Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

10.5
Reviews

(3 LPs, 1 DLP, Pink Floyd Records/Warner Music Entertaiment, 2016) Pink Floyd und Vinyl – für viele Fans der Ausnahme-Band gehört das einfach zusammen. Nicht zuletzt auch wegen der legendären LP-Covers von Hipgnosis, die im CD-Format nicht mehr so zur Geltung kommen konnten, wie es die für LP-Hüllen entworfenen Kunstwerke verdienten. Hauptgrund ist jedoch, dass das Schaffen der Band mit Ausnahme der letzten beiden Alben ohne Roger Waters komplett dem Vinyl-Zeitalter zuzurechnen ist. Wie bereits angekündigt, werden alle Studioalben von Pink Floyd im Laufe dieses Jahres wieder auf Vinyl aufgelegt. Die ersten vier erscheinen Anfang Juni. Da wäre zunächst das 1967er-Debüt „The…

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(50:19, CD, This Charming Man Records, 2016) Wenn man „Bedroom Eyes“ im „Blindtest“ vorgespielt bekommt und erraten soll woher diese Band wohl kommt, wird kaum jemand auf good old Germany tippen. Dass das Album auf einem abgeschiedenen Bauernhof in Schleswig-Holstein aufgenommen wurde, erscheint ebenfalls reichlich absurd. Denn deutsch klingt an diesem Album so rein gar nichts. Obwohl? Es wirkt schon etwas krautig, wie etwa dieses mantrahafte instrumentale Intro mit dem Titel ‚Lacerate Slowly‘, das den bunten Psycho-Pop-Mix von „Bedroom Eyes“ einleitet. Und der ist wirklich bunt. Es braucht schon ein paar Spins, bis man sich in die Welt von Ωracles reingehört hat.…

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9.0
Reviews

( 73:13; CD, White Knight Records/Just for Kicks , 2016) Red Bazar aus dem englischen Nottingham veröffentlichen mit „Tales From The Bookcase“ ihr drittes Album. Erstmals mit an Bord ist Peter Jones, der als Solokünstler unter dem Namen Tiger Moth Tales bereits für einiges Aufsehen sorgte. Waren Red Bazar bislang eine reine Instumental-Formation, so verleiht der seit frühester Kindheit erblindete Sänger der Band nun eine kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme. Um es vorwegzunehmen: Dieses Joint Venture kann sich hören lassen. Die Texte aus der Feder von Jones sind, wie der Album Titel schon suggeriert, von seiner Lieblingsliteratur inspiriert. Sie stammt unter anderem von Autoren…

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9.3
Reviews

(46:16, 40:00; CD, DVD, Desert Comb Music/Just For Kicks, 2016) Der australische Multiinstrumentalist Ben Craven legt mit „Last Chance To Hear“ sein drittes Album vor. Die Produktion fungierte als Pilotprojekt der Musikplattform TuneLeak, die unter dem Motto „Viva la album“ ein neues Vermarktungsmodell für Musik etablieren möchte. Die Idee dahinter ist, ein Album Stück für Stück während des Produktionsprozesses zu veröffentlichen und zu verkaufen. Ob sich dieses Konzept in der Praxis bewährt, bleibt abzuwarten. Craven selbst bezeichnet sich als Cinematic-Progressive-Rock-Singer-Songwriter. Das trifft die Bandbreite seines Output relativ gut. Einschränkend sei erwähnt, dass Gesang auf Cravens neuem Werk eine recht untergeordnete Bedeutung zukommt. Weite…

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11.0
Reviews

(50:25, CD, White Knight Records/Just for Kicks, 2016) Der Kreis schließt sich. Mit seinen fünften Album „Island Of The Imbeciles“ verabschiedet sich Steve Thorne als Interpret aus dem Musikzirkus, in Zukunft möchte er als Songwriter im Hintergrund für jüngere Künstler arbeiten. Das hatte er bereits vor geraumer Zeit in einem Interview mit den DPRP angekündigt. Getreu dem Motto „Never say never“ warten wir mal ab, ob es wirklich ein Abschied für immer bleibt. Dass er sein Handwerk versteht, hatte er bereits auf dem Debüt „Emotional Creatures, Part One“ bewiesen. Auf „Island Of The Imbeciles“ zeigt sich Thorne jetzt nochmals in…

