(30:29, CD, Digital, CH!MP Records, 2021) Nun möchte man wirklich wissen, was dieser Darren Smallman alles so raucht. In seiner Heimatstadt Coria Bay im schönen australischen Bundesstaat Victoria geht er mit Sicherheit als Hans Dampf in allen Gassen durch, spielte schon in Bands wie Battle Worldwide, Warped, The Sound Platform und The Vinyl Creatures und versuchte sich auch als Labelboss (Low Transit Industries). Mit Dez Dare erfindet sich der umtriebige Musiker zwar nicht unbedingt neu, setzt aber seiner Karriere mit Schmackes noch einen drauf. Der „Hairline Ego Trip“ klingt, als würde Iggy Pop fröhliche Urständ mit Black Sabbath feiern –…
Autor: Carsten Agthe
(45:25, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) „Vodälse“, „Lifande“, „Dauota“ – Geburt, Leben, Tod. LEVT nehmen sich im zweiten Teil ihrer Albumtrilogie der Zyklen des Lebens an und stehen mit „Lifande“ nun mittendrin, im Leben. Dabei agiert man eher im Verborgenen und lässt einen hinsichtlich Besetzung im Dunkel. Weil das Wichtigste hiermit gesagt ist – mit der Musik, die eben dort angesiedelt ist, wo der Postrock am höchsten zu jubilieren vermag. Die Tracks, die natürlich, wie in diesem Genre hauptsächlich üblich, in Instrumental (+ Samples) kommen, bewegen sich, bis auf eine Ausnahme, in den Regionen um die zehn Minuten, ein Umstand,…
(40:46, CD, Vinyl, Digital, Ninja Tune/Rough Trade, 2021) Das sind sie also, die jungen britischen Bands wie Squid, Black Midi und eben Black Country, New Road, die so etwas (und das im wahrsten Sinn des Wortes) frischen Wind in die antiquierten Popstrukturen des British Empire bringen und dem Brexit damit auf ihre Art den Marsch blasen. Weil eben diese Bands anecken, sperrig sind und man sich die Intentionen hinter der Musik erst einmal eschließen muss. Nach ein paar Singles kommt mit „For The First Time“ nun also das Debüt des Londoner Septetts, das neben den vier schon veröffentlichten Songs auch…
(35:51, CD, Digital, Smoking Witches Records/Interstellar Smoke Records, 2020) Der Name ist hierbei mit Sicherheit Programm, walzen sich Occult Hand Order doch mit brachialer Gewalt und bleierner Schwere durch ihr Debütalbum. Die Parallelen zu Black Sabbath sind hierbei sicherlich nicht zufällig – mächtige Riffbreitseiten prallen auf schwarzmalerische Themen, wobei hier einmal mehr bestätigt wird, wie zeitlos derart zeitlose Mugge eigentlich ist. Mit der zentnerschweren SlowMo-Nummer „Azarel“ startet das Lyoner Trio zehnminütig und reichlich überambitioniert ins metallische Geschehen, wobei der Track trotz aller Heavyness überaus transparent und kristallin erscheint, da sich die Band hier Freiräume schafft und dadurch eine immense Spannung…
(46:53, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2015/2021) Weiter geht’s mit den Re-Release-Offerten des umtriebigen australischen Labels Bird’s Robe . Mit dem 2014 erschienenen Debüt-Langspieler des Sydney-basierten Trios Captain Kickarse And The Awesomes kommt dann auch wieder etwas ganz Besonderes in dem an Besonderheiten überaus reichen Backprogramm des Labels. Zwar blieb „Grim Repercussions“ das bis dato einzige Album der Band, umso mehr ist es von Wichtigkeit, dass es sich bei denjenigen Gehör verschafft, an denen es bisher komplett vorbeigegangen ist. Der Captain und seine Awesomes kommen auf dem Album .... "…which showcases their signature blend of math, prog and psychedelic rock…
