Deutsche Leprous-Fans dürfen sich im Herbst/Winter 2019/2020 glücklich schätzen. Nachdem die Band aus der norwegischen Telemark schon im November für sieben Konzerte in der Bundesrepublik halt machte, kehren sie im Januar für ein weiteres Konzert zurück auf deutschen Boden. Die Vorbands Port Noir und The Ocean müssen dieses Mal allerdings zu Hause bleiben. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn mit Maraton und Klone haben die Skandinavier für ihren Gig im Dortmunder Junkyard nicht weniger vielversprechende Bands im Schlepptau. Das Junkyard ist eine relativ neue Live-Location im Norden der Dortmunder Innenstadt. Eröffnet auf der Fläche eines alten Schrottplatzes, versprüht das…
Autor: flohfish
(84:12, LP/CD/Digital, Evil Ink Records, 2019) Thank You Scientist beschreiben sich auf ihrer Homepage selbst als eklektische, dynamische und gut hydratisierte (eclectic, vibrant and well-hydrated) Progressive Rock-Band aus New Jersey. Als Nicht-Chemiker habe ich zwar überhaupt keine Ahnung, worum es sich bei einer Hydratisierung handelt, aber eins ist klar. Es ist irgendeine Form von chemischer Reaktion, die verdammt cool klingt. Genau so wie die Musik auf „Terraformer“. Das schon im Juni 2019 erschienene „Terraformer“ ist bereits das dritte Studioalbum der US-amerikanischen Band, die im Jahre 2009 gegründet worden ist. Aufmerksam werde ich auf „Terraformer“ aufgrund seines genauso grandiosen wie abgefahrenen…
Als jemand, der fast sechs Jahre in Deutschlands Elektro-Hochburg Berlin gelebt hat, bin ich noch immer von der Musikszene im Rheinland begeistert. Dies gilt nicht nur für die große Anzahl bekannter nationaler und internationaler Bands aus dem Prog und Post Rock/Metal, die auf ihren Touren in der Region haltmachen, sondern insbesondere auch für die Vielzahl an lokalen Newcomerbands. Vor allem in Köln scheint es für diese Newcomer allerdings nicht einfach zu sein, Auftrittsmöglichkeiten zu finden, da ein Gros der Live-Locations Geld von den Bands verlangt, wenn diese dort auftreten wollen. Schaffen es diese Gruppen also nicht, genügend ihrer eigenen Fans…
(54:37, LP, CD, Digital, Spinefarm Records, 2019) Sleep Token sind ein britisches Kollektiv aus Musikern, welche, genau wie Slipknot und Ghost, ihre Identitäten hinter Masken verstecken. Die Runen auf den Masken der Bandmitglieder stellen dabei das Akronym der Band da. Um dieses Verkleidung herum, hat die Gruppe um Mastermind Vessel einen religionsgleichen Mythos erschaffen: Sleep Token haben sich dabei einer altehrwürdigen Gottheit namens Sleep verschrieben, welcher sie huldigen und die sie verehren. Auch in Sachen Veröffentlichungspolitik gingen Sleep Token eher ungewöhnliche Wege. Als im November 2019 ihr Debütalbum „Sundowning“ erschien, waren bereits alle zwölf darauf vorhandenen Lieder bekannt. Sie waren…
(62:27, CD+DVD, MiG-Music, 2019) Beim Rockpalast handelt es sich um eine Fernsehsendung des Westdeutschen Rundfunks, welche mit Unterbrechungen seit 1974 existiert. Im Rahmen des Formates wurden in der Vergangenheit auch immer wieder Festivals produziert, um später die Auftritte der verschiedenen Bands im Fernsehen zu übertragen. Der Titel „Live at Rockpalast 1995“ für dieses Album ist daher erst einmal ein wenig irreführend, da es sich bei vorliegendem Ton- und Bilddokument um den Auftritt von Paradise Lost beim Bizarre Festival 1995 handelt. Das Bizarre existierte zu diesem Zeitpunkt schon seit acht Jahren und war gerade auf dem Weg, sich zu Deutschlands Festival…
