(29:28, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music, 2020) Die spinnen, die Franzosen. PoiL und Ni macht PinioL. Und Ça sowie SubmarineFM gleich Çub. Ist nicht leicht, denn wenn man vom musikalischem Anspruch, welche alle diese Projekte schon einmal für sich beanspruchen, herangeht, ist alles so etwas wie höhere Mathematik. Nun haben sich auch hier zwei Vertreter der schon einmal bewiesenen kompositorischen Chaostheorie gesucht und gefunden und lassen, wie man sich auch schon denken konnte, mit ihrem zweiten gemeinsamen Oeuvre „Ouais“ wieder nichts anbrennen. Aus dieser heilig/unheiligen Zweifaltigkeit resultierte 2017 erst einmal schon das Album „Musique Actuelle“, auf dem in höchst spektakulärer…
Autor: Carsten Agthe
(64:22, CD, Vinyl, Sireena Records/Broken Silence, 2020) Nautilus haben es noch immer mit den Elementen. Nach Feuer („Solar Moon“), Erde („Underground Vision“) und Luft („Rising Balloon“, „Along The Windy Road“) erkunden Nautilus mit „The Mystery Of Waterfalls“ die Refugien des Wassers. Und zum ersten Mal ist auf der Nautilus auch ein Kapitän Nemo mit an Bord, was durchaus Sinn macht. Inspiriert von Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ befinden sich Jürgen Dürrbeck und Martin Ludwig zwölf Jahre nach ihrem letzten Album wieder auf ganz großer Fahrt. Mit dabei – Sänger Meiko Richert und Gitarrist Werner Strätz – eine…
(41:56, CD, Vinyl, Digital, Prophecy Productions/Soulfood, 2020) Was für ein Machwerk! Auf zwei seitenfüllende Brocken verdichtete Aureole-/Tchornobog-Macher Markov Soroka seine musikalischen Allmachtfantasien hinsichtlich eines übermächtigen Doom Metals. Auf „Subaqueous“ nun setzte er mit seinem dritten und vielleicht atmosphärischsten Projekt das auf dem Debüt „Unsleep“ begonnene Konzept über einen Protagonisten fort, welcher sich selbst ertränkt und dessen Körper und Seele nun für alle Ewigkeiten in den Tiefen der Ozeane treiben. Also nicht unbedingt eine hoffnungsvolle Story, mit der uns Soroka an dieser Stelle beglückt, was auch nicht Sinn der Sache war. „Subaqueous“ nun zieht uns nur noch tiefer hinunter in einen…
(39:53, CD, Digital, Some Other Planet Records, 2020) ‚Blablabla‘ heißt schon einmal ein Song dieses Debüts, womit wir erst einmal zu wissen glauben, was Aurélien Bernard, der in Berlin lebende französische Musiker und Macher, hinter dem ganzen hier zu hörenden Zinnober vom Leben, dem Universum und dem ganzen Rest so hält. Alles ist ein großes Blablabla, ein Missverständnis, mit dem auch Bernard tagein tagaus zu kämpfen hat. So resultiert der Name seines musikalischen Akas aus eben einem Missverständnis. Aber ohne den Kopf in den Sand zu stecken und zu verzagen, machte unser Protagonist das Beste daraus und hatte obendrein schon…
(32:12, CD, Vinyl, Digital, The Sign Records/Cargo, 2020) Das Charlottas Burning Trio (=CB3) wird schon mal als ‚The King Crimson Of Malmö‘ bezeichnet. Was man insofern gelten lassen kann, als sich die schwedische Band um Gitarristin Charlotta Andersson gern einmal in polyrhythmische Ekstasen hineinsteigert. Unter diesen Voraussetzungen geht es mit ‚Zodiac‘ erst einmal in die Vollen, wobei hier schon die dem Trio eigene Heavyness ausgetestet wird. ‚Sonic Blaze‘ zeigt sich als vielköpfige Hydra, die sich nach einem Riff-lastigen Vollgaseinstieg nach und nach in psychedelischen Ausuferungen ergeht. Nach dem ‚Sonic Blaze‘ dann die ‚Acid Haze‘, die mit ihren neun Minuten zum…
