Sonic Darkroom
Eines dieser Konzerte, wo man nicht etwa hingeht, weil man die Bands schon 666 mal gesehen hat. Sondern aus Neugier und aufgrund einer warmen Empfehlung aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen. Das hat sich in diesem Falle sowas von gelohnt – wir sahen (bzw. angesichts der Lichtverhältnisse in der Dunkelkammer Sonic Ballroom: ahnten und belauschten) zwei der Top-Gigs unseres bisherigen Konzertjahres!
Love Machine stammen aus der “Krautrock”-Hauptstadt Düsseldorf, wie sie selber schreiben. Aber das reicht nicht annähernd, um zu umreißen, was das Quintett zumindest live aufzubieten hat. Als erstes fällt dieser infektiöse Allman Brothers-mäßige Groove auf, der fast nach zwei Schlagzeugern klingt. Daran ist Sänger / Percussionist Marcel Rösche ebenso wenig unschuldig wie an den gesanglichen Assoziationen von Jim “Dandy” Mangrum (wegen des markerschütternden Basses, vgl. Black Oak Arkansas) bis Guy Kyser (Thin White Rope, aber ohne die Piratenromantik) und Klaus Uebelhöde (Ferryboat Bill). Und eben diese viel zu früh von uns gegangene Formation könnte man im weitesten Sinne vielleicht zum Vergleich heranziehen: Love Machine klingen wie eine friedlich-liebevolle Hippie-Variante von F. Bill mit zusätzlichen Anklängen von Captain Beefheart. Und im nächsten Moment doch wieder ganz anders!
Dafür sorgen die Gitarristen Hendrik Siems und Felix Wursthorn (wobei Letztgenannter auch u.a. einen altehrwürdigen Korg MS-20 zu bändigen weiß – der Sound des monophonen Analog-Synthesizer passt hier perfekt), Bassist Thibaut Sanli und Drummer Noel Lardon.
Für längere Percussion-Einlagen lässt sich der Baum von einem Kerl Marcel auch gerne mal auf dem hier winzig niedrigen Bühnenrand nieder.
Das Titelstück zum aktuellen Album “Circles” liefert einen der Höhepunkte des durchgängig ganz wunderbaren Sets – erst wiegt es sich, wie ein Schmuseblues beim Hillbilly-Fest, doch dann lassen Walkingbass-Meister Thibaut und Noel die Wutz so richtig kreiseln und swingen.
Nach dieser extrem positiven Überraschung konnte doch nichts noch Besseres kommen? Nun zumindest etwas deutlich anderes: Auch die Berliner Wedge existieren erst seit wenigen Jahren. Das Trio bestehend aus Kiryk (Gitarre, Gesang; Ex-Liquid Visions, Ex-The Magnificent Brotherhood), “The Holg” (Drums) & David (Bass, Keyboards) verherrlicht mit seinem Namen “the first ever stone tool created by the hand of man”. Und richtig zeigt ihr “high energy rock‘n‘roll” auch Stoner-Einflüsse. Müsste man Vergleiche liefern, wäre “DeWolff jammt mit Motorpsycho und Robin Trower” vielleicht eine Annäherung. Also PsychBluesRock? Ist auch wurscht, solange es dermaßen abgeht wie beispielsweise die noch unveröffentlichte ‘Hi Hat Woman’ oder das wie Creams ´Politician´ groovende ´Who Am I?´ Wer? Wissen wir auch immer noch nicht. Aber dass das nicht die letzte Begegnung mit diesen beiden Bands gewesen sein soll, das schon.
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Live-Fotos: Tobias Berk