(39:07; Vinyl, CD, Tape, Digital; Rise Records, 28.10.2022) Mit „Remember That You Will Die“ ist Polyphia ein in vielerlei Hinsicht überraschendes Album gelungen, das nicht nur die Prog-Welt entzweien wird, sondern wohl auch die eigene Fan-Basis. Denn obwohl „Remember That You Will Die“ ganz unverkennbar nach Polyphia und sonst niemand anderem klingt, ist bei der neuen Scheibe doch vieles anders als man gewöhnt ist. Denn Progression erreichen die vier überaus talentierten Musiker auf ihrer aktuellen Aufnahme hauptsächlich durch Kooperation. Hauptsächlich wie gemerkt, denn der Ausflug in die Welt des Flamencos, wie man ihn auf der ersten Single ‚Playing God‘ hören…
Autor: flohfish
(43:56; Vinyl, CD, Digtal; Svart Records/Cargo Records, 13.05.2022) Den Begriff Canterbury ist wohl jedem aufgeschlossenen Prog-Hörer schon einmal begegnet und auch das Wörtchen Doom dürfte außerhalb der Gamer-Szene bekannt sein. Canterbury-Doom dagegen ist bisher unbekannt und beschreibt nicht wirklich ein Genre. Es ist vielmehr die Selbstbezeichnung der aus Canterbury stammenden Doom-Band Famyne, die nach einer selbstbetitelten EP (2015) und einem selbsbetitelten Album (2018) bereits im Mai 2022 ihr hier vorliegendes Zweitwerk „II: The Ground Below“ veröffentlicht haben. Kennt man den Canterbury-Sound, so ist der Begriff nicht wirklich passend für diese Aufnahme. Progresive Doom aus Canterbury würde es da schon eher…
BoySetsFire und Hot Water Music, zwei der hierzulande beliebtesten Bands aus der Schnittmmenge von Post Hardcore und Emocore, auf gemeinsamer Jubiläumstour zum Fünfundzwanzigsten. Und mit im Gepäck dann auch noch Samiam, die in ihrem Bekanntheitsgrad zwar nicht ganz an die Kollegen heranreichen konnten, aber für Kenner der Szene so etwas wie das Sahnehäubchen dieses Paketes sind. Ob es mit den weitaus unbekannteren Be Well tatsächlich einer weiteren Band bedarft hätte, kann kritisch beäugt werden, denn gemeinhin fängt die erste Gruppe bei Vierer-Paketen so zeitig an, dass sie von den meisten Zuschauern verpasst wird. Be Well So war es dann auch…
(45:17; Vinyl, CD, Digital; Indie Recordings/Plastic Head, 07.10.2022) Pop-Melodien in der progressiven Musik. Für viele Prog-Fans bis heute ein rotes Tuch. Doch was gibt es eigentlich Schöneres als die Kombination von Eingängigkeit und Komplexität? In Skandinavien scheint man diese Frage schon des längeren mit „Nichts!“ beantwortet zu haben. Denn wie sonst wäre eine solche Schwemme an Bands erklärbar, die sich in Richtung Heavy Progressive Pop Music entwickelt haben? Leprous, Agent Freco, VOLA, Port Noir, Cold Night For Alligators und jetzt auch die aus Oslo stammende Band Maraton. Denn auch Maraton, die auf ihrem Debüt-Album „Meta“ noch eindeutig als Prog-Band auszumachen…
(25:12; LP, Digital; Profound Lore Records, 21.10.2022) Hört man „Black Math Horseman“ zum ersten Mal, so denkt man sofort, dass diese EP von einer Band stammt, die zum Roadburn Festival passen würde wie die Faust aufs Auge. Denn auf der knapp halbstündigen Aufnahme verbinden die US-Amerikaner doomige Schwere und metallische Härte mit post-rockigem Rausch und vokaler Schwerelosigkeit. Doch scheinen diese Feststellung schon andere gemacht zu haben. Denn Black Math Horseman sind keine neue Band, sondern lediglich eine, die für mehr als eine Dekade von der Bildfläche verschwunden waren. So hatten die Kalifornier bereits 2009 ihr erstes und bisher einziges Album…
