(36:58, 41:02, 2CD, Digital, Sireena Records/Broken Silence, 2020) Da haben wir es dann wohl mit einem Jahrhundertprojekt zu tun. Wann genau der Grundstein zu diesem Unterfangen gelegt wurde, ist so recht nicht mehr nachzuvollziehen. Es muss sich aber irgendwann in den 80ern zugetragen haben, als sich Hauke Harms und Axel Ermes zum ersten Mal in musikalischer Hinsicht über den Weg liefen. Immerhin heuerte Ermes (Cancer Barrack) später beim Harms-Projekt Girls Under Glass an, womit die Zielrichtung für ein gemeinsames Unterfangen dann wohl auch klar wäre, waren oder sind doch beide dieser Bands dem Gothic-Rock verpflichtet. Nun lässt eben diese Hauptbeschäftigung…
Autor: Carsten Agthe
(40:36, CD, Vinyl, Digital, Antigony Records, 2020) Vier mehr oder weniger wuchtig ausstaffierte Alben haben Threestepstotheocean schon auf dem Kerbholz. Stolze Leistung, gibt es die Band aus Italien doch nun auch schon knapp 15 Jahre. Grund genug, noch ein wenig Gewichte mehr auf die Waage metallischer Extravaganzen draufzupacken, um nun mit "Del Fuoco" ein Album zu schmieden, das in der Lage ist, mächtige Breitseiten von mit Psychedelia getränktem Postmetal abzufeuern. Für ihre ausufernden Instrumentals greifen die Mailänder dann auch ganz tief in die Trickkiste bis zum Anschlag gespannter Spannungsbögen, womit, auf die Grundstimmung bezogen, Threestepstotheocean eine unheilige Familienbande zu Institutionen…
(30:55 / 37:11 / 47:57, Digital, Atypeek Music, 2020) Queen Elephantine gehen in die "Pay What You Want"-Offensive. Denn die drei neuen Kleinformate gibt es, wenn man so will, für lau auf der Bandcamp-Plattform. Knapp zwei Stunden neue Merkwürdigkeiten vom schon ein wenig merkwürdigen Ensemble - da braucht man eigentlich nicht lange zu überlegen. Das vom indischen Musiker Indrayudh Shome in Hong Kong gegründete und heute von Philadelphia aus praktizierende Projekt, das noch im letzten Jahr mit dem hypnotischen Psychedelic-Doom-Brocken "Gorgon" beeindruckte, lebt auch hier seinen Hang zu ellenlangen Opfergaben an den Gott der langen Rille aus – nur eben…
(29:37, CD, Vinyl, Digital, Eigenprodukion, 2020) Das schwere Gerät auf dem Cover spricht eine deutliche Sprache. Hier werden mittels Bulldozer und Planierraupen Argumente geliefert, denen man sich nur sehr schwer entziehen kann. Die Band aus Reutlingen kloppt in einer halben Stunde einem den Verstand aus dem Schädel und hinterlässt quasi eine Schneise der Verwüstung. Aber, wir haben es so gewollt und kommen nicht mehr mit einem Rückzieher durch. "In The Dirt" trifft die Sache mittels Punktlandung zielgenau und man spürt förmlich den Staub zwischen den Zähnen knirschen. Dabei touchieren Nataraja galant den Schrein für die Opfergaben an Black Sabbath und…
(50:14, CD, Vinyl, Digital, Sireena Records / Broken Silence, 2020) Nun wird aber Gas gegeben: ließ sich der Musik-Clan um Tom ‚The Perc‘ Redecker vor allem, was seine Veröffentlichungspolitik neuer Releases betrifft, nach der Jahrtausendwende ein wenig mehr Zeit, so klaffen zwischen "Terra Circus", dem letzten offiziellen Album, und "Echoes Don't Lie" gerade einmal vier Jahre. Man gelobte Besserung und die Großfamilie war um einige Mitglieder, wie etwa den Dissidenten Marlon Klein oder einem Roman Bunka (Embryo), reicher. Sowieso verstand sich die Electric Family, die im nächsten Jahr ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feiert (unvergessen bis heute ist dann wohl ihr denkwürdiger…