Als Dream Theater im letzten Jahr eine Jubiläumstour zum 20. Geburtstag von „Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory“ ankündigten, war die Freude in der Progressive Metal Community riesig. Schon lange hatten Fans auf die Aufführung des 1999er Konzeptwerks gewartet, schließlich zählt es zu den besten Veröffentlichungen der Band und zu den Meilensteinen des Progs der 90er Jahre. Umso größer war der Aufschrei dann, als sich die Headlinertour in eine Aneinanderreihung von Minifestivals verwandelte. Die Anzahl der Vorgruppen wurde immer größer, während sich die Spielzeit von Dream Theater immer weiter verringerte. Am Ende wurde die Überschrift „Celebrating 20 Years of…
Die Ukraine ist ein Land, welches auf der musikalischen Weltkarte der Rockmusik bisher praktisch nicht existent war. Zwar gibt es Bands wie 5’Nizza, die in den Nachfolgestaaten der UdSSR Kultstatus erlangt haben, doch Gruppen mit durchschlagendem Erfolg außerhalb dieser Länder suchte man bislang vergeblich. Geändert hat sich dies erst in den jüngsten Jahren, als sich die aus der ostukrainischen Stadt Horliwka stammende Progressive Groove & Death Metal-Band Jinjer daran machte, die Bühnen Europas und Nordamerikas zu erobern. Spätestens seit ihrem 2016er Werk „King of Everything“ und Touren mit Arch Enemy und Cradle of Filth, spielen die Mannen um Frontfrau Tatiana…
Es begab sich im Jahre 1979, dass die Herren Mick Pointer, Doug Irvine, Brian Jelliman und Steve Rothery im englischen Aylesbury eine Progressive Rock-Gruppe namens Silmarillion gründeten. Vierzig Jahre später ist von dieser Ursprungsformation nicht mehr viel übrig geblieben. Das „Sil“ im Bandnamen wurde aus Copyright-Gründen fallen gelassen und von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Gitarrist Steve Rothery übrig geblieben. Vierzig Jahre, in denen viel geschehen ist: Marillion retteten den totgeglaubten Progressive Rock in die 80er Jahre, erlangten unter Ex-Frontmann Fish mit „Misplaced Childhood“ und der Hit-Single ‚Kayleigh‘ europaweitem Ruhm, erfanden sich nach Fishs Ausstieg unter dem ewigen Neuling Steve…
(51:54, Vinyl/CD/MC/Digital, RCA/Sony Music, 2019) Bring Me the Horizon sind dem klassischen Prog-Hörer wahrscheinlich kein Begriff. Trotzdem gehört die Band aus Sheffield wohl zu den größten und bekanntesten Bands, die good old England derzeit aufzuweisen hat. Ausverkaufte Touren, Grammy-Nominierungen, Top-10-Platzierungen in weltweiten Album-Charts, Slots auf den Hauptbühnen der größten Rock-Festivals, sowie ein ausverkaufter Abend in der altehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall unterstreichen dies. Schaut man sich die Geschichte der Formation an, so ist dies schon arg verwunderlich, starteten die Herren um Frontman Oliver Sykes doch im Jahre 2004 als Deathcore-Band. Zwar gab es auch schon in diesen Anfangstagen erste Achtungserfolge…
(CD Box Set, Vinyl Box Set, Digital, Dangervisit/[PIAS] Cooperative/Rough Trade, 2019) Es gab Zeiten, als elektronische Musik noch dem weiten Umfeld des Progressive Rock oder, bei deutschen Bands, dem Krautrock zugerechnet worden ist. An dieser Stelle seien vor allem Elektro-Pioniere wie Kraftwerk, Neu! oder Tangerine Dream genannt. Über die Jahrzehnte hinweg, entwickelte sich die elektronische Musik zu einem eigenen Genre mit so unterschiedlichen Sub-Genres wie Techno, House, Minimal, Dubstep und unzähligen weitern Spielarten. Würde man die Prog-Gemeinde heutzutage fragen, ob diese kontemporären Spielarten elektronischer Musik noch etwas mit Prog zu tun haben, so wäre die einhellige Meinung wohl ein klares…