(42:57; Vinyl, CD, Digital; Red Creek/Season Of Mist, 14.10.2022) Eigentlich hätten wir über Birds In Row ja schon einen Konzertbericht schreiben wollen, doch zwei gebrochene Finger standen dem Live-Bericht über die gemeinsame Tour mit Cult Of Luna und Caspian dann leider im Wege. So müssen wir mit dem aktuellen Album der Band aus dem französischen Städtchen Leval vorliebnehmen. Und ehrlich gesagt, „Gris Klein“ stimmt einen traurig, die Franzosen verpasst zu haben. Denn Birds in Row vermengen Hardcore Punk mit atmosphärisch-verzauberndem Post Rock und Blackgaze-Elementen zu einer so faszinierenden wie explosiven Mischung, die geradezu danach schreit, live auf der Bühne umgesetzt…
(42:37; Vinyl, Digital; 12pylons Records, 24.06.2022) Wild, ärgerlich und ungebändigt. So klingt die Musik, die das Duo Miira in Form von vier Liedern auf ihr zweites Studio-Album „Wellness“ haben pressen lassen. Stücke, die oft mehr nach Improvisationen klingen als nach echten Kompositionen. Denn die Wege, die Philipp Dittmar (u.a. Red On) und seine Mitstreiter beschreiten, sind meist unvorhersehbar. Ein Wechselspiel, bei dem man weder weiß, wie die Parade aussieht, noch in welcher Form Riposte erfolgen. Ob es vor den Aufahmen bereits musikalische Entwürfe gegeben hat, bleibt fraglich. Sicher ist jedoch, dass die mit „I“, „II“, „III“ und „IV“ betitelten Stücke…
Vernachlässigte Schotten Biffy Clyro sind schon ein Phänomen auf BetreutesProggen.de. Denn die Schotten haben es bei uns bisher bereits auf drei Konzert-Berichterstattungen gebracht, wohingegen von ihren immerhin acht Studio-Alben soweit noch keines besprochen worden ist. Rezensionen hat es bislang nämlich nur eine gegeben, und das ausgerechnet für das eher untypische Soundtrack-Album „Balance, Not Symmetry“ aus dem Jahre 2019. Und so kam es auch zuletzt wieder so wie es kommen musste: das letztjährige Biffy-Clyro-Album „The Myth of the Happily Ever After“ wurde in guter Betreuer-Tradition von uns vernachlässigt. Auf der aktuellen Tour dagegen waren wir wieder einmal zugegen. Und zwar dieses…
(42:00; Vinyl, CD, Digital; Apollon Records, 30.09.2022) Die Interpretation einer berühmten Szene aus den Tintin-Comics (dt.: Tim & Struppi) als Cover-Artwork, wobei die Hauptfigur und ihr Hund durch ein Abbild des Musikers Bastian Veland und dessen Vierbeiner ersetzt worden ist. Was sich hinter diesem Aufmacher wohl für Musik verbergen mag? Man kann sich hier ja viel vorstellen, aber kaum das was dann tatsächlich aus den Lautsprechern ertönt. Nämlich eine Art Pop-Variante der Nine Inch Nails. Wie Trent Reznor klingt, wenn er sich der Popmusik widmet, das hatte man schon auf dem letztjährigen Album „If I Can’t Have Love, I Want…
(41:48;180g Black Vinyl, CD, Blu-ray, Boxset, Digital; Pink Floyd Records/Parlophone; 16.09.2022) Als das Cover Artwork zum vorliegenden Album zum ersten Mal in Social Media auftauchte, vermutete so manch einer ein weiteres Pink-Floyd-Tribute-Album. Doch ein zweiter Blick offenbarte schnell, dass es sich hier um etwas anderes handeln musste. Zu professionell war die Fotografie der legendären Battersea Power Station geraten. Zu nah am 1977er Original von Hipgnosis. Und gleichzeitig doch ganz anders. Denn das Londoner Kraftwerk, das ursprünglich in Brauntönen das Antlitz von „Animals“ zierte, erstrahlt heuer in silbrig-grauen Farben, umringt von zahlreichen Kränen, die abendlich von Leuchten erhellt werden. Zudem sind…
