(33:25, CD, Digital, Eigenvertrieb, 2021) Der Anfang ist schon mal überaus beindruckend spielfreudig. Hier wird der Begriff ‚progressiv‘ nicht einfach nur übernommen sondern schon fast mit ekstatischer Spielfreude auf die Spitze getrieben. Einem fast schon Tool-igem Bassgroove folgt eine metal-affine Gitarre, wobei das Intro in ein Amalgam mündet, dass wohl alle Spielarten des Progressive Rock bedient. Dabei proklamiert der Vierer aus Dresden dieses Debüt als EP, obwohl die vier enthaltenen Tracks mehr als 33 Minuten auf die Waagschale des gepflegten Geschmacks werfen. Und obwohl es sich hier um ein Debüt handelt, sind die vier Beteiligten mitnichten Neulinge im Musikbiz, hatte…
Autor: Carsten Agthe
(44:24, CD, Vinyl, Digital, Warp Records/Rough Trade, 2021) Zwar ist „Space 1.8“ das Debütalbum der belgisch-karibischen und von London aus agierenden Musikerin, Komponistin und Produzentin Nala Sinephro. Dennoch ist sie was das künstlerische Schaffen anbelangt längst keine Unbekannte mehr. So spielte sie im Musikerkollektiv Steam Down, ist auf der Liste der „50 New Artists For 2020“ des Guardian zu finden und wurde nebenbei als eine der neuen NTS-Residents 2020 geführt. Auf ihrem also mehr als fälligen Erstling „Space 1.8“ bedient die sich vor allem auf Pedalharfe festlegende Multiinstrumentalistin ein musikalisches Spektrum, das in Electronica beginnt und im Jazz noch lange…
(70:01, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 2021) The Sun Or The Moon? Lichtgestalt oder Wesen der Dunkelheit? Eben dies wird bei der Band aus dem Rhein-Main Gebiet nicht so richtig aufgeklärt, da man einerseits daran geht, in kosmischen Dimensionen herumzuschwurbeln, aber auch im gleißenden Sonnenlicht nach dem Glück sucht (‚Eldorada‘). In fast schon uferlosen Kompositionen verquickt das Kollektiv um Multiinstrumentalist „Frank Incense“ (nettes Wortspiel) auf seinem ersten Album Krautrock, transzendente Langstreckenflüge und Psychedelic zu einer kosmischen Grenzerfahrung, die sich selbst in den Orbit schießt. Nein, bei „Cosmic“, dem Titeltrack, wird mitnichten der Warp angeworfen, man hat Zeit, viel Zeit und…
(61:46, CD, Vinyl, Digital, Jazzland Recordings/edel, 2021) Back to the roots? Wenn man denn wüsste, was genau die Wurzeln von Eivind Aarset sind. Der sich mit jedem Album selbst neu zu erfinden scheint und sich selbst trotzdem immer treu bleibt. Eins ist aber sicher. Dass auf „Phantasmagoria Or A Different Kind Of Journey“ nach den vorherigen ausufernden Studien spannender Verfremdung die Gitarren jetzt wieder nach Gitarren klingen. Auch kann der Begriff ‚Jazz‘ hier wirklich nur als Oberkategorie für den Crossover herhalten, den der norwegische Gitarrist auf seinem neuen Album für uns bereithält. Mithilfe seiner Band, die mit zwei Drummern aufwartet,…
(44:59, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 2021) Die Kowalskis haben es wieder getan! Nach fünf Jahren kommt nun endlich ein neues Album von Glasgow Coma Scale, das erst einmal, bedingt durch Corona und dem damit verbundenen Studioausfall unter keinem guten Stern stand, andererseits man mit dem neuen Drummer Lala Adamowicz gewappnet für frische Taten war. In Kurt Ebelhäusers Tonstudio 45 in Koblenz wurde letztendlich dann doch die passende Aufnahmemöglichkeit für „Sirens“ gefunden. Heraus kam ein Killer von einem Album. Die durch allerlei elektronische Spielereien aufgepimpten Gitarrenwände scheinen noch dichter, Bass und Drums noch druckvoller. Und dann die Melodien, die vor…