(61:53, CD/ Digital, Eigenveröffentlichung, 2019) Das Kölner Euroblast Festival ist nicht nur dafür bekannt, immer wieder große Namen des Progressive Metal an den Rhein zu bringen, sonder auch dafür, kleinen unbekannten Bands eine Bühne zu bereiten und diese über die Jahre zu unterstützen und aufzubauen. Für den Besucher sind Auftritte solch unbekannter Bands immer ein wenig wie ein Überraschungsei: man schüttelt, horcht und spekuliert darüber, was man im Ei finden wird. Mein persönliches Überrauschungsei in diesem war die deutsche Band Soulsplitter. Mein Schütteln des Ü-Eis bestand darin, dass ich mich im Vorfeld ein wenig online über die Band schlau gemacht…
(48:53, CD, Vinyl, Digital, I.Corrupt.Records, dunk!records, A Thousand Arms, 2019) Als „Totem Youth“, das neue Album von Kokomo, bei mir zum ersten Mal aus den heimischen Lautsprechern erschallte, da wollte es ert einmal gar nicht recht bei mir zünden. Zu depressiv erschien mir, was ich da hörte. Wahrscheinlich war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung für düstere post-metallische Walls of Sound. Ein paar Tage später, beim Gloomaar Festival im saarländischen Neunkirchen, sah die Sache dann schon ganz anders aus. Benjamin Hellig (Bass), René Schwenk (Gitarre), Tobias Stieler (Schlagzeug), Oliver Ludley (Gitarre) und Ansgar Koenig (Gitarre) hatten den Slot als…
Leprous zählen im Progressive Metal-Lager zu den interessantesten Bands der letzten Dekade, da sie ihre Musik seit ihrem 2009er Debüt-Album „Tall Poppy Syndrome“ ständig weiterentwickelt und neue Wege eingeschlagen haben. Große Brüche hat es in dieser Entwicklung nie gegeben. Trotzdem ist die musikalische Ausrichtung des im Oktober erschienenen Longplayers „Pitfalls“ für den ein oder anderen eine Überraschung. So wenig Metal waren Leprous noch nie gewesen. Anstelle harter Gitarren treten vermehrt Synthesizer auf. Das Cello von Raphael Weinroth-Brownes ist noch präsenter als auf der Vorgängerscheibe „Malina“ und Einar Solbergs prägnante Kopfstimme erscheint emotionaler und melancholischer als jemals zuvor. Die neue avantgardistische…
Ausverkauftes Haus in der 1.500 Zuschauer fassenden Essigfabrik zum Tourauftakt in Köln – und das schon Wochen vor dem Tag des Konzertes. Welch ein Erfolg für Periphery und den Progressive Metal im allgemeinen. Astronoid Was für die heute aftretenden Bands gar nicht besser hätte kommen können, entpuppt sich für so manchen Fan des Openers Astronoid als kleine Enttäuschung. Die Warteschlange vor der Essigfabrik ist so lang, dass die Security mit der Abfertigung nicht hinterher kommt und es lange nicht alle Fans für den Beginn der Band aus Massachusetts in die Halle schaffen. Schade, denn was die vier Bay Stater auf…
Konzerterlebnisse hängen in ihrer Qualität nicht nur von der Tagesform der auftretenden Band, sondern auch immer vom klanglichen und optischen Erleben des Besuchers ab. Dass selbst die best auftrumpfenden Band die Mängel einer Location nicht immer ausgleichen kann ist tragisch, kommt aber immer wieder vor. So geschieht es auch beim Auftritt der aus Savannah, Georgia stammenden Sludge & Progressive Metal-Institution Baroness in der Münsteraner Sputnikhalle. Viele Besucher des Abends werden meine Kritik nicht nachvollziehen können. Dies liegt wohl daran, dass die Sputnikhalle eine zweiteilige Halle ist, die in ihrer Mitte durch eine Reihe von Säulen unterteilt wird. Steht man in…
