(68:10, CD, Digital, Eigenvertrieb, 2020) Da war die Neugier sofort geweckt, als irgendwo ein Artikel über sieben Bands erschien, die für einen Tool-Sympathisanten von Interesse sein könnten. Gut, mit Acts wie Chevelle, Rishloo oder Intronaut war man (weitestgehend) vertraut, die schwedischen Vulkan und die australischen Lucid Planet jedoch noch weiße Flecken auf der Landkarte eigener musikalischer Vorlieben. Dabei veröffentlichten Letztere Ende vergangenen Jahres mit „II“ schon ihren zweiten Longplayer, der in Down Under schon mal so eben Preise wie ‚Best Progressive Album‘, ‚Best Artwork‘ sowie ‚Biggest Surprise‘ für sich verbuchen konnte. Dennoch sollte man Statements wie ‚I truly believe this…
Autor: Carsten Agthe
(37:39, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music, 2021) Music for analog synths. That’s the point! The „Omega Point“! Sébastien Guérive kitzelt aus seinem analogen Instrumentarium Klänge heraus, die diesem Equipment wohl keiner zugetraut hätte. „Omega Point“ strotzt nur so vor Erhabenheit, melancholischem Pathos und großflächigen Glücksmomenten. Der Musiker aus Nantes, der seit seinem 2001er Debütalbum „Le Pense Érrante“ und seinen Arbeiten für Theater und Ballett in seiner Heimat in diesem Metier kein Unbekannter ist, kreiert hier fiktive Soundtracks für fiktive Science Fiction Movies, die thematisch auf jeden Fall in den Sphären angesetzt sind, in denen dich niemand schreien hört. Also ganz…
(35:18, CD, Vinyl, Digital, Kungens Ljud & Bild (Eigenproduktion) / Trust No One Recordings, 2021) „Use stereo headphones. Take a deep breath and start to relax…“. Diese auf dem Album zu findende Gebrauchsanweisung ist zum Verständnis von „Factory Reset“, dem Solo-Debüt von Kungens Män- und Automatism-Gitarrist Hans Hjelm, nicht unbedingt notwendig, tut aber auch nicht weh. Wie die Musik des Musikers, die - in ihrer offiziellen Bezugnahme auf Inspirationen von Depeche Mode bis Michael Rother - auch nicht weh tut. „Factory Reset“ könnte als Muzak für den gemeinen Proggie beschrieben werden, der mal Erholung vom anstrengenden Geschwurbel seiner Leidenschaft sucht,…
(46:24, CD, Digital, Dämmerung Arts, 2020) Nach „Mosaic“ und „Auræ“ kommt mit „Opalus“ nun die dritte Kollaboration des Drone-Masters Mathias Grassow mit dem ex-Agalloch-Gitarristen John Haughm. Überhaupt machte sich Letzterer nach dem Ende seiner Band vor allem einen Namen in der Erforschung musikalischen Terrains außerhalb metallischer Gefilde, weswegen er in Mathias Grassow sicher den Partner gefunden hat, mit dem in Zukunft hinsichtlich ambienter Exkurse noch ein wenig mehr geht. Auffallend an „Opalus“ ist - wie auch schon bei den anderen beiden Releases des Duos - der Umstand, dass hier wie sonst in diesem Metier eigentlich üblich die Kapazität einer CD…
(35:35, CD, Vinyl, Digital, TBC Records/Broken Silence, 2021) „Down in black valley, Where nobody goes, I left my true love, Alone in the cold, Down in black valley…“, Auweia. Dazu noch weiterführend Titel wie ‚Without Love‘, ‚Broken Eyes‘, ‚Take Away The Hurt‘, ‚Poor Man’s Lullaby‘ oder ‚Falling Down‘ – Tim Scott McConnell alias Ledfoot findet sich auch auf seinem aktuellen Album tief in der Schlangengrube unstillbarer Trauer wieder. Dabei hat der norwegische Singer-/Songwriter als Autor schon einige Hits auf der Pfanne (Sheena Eastons ‚Swear‘ sowie Bruce Spingsteens ‚High Hopes‘), weshalb man sich schon fragt, woher die dunklen Gedanken, umrahmt von…
