(39:48, CD, Vinyl, Digital, Exile On Mainstream/Soulfood, 2021) Die hundertste Exile On Mainstream-Veröffentlichung ist natürlich etwas ganz Besonderes. Um dies würdig zu begehen, präsentiert sich mit Trialogos ein Künstlerkollektiv, bestehend aus den Aktiven Conny Ochs, Tobias Vethake alias Sicker Man und Kiki Bohemia, die jeweils aus einer anderen Subkultur stammend nun mit „Stroh zu Gold“ etwas ganz Besonderes erschufen. Entstanden unter den für die Kunst an sich widrigen Bedingungen der Corona-Pandemie in diversen Livestreams verdichtete sich nach und nach der Grundgedanke zu Trialogos, einem Projekt, welches so vielleicht eben nur unter diesen Umständen möglich war und ist. Seine Live-Taufe erlebte…
Autor: Carsten Agthe
(27:49, CD, Tape, Digital, Unique Records/Groove Attack, 2021) Das zweite Kleinformat der Band aus Düsseldorf, welche so sehr mit den (wavigen) Achtzigern verbandelt ist, dass man schon befürchten muss, dass der Fünfer mit einer Zeitkapsel aus eben diesem Jahrzehnt ins Hier und Jetzt gebeamt wurde. War die im letzten Jahr erschienene 4-Track-EP „All Purpose Slicer“ mit einer Spielzeit von etwas mehr als fünfzehn Minuten ein wenig zu knapp bemessen, um sich ein vollständiges Bild von Neumatic Parlo zu machen, so liefert „Random Toaster“ einen Track mehr, der dann auch noch zehn Minuten währt. Mithin eine etwas ausgiebigere Präsentation der Intentionen…
(43:01, Vinyl, Download, Sulatron Records/Broken Silence, 2021) Dunkel ist die Nacht. Und das Estrada Orchestra passt mit eben solchen Sounds gut in die eher entspannte Tageszeit. Mithin ist „Playground“, das immerhin schon fünfte Album des Projekts aus Estland, auch das entspannendste und psychedelischste in der Bandgeschichte. Einer Geschichte, die 2013 begann und seither ein relatives Eigenleben aus Funk, Freejazz und Krautrock führte. Zwei Stücke hat „Playgound“ zu bieten, nämlich den ‚Part 1‘, sowie, zusammenhängend, ‚Part 2 & 3‘. Hier schleifen sich die Musiker um Volodja Brodsky und Misha Panfilov, die auch den Kern der Band Centre El Muusa bilden, durch…
(72:19, CD, Vinyl, Download, Sulatron Records/Broken Silence, 2021) Von jeher zieht es die Menschheit ins Unbekannte, Geheimnisvolle. Und auch wenn hier dieser Trip mit dem Uraltgefährt „Vostok 1“ seinen Ursprung hat, ist der Anfang gemacht. Schon Konfuzius sagte einst – ‚Auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt‘. Und dieser Weg ist lang. Mächtig lang. So breitet die Elara Sunstreak Band mit vier seitenfüllenden Tracks ihre Vorstellungen von Kosmischer Musik vor uns aus. Die, entsprechend dem Albumtitel, verhältnismäßig Retro wirkt. Es folgt eingangs mit ‚Nexus‘ auch eine klare Richtungsvorgabe – hier schwurbelt sich die Band in Dimensionen, die zwar…
(20:20, Digital, Eigenvertrieb, 2020) Das ist doch schon einmal eine Ansage, die One-Track-EP nach der Spiellänge des hier zu Erwartenden zu benennen. „Twenty-Twenty“, im letzten Jahr erschienen, ist das Debüt des Trios aus dem italienischen Genua, das mit einem Track in 20:20 Minuten dezent alles abfedert, was grob unter dem Moniker ‚Postrock‘ zu verstehen ist. Diverse Breaks lassen den Track mal in Richtung Metal, mal zum Progressive oder Stoner Rock wanken, alles natürlich vollkommen instrumental und weithin hallend. Diverse vergleichende Links (wie z.B. „If Tool were a post-rock band, they might very well sound like IKITAN.“) verglichen die Italiener schon…
