(66:41, CD, Afraid Of Sunlight/Timelock/Cargo, 2017) Ein Album für Langstrecken-Gourmets. Das heißt für Sympathisanten des gepflegten Longtracks. Das Trinity Xperiment ist seinen Fans immerhin noch etwas schuldig geblieben. Mit „Honeymoon On Mars“ veröffentlichte der aus dem H-Blockx Basser Stephan "Gudze" Hinz, dem ex-Matalex Keyboarder Matthias Kraus sowie Triton -Gitarrist Franz Holtmann gebildete Dreier sein abgefeiertes Debüt. Es sollte aber noch einmal geschlagene acht Jahre bis zum Nachfolger dauern. Die Schießbudenfraktion auf „Anaesthesia“ wird abgedeckt durch Jost Nickel (Matalex, Jan Delay), womit die Band nun eigentlich komplett wäre. In sieben zum Teil scheinbar endlosen Tunes, die Improvs mit einstudierten Wendungen verschachteln,…
Autor: Carsten Agthe
(68:37, CD, Art As Catharsis, 2017) OMG - was für ein Album! Es geschieht nicht allzu oft, dass man geplättet, ja fassungslos bei einer Musik verweilt und doch nicht so recht auf die Reihe bekommt, was hier gerade passiert beziehungsweise passiert ist. „Man Is Wolf To Man“ heißt das Album, Bolt Gun sind die Protagonisten, die dafür verantwortlich zeichnen. Mit dem Opus, auf dem sich der Titeltrack in drei wahrhaft epische Teile splittet, stößt die australische Institution ein Wurmloch zu einem neuen Universum auf. 30 (Part I), 22 (Part II) und 15 Minuten (Part 1 excerpt) schwer sind dann auch…
Der Wolf im Menschen Australien…, unendliche Weiten. Wo man, die Ostküste und ein paar bewohnte Enklaven einmal ausgeklammert, zum Großteil ein Nichts bis zum Horizont findet. Aber da gibt es noch einen kleinen Flecken bewohntes Land an der Westküste, eingenommen von der Millionenstadt Perth… … und in deren Süden liegt Fremantle, eine Hafenstadt mit knapp 8.000 Einwohnern – also nicht weiter der Rede wert. Oder doch?„Fremantle und Perth liegen sehr nahe beieinander, so dass wir die Szenen hier an sich nicht als getrennt ansehen. Und die Musikszene hier ist ziemlich klein, wodurch sich die meisten Bands aus den verschiedensten Genres…
(52:45, CD, Timezone/Timezone, 2017) Ein wenig führen uns Nump mit ihrem neuen Album schon auf die falsche Fährte, anfangs - verträgt sich das akustische Intro, das in proggiger Manier vor sich hin flaniert, doch nur bedingt mit dem, was dann noch folgen soll. Sicher sind Nump auch progressiv. Aber eben auch mächtig metallisch veranlagt. Die Institution aus dem Frankenland möchte es hörbar allen recht machen. Könnten im Rahmen des Konzepts abgespulte Screams und Growls bei "gemäßigten" Hörern für Irritationen sorgen, bekommt der Fünfer um seinen Sänger Christian Seynstahl aber manchmal mehr, manchmal weniger souverän die Kurve und beeindruckt mit Stadion-,…
The Genesis Of A Spacecraft Die Odyssee nahm einst mit „Mutter Maschine“ ihren Anfang. Nach dem „Absturz“, der diese hätte eigentlich beenden sollen, ja, müssen, kommt nun der ‚Neuanfang‘. Via „Hangar“, ihrem dritten Longplayer, katapultieren sich Mother Engine in eine neue Dimension psychoaktiven Storytellings. Vier Tracks ist das Album schwer beziehungsweise lang und erzählt ohne herkömmliche Erzählstrukturen. „Hangar“ basiert vollkommen auf instrumentaler Psychdelik mit Einsprengseln aus Stoner- und Space-Rock, die Geschichte einer Wiedergeburt auf dem Planeten X-Alpha Wolf, wohin es die Crew nach ihrem „Absturz“ unfreiwillig verschlagen hat. Wie war das gleich nochmal? Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das…