(67:09, CD, Vinyl, Digital, Magnetic Eye Records, 2021) Mit dem gewaltigen „Fuyu“ (Winter) komplettieren die Low Flying Hawks ihre Trilogie über den tragischen König von Korinth – Sisyphus, die 2016 mit „Kōfuku“ ihren Anfang nahm und ein Jahr später in „Gengaku“ ihre Fortsetzung fand. Mit ihrem Stil, der ‚…diverse arrays of influences which include the likes of Richard D James, Estonian composer Arvo Pärt and bands such as Black Sabbath and My Bloody Valentine…“ umfasst, sprich, zwischen knochenbrechend metallisch und semi-klassisch alles intus hat, ist das Duo aus Texas in der rockmusikalischen Welt dann auch sicher relativ endemisch. Selbst bezeichnen…
(39:56, Vinyl, Digital, Subsound Records, 2021) Bei Dark Ambient muss man in erster Instanz sicherlich an einen Musiker wie SaffronKeira denken, der uns schon einige Jahre lang, sei es solistisch oder in diversen Kollaborationen, mit edel zerklüfteten Soundscapes beglückte. Sein Kollege und Landsmann, der Multiinstrumentalist Valerio Marra, ergeht sich in ähnlich gelagerten Klangstrukturen, wobei ein über reine Electronic hinausgehendes Equipment diese Strukturen vom reinen Ambient hinaus in Richtung Postrock driften lässt. Denn Marra verwendet hin und wieder mäandernde Gitarren, welche die sich aufbauenden Klangkathedralen rigoros zerfetzen und einem Überbau aus metallisch geprägten Konstruktionen gegenüberstellen. Tunes wie ‚The Sound Of A…
(32:58, CD, Vinyl, Digital, Magnetic Eye Records, 2021) That’s the real Philly-Sound! Die heilige Dreifaltigkeit aus High Priestess (!!!) Nighthawk, Lord Paisley und Baron Lycan geben sich die Ehre und knallen uns ein Schwergewicht um die Ohren, als ob es kein Morgen gäbe. Gut, das Album währt dann auch nur geringfügig länger als die bisher veröffentlichten Kleinformate „Heavy Temple“ und „Chassis“, geht aber mit seiner etwas mehr als halbstündigen Spielzeit schon einmal als Album durch. Lupi Amoris by Heavy Temple Die Hohepriesterin des Stoner’n Heavy Rock (Gesang, Bass!), hat ihre Mannen im Griff, was aus „Lupi Amoris“ – was soviel…
(38:47, CD, Vinyl, Digital, Totem Cat Records, 2021) Der erste Eindruck täuscht. Zwar haben die beiden Aktiven aus der Glasgower Psychedelic-Szene, Ruaraidh Sanachan und Andreas Jonsson, noch die Band Moon Unit am Start, die 2015 mit dem Album „Oscillation“ mächtig durchstartete, dennoch ist ihre Inkarnation als Lucid Sins eher dem Folk- und Hardrock der Seventies denn dem Stoner’n Doom-Rock verfallen. Mit ihrem zweiten Album in dieser Konstellation (der noch vier weitere Musiker angehören) setzt man gänzlich auf ein Vintage Feeling, inklusive authentischer 8-Spur-Machine und intensivem Hammond-Ge-Orgel. Durch die Doppel- und gar Dreifachgitarre wirkt der Sound von Lucid Sins durchaus tendenziell…