(47:35, Digital, Vinyl (Herbst 2021), Clouds Hill, 2021) Manchmal passt es wirklich, ein Album mit dem längsten Song beginnen zu lassen, weil sich die hier vorherrschenden Stimmungen in ihrer ganzen Schönheit und Pracht entfalten können. So geschehen mit ‚Marathon‘, einem wundervoll perlenden Stück Gitarren-Pop, das Marathon-mäßige acht Minuten währt. Langsam schälen sich die Sounds aus Dream Pop, Shoegaze und eben Gitarren-Pop aus ihrem Kokon, bis man sich nach eineinhalb Minuten plötzlich im Geschehen von „Picture Of A Good Life“ wiederfindet. Wie passend ist der Albumtitel in Bezug auf das hier zu Hörende! Denn die finnische Band macht mit ihrem vierten…
(32:02, Vinyl, Digital, Off Label Records/Brokensilence, 2021) Schon bei den ersten Takten vom Opener ‚Spells And Magic‘ wähnt man sich bei ‚La Grange‘ der Zottelbärte ZZ Top. Und spätestens dann ahnt man auch, wohin die Reise geht. Nämlich tief in den amerikanischen Süden, wo immer noch so manche Hintersteppler ihr Unwesen treiben. Dabei handelt es sich hier gar nicht um eine ach so typisch amerikanische Band, stammen Laino & The Broken Seeds um Gitarrist Andrea Laino doch aus Bologna. Aufgenommen wurde das zweite Album der italienischen Blues Brothers eben dort, abgemischt jedoch beim großen J. D. Forster (Calexico, Marc Ribot)…
(63:04, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2012/2021) Dieses vorzügliche Teil postrockender Down-Under-Mucke habe ich mir derzeit zugelegt, als die heilige Dreifaltigkeit eben dieser, bestehend aus Dumbsaint, Meniscus und We Lost The Sea, über ‚old‘ aber gar nicht mehr so ‚good‘ Germany kam. Nun wird das Debüt der Sydney-Post-Boys im Zuge des zehnjährigen Jubiläums von Bird’s Robe Records wiederveröffentlicht, was überaus essentiell ist, muss doch ein Werk wie „Something That You Feel Will Find Its Own Form“ doch auf jeden Fall für die Nachwelt (BTW – welche Nachwelt?) erhalten bleiben. Der umtriebige, aus Ron Prince (guitar), James Thomas (bass) und Nick…
(45:00, CD, Vinyl, Digital, Exile On Mainstream/Cargo, 2021) Dreimal fünf Jahre schon machen The Antikaroshi den effektivsten Hardcore außerhalb der Neunzigerjahre. Fünf Jahre brauchte die Band derweil für ihr fünftes Album, auf welches wir dann auch wahrhaftig gewartet haben. Wie glückselig waren wir Anfang der Neunziger, als dementsprechend kultige Label wie Sub Pop oder Amphetamine Reptile Records für wohligen Krach sorgten und man Konzertkombinationen mit den God Bullies, Halo Of Flies und Helmet als das höchste Gut in Sound betrachten konnte. The Antikaroshi setzen dann auch eben hier an, nur um dann konsequent eigene Wege zu gehen, obwohl das Post-Harcore-Logo…
(37:05, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2017/2021) Weiter geht es mit dem Offenlegen der Full Houses, die Bird’s Robe Records anlässlich seines Zehnjährigen in die Wege geleitet hat. Ein weiteres Highlight im an Highlights so reichen Backkatalog ist sicherlich auch das zweite Album der aus Sydney kommenden Progressive-Metal-Urgewalt Mish. 2017 veröffentlicht, adelte „Entheogen“ die Band und stellte diese so den euphorischen Kritiken zufolge gleich mal auf eine Stufe mit dementsprechend heftig metallischen Acts wie Mastodon, Isis und Meshuggah. Dabei startet das Album mit ‚Artax‘ noch auf leisen Sohlen, ehe nach einer knappen Minute der Sturm losbricht und den Kritiken gleich…
