(32:51, Vinyl, Digital, Rock Freaks Records/recordjet, 2020) Mit doppelter Gitarrenspitze und stimmgewaltiger Frontfrau kommen die Galactic Superlords auch in zweiter Instanz, das heißt mit ihrem zweiten Album, fulminant Seventies-like. Dass die Band aus Köln kommt, hätte man, ohne die Rheinmetropole jetzt abwerten zu wollen, dann doch nicht gedacht, wirken die Mannen um ihre Sängerin Katharina Heldt doch eher very british denn Kölle-Alaaf-like. Dabei stehen die Vorbilder schon beim ersten Durchgang fest – Thin Lizzy, die Dio-Ära von Sabbath, UFO …, was im Allgemeinen ja sooo schlecht nicht ist. Mit viel Power und Vollgas lassen uns die Galactic Superlords diese Parallelen…
Autor: Carsten Agthe
(69:28, CD, Vinyl, Digital, Phonokultur, 2020) Zwei der ganz Großen deutscher Rockmusik geben sich die Ehre. War es lange Zeit still um ihr Projekt Sunya Beat, das Grosskopf und Heilhecker einst zusammen mit Steve Baltes führten, so gibt es an dieser Stelle quasi ein Sunya Beat-light, wobei das ‚light‘ an sich schon, auf keinen Fall aber auf die hier zu erfahrende Musik zutrifft. Harald Grosskopf, als Schlagzeuger eher elektronisch ausgerichtet (Ashra, Klaus Schulze, Synthesist) und Guitarero Axel Manrico Heilhecker (Wolf Mahn, Harald Schmidt), der in der letzten Zeit eher solistisch sowie mit seiner Jimi Hendrix-Tribute Band Wind Cries Mary beschäftigt…
(51:42, CD, Vinyl, Digital, Denovali Records/Cargo, 2021) Wenn ex-Sigillum S Eraldo Bernocchi (welcher sich in den letzten Jahren durch seine Kollaborationen mit u.a. Harold Budd, Nils Petter Molvaer, Porcupine Trees Colin Edwin via Metallic Taste Of Blood oder Thomas Fehlmann einen Namen gemacht hat) sowie Hoshiko Yamane, die seit 2011 Mitglied bei Tangerine Dream ist, gemeinsame Sache machen, dann muss wahrlich etwas überaus Extravagantes dabei herauskommen. Auf „Mujo“, ihrem ersten gemeinsamen Album nun, finden sich Soundscapes fernab ausgetretener Pfade. Hier schöpfen die beiden Protagonist*innen aus dem Vollen, nämlich den Erfahrungen ihrer bisherigen Karrieren, welche jene dann doch schon in Bereiche…
(40:27, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) ‚Xenophilie‘ – allem Fremden gegenüber positiv aufgeschlossen sein. Das ist doch schon einmal ein Lichtblick, den uns die Hamburger in diesen dystopischen Zeiten anbieten. Auch wenn diese Zeiten sich thematisch natürlich auch auf dieses Debüt ausgewirkt haben. Mit postrockenden Gitarrenwänden (im Opener ‚Roboter‘ klingt scheinbar das Riff des Tool’schen ‚Schism‘ hindurch) setzt man erst einmal komplett auf Action und Pathos. Immerhin hat das Trio, allem voran Sänger und Gitarrist Nick Braren, drei Jahre an „Xenophilia“ gefeilt. Etwas, das man dem Album dann auch in jeder Instanz anhört. Neben postrockenden Extravaganzen gibt es reichlich Verweise auf Alternative’n…
(29:34, CD, Vinyl, Download, Karisma Records/Dark Essence Records/Plastic Head, 2021) Wie heißt die westlichste Enklave von Indien? Klar doch – Westindien. Oder, auf gut alt Norwegisch – Vestindien. Dabei handelt es sich an dieser Stelle jedoch um das letzte bekannte Freudenhaus im norwegischen Bergen. Klar doch, dass dieser Umstand geradezu danach schreit, als Bandname in die Geschichte einzugehen. Vestindien – die Band nun wohlgemerkt, gibt es seit mittlerweile zwölf Jahren. Nun endlich bemüht man sich um ein (immer noch reichlich kurzes) Debüt-Album - eine EP mit dem bezeichnenden Titel „We Are The Lords Of Hellfire“ erschien 2011 -, welches dann…