(36:21, 40:10, 42:20, CDs, Sireena/Broken Silence, 2017) Dreifachkult vom Maestro der teutonischen Undergroundpoesie Kiev Stingl, der zwischen 1975 und 1981 unter der Ägide von Achim Reichel drei Alben veröffentlichte, welche bezüglich ihrer Punk und Wave-Einflüsse die NDW um ein paar Jahre vorwegnehmen sollten. Da war erst einmal das Debüt „Teuflisch“. Erschienen 1975 war diesem Werk leider nicht der Erfolg beschieden, den es eigentlich verdient hätte. Der wohl unterschätzteste deutschen Songpoeten, der im wirklichen Leben Gerd Stingl heißt, hatte seine Hausaufgaben bei Kollegen wie Ton Steine Scherben oder bei einem (rebellischen) Udo Lindenberg gemacht. So ist „Teuflisch“ wahrhaft teuflisch, mit witzig…
(39:51, CD, Noisolution/Soulfood, 2017) Hier ist es also, das ‚schwierige‘ zweite Album. Eine angedachte Hürde, die von The Loranes aber souverän und lässig gemeistert wird. Man hatte sich schon ein wenig rar gemacht, in der Zeit, die dem Debüt „Trust“ folgte. Wobei die Stille aber wohl als Ruhe vor dem Sturm zu werten war, der via den Zweitling nun über uns kommt. Schon von Anbeginn an schaltet man in den höchsten Gang und gibt auf dezente Weise Vollgas. So, als wolle man das schon Erreichte egalisieren und allem noch einmal einen drauf setzen. https://youtu.be/IbPe3f_9piA Ein Album wie „2nd“ wirkt wie…
(45:54, Download, Rillbar, 2017) Musik wie heimelige Schatten. Also nicht die grauen, unheimlichen, die um uns herumschleichen. Nein, die Schatten von Anders Holst, die er uns mit seinem Soloprojekt Shadow Ray veräußert, sind eben nicht von der todtraurigen Sorte. Sie sind, wenn auch nicht gleich farbenfroh, so doch mit pastellenen Nuancen ausgestattet, die uns wenig zum Träumen animieren. Wenn man den elektronischen Überbau dieser Musik akzeptiert, dann kann man das, was hier auf „Eyes, Gleaming Through The Dark“ zu hören ist, als Freaky Folk abhandeln. Die Sounds sind trotz ihrer Transparenz beeindruckend dicht und fordernd, wobei in aller Übersichtlichkeit dann…
(48:00, CD, FinalTune/Broken Silence, 2017) Wieder einmal eine der Bands, bei welcher man die Rezension zum letzten Album herauskramen und auf den neuen Stand pimpen könnte. Soweit, so gut. "Gut" oder besser: "hervorragend" wäre auch der richtige Aufhänger für ein Album wie „The Fallen Ones“, da es wieder mit Superlativen aufwartet, die nun einmal nicht höher anzusetzen sind. Also bleibt dann auch bei CUTE alles beim Alten. Mehr oder weniger, jedenfalls. Nach dem thematischen Doppel „Shoulders & Giants“ und „Sacrifice & Isolation“ sowie dem Interimsalbum „Fragments Of A Prayer“ hauen Chris Burda und Martin Grimm weiterhin in die schon mächtig…
(42:00, Download, n5MD, 2017) Am Anfang kommt das Ende, das bei To Destroy A City nicht unbedingt ein dickes sein muss. Mit 'Final Kiss' startet das Chicagoer Cinematic-Rock-Trio in sein drittes Album, das so etwas wie ein Paradigmenwechsel, da das erste mit Gesang ist. Aber auch sonst ist bezüglich Drama, Suspensen und Atmos eine Steigerung erlebbar, welche das Album mi Vollspann in den Olymp schießt. Besagtes 'Final Kiss' wirkt erst einmal, als hätte eine Band wie Pink Floyd es geschafft, einen Song für das 21. Jahrhundert einzuspielen. Wuchtige, zum Teil elektronisch eingefärbte Drums, Gitarren in Moll, welche zu schweben und…