(64:24, CD, Vinyl, Digital, AllGood Absolute Alternative Records (Triple A Records), 2020) Da ist uns doch im letzten Jahr eine Sache durch die Lappen gegangen, die auf jeden Fall Anspruch auf ausgiebige Betreuung gehabt hätte… Doch lieber spät als gar nicht! Weil die Band aus dem neuseeländischen Auckland eben genau dem Habitus des geneigten Hörers progressiver oder progressiv-naher Weisen entspricht. Ohne sich zu sehr in instrumentalem Drumherum zu verlieren konzentriert sich die Band um Sänger und Gitarrist Mikey Brown auf das einzig Wichtige – auf den Song an sich. Und dieser kommt auf „Karmatrain“, dem Outside In-Debüt, gleich in zwölffacher…
(50:39, Digital, Pax Aeternum, 2021) Manchmal ist es wahrlich Zeit für eine Zäsur, die schon einmal eine grundlegende Veränderung mit sich bringt. Graham Scala hatte genug von aggressiver Gitarrenmusik, die er mit Projekten wie Souvenir’s Young America, Forensics oder Bleach Everything den Hörern vor den Bug geknallt hatte. Und tut jetzt quasi Buße, in dem er uns mit harschen, vernebelt wirkenden Elektrosounds beglückt. „Hermes Slips The Trap“ besteht aus so etwas wie einem über allem stehenden Grundrauschen, aus dem sich, wie fast aus dem Nichts, ambiente und minimal technoide Strukturen manifestieren, Strukturen, die nie zu einem festen Ganzen werden und…
(45:22, CD, Vinyl, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) Der Polis-Keyboarder, der sonst seine schwere Hammond ob des visuellen und auch des akustischen Effekts von Auftritt zu Auftritt wuchtet, kommt auf seinem, nach „Stille“ zweiten Solo-Album mit ‚relativ‘ leichter Kost. Was aber nicht damit gleichzusetzen ist, dass es sich bei der „Weltmaschine“ um irgendwie geartete Muzak handelte. In Zeiten, in denen Pianist:Innen wie Nils Frahm („Furthermore, it features the sounds of Nils Frahms Pianos and Mellotron, which I recorded at his Funkhaus Studio in Berlin, where it was also mixed“), Martin Kohlstedt, Poppy Ackroyd oder Federico Albanese die neuen Popstars sind, macht Marius…
(35:56, CD, Digital, Disorder Recordings, 2021) Der Lockdown hat bei manchem Musiker so manche Kreativitäten freigelegt. Der Drummer von Wolvehammer und Across Tundras, Heath Rave, initiierte kurzerhand ein Soloprojekt, dem er sich in den ungewissen Zeiten voll und ganz widmen konnte und das zum Katalysator all seiner Ideen wurde. So ist „Lovers In Wartime“ dann auch ein Auffangbecken für alles seine musikalischen Vorlieben und Ideen, präsentiert sich hier doch ein Crossover aus sprödem Post-Metal, Ambient, Semi-Jazz und Gothic. Die jazzigen Komponenten kommen hierbei von Saxophonist Bruce Lamont (Yakuza), das irrwitzige Gitarrensolo auf ‚The Quarry‘ von Andy Schoengrund (Coagulate). Hinsichtlich ergiebiger…
(43:10, CD, Vinyl, Digital, Mute/PIAS, 2021) Zwar wirkt das Album-Artwork wie das Konterfei zu einem Rollenspiel mit Abenteuercharakter, was bei Liars-Frontmann Angus Andrew aber nichts zu bedeuten hat. Seit nunmehr zehn Alben heißt hier die Devise – rein in die Kartoffeln (d.h.: Rekrutieren diverser Musiker für eine Band), raus aus den Kartoffeln (die Reduzierung auf eine solistische Schaffensphase). So ist das mittlerweile zehnte Liars-Album, nach den beiden eher solistisch geprägten Longplayern „TFCF“ sowie „Titles with The Word Fountain“, ein auf Bandbasis beruhender Longplayer, holte sich Andrew hierfür doch mit dem Jazz-Drummer Laurence Pike, dem Multiinstrumentalisten Cameron Deyell sowie der Texterin…