(77:11, CD, Vinyl, Download, Moonjune/Cargo, 2020) Sicher ein denkwürdiges Konzert an einem denkwürdigen Abend, welches hier mit „Owari“ veröffentlicht wird. Denn der Abend im japanischen Nagoya sollte der erste Gig einer Asien-Tour für die Stick Men alias Tony Levin, Pat Mastelotto und Markus Reuter werden. Er blieb, man ahnt es, am Ende ihr Einziger, da im Zuge der Covid-19-Pandemie sämtliche weitere Veranstaltungen abgesagt wurden. Und es scheint so, als ob das Trio, das an diesem Abend kongeniale Unterstützung von Keyboarder Gary Husband erhielt, unter diesen Vorzeichen und mit der Gewissheit, dass dieses Konzert das letzte für einen langen Zeitraum werden…
(54:42, 2LP, Download, Rock Freaks Records/Stickman, 2020) Wenn King-Buffalo-Schlagzeuger Scott Donaldson äußert: „Meine Lieblingsplatten waren schon immer Live-Alben. Die Live-Stimmung besitzt etwas, was es Musikern ermöglicht, die Energie der Menge anzuzapfen und dadurch die Dinge auf eine andere Ebene zu bringen. Einen meiner Lieblingsauftritte als Band zu haben, der gemixt und gemastert auf Vinyl gepresst wird, ist etwas, was ich unbedingt noch auf die Reihe bekommen muss. Ich kann es kaum erwarten, dass die Leute es hören und wieder Live-Musik fühlen“, dann muss eine Liveplatte schon etwas Besonderes für die Band sein. Und nun ist es also so weit. Donaldson…
(55:26, Vinyl, Digital, Eigenproduktion / Blood Blast Distribution, 2020) Respekt – eine EP mit 55 Minuten Spielzeit, das gibt es in Zeiten kulturellen Mangels nicht aller Tage. zeug haben das Zeug zum Vorzeigedingens in Sachen Breitwand-Epic-Doom-Rock-Stoner. Was uns bei "Grounded" mit insgesamt drei sympathisch gestreckten Songlautleben wieder einmal ganz widerspruchslos bewiesen wird. Hierfür fand Oberzeugwart Vladislav Overchuck (Bass) neue Gefährten in Benjamin Nash (Guitar) und Lorenzo Barbieri (Drums), was den Sound gleich mal ein ganz klein wenig in Richtung psychoaktive Umtriebe phasenverschob. 'Awe' ist eingangs eine sich langsam aber unaufhörlich steigernde wuchtig-monotone Offenbarung an die Götter des Doom-Riffs. Ein Strudel,…
(84:41, 2LP, Catweazle Records, 2020) Knapp 20 Jahre hat es gedauert, bis dieser sagenhafte Gig dieser ebenso sagenhaften Konstellation nun schlussendlich doch noch via Vinyl für die Nachwelt erhalten bleibt. Natürlich strikt limitiert - es soll sich für Sammler und Jäger der verlorenen Schätze ja auch lohnen. In einer Auflage von 500 Einheiten gibt es jetzt das Komplettkonzert vom 12. Januar 2002, das der ex-Can-Frontmann Damo Suzuki (der sonst mit seinem Damo Suzuki Network weltweit immer noch für Furore sorgt) mit den Erforschern psychedelischer Klangstrukturen Jelly Planet bestritt. In langen Jams, auf welche der Künstler, seine sangestechnischen Improvisationen hämmert, interagieren…
(43:21, CD, Vinyl, Digital, Bird’s Robe Records, 2020) Die Gitarren lärmen eingangs im 'Armada Of Ghosts' schon einmal mächtig gewaltig. So, als ob der schwarze Hengst der Unterwelt, genauer, des Black Metal, mit den Slowly Building Weapons durchgehen würde. Aber wieder einmal wurde man auf eine falsche Fährte geführt, da die Australier im Folgenden eher in gemäßigteren Soundzonen unterwegs sind. Sänger Nick Bowman macht eher lässig auf Shoegaze, und auch wenn das Tempo hin und wieder überambitioniert angezogen wird und die Gitarren gerne den Headbanger heraushängen lassen würden, bleibt alles in gemäßigt lärmenden Bereichen, die sich schon gerne in höher…
