New Model Army And Sinfonia Leipzig – Sinfonia

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New Model Army - Sinfonia (earMUSIC,, 15.09. 2023) COVER(2:04:05; Vinyl (3 LP), 2 CD, Mediabook (2CD + DVD + Blu-ray + Bonus CD); earMusic/Edel, 15.09.2023)
New Model Army ist definitiv eine der KULT-Bands der Alternative-Szene der späten 80er und frühen 90er Jahre. Alben wie “Thunder And Consolation” (1989) und “Impurity” (1990) sind zu Klassikern geworden. Das Stück ’51st State’ vielleicht so etwas wie ein Weltmusikerbe.
Und obwohl New Model Army seit Ende der 90er Jahre vielleicht nicht mehr so viel Aufmerksamkeit von den Medien bekommen wie noch zu Beginn ihrer Karriere, haben die Engländer bis heute eine der treuesten Fan-Gemeinden. Denn ruhig ist es um New Model Army nie geworden. 15 Studio-Alben sprechen für sich, genauso wie die alljährlichen Weihnachtskonzerte, die Noisenow.de mit den Briten seit dem Jahr 2000 im Kölner Palladium veranstalten.

Auch der Autor dieser Zeilen hatte das Quartett um Justin Sullivan weitestgehend aus den Augen verloren. Die Veröffentlichung neuer Alben war zwar wahrgenommen genommen worden, aber irgendwie auch nicht viel mehr. Leider, wie man rückblickend sagen muss, nachdem man “Sinfonia” gehört hat. Denn die Aufnahme eines Konzertes im Berliner Tempodrom, bei welchem die Band gemeinsam mit Sinfonia Leipzig auftrat, macht Lust auf mehr, und regt dazu an, sich einmal ausgiebig mit dem Backkatalog der letzten Jahre zu beschäftigen. Denn obwohl die 21 einzelnen Songs aus sämtlichen Schaffensperioden der Band zusammengetragen worden sind, ergeben sie im Orchester-Format eine gut aufeinander abgestimmte Einheit. Neuinterpretationen mit Studio-Versionen zu vergleichen fällt natürlich schwer, wenn man die Originale nicht kennt. Doch wird ein solcher Vergleich erst gar nicht notwendig, wenn die orchestralen Versionen einem unbekannter Stücke gleich auf Anhieb zünden. Dass dies funktioniert, liegt zum großen Teil an der unwiderstehlichen Ausstrahlung von Justin Sullivan, die dieser auf dieser Aufnahme alleine mit Hilfe seiner Stimme zu übermitteln im Stande ist. Neben einem ganzen Orchester zu bestehen und so zu glänzen, das muss einem Sänger erst einmal gelingen. Zum anderen funktionieren aber auch die klassischen Arrangements von Dirigent Cornelius During wunderbar. Dies wird ganz besonders beim sowieso schon grandiosen ‘Green And Grey’ deutlich, welches durch die Symphoniker eine extra Portion Dramatik verliehen bekommt, die dem Stück eine Mehr an Tiefgang gibt.

Nichtsdestotrotz verbleibt für die vier Musiker von New Model Army noch genügend Raum um selbst zu glänzen. Denn trotz aller Klassik-Elemente bleibt “Sinfonia” dem klassischen Post-Punk-New-Wave-Folk-Crossover des Quartetts aus Bradford treu. Soll heißen, dass dem Orchester bei einem Stück wie ‘Innocence’ lediglich die Aufgabe zukam, die Original-Version fett aufzutunen, anstatt sie in ihre Einzelteile zu zerlegen und bis zur Unkenntlichkeit zu verändern; mit dem Resultat, dass der “Purity”-Klassiker in dieser Version noch fetter rockt!

Welche der neuen Versionen im Einzelnen dazugewonnen oder vielleicht, im Vergleich zum Original, etwas verloren haben, dass kann an dieser Stelle, aus oben genannten Gründen, nicht beurteilt werden. Festhalten kann man aber, dass “Sinfonia” als Ganzes betrachtet mitreißend ist und wunderbar funktioniert, und dass das hier gewählte orchestrale Gewand zumindest den alten Stücken so gut steht, dass diese in neuem Licht erstrahlen. Wer “Vagabonds” einmal in dieser Version mit Violinistin Shir-Ran Yinon gehört hat, der wird wohl nicht mehr zum Original zurückkehren wollen.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 12)


Tracklist:
1. “Overture”
2. “Devil’s Bargain” (Orchestral Version)
3. “Devil” (Orchestral Version)
4. “Innocence” (Orchestral Version)
5. “Winter” (Orchestral Version)
6. “March In September” (Orchestral Version)
7. “1984” (Orchestral Version)
8. “Orange Tree Roads” (Orchestral Version)
9. “Marry The Sea” (Orchestral Version)
10. “Ocean Rising” (Orchestral Version)
11. “Ballad” (Orchestral Version)
12. “Passing Through” (Orchestral Version)
13. “Guessing” (Orchestral Version)
14. “Too Close To The Sun” (Orchestral Version)
15. “Lullaby” (Orchestral Version)
16. “Did You Make It Safe?” (Orchestral Version)
17. “Shot 18” (Orchestral Version)
18. “Purity” (Orchestral Version)
19. “Vagabonds” (Orchestral Version)
20. “Green and Grey” (Orchestral Version)
21. “Wonderful Way To Go” (Orchestral Version)

New Model Army - Sinfonia (earMUSIC,, 15.09., FF)

Credit: Alexander Mertsch

Besetzung:
Justin Sullivan – Vocals, Guitar
Dean White – Guitar, Keys
Michael Dean – Drums
Ceri Monger – Bass
Shir-Ran Yinon – Violin

Sinfonia Leipzig:
Cornelius During – Conductor

Diskografie (Studioalben):
“Vengeance” (1984)
“No Rest For The Wicked” (1985)
“The Ghost Of Cain” (1986)
“Thunder And Consolation” (1989)
“Impurity” (1990)
“The Love Of Hopeless Causes” (1993)
“Strange Brotherhood” (1998)
“Eight” (2000)
“Carnival” (2005)
“High” (2007)
“Today Is A Good Day” (2009)
“Between Dog And Wolf” (2013)
“Between Wine And Blood” (2014)
“Winter” (2016)
“From Here” (2019)

New Model Army - Sinfonia (earMUSIC,, 15.09., FF)

Credit: Jochen Melchior

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 3 min
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