(38:28, CD, Vinyl, Digital, Off Label Records/Brokensilence, 2021) „Greetings from…“, ja, an dieser Stelle aus Augsburg, wo die Ozeanwellen schlagen an den Strand und die Surfer laufen durch den Sand. Zugegeben, der war so richtig schlecht, passt aber zu unserem San Antonio Kid, bei dem der Verdacht aufkommt, dass es nicht so richtig weiß, was es hier soll, in Augsburg. Mit Gitarren, die den passenden Twang in Richtung Surfparadies besitzen, und mit einer hitzemäßig entsprechend aufgeladenen Aura fühlen sich die Augsburger an den Stränden von San Francisco oder der Byron Bay viel eher daheim und besser aufgehoben. Lässig flaniert man…
(73:48, CD, Vinyl, Download, DGM/Galileo MC, 2021) Eine interessante Zeit, die Anfangsneunziger, als Rocker die elektronische Musik für sich entdeckten und sich Vollzeitelektroniker hin und wieder in der Rockmusik wiederfanden. So lungerte ein Robert Fripp auf Produktionen von Future Sound Of London, FFWD (The Orb-Ableger) und eben The Grid herum, wohingegen sich The Grid und Kollegen remixenderweise im Rock wiederfanden. Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich eine spektakuläre Zusammenarbeit des King Crimson-Frontmanns mit Richard Norris und Dave Ball (Soft Cell) von The Grid. „Robert kam mit einem LKW vollgepackt mit Amps und Effekten, zwei großen Türmen inklusive Delay Units mit einem…
(45:40, CD, Vinyl, Digital, Soundflat Records/Brokensilence, 2021) Schon Pink Floyd haben einst „Apples And Oranges“ thematisiert. Bei The Mergers verirrten sich nun drei Äpfel in den Orangenhain. Kommt selten vor, ist hier aber so. Eine weitere Gemeinsamkeit der Nürnberger mit Pink Floyd ist die, dass beide Bands in den Sixties zu Hause sind bzw. waren. Erstere im Erleben, die Letztgenannten vom Gefühl. Beatleske Glücksmomente treffen auch auf dem dritten The Mergers-Album (die beiden vorangegangenen Platten tragen indes ähnlich fantasievolle Namen wie „Monkey See, Monkey Do“ sowie „With A Carrot And A Stick“) auf The Byrds-Gitarrenperlen, Oasis-GeNoele (das ist hier durchaus…
(36:53, CD, Vinyl, Digital, Denovali Records/Cargo, 2021) Nach der Pflicht nun die Kür? Weil sich Jason Kohnen (ex-Kilimanjaro Darkjazz Ensemble) nach der Debüt-EP „Temple“ sowie dem sich umgehend anschließenden Album „Karma“ nun mit Live-Improvisationen empfiehlt. Sein Projekt, das er zusammen mit Dimitry El-Demerdashi (Phurpa) und Sängerin Martina Horváth realisieren konnte, war schon von Anfang an angetan von den Welten der Mythen und Sagen. Nun begibt man sich also in die Labyrinthe des Minotaurus, erweckte GöttInnen und HeldInnen wie ‚Pasiphae‘, ‚Minos‘, ‚Daedalus‘, ‚Theseus‘, ‚Ariadne‘ und ‚Aegeus‘ zum Leben (wenn die denn nicht ohnehin schon bzw. noch unsterblich sind) und kreierte an…
(54:52, CD, Vinyl, Digital, Warp Records/Rough Trade, 2021) Es ist gerade das Neue, was sich aus der Einheitsmasse des x-beliebigen Schlendrians herausschält und sich so vielleicht oder doch auf jeden Fall progressiver (im Sinne von ‚fortschrittlicher‘) gibt. Black Midi oder Black Country, New Road sind Beispiele dafür, dass blutjunge Bands die musikalische Welt der Altvorderen einfach so einmal auf den Kopf stellen. Und nun Squid, die mit den eben Erwähnten eine Heilige Dreifaltigkeit eingehen. Sperrig, experimentell und überaus gewagt, so wirkt „Bright Green Field“ auf den Hörer in erster Instanz, ein Gefühl, das sich jedoch bald in seine Bestandteile auflöst…