(59:07, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2015/2021) Zum Zehnjährigen rereleased das australische Ausnahmelabel Bird’s Robe Records einige Highlights und Schätzchen aus dem Labelkatalog, der es in Bezug auf die drei P (Post, Progressive, Precious) ganz genau nimmt. „Painted Mantra“ von den wahrhaft riesigen Mushroom Giant aus Melbourne ist solch eine Kostbarkeit, bei der einfach alles stimmig ist. Irgendwie haben es australische Bands wie We Lost The Sea, sleepmakeswaves oder Meniscus drauf, ganz besonders stimmige und auf den Punkt gebrachte Stimmungsbilder zu erschaffen, was die Endemic von Down Under auch hinsichtlich der musikalischen Vielfalt bestätigt. Auch Mushroom Giant räkeln sich wohlig…
(39:39, CD, Vinyl, Digital, Eigenproduktion, 2021) Da sich die Welttournee von Dead Can Dance verschoben hat, blieb Brendan Perry viel Zeit, um endlich das zu realisieren, was er sich schon lange vorgenommen hatte. Nämlich Re(m)betiko -Lieder in englischer Sprache aufzunehmen. Schon Ende der Siebziger fühlte sich der Musiker zu den griechischen Tavernen seiner Heimatstadt Melbourne hingezogen, vor allem aber zur traditionellen Musik zunächst der vor den Konsequenzen der sog. „kleinasiatischen Katastrophe“ Geflohenen (damals also in der Tat im "Underground" wirkend!), später aber vieler, fast aller Griechen - dem Rebetiko! Bei griechischem Wein und so manchem Ouzo scheint ihm dann die…
(32:09, MC, Digital, TELESKOPmusikproduktion, 2021) „Soundtrack for the end of a planet, played on machines with the sole purpose of an everlasting repair…“ Ah, so. Jetzt sehen wir klarer, deutlicher. Markus Rom alias Oh No Noh macht Maschinenmusik. Und das nicht nur für Maschinen. Mittels Gitarren, programmierbaren Robotern und einem Tapedeck kreiert der Leipziger Musiker Stillleben, in denen eben diese Charaktereigenschaft – still – wörtlich zu nehmen ist. Und obwohl vom Sound her, der sich als warmer Frühlingsregen offenbart, die gesamte Produktion überaus homogen und sympathisch konform wirkt, watet Oh No Noh doch gekonnt zwischen den Stilen. Zwischen postrockigen Ambitionen…
(16:29, CD, Vinyl, Digital, Narshardaa Records/Broken Silence, 2021) Tief aus dem Bodensatz böse anmuten(wollen)den Doom-Metals erheben sich Kavrila nun zum dritten Mal, um ihre (un-)heiligen Rituale einem Ende zuzuführen. Die drei EP-Kleinformate nahmen immerhin schon 2016 ihren Anfang, womit der Fünfjahresplan wohl nun abgehakt ist. Zwar war da noch das Interimsalbum „Blight“, die „Rituals“-Reihe bleibt aber das bisherige Hauptwerk des Hamburger Vierers. Trotz aller Kürze besitzen Songs wie ‚Equality‘ und ‚Longing‘ schon ihre Längen, wirken sogar überaus bleiern und im eigenen Spannungsaufbau stagnierend. Besser machen es Kavrila da schon mit ‚Sunday‘ und ‚Elysium‘, denen man anhört, dass die Band doch…
(33:14, Vinyl, CD, Digital, This Charming Man Records, 2020) Mit vollem Tempo ins Klischee und in die Vintage-Brühe! Das aber mit relativer Eleganz. Weil Mountain Witch auch auf ihrem dritten Longplayer in keiner Instanz nerven oder gar langweilen. Was sicher damit zusammenhängt, dass „Extinct Cults“ mit seinen sechs Tracks und seiner gerade einmal halbstündigen Laufzeit keine Längen aufkommen lässt und man es sich so richtig in den Seventies, den coolen wohlgemerkt, bequem macht. Schon der Opener ‚Capping Day‘ kommt als Hard’n Stoner-Dampframme mit Sabbath-Affinitäten, ein ‚Back From The Grave‘ bringt dann schon eher Reminiszenzen an die ganz frühen Judas Priest…
