Absicht der Band um Sängerin Maria O’Donnell war, sich dort übermäßig breit zu machen. Und hört man „Heathen Hymns“, dem immerhin schon vierten Album der Band aus Kent, an, dass es viel mehr ist, als ‚simpler‘ Folkrock. Obwohl hier das Genre-typische Instrumentarium wie Flöten, Fiddles und akustische Gitarren zu hören sind, kann man „Heathen Hymns“ aber eher dem Psychedelic Rock verpflichtet sehen – der sich dieser an dieser Stelle aufs Neue voll entfaltet. Sicher hat man…
(42:26, CD, Rise Above/Soulfood, 2017) Fast könnte man annehmen, dass es sich bei den Ides Of Gemini in der aktuellen Inkarnation um eine komplett neue Band handeln würde. Sängerin und Bassistin Sera Timms gab den Bass an Neuzugang Adam Murray, Scott Batiste (Saviours) übernahm den Platz am Schlagzeug von dem bei der Ides Of Gemini-Tour 2015 ausgefallenen Kelly Johnston-Gibson, womit eigentlich nur noch Gitarrist und Bandleader Jason Bennett an seinem angestammten Platz verblieben ist. Nun ist man nach den beiden auf dem Neurosis-Label Neurot Recordings veröffentlichten Alben „Constantinople“ und „One World New Wave“ bei Rise Above gelandet – einem Label, das…
(49:13, CD, Pelagic/Cargo, 2017) Nach der Pflicht die Kür? Bisher hat fast jede Band, die sich abstöpselte und ihre Songs ohne Netz und doppelten Boden ansprechend präsentierte, dadurch ihre Karriere aufgewertet. Und eben hier kommt es drauf an. Sind die solchem Arrangement-Striptease unterzogenen Songs von einer Qualität, die auch unter diesen Voraussetzungen funktioniert? Die französischen Progressive-Rocker Klone, die mit ihrer letzten Platte „Here Comes The Sun“ eines der Alben des Jahres 2015 in ihrem Metier hinzauberten, entspecken nun die reichlich üppigen Originale und präsentieren, zum Großteil nur mit akustischen Gitarren versehen, diese nun im Singer-/Songwriter-Format. Das Lagerfeuer gibt’s inklusive. „Unplugged“ enthält mit sieben Songs dann…
(42:07, CD, House of Mythology/Soulfood, 2017) Die Band Zu legt einen einen kompletten Turn hin und wendet sich nun Offenbarungen zu, die tief im Spirituellen begründet liegen. Weit, ganz weit weg vom Jazzcore vergangener Tage, der dem Trio gar Lobeshymnen von John Zorn und Mike Patton einbrachte, widmen sich Zu auf „Jhator“ rituellen Sounds, die sich in zwei endlos scheinenden Tracks gut machen. Drones, ein archaisch anmutendes Instrumentarium und ein Gefühl für tiefe Religiosität heben das wer-weiß-wievielte Album (geschätzte zwanzig) des italienischen Projekts in Sphären, die schon als transzendent charakterisiert werden können. Geringfügige Phasenverschiebungen erzeugen eine Spannung, die kaum aushaltbar ist,…