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11.3
Reviews

(42:18, CD, KScope/Edel, 2015) Dass im Stall von KScope immer wieder interessante und vielversprechende neue Acts unterkommen, ist hinlänglich bekannt. Die im US-Bundesstaat Ohio beheimateten Brüder Casey und Jesse Cooper machen da keine Ausnahme. Unter dem Bandnamen The Receiver legen sie mit „All Burn“ ihr inzwischen drittes Album vor und debütieren damit auf dem britischen Label. Die Musik von The Receiver klingt gänzlich unamerikanisch – die elf Songs auf „All Burn“ sind wahre Ohrenschmeichler, die Casey J. Cooper mit seiner Samtstimme intoniert. Der Geist von ‚Everybody’s Got To Learn Sometime‘, dem einzigen Hit der Korgis, schwebt durch den Raum. Die Arrangements sind fast…

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Pink Floyd-Fans und Vinyl-Sammler sollten sich den 3. Juni im Kalender fett anstreichen. In einer Pressemitteilung gab Warner Music bekannt, dass der gesamte Katalog der Band im Laufe dieses Jahres auf Vinyl wiederveröffentlicht wird. Die erste Charge umfasst folgende Alben: „The Piper At The Gates Of Dawn“ „A Saucerful Of Secrets“ „More“ (Soundtrack) „Ummagumma“ (2LP) Man darf sich auf originalgetreue Reproduktion der LP-Hüllen und audiophile 180g-Pressungen freuen. Für das Vinyl-Remastering waren James Guthrie, Joel Plante und Bernie Grundman verantwortlich. Genaue Daten für die nächsten Veröffentlichungen sind noch nicht bekannt. Selbstverständlich werden wir darüber berichten. Natürlich werden wir auch die Alben selbst einem…

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(47:58; LP, Elevator Lady Ltd./Universal Music, 2006/2016) Anfang April wurde „Meds“, das fünfte Studioalbum von Placebo, auf Vinyl wiederveröffentlicht. Im Handel sind Versionen in pinkem und schwarzem Vinyl erhältlich. Da die Band nach diesem Album das Label wechselte, bleibt es wohl das letzte in der Reihe dieser Wiederveröffentlichungen. Auf „Meds“ verfolgten Brian Molko, Stefan Olsdal und letztmalig Steve Hewitt den Weg des Vorgängeralbums „Sleeping with Ghosts“ weiter. Auch „Meds“ hat eine deutlich hörbare elektronische Komponente, die an manchen Stellen an späte Alben von Depeche Mode erinnert. Darüber hinaus kommen bei den Songs ‚Space Monkey‘, ‚Pierrot the Clown‘ und ‚Song to say goodbye‘ Streicher zum…

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11.5
Reviews

(78:23; 76:45; 2CD; Swansong/Rhino Records; 2016) Es ist schon erstaunlich, dass es aus der Original-Ära von Bad Company in der Besetzung Paul Rodgers (Gesang, u.a. Free), Simon Kirke (Schlagzeug, Free) Mick Ralphs (Gitarre, u.a. Mott The Hoople) und Boz Burrell (Bass, u.a. King Crimson) bislang keine offizielle Live-Veröffentlichung gab. Außer Bootlegs und halb legalen Veröffentlichungen sind lediglich Live-Alben mit Aufnahmen aus der jüngeren Vergangenheit im Handel. Diese Lücke wird durch „Live 1977 & 1979“ jetzt geschlossen: Zwei Mitschnitte von Konzerten in Houston (1977) und London (1979) sind auf der Doppel-CD verewigt. Die Konzerte fanden auf den Tourneen zu den Alben „Burning Sky“…

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(50:35, LP, Sony Music/Epic, 1971/2016) In unserer unregelmäßigen Review-Reihe von Vinyl-Wiederveröffentlichungen kommt heute wieder mal ein echter Klassiker auf den Teller. „Tapestry“, das zweite Album der US-Amerikanerin Carole King aus dem Jahr 1971, hat nicht nur 45 Jahre auf dem Buckel. Es hat sich laut Wikipedia auch weltweit 25 Millionen mal verkauft. Der „Rolling Stone“ platzierte es 2003 auf Rang 36 der 500 wichtigsten Alben aller Zeiten. Über solche Ranglisten und deren Kriterien lässt sich natürlich streiten. Im Fall von „Tapestry“ sprechen die Verkaufszahlen aber für sich. Es sei vorausgeschickt, dass das Werk mit Prog-Rock rein gar nichts am Hut…