(38:47, CD, Vinyl, Download, Gondwana Records, 2021) Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy sprach in Bezug der Trauer und des Verlustes in Zeiten der Pandemie von ‚einem Portal, einem Tor zwischen einer Welt und der nächsten‘. Gefangen in eben dieser Pandemie kreierte das Portico Quartet dann auch die vielleicht melancholischste, nachdenklichste und auch schönste Musik ihrer Karriere. Reduziert auf die Rumpfbesetzung, bestehend aus Duncan Bellamy (Drums, Bass, Hang) und Jack Wyllie (Sax, Synths), entwarf das einstige Quartett überaus lange Tracks (mit einem Zwanzigminüter und zwei Zehnminütern gibt sich „Terrain“ überaus Vinyl-freundlich) zwischen Minimal Music, Ambient und Weltmusik, die gerade bezüglich ihrer…
(68:10, CD, Digital, Eigenvertrieb, 2020) Da war die Neugier sofort geweckt, als irgendwo ein Artikel über sieben Bands erschien, die für einen Tool-Sympathisanten von Interesse sein könnten. Gut, mit Acts wie Chevelle, Rishloo oder Intronaut war man (weitestgehend) vertraut, die schwedischen Vulkan und die australischen Lucid Planet jedoch noch weiße Flecken auf der Landkarte eigener musikalischer Vorlieben. Dabei veröffentlichten Letztere Ende vergangenen Jahres mit „II“ schon ihren zweiten Longplayer, der in Down Under schon mal so eben Preise wie ‚Best Progressive Album‘, ‚Best Artwork‘ sowie ‚Biggest Surprise‘ für sich verbuchen konnte. Dennoch sollte man Statements wie ‚I truly believe this…
(37:39, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music, 2021) Music for analog synths. That’s the point! The „Omega Point“! Sébastien Guérive kitzelt aus seinem analogen Instrumentarium Klänge heraus, die diesem Equipment wohl keiner zugetraut hätte. „Omega Point“ strotzt nur so vor Erhabenheit, melancholischem Pathos und großflächigen Glücksmomenten. Der Musiker aus Nantes, der seit seinem 2001er Debütalbum „Le Pense Érrante“ und seinen Arbeiten für Theater und Ballett in seiner Heimat in diesem Metier kein Unbekannter ist, kreiert hier fiktive Soundtracks für fiktive Science Fiction Movies, die thematisch auf jeden Fall in den Sphären angesetzt sind, in denen dich niemand schreien hört. Also ganz…
(35:18, CD, Vinyl, Digital, Kungens Ljud & Bild (Eigenproduktion) / Trust No One Recordings, 2021) „Use stereo headphones. Take a deep breath and start to relax…“. Diese auf dem Album zu findende Gebrauchsanweisung ist zum Verständnis von „Factory Reset“, dem Solo-Debüt von Kungens Män- und Automatism-Gitarrist Hans Hjelm, nicht unbedingt notwendig, tut aber auch nicht weh. Wie die Musik des Musikers, die – in ihrer offiziellen Bezugnahme auf Inspirationen von Depeche Mode bis Michael Rother – auch nicht weh tut. „Factory Reset“ könnte als Muzak für den gemeinen Proggie beschrieben werden, der mal Erholung vom anstrengenden Geschwurbel seiner Leidenschaft sucht,…
(46:24, CD, Digital, Dämmerung Arts, 2020) Nach „Mosaic“ und „Auræ“ kommt mit „Opalus“ nun die dritte Kollaboration des Drone-Masters Mathias Grassow mit dem ex-Agalloch-Gitarristen John Haughm. Überhaupt machte sich Letzterer nach dem Ende seiner Band vor allem einen Namen in der Erforschung musikalischen Terrains außerhalb metallischer Gefilde, weswegen er in Mathias Grassow sicher den Partner gefunden hat, mit dem in Zukunft hinsichtlich ambienter Exkurse noch ein wenig mehr geht. Auffallend an „Opalus“ ist – wie auch schon bei den anderen beiden Releases des Duos – der Umstand, dass hier wie sonst in diesem Metier eigentlich üblich die Kapazität einer CD…
