(CD, 36:00, Hummus/Membran, 2019)
Da ist er, der zweite Longplayer der Schweizer Psychedelic Rock-Artisten Dirty Sound Magnet, die bereits mit ihrem Debütalbum im August 2017 nicht nur bei BetreutesProggen.de für allgemeines Entzücken sorgten. Am Line-up hat sich seither nichts geändert. Die Band besteht weiterhin aus Stavros Dzodzosz, der erstmalige Hörer mit seiner hypnotischen Stimme und seinem vitalem Gitarrenspiel überrascht, und der Rhythmus-Sektion bestehend aus Marco Mottolini am Bass und Maxime Cosandey am Schlagzeug.
“Nichts geändert” stimmt im Hinblick auf “Transgenic” allerdings doch nicht so ganz, denn beim aktuellen Album sind Bass und Schlagzeug zu einer Einheit zusammengewachsen, die als feste Komponente im Sound von Dirty Sound Magnet hervorstechen. War auf “Western Lies” der Eindruck entstanden, der Sound müsse episch sein und in die Breite gehen, hat man bei “Transgenic” viel mehr den Eindruck mitten im Geschehen zu sein. Die Band steht förmlich um einen herum. Das fällt gerade bei ‘Rigid Soul’ auf, wo die Gitarre sich lange Zeit eher im Hintergrund aufhält, während der Song hauptsächlich von Bass und Schlagzeug dominiert und getrieben wird. Ein Soloteil im letzten Drittel führt die Gitarre zwar für einen Moment prominent in den Vordergrund, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Song primär von Marco und Maxime bestimmt wird. Das ist angenehm. Es gibt der Band ein neues Gesicht und zeigt auch, dass man nicht einfach versucht hat, an “Western Lies” anzuknüpfen, sondern sich bewusst dazu entschieden hat, einen neuen Weg zu gehen. Und dieser neue Sound wird auch durch die Wahl der Mittel zur Produktion bestimmt. Das Wort “Vintage” sei hier als Schlagwort genannt.
Aber auch die psychedelische Seite der Band kommt nicht zu kurz. So ist ‘Social Media Girl’ eine musikalische Reise vom nahen Osten bis hin in die verschwurbelten Hirnwindungen der Band. Textlich steht der Song aber nicht isoliert da, sondern bildet zusammen mit ‘Social Media Boy’ eine scharfe Überspitzung der Generation von Menschen, die sich nur noch über die Außendarstellung definieren, bzw. sich eine künstliche Figur zulegen, die permanent ihr belangloses Inneres nach Außen kehrt, während der eigentliche Mensch sein Leben in Einsamkeit verbringt. Diese Kritik an zeitgenössischen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen findet sich auch in anderen Stücken.
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‘Skull Drawing Rose’ hingegen lässt die epischen Zeiten von “Western Lies” wieder aufleben und ist mit über acht Minuten auch der längste und vertrackteste Song des Albums, das mit einer Gesamtspielzeit von 36 Minuten leider viel zu schnell vorbei ist.
“Transgenic” ist ein mehr als würdiger Nachfolger für das großartige “Western Lies”. Es illustriert ein wunderbar neues Kapitel der Band, wo Komposition und Text dichter miteinander verflochten sind als je zuvor. Ein Album, in dem zum textlichen Konzept auch ein passender Sound gehört, der sehr authentisch und lebhaft ist.
Bewertung: 14/15 Punkten
PS: Man mag es kaum glauben, but “NO SYNTH USED ON THIS RECORD”
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