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4.0
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(49:00, CD, Cadot Records, 2014) Starlight Brigade ist eine 12-köpfige Formation aus Schweden. Ihren Stil beschreibt die Band auf Facebook als Progressive Rock/Crossover. Als Einflüsse nennt man insbesondere Pink Floyd, Led Zeppelin und die Beatles. Kopf der Band ist der Gitarrist und Keyboarder Anders Nilsson. Er hat alle Stücke auf „Into The Light“ komponiert und das Album produziert. Den Gesang teilen sich drei Leadsänger und zwei Background-Sängerinnen. Auch die Instrumente sind über die elf Songs hinweg mit wechselnden Musikern besetzt, die sie alle professionell beherrschen. Das deutet soweit auf ein abwechslungsreiches Album hin. Leider bestätigt sich dieser Eindruck beim Hören ganz und gar…

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11.5
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(55:25, CD, MoonJune/Cargo, 2016) Davon ausgehend, dass Beledo bislang nur den wenigsten unserer Leser ein Begriff sein dürfte und auch dem Rezensenten im Vorfeld völlig unbekannt war, soll zunächst das Ergebnis intensiven Googlens den Standort des Künsters etwas erhellen. Das macht umso mehr Sinn, wenn man der Auffassung ist, dass ein so blitzsauberes Fusion- und Jazz-Rockalbum nicht aus dem Nichts kommen kann. Bela Beledo ist ein aus Uruguay stammender und in New York lebender Gitarrist und Multiinstrumentalist. Auf „Dreamland Mechanism“ spielt er Gitarre, Bass, Violine, Akkordeon, Piano und Keyboards. In seiner Biographie fällt die Jazz-Rock-Formation The Avengers auf, bei der kein Geringerer…

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(35:10, CD, Blue Barge/Cargo, 2016) Generation 50+ aufgepasst – der Sound der so schmerzlich vermissten Dire Straits ist zurück, Mr. Illsley macht es möglich. Eine wirklich nette Geste angesichts der Tatsache, dass sich Mr. Knopfler, sein Ex-Boss, dem Klangkosmos der gemeinsamen Vergangenheit seit Jahren konsequent verweigert. Und Mühe gibt er sich, der Herr Illsley. Sogar den schnodderigen Gesangsstil von Herrn Knopfler hat er inzwischen adaptiert. Den Saitenzauber erledigen die Herren McIntosh (u.a. Talk Talk, Paul McCartney), Palmer (u.a. David Sylvian, Dire Straits) und der jugendliche Herr Johnson. Allesamt Meister ihres Faches und würdige Mark Knopfler-Vertreter. Kollege Fletcher lässt sich ebenfalls nicht lumpen und…

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Es scheint so, als würden am 16. April für Plattensammler Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen: Der jährliche Record Store Day steht an. Auf der Homepage des RSD Germany findet man alles Wissenswerte über Veröffentlichungen (#RSD16 – Countdown und Veröffentlichungsliste), Live-Veranstaltungen und teilnehmende Plattenläden. Zeitgleich findet im niederländischen Utrecht die 45. Record & CD Fair statt. Die zweitägige Veranstaltung (16-17. April) gilt als größte Schallplattenbörse weltweit und ist Pilgerstätte für unzählige Vinyl-Aficionados. Insbesondere dann, wenn man auf der Suche nach einer seltenen Scheibe ist, besteht hier die größte Chance, dass einer der ca. 500 Händler aus aller Welt das Objekt…

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(48:03, LP, Sony Music/Legacy, 1993/2016) Das schwierige zweite Album – daran ist so manche Band grandios gescheitert. Pearl Jam, neben Nirvana und Soundgarden eine jener Gruppen, die die Grunge-Ära prägten, hatten mit ihrem ersten Album „Ten“ die Messlatte selbst in schier unerreichbare Höhe gelegt. Für „Vs.“ brauchte es also einen Plan, um unbeschadet am Debüt vorbeizukommen. „Ten“ war mit maximalen Mitteln durchproduziert worden, bei „Vs.“ wählten Pearl Jam den Weg des maximalen Widerstands, indem sie Perfektion durch schiere Kraft ersetzten. Wie man weiß, ging dieser Plan auf.  „Vs.“ legte den Grundstein dafür, dass sich Vedder & Co. fortan einen feuchten Sch… um kommerzielle Aspekte…