(37:42, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 2020) Wer denkt, dass es nach der aus den Alben "Oceanus Procellarum", "Onestone" sowie "Portal" bestehenden Trilogie, in welcher sich das Trio wahlweise in Space Rock, Psychedelic und Postrock erging, auf dem neuen Werk "Fusion" zu einer eben solchen kommt, der hat die Rechnung auf jeden Fall ohne Pyrior gemacht. Denn auf dem Großteil der neun neuen Tracks wird der Härtegrad nicht unerheblich angezogen, weshalb das Album als heavyesker Trip in die Welten des Stoner Rock festgemacht werden kann. Hier werden die rockmusikalischen Kapitel aufgeschlagen, die vor allem die in dieser Beziehung hochheiligen Neunziger…
(56:27, Digital, Art As Catharsis, 2020) In Sound gepackter Schmerz. Bolt Gun machen ihrem Namen einmal mehr alle Ehre und hieven die zu Musik gewordene Pein und Ausweglosigkeit in eine neue Dimension. Sicher ließ sich ein Werk wie das letzte Album der Band aus dem australischen Fremante - „Man Is Wolf To Man“ (2017, hier Carstens Rezension) - in all seiner greifbaren Tristesse und sich schmerzhaften Windens nicht nochmals wiederholen, geschweige denn übertreffen. Somit vollzog das Quartett um Scream-Weirdo Andrew Trevenen und Schlagzeugerin (!) Talya Valenti nun eine dezente Phasenverschiebung. Noise kollabiert mit Metal, Post Rock und Ambient, wobei „Begotten“…
(35:52, Vinyl, Digital, Sulatron Records/Brokensilence, 2020) A Brazilian in Berlin ... Daraus ließe sich eine spannende Story machen. Aber wie immer sind die spannendsten Storys eben die, welche das Leben selbst schreibt. Davi Rodriguez de Lima zog es doch wirklich vor acht Jahren von Brasilien nach Berlin – wo die Liebe hinfiel. Der in der Undergroundszene seiner Heimat nicht gerade unbekannte Musiker (Ecos Falsos, Orange Disaster) setzte dabei wirklich alles auf eine Karte und veröffentlicht nun, in seiner neuen Heimat längst sesshaft geworden, sein Debütalbum. Was eigentlich nicht anders zu erwarten war. Dabei macht die Veröffentlichung unter eigenem Namen durchaus…
(69:57, CD, Vinyl, Digital, Pelagic Records/Cargo, 2019) Das hat doch schon mal etwas von „Memento“, eine Story mit dem zweiten Teil zu beginnen und diese somit rückwärts zu erzählen. Nach ihrem letzten Album "Alba – Les Ombres Errantes", auf welchem sich Hypno5e akustisch gezähmt zeigten, gibt es mit "A Distant (Dark) Source" wieder die komplette Breitseite an epischem Cinematic-Metal, für welchen die französische Band schon seit über zehn Jahren steht. Ihr bereits fünftes Album gibt sich als siebzigminütiges Epos, das sich als ein gewaltiger Soundkoloss outet. Mit dem Opener 'On The Dry Lake' (natürlich dem zweiten Teil) kommt gleich einmal…
(47:45, CD, Vinyl, Digital, Prophecy Productions/Soulfood, 2020) Hier auf „Mosaic II” zeigt sich die (un-)heilige Zweifaltigkeit des kanadischen Einmannprojekts. Der Geist (=鬼) gibt sich hier auch als solcher, taucht, wenn er denn mal wahrnehmbar ist, nur schemenhaft und nebulös in Erscheinung. „Mosaic II“ ist eine Tour de Force in Harmonie und Agonie, Schönheit und Verfall, Gut und Böse. Dementsprechend teilt sich das Werk in zwei Bestandteile, die gleichsam die Pfeiler sind, auf welchen das Projekt ruht. Mosaic II: la déteste et la détresse by UnreqvitedDer erste Part, der sich aus den harschen ‚Nightfall‘, ‚Wasteland‘ und ‚Pale‘ zusammensetzt, watet beziehungsweise wütet…