(60:22, Download, Art As Catharsis, 2017) Postrockfolktronica nennt sich das, was Peter Hollo mit seinem Soloprojekt raven inszeniert. Kann man so stehen lassen, muss man aber nicht. Denn „The Night Is Dark…“ kommt als facettenreiche Studie, was so alles vor allem mit einem Cello möglich ist. Über Effektgeräte und Delays um eine vielfache Klangdichte bereichert, geloopt und wieder entdröselt klingen die musikalischen Studien/Songs/Tunes oder was auch immer manchmal wie von einem kompletten Orchester eingespielt, manchmal, bis auf die Grundstruktur entblößt, melancholisch karg und verletzlich. Da sind zum Beispiel die transparent/transzendenten Sücke 'End' und 'Coda', die der Multiinstrumentalist, der vor allem…
(31:32, Download, Art As Catharsis, 2017) Aller guten Dinge sind drei - auch bei Simeon Bartholomew, der mit seinem Projekt Seims seine vielfältigen musikalischen Vorstellungen umzusetzen versucht. Bei solch einem abenteuerlichen Crossover macht es sich sicher gut, kein anderes Mitglied mit Mitspracherecht in der Band zu haben, weswegen Seims schon als das Soloprojekt des Multiinstrumentalisten durchgeht. Einzig in Schlagzeuger Chris Allison, der das Projekt bisher live unterstützte, fand Bartholomew bei seinem dritten Album beständige Unterstützung. 3 by SEIMS Vier Tracks ist „3“ nun schwer. Beziehungsweise leicht, da diese es gerade mal auf knapp eine halbe Stunde bringen. Was aber vollkommen…
(68:15, CD, Everest, 2017) „Ich lag einmal an einem Sommerabende vor der Sonne auf einem Berge und entschlief. Da träumte mir, ich erwachte auf dem Gottesacker. Ich suchte im ausgeleerten Nachthimmel die Sonne, weil ich glaubte, eine Sonnenfinsternis verhülle sie mit dem Mond. Alle Gräber waren aufgetan, und die eisernen Türen des Gebeinhauses gingen unter unsichtbaren Händen auf und zu.“ Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten will es mal wieder wissen. Lange ging er mit der Idee schwanger, den Jean Paul-Text „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ irgendwann einmal in eine entsprechende musikalische Form zu…
(54:12, Download, Art As Catharsis, 2017) Der Opium Eater spiegelt nun einmal voll und ganz den Zeitgeist wider. No animals were hurt during the making of this record. Einen zünftigen Rausch vorausgesetzt. Aber vegan ist das neue Schnitzel, und da kann man sich schon einmal ein paar das Bewusstsein erweiternde Psychoaktivitäten hinter die Kiemen pressen. Das ist korrekt und man belastet sich eben nicht mit einem schlechten Gewissen. Nach der EP *Canis Major (The Greater Dog)' mit dem gleichnamigen knapp 20-minütigen Track wagten sich die Neuseeländer nun an ihren Debüt-Langspieler. Aber, was heißt hier wagen? Das Kollektiv aus Wellington kommt…
(42:17, CD, Elusive Sound, 2017) Fulminanter Postrock aus dem katalonischen Roda de Ter: „Between Darkness And Light“ ist das beeindruckende Debüt einer faszinierenden Band. Mit „Between Darkness And Light“ erschufen BLAK die Blaupause des modernen Postrock, da hier alles das wirkt, was uns bei Artverwandten wie God Is An Astronaut, Explosions In The Sky, Collapse Under The Empire, This Will Destroy You, And So I Watch You From Afar, Godspeed You! Black Emperor, We Lost The Sea, Maybeshewill oder Sleepmakeswaves gut und teuer ist. Der einzige Unterschied, der hier auszumachen ist – BLAK brauchen keinen für Kopfkino sorgenden Namen, weil…