(62:00, CD, Digital, Sensory Records/Alive, 16.09.2022) „Virtual Symmetry“ ist bereits das dritte Album der schweizerisch-italienischen Formation gleichen Namens. Und das ist ernüchternd. Denn bei einer Band, die solch ein spielerisches Können besitzt, hätte man doch hoffen können, dass sie spätestens für die Produktion ihres Drittlings einen guten Songwriter oder zumindest einen richtungsgebenden Produzenten finden kann. Haben sie aber nicht! Und so gibt es auf „Virtual Symmetry“ vor allem folgendes zu Hören: • Songs, die durch die Bank lang und im Falle des Titelstückes sogar überlang sind, • eine schier unerschöpfliche Quelle von Ideen, die zu selten ausgearbeitet und stattdessen einfach…
(37:02; Vinyl, CD, Digital; Kranky, 15.04.2022) Dass Ambient Music gewöhnlich die Eigenschaft besitzt, beruhigend zu wirken, ist allseits bekannt. Und wohl auch eines der Charakteristika, für welches dieses Genre von seinen Liebhabern geschätzt wird. „Ghost Poems“, das neue Album von Earthen Sea aka Jacob Long hat eine solche beruhigende Wirkung, dass es einschläfernd wirkt. Dies liegt nicht nur am Stil des Künstlers, der mit seinen sanften Loops und dezenten Rhythmen einen extrem minimalistischen Ansatz gewählt hat, sondern zudem auch an der Gleichförmigkeit der zehn Stücke. Denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Liedern sind so dezent, dass es größter Aufmerksamkeit bedarf.…
Wahrscheinlich gibt es nur wenige deutsche Bands, die seit dem Ausbruch von Corona so oft auf Tour waren wie The Hirsch Effekt. Was sich auch darin spiegelt, dass dieser Artikel bereits unser dritter Konzertbericht über die Hirsche binnen der letzten 24 Monate ist. Doch so schmackhaft wie in diesem Herbst waren die vergangenen Touren der Band nicht gewesen. Denn mit A kew’s tag konnte eine der vielversprechendsten jungen Bands der deutschen Progressive-Rock-Szene als Support gewonnen werden. A kew’s tag So war die Vorfreude beim Berichterstatter auf den Auftritt der Newcomer dann auch größer als die auf den Headliner. Denn das…
(40:00; Vinyl, CD, Tape, Digital; Relapse Records, 29.04.2022) Disembody Through Unparalleled Pleasure, Festering Terror in Deepest Catacomb, Infernal Moonlight Apparition und Darkest Prince. Namen, die schon als Bezeichnungen für Black-Metal-Bands kaum clichéhafter sein könnte. Doch die Musiker von Devil Master aus dem US-amerikanischen Philadelphia gehen noch einen Schritt weiter und nutzen diese Namen als Pseudonyme für sich selbst. Über Geschmack lässt sich streiten. Aber zumindest stimmt das Gesamtpaket, denn die Namen passen wunderbar zu dem in Lila-Schwarz gehaltenen Cover-Artwork ihres neuen Albums „Ecstasies Of Never Ending Night“ sowie zu den Presse-Fotos, auf denen sich die vier Musiker in schwarzen Kutten…
(35:58; Vinyl, CD, Digital; Sargent House, 29.04.2022) Als Helms Alee am 20. April 2022 als Vorgruppe der Chicagoer Post-Metal-Band Russian Circles in der Escher Kulturscheune auftraten, taten sie dies nur zwölf Tage nach dem Auftritt von Gggolddd in der am anderen Ende der luxemburgischen Stadt gelegenen Rockhal. Schon damals fielen Parallelen zwischen Helms Alees neuem, hier besprochenen Werk „Keep This Be The Way“ und älteren Stücken der niederländischen Formation auf. Denn Stücke wie Helms Alees ‚See Sights Smell Smells‘ und Golds ‚He Is Not‘ sind sich atmosphärisch und gesangstechnisch so ähnlich, dass sie vom gleichen Album stammen könnten. Doch wo…