(52:05, CD, Digital, Atypeek Music, 2021) Schon knapp drei Jahrzehnte scheppern sich One Arm durch den Pariser Underground, erst mit Laure, Isabelle und Marine als Drei-Frau-Band, dann ab 1997 nach dem Weggang von Isabelle und durch die Hinzunahme von Dilip und Rico als doppelt gemischtes Doppel. Und das auch noch mit zweimal belegtem Bass und Drums. Es sollte dann noch einmal ein paar Jahre dauern, ehe endlich mit „Mysore Pak“ nach einer Reihe von Demos das Debütalbum dieser außergewöhnlichen französischen Band erscheint. Der Sound ist gerade ob seines Hauptaugenmerks auf Bass, Schlagzeug, diversen elektronischen Spielereien und den verhuschten Vocals von…
(40:20, CD, Digital, Atypeek Music, 2021) „Between The Woods“ mitten in Paris? Kann man machen. Obwohl sich dieser Titel sicherlich auf die dreiwöchige Tour durch die Staaten bezieht, die Miles Oliver 2019 durchführte. ‚Indie Folk‘ steht auf der Schublade zum vierten Album des Franzosen, der auch hier wieder alles im Alleingang zelebrierte. So klingt „Between The Woods“ dann auch exakt nach drei Wochen USA, nämlich stilistisch überaus vielfältig und Genre-übergreifend, womit sich das mit dem ‚Indie Folk‘ auch eigentlich schon erledigt hat. Im Singer-/Songwriter-Modus kommt Miles Oliver in erster Linie tiefenmelancholisch und dunkelbunt, was vor allem an seinen Vocals liegt,…
(34:34/35:33, Vinyl, CD, Digital, Apollon Records/Plastic Head, 1981/1982/2021) Die ersten beiden Alben der norwegisch/polnischen (!) Kultfraktion De Press kommen hiermit auf einem Streich. Vor vierzig Jahren war der Dreier um Andrzej Dziube aka Andrej Nebb das heißeste Ding in Sachen New Wave sowie Post Punk und das Debütalbum „Block To Block“ von 1981 gleich mal „... widely regarded to be one of the best ever rock albums by a Norwegian band.“ Nebb, der als Teenager über die Tschechoslowakei nach Österreich floh und letztendlich in Norwegen landete, lancierte hier seine Vorlieben für Bands wie Joy Division, Bauhaus, The Cure oder Talking…
(50:27, CD, Digital, Tape Atypeek Records/4iB Records/Misophonia Records, 2021) Schön für dieses Release bzw. für Liebhaber, dass man es via Misophonia Records eben auch auf Tape erwerben kann. Nebenbei kann man sich das Werk wahlweise als ‚pay what you want‘ (Queen Elephantine-bandcamp-site) oder auch für 666 englische Pfunde (Misophone-bandcamp-site) downloaden. Da fällt die Entscheidung wahrlich nicht leicht. Hier nun arbeiten sich das russische Projekt Phurba (das 2014 ein Werk mit dem gleichen Namen veröffentlich hatte) und das aus Hong Kong stammende und nun im amerikanischen Philadelphia beheimatete Sound-Kollektiv Queen Elephantine durch 50 Minuten ritueller Hingabe, die eher einem aus dem…
(39:48, CD, Vinyl, Digital, Exile On Mainstream/Soulfood, 2021) Die hundertste Exile On Mainstream-Veröffentlichung ist natürlich etwas ganz Besonderes. Um dies würdig zu begehen, präsentiert sich mit Trialogos ein Künstlerkollektiv, bestehend aus den Aktiven Conny Ochs, Tobias Vethake alias Sicker Man und Kiki Bohemia, die jeweils aus einer anderen Subkultur stammend nun mit „Stroh zu Gold“ etwas ganz Besonderes erschufen. Entstanden unter den für die Kunst an sich widrigen Bedingungen der Corona-Pandemie in diversen Livestreams verdichtete sich nach und nach der Grundgedanke zu Trialogos, einem Projekt, welches so vielleicht eben nur unter diesen Umständen möglich war und ist. Seine Live-Taufe erlebte…