»Die Chemie muss stimmen!« Marco Minnemann gilt gemeinhin als Hansdampf in allen Gassen. Seine Karriere begann der Hannoveraner immerhin bei den Freaky Fuckin Weirdoz sowie den H-Blockx. Mit den Illegal Alliens gründete der Schlagzeuger Mitte der 90er seine erste eigene Band und offenbarte hier schon eine Vorliebe für den Progressive Rock. Dieser wurde ein wichtiger Eckpfeiler seiner Karriere, die ihn als Live-Drummer auch in die Bands von Nena, Udo Lindenberg, Mike Keneally sowie zu Kreator(!) brachte. Da wären aktuell erst einmal The Aristocrats, die er zusammen mit Guthrie Govan (GPS, Steven Wilson, Asia) und Bryan Beller (Steve Vai, Dzweezil Zappa)…
(40:44, CD, The Sign/Cargo, 2017) Hier wird einem schon eine ganze Menge abverlangt. Progressive-Death-Pop nennt sich das wuchtig-energetische Konglomerat aus Metal, Prog, Darkwave und Operette, bei dem immer und überall Sängerin Sonja "Fia" Kempe im Vordergrund steht. Weil an dieser Walküre niemand vorbeikommt, der sich mit The Great Discord einlässt oder einlassen möchte. Dabei macht die Akteuse und Diseuse von Anfang an klar, dass sie eben nicht die Unschuld einer Alice besitzt, auch wenn sich die Band auf ihrem neuen, zweiten Album tief hinab in den Kaninchenbau begibt. Die Schweden geben, das Intro 'Dimman' einmal ausgenommen, von Anfang an Vollgas, was wieder…
(44:25, CD, Sireena/Broken Silence, 2017) Vater und Sohn, die, auf ihre musikalische Karriere bezogen, bisher vollkommen unterschiedliche Wege gegangen sind. Während Dad Andreas "Bubi" Hönig bisher bei Extrabreit, Faithful Breath, Green sowie Symphonic Floyd mitmischte und somit eher die NDW-/Kraut- und Progrock-Ecke abdeckte, produzierte Sohnemann Clitko Rapper wie Too Strong, Brenna und Fard. Die Gegensätze ziehen sich bei ihrem gemeinsamen Projekt Human wie magisch an. That’s family Business. Hier finden die musikalischen Vorlieben beider Musiker einen gemeinsamen Nenner - eine Art Trip Rock beziehungsweise Kraut Hop, der fast schon endemisch die hiesige musikalische Landschaft bereichert. Hypnotische elektronische Klangflächen à la Massive Attack bilden die Basis für einen…
(44:52, CD, Freia/FMLS, 2017) 'Wrong Turn' heißt der Opener des zweiten Fulltimers von Jet Black Sea, und es scheint tatsächlich, dass uns dieser Track auf eine komplett falsche Fährte locken soll. Elektronische Beats im NIN-Industrialformat verschmelzen mit crimsoneskem Mellotronsound, wobei diese Symbiose in einem kurzen Anflug von Progressive Metal zu kollabieren scheint. Aber danach wird (fast) alles anders. Das aus dem ehemaligen Nine Stones Close-Gitarristen Adrian Jones und Programmer Michel Simons gebildete Duo versteift sich auf weitflächige Extravaganzen, die oft in Pink Floyd’sche Wohlfühlebenen aufsteigen. Andererseits ist da noch ein Track wie 'The Sixth Wheel', der uns Neoprog-Ausflüchte liefert, und 'Cathedral', das…
(45:50, CD, Broken Silence, 2016) Was geographisch unmöglich ist, nämlich dass der Neckar in den Ganges fließt, nimmt auf musikalischer Ebene jetzt hörbare Form an. NeckarGanga verschmelzen die Komplexität indischer Musik mit europäischem Jazzrock und setzen mit ihrem Debütalbum „Innaad“ dort an, wo Ravi Shankar einst für Furore sorgte. 2014 reisten der Percussionist Peter Hinz und der Saxophonist Steffen Dix nach Varanasi, einer der ältesten Städte der Welt, die 2000 vor Christus angeblich von Shiva selbst gegründet wurde. Dort traf das Duo auf den Tabla-Meister Kesahva Rao Nayak, der es in klassischer indischer Musik unterrichtete. Die hieraus entstandene Bindung wurde dermaßen stark, dass sich hieraus ein Projekt mit…