The Mars Volta – Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón

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The Mars Volta - Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón (Clouds Hill, 21.04.2023)(47:27; Vinyl, CD, Digital; Clouds Hill, 21.04.2023)
Mit “Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” trägt die jüngste, bereits im April veröffentlichte Aufnahme von The Mars Volta den Namen eines Stückes vom 2022er Reunion-Album “The Mars Volta”. Es ist ein erster kleiner Hinweis darauf, dass es sich hier um kein neues Album mit echten neuen Stücken handelt, denn “Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” ist eine Sammlung von The-Mars-Volta-Stücken im Akustik-Gewand. So viel Latin-Sounds, Karibik-Flair und perkussive Rhythmen hat es bei Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala zuvor noch nicht zu hören gegeben. Weder bei The Mars Volta, noch bei At The Drive-In. Allerdings sind diese Eigenschaften, neben Bixler-Zavalas Stimme, dann auch die einzigen Charakteristika, die vom typischen The-Mars-Volta-Sound übriggeblieben sind. Wie sollte es auch anders sein bei einer Platte, deren Tracklist identisch mit jener des wohl untypischsten Albums der Bandgeschichte ist. So ist “Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” nichts anderes als eine Neu-Interpretation des goldfarbenen Vorgängeralbums, lediglich in silberner Farbe.

Wer schon mit “The Mars Volta” seine Schwierigkeiten hatte, der sollte um “Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” wohl am besten einen großen Bogen machen. Wem das letzte Werk der US-Amerikaner jedoch aufgrund seiner Andersartigkeit gefiel oder wer die Band insbesondere wegen ihrer lateinamerikanischen Wurzeln liebt, der sollte vielleicht einmal versuchen, sich auf auf das aktuelle Werk einzulassen. Denn purer und ungefärbter waren diese Einflüsse in der Musik der Texaner nicht auf irgendeinem der sieben Alben der Formation zu hören. Zudem haben The Mars Volta die 14 Stücke von Grund auf neuarangiert und -instrumentiert, sodass viele der Lieder noch relaxter daherkommen als schon im ohnehin tiefenentspannten Original. Ein Sound, bei dem die akustische Hängematte mitschwingt und zu welchem man sich einen eisgekühlten Cuba Libre serviert wünscht. Zurückhaltung und Unaufgeregtheit bestimmen das Klangbild. Dynamik hingegen scheint ein Fremdwort zu sein. Es ist die Komplettreduktion des Bandsounds auf ein Minimum. Und doch verbleiben im Detail genügend interessante Aufhänger, die eines genaueren Hinhörens bedürfen. Denn die Spannung steckt im Detail.

Zudem vermag es insbesondere Cedric Bixler-Zavala, auf dieser Aufnahme zu glänzen, wie die Neu-Aufnahme von ‘Vigil’ eindrucksvoll zeigt, oder das schon fast zum A-Capella-Stück umgewandelte ‘Palm Full Of Crux’, bei welchem die Instrumentierung auf ein Minimum reduziert worden ist, wodurch der Frontmann besonders strahlen kann. So ist “Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” vor allem ein Album, das insbesondere durch seine gelöste, manchmal jazzig anmutende Latin-Atmosphäre geprägt ist. Ein Sound, der für den typischen The-Mars-Volta zu lahmarschig sein dürfte, nicht nur im Vergleich mit den frühen Alben der Band-Historie, sondern sogar im direkten Vergleich zu “The Mars Volta”. Vielleicht würde sich das Ergebnis dieses Experiments für viele Fans der ersten Stunde spannender gestalten, wären die Kontraste und Widersprüche zum Band-Sound noch größer gewesen. Sprich, hätte man sich nicht für Neu-Interpretationen älterer Stücke entschieden. Denn mit reduzierten Varianten unaufgeregter Stücke kann man
bei Fans von ADHS-Prog wohl keine Herzen gewinnen. Die Zähmung des musikalischen Wahnsinns eines Stückes wie ‘Intertiatic ESP’ hingegen hätte auch für Alt-Fans seinen Reiz haben können.
Bewertung: 9/15 Punkten

The Mars Volta - Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón (Clouds Hill, 21.04.2023)

Credit: Clemente Ruiz

Besetzung:
Omar Rodríguez-López (Guitar, Flute)
Cedric Bixler-Zavala (Vocals)
Marcel Rodríguez-López (Keyboards, Mellotron, Piano, Additional Percussion)
Eva Gardner (Double Bass)
Daniel Diaz (Percussion)
Leo Genovese (Piano)

Diskografie (Studioalben):
“De-Loused In The Comatorium” (2003)
“Frances The Mute” (2005)
“Amputechture” (2006)
“The Bedlam In Goliath” (2008)
“Octahedron” (2009)
“Noctourniquet” (2012)
“The Mars Volta” (2022)
“Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón” (2023)

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Rezensionen:
“The Mars Volta” (2022)
“Noctourniquet” (2012)
“Octahedron” (2009)
“The Bedlam In Goliath” (2007)
“Amputechture” (2006)
“Scabdates” (2005)
“Frances The Mute” (2005)
“De-Loused In The Comatorium” (2003)

Festival- & Konzertberichte:
14.06.23, Antwerpen (BE), Openluchttheater Rivierenhof


Abbildungen:
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von KINDA zur Verfügung gestellt.

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

2 Kommentare

  1. Ooh, da bist du aber hart in deiner Bewertung, fast genau auf den Tag, von 15 Punkte fürs goldene, jetzt nur noch 9 Punkte für das silberne Mars Volta Album?
    Nur weils akustisch ist und komplett auf spanisch gesungen wird?

Antworten

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The Mars Volta – Qué Dios Te Maldiga Mí Corazón

von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 3 min
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