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(48:00, Vinyl, Sony Music, 1966/2016) Sony Music veröffentlicht am 15. April, also einen Tag vor dem Record Store Day, eine ganze Reihe Rock-Klassiker wieder auf Vinyl. Drei davon möchten wir hier im Vorfeld genauer unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht das 1966 erstmals veröffentlichte zweite Album der irischen Band Them. „Again“ war das letzte Them-Album mit Van Morrison, der sich später mit „Astral Weeks“ unsterblich machen sollte. Selbstredend gibt es hier keinerlei Prog zu hören, der wurde ja (in zumindest einer Lesart) erst von King Crimson im Jahr 1969 eingeläutet. Interessant ist allerdings, dass Prog-Urgestein Peter Bardens (Camel) im Jahr 1965 ein kurzes Gastspiel…

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11.5
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(38:38, Vinyl, Sireena/Kuckuck, 2016) Kleine Zeitreise gefällig? Okay, drehen wir das Rad ins Jahr 1971 zurück. Das Jahr, in dem Alben wie „Nursery Cryme“ (Genesis), „Pawn Hearts“ (Van der Graaf Generator) oder „Aqualung“ (Jethro Tull) erschienen. Im Schatten solcher Meilensteinen wirkte im fränkischen Nürnberg eine Band mit dem eigentümlichen Namen Ihre Kinder, die in einem „Eines Tages“-Porträt des „Spiegel“ zurecht als die „Großväter des Deutschrock“ bezeichnet wurde. Zwar war die Band zu keiner Zeit so populär wie Ton Steine Scherben oder später Udo Lindenberg, aber sie legte den Grundstein dafür, dass sich Rockmusik auch mit deutschen Texten und Gesang etablieren konnte. „Werdohl“, benannt nach…

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Man könnte von einem Paukenschlag sprechen: Angeregt von InsideOut-Chef Thomas Waber haben Ex-Yes-Sänger Jon Anderson und Roine Stolt (Gesang, Gitarre; u.a. The Flower Kings, Transatlantic) in den vergangenen anderthalb Jahren an einem gemeinsamen Album gearbeitet und es mit prominenter Unterstützung aufgenommen. Beteiligt waren die (Ex-)Blumenkönige Michael Stolt und Jonas Reingold (beide Bass), Felix Lehrmann (Drums) sowie Tom Brislin und Lalle Larsson (beide Keyboards). Als Gäste sind zudem unter anderem Nad Sylvan und Daniel Gildenlöw zu hören. Ihr Album mit dem Titel „Invention Of Knowledge“ wird am 24. Juni bei InsideOut Music erscheinen. Track Listing: Knowing (17:45) Everybody Heals (13:20) Invention Of Knowledge (23:10) Know…

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10.0
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(37:20; 56:00, CD+DVD, SPV, 2016) Die Jahre von 1978 bis 1982 waren eine spannende Zeit. Das Punk- und New-Wave-Movement stellte die Musiklandschaft auf den Kopf und es soll zu einem großen Dinosaurier-Sterben gekommen sein. Es gab jede Menge Hype, gleichzeitig aber schlugen die Geburtsstunden großartiger Bands wie XTC, The Police und Japan. Auch Fischer-Z zählte zu den vielversprechenden Formationen, die diesem Umfeld entsprangen. Das 1981 erschienene Album „Red Skies Over Paradise“ brachte den Briten speziell in Deutschland den großen Durchbruch. John Watts‘ bissige politsche Texte trafen den Nerv der Zeit im Schatten des Kalten Kriegs. Just zu diesem Zeitpunkt aber…

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9.3
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(56:36, CD, Wild End Records/Just for Kicks, 2015) Colin Bass ist in Prog-Kreisen als Bassist der Band Camel bekannt. Sowohl auf der Bühne als auch im Studio übernimmt er zudem auch den einen oder anderen Gesangspart. Im vergangenen Jahr hat er sein drittes Soloalbum „At Wild End“ veröffentlicht. Wie viele Musiker abseits des Mainstreams finanzierte er dieses Projekt über eine Crowdfunding-Kampagne. Das Ergebnis ist ein Singer/Songwriter-Album alter Schule, das durch seine warme Produktion und feines Handwerk glänzt. Unterstützt wurde Bass unter anderem von Camel-Boss Andrew Latimer an Gitarre und Tasten sowie von Dave Stewart (Camel, Fish) an den Drums. Dass das Album ein wenig nach Camel klingt, liegt auch daran,…

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