(34:03, CD-R, Download, Sound In Silence, 2020) Gehaltvolles Dahinplätschern in Reinkultur. Schon elf Alben lang hält Multiinstrumentalist Nao Kakimoto an seinem Konzept der Erschaffung des musikalischen Nichts fest – ein Nichts, das dennoch schön und betörend ist. Eigentlich sind die unaufgeregten Stillleben des Tokioter Musikers das geeignete Ohrenfutter für die Untermalung minutiöser Fahrstuhlfahrten. Und da die Bauten in dieser Großmetropole schon mal an den Wolken kratzen können, ist Nao Kakimoto mit seinem Projekt [.que] hier gar nicht einmal so schlecht aufgehoben. Mit der Lässigkeit ist es dennoch so ein Ding an sich, denn allzuviel davon kann schon so einiges zum…
(21:33, CD, Vinyl, Download, Eisenwald/Soulfood, 2020) Nordic Folk rules. Was durch Bands wie Wardruna, aber auch Serien-Highlights wie „Vikings“ einmal mehr Bestätigung erlangt. Man würde aber Osi And The Jupiter nur bedingt gerecht, wenn man behaupten würde, dass das Duo auf den einmal in Fahrt gekommenen Zug des Neo und Dark Folk aufgesprungen wäre. Dafür haben Sean Katz und Cellist Kakophonix mit ihren Alben „Halls Of The Wolf" (2016), „Uthuling Hyl" (2017) sowie „Nordlige Rúnaskog“ (2019) schon zuviel Eigenständigkeit bewiesen. Mit „Appalachia“ taucht man tief ein in die Sagen- und Mythenwelt der Appalachen - obschon der Trip mit seinen zwanzig…
(75:30, CD-R, Download, Sound In Silence, 2020) Nun heißt es erst einmal, es sich bequem zu machen, die Augen zu schließen und eins mit sich und der nun folgenden Musik zu sein. Musik, die klingt, wie aus einem anderen Universum und die dafür gemacht zu sein scheint, auf entspannten Bewusstseinsebenen entlangzusurfen. Wir sind dann auch völlig entspannt und entspannen immer weiter und weiter, wenn sich ein ‚Spiraling Light‘ kaum wahrnehmbar aus einem lichtdurchfluteten Kokon schält. Gefolgt werden diese Streicheleinheiten von den nicht minder heimeligen ‚Underwater Rays‘ oder der mit zwanzig Minuten schon mal hinsichtlich der Verschmelzung von Zeit und Raum…
(30:47, Download, Eigenproduktion, 2020) ‚Hast du schon alles erledigt?‘ fragen uns die Norddeutschen auf ihrem Debütalbum und wir gehen unter diesen besonderen Umständen tief in uns, um zu eruieren, was hier noch alles zu erledigen wäre. Mit schier grenzenloser Spiellaune kommt in erster Instanz ein ‚Gerippen Gegœmmelt‘ über uns, das in zwei Minuten bereits Weichen für die noch folgende halbstündige Instrumentaltortur stellt. Coping Mechanism machen hier dezent auf The Mars Folter ohne Gesang, was bedeutet, dass „Shiak Kasim“ zum mathrockenden Irrlicht gerät. Ein Irrlicht, welches dann auch noch in irrwitziger Geschwindigkeit die Richtungen ändert. Wie etwa im durchgeknallten ‚Crusty Croc‘,…
(43:55, CD, Vinyl, Digital, Sulatron Records/ Broken Silence, 2020) Na, da werden wieder vehement die psychedelisch animierten Stilblüten bestäubt. Die finnische Band Permanent Clear Light macht es sich hoch im Norden auch mit ihrem zweiten Album gemütlich und offeriert uns einen bunten Strauß lieblicher Melodien, deren Duft einerseits betörend bunt, aber auch gefährlich ist. Denn wie bei allem anderen auch macht es hier die Dosis, die bezüglich der „Cosmic Comics“ in ihrer suchtbildenden Wirkung schon in kleinsten Mengen angenehm zündelt. Sänger Matti Laitinen dehnt die Vokale hierbei gefährlich Liam Gallagher-like und irgendwie wirken die Tunes auch an sich in ihrer…