(35:35, CD, Vinyl, Digital, TBC Records/Broken Silence, 2021) „Down in black valley, Where nobody goes, I left my true love, Alone in the cold, Down in black valley…“, Auweia. Dazu noch weiterführend Titel wie ‚Without Love‘, ‚Broken Eyes‘, ‚Take Away The Hurt‘, ‚Poor Man’s Lullaby‘ oder ‚Falling Down‘ – Tim Scott McConnell alias Ledfoot findet sich auch auf seinem aktuellen Album tief in der Schlangengrube unstillbarer Trauer wieder. Dabei hat der norwegische Singer-/Songwriter als Autor schon einige Hits auf der Pfanne (Sheena Eastons ‚Swear‘ sowie Bruce Spingsteens ‚High Hopes‘), weshalb man sich schon fragt, woher die dunklen Gedanken, umrahmt von…
(47:35, Digital, Vinyl (Herbst 2021), Clouds Hill, 2021) Manchmal passt es wirklich, ein Album mit dem längsten Song beginnen zu lassen, weil sich die hier vorherrschenden Stimmungen in ihrer ganzen Schönheit und Pracht entfalten können. So geschehen mit ‚Marathon‘, einem wundervoll perlenden Stück Gitarren-Pop, das Marathon-mäßige acht Minuten währt. Langsam schälen sich die Sounds aus Dream Pop, Shoegaze und eben Gitarren-Pop aus ihrem Kokon, bis man sich nach eineinhalb Minuten plötzlich im Geschehen von „Picture Of A Good Life“ wiederfindet. Wie passend ist der Albumtitel in Bezug auf das hier zu Hörende! Denn die finnische Band macht mit ihrem vierten…
(32:02, Vinyl, Digital, Off Label Records/Brokensilence, 2021) Schon bei den ersten Takten vom Opener ‚Spells And Magic‘ wähnt man sich bei ‚La Grange‘ der Zottelbärte ZZ Top. Und spätestens dann ahnt man auch, wohin die Reise geht. Nämlich tief in den amerikanischen Süden, wo immer noch so manche Hintersteppler ihr Unwesen treiben. Dabei handelt es sich hier gar nicht um eine ach so typisch amerikanische Band, stammen Laino & The Broken Seeds um Gitarrist Andrea Laino doch aus Bologna. Aufgenommen wurde das zweite Album der italienischen Blues Brothers eben dort, abgemischt jedoch beim großen J. D. Forster (Calexico, Marc Ribot)…
(63:04, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2012/2021) Dieses vorzügliche Teil postrockender Down-Under-Mucke habe ich mir derzeit zugelegt, als die heilige Dreifaltigkeit eben dieser, bestehend aus Dumbsaint, Meniscus und We Lost The Sea, über ‚old‘ aber gar nicht mehr so ‚good‘ Germany kam. Nun wird das Debüt der Sydney-Post-Boys im Zuge des zehnjährigen Jubiläums von Bird’s Robe Records wiederveröffentlicht, was überaus essentiell ist, muss doch ein Werk wie „Something That You Feel Will Find Its Own Form“ doch auf jeden Fall für die Nachwelt (BTW – welche Nachwelt?) erhalten bleiben. Der umtriebige, aus Ron Prince (guitar), James Thomas (bass) und Nick…
(45:00, CD, Vinyl, Digital, Exile On Mainstream/Cargo, 2021) Dreimal fünf Jahre schon machen The Antikaroshi den effektivsten Hardcore außerhalb der Neunzigerjahre. Fünf Jahre brauchte die Band derweil für ihr fünftes Album, auf welches wir dann auch wahrhaftig gewartet haben. Wie glückselig waren wir Anfang der Neunziger, als dementsprechend kultige Label wie Sub Pop oder Amphetamine Reptile Records für wohligen Krach sorgten und man Konzertkombinationen mit den God Bullies, Halo Of Flies und Helmet als das höchste Gut in Sound betrachten konnte. The Antikaroshi setzen dann auch eben hier an, nur um dann konsequent eigene Wege zu gehen, obwohl das Post-Harcore-Logo…