(42:01, CD, Digital, Vinyl, Interstellar Smoke Records, 2020/2021) Giant Dwarfs And Black Holes - das klingt und wirkt in erste Instanz wie ein Trip in Richtung Welten, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Auch der sich modifizierende Pilz auf dem Cover zum Debüt der Band aus der Rhein-Main-Region lässt diesbezüglich einiges erwarten. Umso überraschender, dass hier alles geerdet und bodenständig daherkommt, wobei die Heavy’n Stoner-Fraktion eher auf ihre Kosten kommt als psychoaktive Sound-Traveller. Die Band hat in Sängerin Luzzi eine stimmkräftige Frontfrau, und so lassen sich manche Querverweise in die Gegenden der Blues Pills oder gar Frumpy nicht von…
(52:11, CD, Vinyl, Download, Atypeek Music/Bruillance, 2020) Da nahm sich das sich auf eher experimentelle und progressive Klänge spezialisiert habende Label Atypeek des 2002er Debütalbums von La Phaze an, was insofern ungewöhnlich ist, passt die Band um Damny Baluteau (vocals, keyboards, bass) und Arnaud Fournier (guitar) so gar nicht ins gefahrene Label-Programm. Weil sich La Phaze zum Drum’n Bass und Dancehall in all seinen möglichen Abarten hingezogen fühlen. Was bedeutet, dass hier bezüglich Dance-combatibility mächtig die Lucy abgeht. Extremes Powerriffing seitens Monsieur Fournier treibt die Chose hin und wieder Richtung Crossover, was sich vor allem beim H-Blockx-affinen ‚Nervous Health‘ und…
(31:51, Vinyl, Download, Rock Freaks Records, 2020) Was haben wir in den letzten Monaten gelernt? Nach einer ersten Welle MUSS eine zweite kommen, sonst macht das alles keinen Sinn. Wie gut, dass sich Green Orbit dagegen entschieden haben, auf ihre "First Wave" die eigentlich logische "Second Wave" folgen zu lassen und stattdessen eine "Supernova" inszenierten, welche aber für gewisse Bereiche ähnlich destruktiv wirken kann. Bands wie Colour Haze oder Electric Moon haben es vorgemacht, dass psychedelische Gitarrenmusik im Trioformat durchaus erfolgreich sein kann. Green Orbit halten es nun ebenso. Mittels Gitarre, Bass und Drums werden wabernde Klangstrukturen erzeugt, die durch…
(54:43, CD, Vinyl, Download, Karisma Records/Plastic Head, 2021) Nobel geht die Welt zugrunde. Mit Pauken, Trompeten, das heißt mit Strings und gleich mehreren Sänger*innen generiert sich die norwegische Band Meer hierbei als kleines beziehungsweise mittleres Orchester, was man bei den acht hier involvierten Musiker*innen dann auch bestätigt wissen will. Man spielt derweil Progressive Rock, aber keinen von der effektheischenden Fraktion, sondern einen mit einem angenehmen Flow behafteten Art Pop mit einer großzügig arrangierten Soundbasis. Derweil die Streicher schon einen Hauch von Kansas-Atmos, also einen unbestreitbaren Mid-70’s Flair mit sich bringen, machen die unaufdringlichen Vocals von Johanna und Knut Kippersund eher…
(54:38, CD, Vinyl, Download, ANTI/Indigo, 2020) Auch an den Fleet Foxes ging Corona nicht spurlos vorbei. Vielleicht auch gerade deshalb blieb „Shore“, das vierte Album der Foxes wie schon der Vorgänger „Crack-Up“ auch ein Quasi-Soloalbum von Frontmann Robin Pecknold. Eigentlich war die Musik schon vorher fertig, doch dann kam die Pandemie. Aber anstatt das Projekt erst einmal auf Eis zu legen, holte sich der Protagonist nahezu mit Macht Inspirationen für seine Texte mittels langer Autofahrten durch menschenleere Landschaften. „Shore“ erschien vorerst rein digital zur Herbsttagundnachtgleiche am 22.09. Soviel Drama musste sein. Trotz aller negativen Einflüsse im Entstehungsprozess des Albums sind…