(40:06, Vinyl, Digital, Treibender Teppich Records/Cargo Records, 2019) Da hat doch der Progressive Rock von Jamhed, welcher noch auf dem Vorgängeralbum „Lollipop Giveaway In Weeh-Wah-Wonderland“ fröhlich Urständ feierte, durch das königliche Gelee Royal eine psychedelische Note zugeteilt bekommen. Mit großen Schritten eilt man dabei geschwind in Richtung Seventies, wobei die wechselseitige Wirkung von Songs und Instrumentals das Album einerseits in höhere, psychoaktive Bereiche beamt, man andererseits aber auch geerdet zu rocken vermag. Schon mit dem kurzweiligen Opener ‚Appleteenie‘ und dem transzendenten Titelsong setzen Jamhed zu einem geplanten Höhenflug an. Auf den spacigen Extravaganzen speziell in Songs wie ‚Big City Supercat‘…
(38:22 (60:22), CD, Vinyl, Digital, Prophecy Productions / Soulfood, 2020) „If you're going to San Francisco, Be sure to wear some flowers in your hair, If you're going to San Francisco, You're gonna meet some gentle people there ...“. Genau - eben solche Leute wie Lotus Thief, die auf ihrem neuen Machwerk wieder eine Story voller Intrigen, Inzest, Blut und Gemetzel erschaffen haben. Auf „Oresteia“ beschäftigt sich das metallische Kollektiv mit dem Fluch-belasteten Haus der Atriden, dem einst antike Herrscher wie Agamemnon und Atreus angehörten, welche, wie man weiß, nicht unbedingt friedvolle Regentschaften hinlegten. Womit wir nun mitten in einer…
(35:04, CD, Vinyl, Digital, !K7 / Indigo, 2020) „We don’t live in a bubble, we are not too big to fail...“ sinniert Clock-Opera-Sänger Guy Connelly bereits im Opener, der ersten Single-Auskopplung ‚Be Somebody Else‘, und weist so schon darauf hin, dass sich eine Menge geändert hat und noch ändern wird. Und das im Makro- sowie auch im Mikrokosmos. Familiäre Veränderungen sowie der Weggang von Gitarrist Andrew West, was die Band zum Trio schrumpfen ließ, hat zunächst im kleinen Bereich viel dazu beigetragen, dass alles schon ein wenig anders ist in der Welt der Londoner Institution. Nach ihren schon ein wenig…
(76:12, CD, Sireena Records / Brokensilence, 2020) Sicher ist Phil Shoenfelt eine Hausnummer. Mit seiner ersten Band, dem Khmer Rouge, spielte er Anfang der 90er regelmäßig im kultigen CBGB’s in New York, tourte zusammen mit Nick Cave, The Fall, The Clash oder The Gun Club und veröffentlichte bis heute über dreißig Platten. Mit seinen Bands Southern Cross (Prag) sowie Fatal Shore und Dim Locator (Berlin) ist der schon seit Längerem in Prag lebende Musiker noch immer regelmäßig auf Tour. Mit „Cassandra Lied“ gibt es indes Phil Shoenfelt pur, wobei Gastmusiker auf den Soloplatten des dunklen Singer-/Songwriters schon immer willkommen waren.…
(34:26, Vinyl, Digital, Eigenvertrieb, 2019) Orange Swan haben mehrere Optionen (beziehungsweise Perspektiven) auf der Habenseite. Erst sind da die flirrenden, postrockenden Gitarr-Eneskapaden, die sich bis zum Gehtnichtmehr verdichten und mit welchen das Trio schon auf dem Opener ‚The Hulking Lows‘ eine immens Suspense los tritt. Eine Suspense, die sich dann in metallische Lavabecken (Option zwei) ergießt und hierbei dann auch ihre spannungsfördernde Auflösung erfährt. Dass schon dieser Track die elf Minuten stemmt, kann als Überleitung vom Debütalbum „Sealed“ gesehen werden, auf dem sich Orange Swan schon einmal in epischen Formen (und Farben) austobten. Mit knapp 35 Minuten ist das zweite…