Man schreibt das Jahr 1990: die beiden Musiker Danny Griffiths und Darius Keeler laufen sich bei der gemeinsamen Arbeit am Track ‚Narra Mine‘ des House- und Breakbeat-Projektes Genaside II über den Weg. Vier Jahre später gründen sie ein Kollektiv namens Archive. Alles weitere ist Geschichte. Man schreibt das Jahr 2019: Archive veröffentlichen zum 25-jährigen Jubiläum ihres Bestehens eine 43 Lieder umfassende Werkschau namens „25“. Sie zelebrieren diese auf großer Europatournee. Wie schon auf den Touren zuvor kommt das Kollektiv für ein Gasstspiel in die Domstadt. Das altehrwürdige Mülheimer E-Werk ist nicht ganz ausverkauft; trotzdem scheint die Halle fast bis an…
(49:46, CD, Vinyl, Download, Listenable Records, 2019) Mars Red Sky sind keine Unbekannten auf den Seiten von Betreutes Proggen: Schon im Frühjahr 2016 berichtete Kollege Klaus Reckert über einen Live-Auftritt der Franzosen im legendären Kölner Underground. Von soviel Lobhudelei ganz angefixt, ist es für mich an der Zeit, mich endlich einmal näher mit dem Stoner Rock-Trio aus Bordeaux zu beschäftigen. Was mich dann allerdings erwartet, darauf war ich nicht wirklich vorbereitet: Schon vom ersten Moment an ziehen mich der Fette Bass von Jimmy Kinast, Mathieu Gazeaus Schlagzeugspiel, sowie die jaulende Gitarre Julien Pras‘ mit ihrem doomartigen Sound völlig in ihren…
(42:44, CD, Vinyl, Digital, Season of Mist, 2019) Voyager sind beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr. Gegründet im Jahre 1999 im australischen Perth, feiert die Band um Sänger und Keyboarder Daniel ‚Nephil‘ Estrin in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Zu Anfang ihrer Karriere spielen Voyager eine Art Progressive Metal, die dem Power Metal nahe steht. Schnell kommen Vergleiche zu Bands wie Nevermore, Symphony X und Dream Theater auf. In den Jahren nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Element V“, folgen Touren mit namhaften Künstlern wie Steve Vai und Nightwish. Später folgen dann Auftritte mit modernen Legenden à la Deftones, Leprous oder Coheed…
Progressive Rock ist je nach Interpretation ein sehr eng gefasster Begriff. Oft bezeichnet er lediglich die grenzüberschreitenden Bands der 70er Jahre und deren moderne Epigonen. Progressive Rockmusik dagegen ist so ziemlich das genaues Gegenteil. Sie umfasst Bands, die heute als innovativ gelten und oft Wege einschlagen, die zuvor noch nie bestritten worden sind. Das Triumvirat an Kapellen, das am 7. Oktober ins Mülheimer Carlswerk Victoria ruft, ist soweit vom Progressive Rock der 70er Jahre entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Trotzdem fühlt sich zumindest ein Betreuer dazu verpflichtet, über das Ergebnis zu berichten. Grund hierfür sind vor allem…
Yann Tiersen ist ein französischer Musiker, der außerhalb seines Heimatlandes vor allem als Komponist der Filmmusik zu „Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“ (dt.: „Die fabelhafte Welt der Amélie“) Berühmtheit erlangt hat. Den meisten nur bekannt für sein Pianospiel, ist Yann Tiersen ein wahrer Multi-Instrumentalist. Auf seinen meist instrumentalen Studioveröffentlichungen stößt er regelmäßig in die verschiedensten Musikgenres vor, was oft eine einzigartige Vermischung von eher traditioneller französischer Musik wie Folk und Chanson mit moderner Rock- und Popmusik zum Ergebnis hat. Als Yann Tiersen Mitte September 2019 zu einem Gastspiel in die Kölner Kantine kommt, steht sein jüngstes Werk im Mittelpunkt des…