(78:24, CD, Digital, Black Lodge Records, 2020) Kommen wir nun zu den Dingen, welche die Welt nicht braucht. Jedenfalls nicht zwingend. Also eigentlich doch wirklich gar nicht. Astrakhan, die Band um Sänger Alexander Lycke, schickt sich nämlich an, Andrew Lloyd Webbers Rockoper „Jesus Christ Superstar“ in den Progressiven Metal herüber zu wuchten. Weil ein Track wie ‚Gethsemane‘ als Zugabe überraschend gut funktionierte. Natürlich übernimmt Lycke hierbei selbst die Rolle des Jesus – so viel Zeit musste sein. Die Rolle des Judas wird derweil von Trans-Siberian Orchestra Mats Levén (aber vgl. auch Yngvie Malmsteen, Therion, Candlemass) ausgefüllt. Und natürlich beschränkt sich…
(44:12, CD, Vinyl, Digital, Moment Of Collapse Records, 2020) Manchmal lässt sich doch nicht alles im vertrauten Alleingang regeln. Für seine beiden Alben „Lullabies To Vilhelmine“ und „Neverno“ präsentierte sich Wolfredt noch als Soloprojekt des estnischen Multiinstrumentalisten Margus Voolpriit. Doch die Arrangements und der Anspruch der Tracks für sein neues Unterfangen „Tides“ waren schon ein ganz anderes Kaliber. Breitwandiger und -flächiger begibt sich Voolpriit hier mit seinem zum Quartett modifizierten Projekt noch mehr in die pathetisch-bombastischen Gestade postrockenden Treibsands und treibt schon im passenderweise „The Flood“ betitelten Opener diese erweiterten Möglichkeiten bis an die Spitze des zu Erwartenden. Die sonstigen…
(39:09, CD, Vinyl, Digital, Crispin Glover Records/Soulfood, 2020) What a blast! Goat The Head haben sich 2005 aus den dunkelmetallischen Institutionen Thorns, Troll sowie Keep Of Kalessin heraus gegründet. Seither sind sie ein Garant für norwegischen Brachial-Metal, der trotz aller sangeskräftigen Überambitioniertheiten von Sänger Per Spjøtvold hin und wieder überaus elegisch vor sich hin dräut. Der aber vor allem den Hörer regelrecht aus den Stiefeln haut. So etwas nennen GTH dann selbst ‚Contemporary Primal Caveman Death Metal‘. Wer sich einen kurzen Überblick darüber verschaffen möchte, wie diese Band tickt, sollte sich ihr Video ‚Darwinian Minions‘ verabreichen. Hier wird der 19-Sekunden-Song…
(30:00, CD, Vinyl, Digital, Sunday Best Recordings/PIAS/Rough Trade, 2020) Songs from the sunny side of life. JW Francis entwickelt auf seinem Debüt Kleinformate zu wahren Kleinkunstwerken – jeder Song kommt zwar einfach gestrickt herüber, entfaltet sich aber ob seiner Unbekümmertheit und seiner guten Laune zur prachtvollen Kurzweiligkeit. Man wird an dieser Stelle sofort an den Badly Drawn Boy am Anfang seiner Karriere erinnert. Oder an einen Jonathan Richman. Bei denen ja auch der Song an sich immer im Vordergrund steht. Bedroom Dream Pop nennt der heute in New York lebende Protagonist seinen träumerisch verhuschten Pop. Lo-Fi mit Retro-Charme und Songs…
(43:56, CD, Vinyl, Download, Totem Cat Records, 2020) Bedenkt man, dass die Sons Of Otis auch schon knapp dreißig Jahre auf dem von schweren Lasten krumm gewordenen Buckel haben, dann fällt es noch nicht einmal so extrem ins Gewicht, dass das letzte Album des kanadischen Trios, das epochale „ Seismic “, auch schon 2012 veröffentlicht wurde. Aber die Zeit scheint bei einer Band wie den Sons Of Otis bleiern, genau wie der Sound, der sich auch auf „Isolation“ ebenso bleiern über die andächtige Hörerschaft ergießt. Wer sich schon nach einem der Massenmörder aus dem Film „Henry: Portrait Of A Serial…