(39:30/42:40, 2LP, Brain/Universal, 1984/2019)
Dem 1984 erschienenen Album “Kinder + Narren” eilt ein etwas zweifelhafter Ruf voraus. Das macht es nicht leichter, das Album unvoreingenommen anzutesten. Ähnlich wie “Rockpommel’s Land” ist auch “Kinder + Narren” ein Konzeptalbum. Musikalisch haben die beiden Werke jedoch wenig gemein. Letzteres passt sich deutlich dem Zeitgeist der Achtziger an.
Auffallend ist, dass der Band dabei der zum Teil schräge Humor früherer Tage gänzlich abhanden gekommen war. Dadurch wirken die Texte oft bemüht bedeutungsschwer in Reime gezwängt. Auf der musikalischen Seite drängen sich teils recht deutlich die jeweiligen Vorbilder bzw. Inspirationen auf. So könnte man meinen, dass die Jungs damals öfter die Kollegen von Spliff gehört haben und sich von deren Produktionsstil beeinflussen liessen. Da wären sie sicher nicht die Einzigen.
Dass andererseits dem abschließenden ‘Könige Der Welt’ Peter Gabriels ‘Biko’ ziemlich unverblümt Pate stand, wird auch schon der eine oder Grobschnitt-Fan bemerkt haben. Andererseits wirkt das Album insgesamt schlüssiger als sein Vorgänger “Razzia“.
Die auf der Bonus-LP enthaltene Live-Version von ‘Sonnentanz’ aka ‘Solar Music’ verdeutlicht recht gut den stilistischen Spagat, den die Band mit dem Album vollführte. Hier ausschweifende Soli und Improvisationen und dort kompakte Popsongs mit Fokus auf Airplay. Damit kommt nicht jeder Fan klar.
Die Vinyl-Version von “Kinder + Narren” unterscheidet sich in diesem Fall auch deutlich von der 2015 erschienenen remasterten CD-Version. Der bis dahin unveröffentlichte instrumentale Titel ‘Kinder Und Narren’ fehlt auf der Black & White Version. Auch die Alternativ- und Live-Versionen des Albumtitels sind nicht dabei. Dafür gibt es die bereits erwähnte ‘Sonnentanz’-Version, die wiederum früher aufgenommen wurde als die, die ein Jahr später als Album erscheinen sollte. Fans können hier die Entwicklung dieses Live-Höhepunkts genauer analysieren. Da die zu Grunde liegenden Bänder wohl schon etwas mitgenommen waren, muss man dabei leichte Sound-Abstriche in Kauf nehmen.
Unterm Strich ist das Studioalbum sicher kein Highlight, allerdings auch nicht so unhörbar, dass man, wie an anderer Stelle getan, davor warnen müsste. Die Achtziger altern in aller Regel nicht so unbeschadet wie andere Jahrzehnte.
Bewertung 08/15 Punkten
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