(37:05, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2017/2021) Weiter geht es mit dem Offenlegen der Full Houses, die Bird’s Robe Records anlässlich seines Zehnjährigen in die Wege geleitet hat. Ein weiteres Highlight im an Highlights so reichen Backkatalog ist sicherlich auch das zweite Album der aus Sydney kommenden Progressive-Metal-Urgewalt Mish. 2017 veröffentlicht, adelte „Entheogen“ die Band und stellte diese so den euphorischen Kritiken zufolge gleich mal auf eine Stufe mit dementsprechend heftig metallischen Acts wie Mastodon, Isis und Meshuggah. Dabei startet das Album mit ‚Artax‘ noch auf leisen Sohlen, ehe nach einer knappen Minute der Sturm losbricht und den Kritiken gleich…
(59:07, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2015/2021) Zum Zehnjährigen rereleased das australische Ausnahmelabel Bird’s Robe Records einige Highlights und Schätzchen aus dem Labelkatalog, der es in Bezug auf die drei P (Post, Progressive, Precious) ganz genau nimmt. „Painted Mantra“ von den wahrhaft riesigen Mushroom Giant aus Melbourne ist solch eine Kostbarkeit, bei der einfach alles stimmig ist. Irgendwie haben es australische Bands wie We Lost The Sea, sleepmakeswaves oder Meniscus drauf, ganz besonders stimmige und auf den Punkt gebrachte Stimmungsbilder zu erschaffen, was die Endemic von Down Under auch hinsichtlich der musikalischen Vielfalt bestätigt. Auch Mushroom Giant räkeln sich wohlig…
(39:39, CD, Vinyl, Digital, Eigenproduktion, 2021) Da sich die Welttournee von Dead Can Dance verschoben hat, blieb Brendan Perry viel Zeit, um endlich das zu realisieren, was er sich schon lange vorgenommen hatte. Nämlich Re(m)betiko -Lieder in englischer Sprache aufzunehmen. Schon Ende der Siebziger fühlte sich der Musiker zu den griechischen Tavernen seiner Heimatstadt Melbourne hingezogen, vor allem aber zur traditionellen Musik zunächst der vor den Konsequenzen der sog. „kleinasiatischen Katastrophe“ Geflohenen (damals also in der Tat im „Underground“ wirkend!), später aber vieler, fast aller Griechen – dem Rebetiko! Bei griechischem Wein und so manchem Ouzo scheint ihm dann die…
(32:09, MC, Digital, TELESKOPmusikproduktion, 2021) „Soundtrack for the end of a planet, played on machines with the sole purpose of an everlasting repair…“ Ah, so. Jetzt sehen wir klarer, deutlicher. Markus Rom alias Oh No Noh macht Maschinenmusik. Und das nicht nur für Maschinen. Mittels Gitarren, programmierbaren Robotern und einem Tapedeck kreiert der Leipziger Musiker Stillleben, in denen eben diese Charaktereigenschaft – still – wörtlich zu nehmen ist. Und obwohl vom Sound her, der sich als warmer Frühlingsregen offenbart, die gesamte Produktion überaus homogen und sympathisch konform wirkt, watet Oh No Noh doch gekonnt zwischen den Stilen. Zwischen postrockigen Ambitionen…
(16:29, CD, Vinyl, Digital, Narshardaa Records/Broken Silence, 2021) Tief aus dem Bodensatz böse anmuten(wollen)den Doom-Metals erheben sich Kavrila nun zum dritten Mal, um ihre (un-)heiligen Rituale einem Ende zuzuführen. Die drei EP-Kleinformate nahmen immerhin schon 2016 ihren Anfang, womit der Fünfjahresplan wohl nun abgehakt ist. Zwar war da noch das Interimsalbum „Blight“, die „Rituals“-Reihe bleibt aber das bisherige Hauptwerk des Hamburger Vierers. Trotz aller Kürze besitzen Songs wie ‚Equality‘ und ‚Longing‘ schon ihre Längen, wirken sogar überaus bleiern und im eigenen Spannungsaufbau stagnierend. Besser machen es Kavrila da schon mit ‚Sunday‘ und ‚Elysium‘, denen man anhört, dass die Band doch…