(66:43, CD, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2016)
Das vorab: Wer Originalität und Genresprengung zum Probstein seiner Musikdiät macht, wird hier nicht glücklich. Denn wie schon bei der ersten Pro(G)ject-Veröffentlichung 2013 wird hier Historie verherrlicht – konkret natürlich die des alten Roms – und dies mit den Stilmitteln des “alten” Progs britischer und mit Abstrichen italienischer Provenienz. Da ist es auch kein Zufall, dass das Album bereits am 21. April erschien – dem 2.769. Jahrestag der Gründung der Heiligen Stadt.
Heilige Gefühle können Fans analoger Keyboard-Sounds auch beim Belauschen von Pro(G)jektleiter Vincenzo Riccas Spiel bekommen – es klingt teilweise wie ein Jam von Rick Wakeman, Keith Emerson und Jürgen Fritz. Doch auch seine musikalischen Gaststars elektrisieren: Steve Hackett (el. u. ak. Gitarren, Ex-Genesis), David Jackson (Saxophon, Querflöte; Ex-Van der Graaf Generator) und Billy Sherwood (Bass, Gitarre, Schlagzeug; u.a. Yes, Circa) sind für diese Art Musik sicherlich eine ideale Besetzung. Und auch beim sonstigen Personal finden sich gute alte Bekannte, wie z.B. Franck Carducci oder Ricardo Romano (Harfe) und Daniele Pomo (Schlagzeug) von RanestRane oder auch Mauro Montobbio und Luca Grosso (Schlagzeug) von Narrow Pass. Das einzige, was dem einen oder anderen fehlen mag, sind Sänger/innen – bis auf Joanna “Jo” Lehmann Hacketts einleitend als Erzählerin gesprochene Worte bleibt der Lobpreis auf “Fate And Glory” gesangs- und textfrei.
Das schadet dem Genuss an Tracks wie ‘The Wolf And The Twins’ aber nicht im Geringsten – denn so bleibt mehr Raum für die Dialoge von Kirchenorgel, Synthesizer und der (hier von Mr. Sherwood bedienten) E-Gitarre. ‘The Seven Kings Of Rome’ gerät sogar noch bombastischer, begeistert aber ebenso, beispielsweise mit dem hier besonders authentisch knarzenden Rickenbacker-Bass-Sound.
Einer der Höhepunkte ist das über dreizehnminütige ‘Seven Hills And A River’, das starke atmosphärische, und strukturelle Anleihen bei der Mittelsektion von ‘Awaken’ aus “Going For The One” macht.
Auf dem ‘Forum Magnum’ hingegen regieren David “Jaxon”s Saxophone und Flöten, dass es eine Wonne ist -, wie beim ebenfalls von ihm mit komponierten ‘Ovid’s Ars Amatoria’ sowie ‘Augustus (Primus Inter Pares’). Maestro Hacketts unverwechselbarer Ton lässt bei ‘S.P.Q.R.’ sowie dem Bonustrack ‘The Pantheon’s Dome’ wohlig aufhorchen, der sich auch auf einem seiner Soloalben nicht schlecht machen würde. Überhaupt zählen die geschmackvollen Akustikgitarrenparts zu den zahlreichen Stärken des Pro(G)ject-Zweitlings.
In Summe erscheint “Of Fate And Glory” wie eine teurere, aber auch edlerere und gelungenere Version von “If Only Stones Could Speak, mit dem Bo Bollenberg Brügge ein Denkmal gesetzt hatte.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, KR 11)
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