(20:27, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music / Stargazed Records, 2021) Nach dem Fulltimer „Whale Songs“ von 2018 nun wieder eine EP, die es aber erneut in sich hat. Schon längst ist das ehemalige Einmannprojekt aus Tallin zur "richtigen" Band gereift, was sich natürlich auch auf den Sound auswirkt, der sich lässigerweise mächtig-gewaltig präsentiert. Vier Tracks enthält das nach der Debüt-EP zweite Kaschalot-Kleinformat, die mit ‚Supernova‘, ‚Mothership‘, ‚Beacons‘ sowie ‚Distant Light‘ eben das repräsentieren, was sie auch im Titel tragen. Wobei just die ‚Supernova‘ einer solchen mächtig nah kommt. Der instrumentale Postrock’n Metal braucht sich dann auch hinter nichts zu verstecken,…
(43:41, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Plastic Head, 2021) Wo musizieren die Skandinavier am liebsten? Aber sicher doch in den noch dichten und dunklen heimischen Wäldern. Ein Faktum, das den folkloristischen Touch mancher Projekte noch einmal zu forcieren scheint. Jordsjø ist eben so eine Kapelle, die Jethro Tulls „Songs From The Wood“ allzu wörtlich genommen hat und Songs in eben jenen Zusammenhang einspielt. Zwar ist „Pastorello“, das nun auch schon dritte Album des aus Håkon Oftung (Tuskmørke, Black Magic) und Kristian Frøland bestehenden Duos längst nicht so folkloristisch eingestellt wie noch der Vorgänger „Nattfiolen“, trotzdem wird hier noch auf gar keinen…
(67:16, CD, Vinyl, Burning Shed/Just For Kicks, 2021) Gar nicht einmal so unbekannt ist dieser Stefano Panunzi, war der umtriebige italienische Keyboarder bisher doch schon auf Produktionen von u.a. Mick Karn, Jakko M. Jakszyk, Gavin Harrison, Tim Bowness oder Richard Barbieri zu hören. Ein Fakt, das sich auch auf sein neues, drittes Soloalbum niederschlägt. Denn er kann sich hier auf eine illustre Gästeschar, darunter eben Tim Bowness (‚I Go Deeper‘) oder gar Gavin Harrison (‚We Are Not Just We Are‘) verlassen. Eher Pop, beziehungsweise Avantgarde-Pop-lastig denn rockig orientiert sich Stefano Panunzi hierbei an den schöngeistigen Liederzyklen von Japan oder David…
(44:49, CD, Vinyl, Digital, Mute / PIAS, 2021) Veränderung ist hier nicht Mittel zum Zweck, sondern zur Selbstfindung und –verwirklichung. Zwei Alben lang hat Louis Carnell verfremdete und gesampelte Stimmen über seine Soundscapes gelegt, nun verwendet er ‚richtige‘ Vocals für seine klangmalerischen Visionen. Diese kommen vorzugsweise von Haley Fohr (Circuit Des Yeux, Jackie Lynn). Was den doch reichlich unterkühlten Klängen Carnells ein wenig Wärme zu spenden vermag. Während es sich sonst schön frösteln lässt, bei Industrial-Stillleben wie ‚Nearky God‘ oder dem mit Loops von Black Midi-Morgan Simpson veredelten ‚Lie Digging‘. Und überhaupt sind hier der Gastbeiträge derer viele, darunter von…
(43:43, Vinyl, MC, Digital, Raufaser Tonträger / Distrokid, 2021) „Ich löse mich auf, ich löse mich von allem, was ich war…“. Zäsur, Neuanfang…, Dinge, die bei Mahendra eigentlich nicht notwendig sind, da es sich bei dem Trio noch um relative Newcomer handelt. Selten hörte man in der deutschen, zugegebenermaßen meist reichlich beliebigen Popmusik derlei Klänge und mythischen Seelenzauber. Die Soundexkurse eines Sascha Ring aka Apparat fallen einen hier vielleicht ein. Oder Radiohead. Aber da hört es schon auf. Und eben das Besondere an Mahendra – man singt in Deutsch. „Partikel“ kommt mit neun faszinierenden Stillleben (wobei still auch eine nicht zu…