(17:26, CD, Digital, Unique Records/Groove Attack, 2020) Vier Tracks, aber eine Menge dahinter. Zwar holt man ein- oder zweimal Luft, und das Debüt der NRW-Alternativen gehört mit seinen auf vier Songs verteilten siebzehneinhalb Minuten auch schon wieder der Vergangenheit an, aber es muss ja nicht immer alles bis zum eigenen Knock Out ausgereizt werden. Deswegen machen vier Tracks für eine (relativ) neue Band durchaus Sinn. Vor allem, wenn damit erreicht wird, das eigene Terrain abzustecken und schon mal vorzufühlen, was alles möglich sein könnte. In ihrer Zuwendung an den Psychedelic Pop/Rock, Shoegaze, Post Punk und gemäßigtem Alternative Rock machen Neumatic…
(44:40, CD, Vinyl, Digital, Apollon Records/Plastic Head, 2020) Hier ist sie. Die endgültige Stadl-isation des Prog. Das Opium Cartel dealt an dieser Stelle und in diesem Hood einzig und allein mit Lakritzstangen und Lollipops. Auch auf seinem dritten Soloalbum wartet der Keyboarder der eigentlich ganz okayen norwegischen Progmetaller White Willow Jacob Holm-Lupo mit einem auch näher bezeichneten Arsenal an Tasteninstrumenten auf, die nicht nur verhindern können, dass „Valor“ in einem breiigen Sound aus Prog Pop und Prog Schlager versinkt, sondern diesen auch gnadenlos erschaffen. Mit Sängerin Silje Huleboer als Muse inszenierte Holm-Lupo beeindruckend spannungsarme Songs, die mit Rock so viel…
(44:00, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Bertus,, 2020) Die „Lichtpyramide“ gibt sich als kaum wahrnehmbares, fluoreszierendes Konstrukt aus Krautrock und dezenten Electronica. Die Vibrationen der klanglichen Stillleben, die Soundästhet Jack Ellister auf seinem neuen Album bastelte, lassen sich kaum messen, dermaßen entspannt und relaxt gibt sich das Werk, das auch nur auf Vinyl (u. digital) erhältlich ist. Die A-Seite besteht aus Material eines Gigs, den Ellister im letzten Jahr bei der Fruits De Mer- & Megadodo-Labelnight zelebrierte, Seite B enthält einmal mehr eine Sammlung noch dezenter ausgeführter Stillleben. So könnte man die „Lichtpyramide“ mit seinen in den Kontext passenden Titeln wie ‚Der…
(52:31, CD, Vinyl, MC, Digital, Chien Noir, 2020) Ja, muss man denn alles allein machen? Sprachs, und schon war Multiinstrumentalist Louis Lambert alleiniger Herrscher über DDENT. Was indes mit Schlagzeuger Marc Le Saux passiert ist, der die Geschicke der Band über die Alben „آكتئاب“ und „Toro“ begleitete, müsste recherchiert werden, sollte an dieser Stelle aber kein Gegenstand von Untersuchungen sein. Weil mit „Couvre-sang“ hinsichtlich schwarztriefendem Blackgaze’n Post Metal wieder einmal alles gesagt wird, was es zu sagen gibt. Alles an dem dritten Fulltimer des Projekts ist rätselhaft. So tragen Pro- und Epilog sowie die Interimssoundschnipsel die Titel ‚I I‘, ‚yyyyyyyyy‘,…
(48:50, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Soulfood, 2020) Kuschelprog? Wellness-Artrock? Warum nicht! Gitarrist Bjørn Riis veröffentlichte in der letzten Zeit zwar ein Soloalbum nach dem anderen, mit „A Day On the Beach“ schafft es seine Band Airbag dann aber wieder erst nach vier Jahren, eine neue Platte herauszubringen. Was vielleicht mit daran liegen könnte, dass hier das einstige Quintett zum Trio ‚gesundgeschrumpft‘ wurde, was dem Sound an sich dann aber nicht unbedingt einen nennenswerten Abbruch tut. Auch auf „A Day On The Beach“, das sich vom Stimmungsbild und den Motiven her irgendwie an Anathemas „A Fine Day To Exit“ nähert, regiert…