(55:00; CD, Digital; Tour Vie/Bandcamp, 15.04.2022) „XIII“ ist bereits das zweite Album der lothringischen Musikerin Lola Damblant-Soler unter der Namen Soledad. Zwar gab es im Jahre 2019er mit „Catharsis“ schon ein Vorgängeralbum, doch firmierte dies noch unter dem Namen Soledad, a Solo Project. Inzwischen konnte die aus Metz stammende Künstlerin jedoch gleichgesinnte Mitmusiker um sich versammeln, sodass Soledad zu einer echten Band herangewachsen ist. Doch nicht nur personell ist Soledad gewachsen, auch musikalisch stellt das Album „XIII“ eine echte Entwicklung dar. Denn Lola Damblant-Solers Zweitling gestaltet sich um einiges abwechslungsreicher als noch sein Vorgänger. Hat man beim Opener ‚Hanging Over…
(37:50; Vinyl, CD, Tape, MiniDisc, Digital; Apollon Records, 20.05.2022) Es ist immer wieder bemerkenswert, wie es Apollon Records schaffen, so viele innovative und interessante Formationen in Norwegen aufzuspüren. Dies gilt so wohl für den Prog-Sektor als auch für die musikalischen Bereiche rund um dessen Tellerrand. Melt Motif sind dabei keine Ausnahme, denn bei der Band, bestehend aus Rakel & Kenneth Rasmus Greve sowie dem aus São Paulo stammenden Musiker und Produzenten Joe Irente, wird der Experimental-Faktor groß geschrieben. So ist mit ihrem im Mai 2022 veröffentlichten Debüt „A White Horse Will Take You Home“ ein Album entsatnden, dass tief in…
(54:08; Earbook, Vinyl (2LP), CD, Tape, Digital; One Little Independent, 30.09. 2022) Björk Guðmundsdóttir war schon immer vorranging eines, nämlich eine Künstlerin, die sich der Avantgarde verschrieben hat. Doch wo Björks frühe Alben „Debut“, „Post“ und ‚Vespertine‘ auch allen Ansprüchen der Populärmusik gerecht wurden und die Isländerin mit Hits wie ‚Human Behaviour‘, ‚Army Of Me‘ und ‚Hidden Place‘ schnell zu Weltruhm aufstieg, bewegten sich die jüngeren Langspielplatten immer weiter vom Massengeschmack weg. Der künstlerische Anspruch der ehemaligen The-Sugarcubes-Sängerin bekam einen immer zentraleren Stellenwert. So waren auf Björks füntem Album „Medúlla“ beispielsweise nur Stücke enthalten, die fast ausschließlich a capella gehalten…
(42:33; CD, Digital; Les Èditions Hurlantes/Black Clouds Prod/Le Pool x FUGA, 01.04.22) Schubladen funktionieren eigentlich nur dann, wenn alles genormt ist und Dinge auch wirklich in Schubladen hineinpassen. Tun sie das nicht, so müsste man sie wohl in mehrere Schubladen packen (durchschneiden vielleicht?) oder einfach neue Schubladen erfinden. Dass irgendwann unüberschaubar viele neue Schubladen entstehen, ist dabei absehbar. Wodurch das ganze Schubladenbauen eigentlich sinnfrei wird. Disconnected ist eine dieser vielen Bands, für die es eigentlich keine Schublade gibt. Oder eben viel zu viele. Denn der Metal, den die fünf Franzosen aus Troyes spielen, ist modern, groovy, djenty und manchmal auch…
(64:00; Vinyl (2LP), CD, Digital; Svart Records/Cargo; 11.03.2022) Doom-Metal ist oft eine recht eintönig-tieftönige Angelegenheit. Ganz anders bei Messa, einem Quartett aus der italienischen Gemeinde Citadella. Denn deren oft tonnenschwere Doom-Riffs bilden lediglich das Fundament für eine musikalische Spielwiese, auf welcher sich die Musiker in so unterschiedlichen Genres wie Blues, Okkult Rock, Dark Jazz und Psychedelic austoben und stellenweise gar Elemente aus Black Metal und orientalischer Musik einfließen lassen. So ergibt sich auf „Close“ ein musikalisches Farbenspiel in düsteren Klangfarben, dass zwar nicht leicht verdaulich, durch die erhabene, melancholisch-warme Stimme Sara Bianchin dennoch recht zugänglich ist So geleitet einen diese…