(27:49, CD, Tape, Digital, Unique Records/Groove Attack, 2021) Das zweite Kleinformat der Band aus Düsseldorf, welche so sehr mit den (wavigen) Achtzigern verbandelt ist, dass man schon befürchten muss, dass der Fünfer mit einer Zeitkapsel aus eben diesem Jahrzehnt ins Hier und Jetzt gebeamt wurde. War die im letzten Jahr erschienene 4-Track-EP „All Purpose Slicer“ mit einer Spielzeit von etwas mehr als fünfzehn Minuten ein wenig zu knapp bemessen, um sich ein vollständiges Bild von Neumatic Parlo zu machen, so liefert „Random Toaster“ einen Track mehr, der dann auch noch zehn Minuten währt. Mithin eine etwas ausgiebigere Präsentation der Intentionen…
(43:01, Vinyl, Download, Sulatron Records/Broken Silence, 2021) Dunkel ist die Nacht. Und das Estrada Orchestra passt mit eben solchen Sounds gut in die eher entspannte Tageszeit. Mithin ist „Playground“, das immerhin schon fünfte Album des Projekts aus Estland, auch das entspannendste und psychedelischste in der Bandgeschichte. Einer Geschichte, die 2013 begann und seither ein relatives Eigenleben aus Funk, Freejazz und Krautrock führte. Zwei Stücke hat „Playgound“ zu bieten, nämlich den ‚Part 1‘, sowie, zusammenhängend, ‚Part 2 & 3‘. Hier schleifen sich die Musiker um Volodja Brodsky und Misha Panfilov, die auch den Kern der Band Centre El Muusa bilden, durch…
(72:19, CD, Vinyl, Download, Sulatron Records/Broken Silence, 2021) Von jeher zieht es die Menschheit ins Unbekannte, Geheimnisvolle. Und auch wenn hier dieser Trip mit dem Uraltgefährt „Vostok 1“ seinen Ursprung hat, ist der Anfang gemacht. Schon Konfuzius sagte einst – ‚Auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt‘. Und dieser Weg ist lang. Mächtig lang. So breitet die Elara Sunstreak Band mit vier seitenfüllenden Tracks ihre Vorstellungen von Kosmischer Musik vor uns aus. Die, entsprechend dem Albumtitel, verhältnismäßig Retro wirkt. Es folgt eingangs mit ‚Nexus‘ auch eine klare Richtungsvorgabe – hier schwurbelt sich die Band in Dimensionen, die zwar…
(20:20, Digital, Eigenvertrieb, 2020) Das ist doch schon einmal eine Ansage, die One-Track-EP nach der Spiellänge des hier zu Erwartenden zu benennen. „Twenty-Twenty“, im letzten Jahr erschienen, ist das Debüt des Trios aus dem italienischen Genua, das mit einem Track in 20:20 Minuten dezent alles abfedert, was grob unter dem Moniker ‚Postrock‘ zu verstehen ist. Diverse Breaks lassen den Track mal in Richtung Metal, mal zum Progressive oder Stoner Rock wanken, alles natürlich vollkommen instrumental und weithin hallend. Diverse vergleichende Links (wie z.B. „If Tool were a post-rock band, they might very well sound like IKITAN.“) verglichen die Italiener schon…
(38:47, CD, Vinyl, Download, Gondwana Records, 2021) Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy sprach in Bezug der Trauer und des Verlustes in Zeiten der Pandemie von ‚einem Portal, einem Tor zwischen einer Welt und der nächsten‘. Gefangen in eben dieser Pandemie kreierte das Portico Quartet dann auch die vielleicht melancholischste, nachdenklichste und auch schönste Musik ihrer Karriere. Reduziert auf die Rumpfbesetzung, bestehend aus Duncan Bellamy (Drums, Bass, Hang) und Jack Wyllie (Sax, Synths), entwarf das einstige Quartett überaus lange Tracks (mit einem Zwanzigminüter und zwei Zehnminütern gibt sich „Terrain“ überaus Vinyl-freundlich) zwischen Minimal Music, Ambient und Weltmusik, die gerade bezüglich ihrer…