(29:25, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music/Bruillance, 2020) The hippies are dead! Long live the hippies. Vom martialischen, dem Bandnamen aber durchaus angemessenen Cover einmal abgesehen, sind die „Ghost Tracks“ eine ziemlich spaßige Angelegenheit. Das Projekt von Tausendsassa Arnaud Fournier (La Phaze, Hint, Atanolist) verwurstet hier nämlich Outtakes seiner beiden Platten „Kill Me Sweety“ (2013) und „Resister“ (2019). Das sind zwar summa summarum nur sieben, was aber ausreichend ist, wenigstens eine EP dem letzten Album hinterher zu schieben. Der hippelige Elektro Rock mit Versatzstücken aus Glam und Noise Rock wirkt dann auch hier wieder, als würden Kraftwerk zusammen mit Devo eine…
(40:46, CD, Vinyl, Digital, Sulatron Records / Brokensilence, 2020) Was macht man, wenn einem als selbsternanntes Elektronik-Duo die Power abhanden geht? Man rekrutiert einfach Bass und Schlagzeug und lässt den Dingen freien Lauf. Ein Lauf, der auf diesem Debüt hin und wieder zu Schlingerkurs oder zum Kriechgang wird, da sich Centre El Muusa auf ihrem ersten Album allen Spielarten des psychedelischen Krautrocks verschrieben haben. Wenigstens ein Ding, auf welches man als geborener Teutone stolz sein kann. Immerhin wird gerade der Krautrock von allen HerrschaftInnen, die musikalisch tiefgreifend, -schürfend und –denkend on the road sind, als positives Argument eigener Soundfindung ins…
(42:10, CD, Digital, RareNoiseRecords, 2020) Wenn sich eine Größe wie David Torn die Ehre gibt, dann muss das Resultat dann auch bestmöglichst ausgenutzt werden. Und zwar war der Gitarrist, der schon auf Releases von Tori Amos, David Bowie, Madonna, Jan Garbarek oder David Sylvian auftauchte, Gast im Studio von Sonar im heimeligen Schweizer Ort Bellmund, wo in einer fünf Tage währenden Session Material entstand, welches vom Umfang her nicht so recht auf nur ein Album passen wollte. So folgt dem im November letzten Jahres veröffentlichten "Tranceportation (Volume 1)" gerade einmal ein halbes Jahr später der zweite Teil, welcher auch wieder…
(34:08, CD, Vinyl, Digital, Eigenvertrieb, 2020) Zwei Mann, keine Spielchen, keine Kompromisse. "Embolism" kann, nach der 2-Track-EP "The Road", als das zweite offizielle Release des Michigan-Duos angesehen werden. Und obwohl es sicherlich keinen Rekord bezüglich überbordenden Materials aufstellt, ist das Album ein Monolith vor dem Herrn, auch wenn dieser aus der Unterwelt kommen sollte. Langsam aber unaufhaltsam steigern sich die ambienten Soundscapes von 'The Other' zu postrockigen Dystopien in 'The Other 1', so dass gleich einmal der Weg für 'The Other 2' geebnet wurde, in welchem es sich Tiny Tree bezüglich metallischen Somnambulismus so richtig gut gehen lassen. Dabei schaffen…
(41:40, CD, Vinyl, Digital, Art As Catharsis, 2020) Die Band selbst beschreibt die Musik zu ihrem neuen, immerhin schon vierten Album, als ‚only a moment in time‘, aufgenommen am 04. Juni 2018, als sich Whale Fall wieder einmal in Gänze in Los Angeles getroffen haben. Fast vergessen wurde die Session dieses Abends knapp ein Jahr später wiederentdeckt. Fasziniert und überrascht davon, was an diesem Abend aufgenommen wurde und möglich war, entschloss man sich, diese nebst einiger winziger aber notwendiger Overdubs doch noch als Album zu veröffentlichen, dessen Intention schon im Titel zu erahnen ist – "It Will Become Itself". Diese…