Colin Bass – At Wild End

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At Wild End(56:36, CD, Wild End Records/Just for Kicks, 2015)
Colin Bass ist in Prog-Kreisen als Bassist der Band Camel bekannt. Sowohl auf der Bühne als auch im Studio übernimmt er zudem auch den einen oder anderen Gesangspart. Im vergangenen Jahr hat er sein drittes Soloalbum “At Wild End” veröffentlicht. Wie viele Musiker abseits des Mainstreams finanzierte er dieses Projekt über eine Crowdfunding-Kampagne. Das Ergebnis ist ein Singer/Songwriter-Album alter Schule, das durch seine warme Produktion und feines Handwerk glänzt.

Unterstützt wurde Bass unter anderem von Camel-Boss Andrew Latimer an Gitarre und Tasten sowie von Dave Stewart (Camel, Fish) an den Drums. Dass das Album ein wenig nach Camel klingt, liegt auch daran, dass Bass’ Stimme der von Andrew Latimer ähnelt, trotzdem sollte man keinen Prog erwarten, wenn man die Scheibe in den Player legt. Die weiteren beteiligten Musiker setzen vielmehr gelegentliche Akzente auf Folk, Blues und Country. Da Colin Bass selbst ein Faible für fernöstliche Klänge hat, finden auch die sich auf “At Wild End” vereinzelt wieder. Das Album ist abwechslungsreich geraten, das Gros des Materials besteht aus recht entspannten Songs und Balladen, in denen Bass aus seinem Leben erzählt. So dreht sich ‘In Another Time’ darum, wie im London der 1970er-Jahre eine Band zusammenfindet. In ‘Back To Earth’ gibt’s ein kurzes Solo auf dem Fretless Bass. Das schunkelige ‘Walking To Santiago’ macht schlicht gute Laune, und der abschließende Titeltrack vermittelt ein wenig die Atmosphäre von ‘Brothers In Arms’ der Dire Straits. Grundsätzlich kann man sagen, dass Colin Bass hier in ähnlichen Gefilden unterwegs ist wie der ehemalige Dire-Straits-Boss Mark Knopfler, dessen Entspanntheit allerdings häufig die Einschlummergrenze überschreitet.

Eine Bewertung für “At Wild End” nach Prog-Kriterien würde nüchtern betrachtet ziemlich schwach ausfallen. Da Colin Bass aber vermutlich fast ausschließlich in Prog-Umfeld wahrgenommen wird, sollte es unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es ein Singer/Songerwriter-Album ist, trotzdem eine Einordnung bekommen. Akzeptiert man es als das was es ist, hält man ein gelungenes Werk in Händen. Prog-Puristen dürfen sich gerne zwei bis drei Punkte wegdenken.
Bewertung: 10/15 Punkten (WE 8, DH 10, KR 10, KS 9)

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Über den Autor

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

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von Daaty Artikel-Lesezeit: ca. 1 min
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