(54:23, CD, Vinyl, Digital, Pelagic Records / Cargo, 2020) Ein wenig Tohuwabohu herrschte schon bei den japanischen Vorzeige-Post-Hardcore-Recken. 2016 verließ die Hälfte der Musiker die Band, inklusive Sänger Tetsuya Fukagawa. Als der verbliebene Rest 2018 endlich Ersatz fand, stand auch Fukagawa wieder auf der Matte und alles konnte wie gewohnt weitergehen. Fast. Denn plötzlich warten Envy mit einer dreifach besetzten Gitarrenspitze auf, was den sowieso schon druckvollen und energischen Sound nur noch druckvoller und energischer werden lässt. So kommen soundtechnisch hoch versierte Temperamentsausbrüche wie 'Statement Of Freedom', 'A Faint New World', 'Fingerprint Mark' und das wie befreiend wirkende 'Marginal Thread'…
(76:37, CD, Vinyl, Digital, RareNoiseRecords, 2020) Auf ihr spezielles Umfeld bezogen ist das hier ein Treffen der Superlative. Schlagzeuger Bobby Previte, der für und mit Musikern wie Tom Waits, Marc Ducret oder Victoria Williams spielte und darüber hinaus für epochale Soundtracks wie Robert Altmans „Short Cuts“ zuständig zeichnete, Keyboarder Jamie Saft und Gitarrist Nels Cline, der seit 2004 gitarrentechnisch frischen Wind in die Band Wilco brachte, veranstalteten im letzten Jahr eine kurze Tour, welche nun dieses Album zur Folge hat. Auf „Music From The Early 21st Century“ machen die Musiker, was sie am besten können, nämlich nach bestem Wissen und…
(40:58, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music/Longrail Records, 2020) Hier haben wir es wie es aussieht mit einer bedrohten Spezies zu tun – The Glad Husbands. Es soll ja nicht mehr so viele Exemplare hiervon geben, die letzten verbliebenen sind längst nur noch in abgeschirmten Reservaten zu beobachten. Nun lärmt das italienische Trio schon seit 2011 unter diesem Moniker und gibt sich auch sonst recht aufgeschlossen. Mit dem Album „God Bless The Stormy Weather“ legten The Glad Husbands noch im selbigen Jahr den Grundstein für ihre Karriere und gaben sich dann eben so – als "stormy weather", welches weitaus mehr war…
(42:02, CD, Vinyl, Digital, Dunk! Records, 2019) "Wir wollen, dass die Leute Hoffnung und Freude von unserer Platte mit nach Hause nehmen und nicht, dass sie traurig und verzweifelt sind, wie es sonst bei Postrock- oder Instrumentalmusik üblich ist. Wir versuchen, etwas Positives zu vermitteln." Gitarrist Bruce Malley und seine Band Pray For Sound wissen genau, was sie mit ihrem neuen - dem vierten - Album erreichen wollen. Nicht, dass Pray For Sound nun in regelrechte Jubelarien ausbrechen, trotzdem ist man hin und wieder kurz davor. Und es scheint wirklich, dass uns das Quartett aus Boston auf "Waves" ein wenig…
(59:51/59:59/58:35, CD, Digital, Aural Films, 2019) Der Weltraum, unendliche Weiten… Ebenso könnten die Bestrebungen dieser von Aural Films initiierten "Astronauts"-Reihe beginnen: "Astronauts is a series of releases by electronic space music artists inspired by the NASA moon landing and exploration of the universe", womit die Intentionen hinter allem hier wohl ein wenig klarer scheinen. 2019 jährte sich die Mondlandung zum fünfzigsten Mal und obwohl danach bezüglich der Eroberung des Kosmos beziehungsweise besagter unendlicher Weiten nicht mehr allzu viel passiert ist, ist das allemal ein Grund, dieses Ereignis gebührend abzufeiern. Den Anfang machte Christian Fiesel, Michael Brückner folgt gleich mit einem…