(22:33, Digital, Eigenvertrieb, 2021) Merkwürdigerweise versucht mittlerweile eine Reihe von Bands, den ersten Eindruck ihrer Musik via einer EP zu vermitteln – als ob ein komplettes Album dafür schon zu viel des Guten wäre. Eventuell haben auch Lesotho, die eben nicht aus dem afrikanischen Binnenstaat sondern aus Boston kommen und sich erst im letzten Jahr gegründet haben, nicht genügend Material für ein komplettes Album, so dass ein 4-Track Format an dieser Stelle durchaus Sinn macht. Jedenfalls braucht sich der Dreier um Gitarrist Kyle Loffredo mit „Summer Wars“ hinter Nichts und Niemandem zu verstecken, krachen Lesotho doch mit ihrem postrockmetallischen Sound…
(44:20, CD-r, Digital, Sound In Silence, 2021) Elektronische Schöngeister im zeitlosen Gewand. Auch auf seinem zweiten Album als Western Edge hangelt sich Richard Adams völlig unaufgeregt durch ambiente Soundscapes, minimale Technobubbles und Lo-Fi Electronica – immer angenehm pulsierend, immer sanft fließend. Dass „Dependency“ unaufdringlich nach Neunzigern klingt, als sich diese Branche im Aufbruch befand und mit Acts wie Aphex Twin, Autechre, Boards Of Canada, Black Dog oder B12 aufwartete, macht das Album nur noch sympathischer und interessanter. Adams, der auch in Projekten wie Memory Drawings, Northern Exchange und Great Panoptique Winter für wohlig anheimelnde Klangflächen sorgt, schafft hierbei das Kunststück,…
(66:33, CD-r, Digital, Sound In Silence, 2021) Jon Attwood aka Yellow6 kann auf einen beträchtlichen Backkatalog zurückblicken, der sich in den letzten zwanzig Jahren emsigen Musizierens angesammelt hat. Vor allem mit seiner „Archives“-Serie schaufelte er eine Menge Material auf seinen ohnehin schon reichhaltigen Output oben drauf, so dass der geneigte und vor allem auch interessierte Hörer eine Menge Zeit mitbringen muss, sollte er sich durch diesen Wust an vor allem instrumentalen Stillleben hindurch hörenwollen. Zwischen den beiden eher elektronisch und dezent beatlastigen Veröffentlichungen „For The First And The Last“ sowie „Enraptured“ passt dann aber immer noch eine Veröffentlichung, die geradezu…
(35:59, CD, Vinyl, Digital, All Good Clean Records, 2021) Auch die Flat Earth Riders haben ‚members all around the globe‘. Wohl auch ein Grund dafür, dass alles auf diesem Debüt glatt und rund läuft. Frisch aus der Garage des gut abgehangenen Doom’n Stonerrock kommen Suncraft mit ihrem fulminanten Albumdebüt – das Chrom blitzt, die Maschinen sind geölt. So kommt „The Flat Earth Rider“ dann auch ziemlich schnell voran, was vor allem daran liegt, dass man mächtig Gas gibt beziehungsweise auf die Tube drückt. Nachfolgender „Space Buddha“, der auch die erste Singleauskopplung darstellte, gibt sich, ähnlich dem Opener, überhaupt nicht so…
(51:20, CD, LP, digital, Les Productions du Vendredi, 2021) Free-Jazz ist das neue Cool. Das dachte ich auch mal, als ich in trüben 80er Jahre Wintertagen durch Dresden stapfte, um im Jazzclub meines Vertrauens (damals „Die Tonne“) den beschaulichen Weisen von begnadeten Musikern wie Günther ‚Baby‘ Sommer und Dietmar Diesner zu lauschen, die im Erbsenregen auf Sommers Snare gipfelten, während Diesners Saxophonstakkato versuchte, die Mauern von Jericho noch einmal zum Einsturz zu bringen. Was uns nun übergangslos zu Edredon Sensible bringt, einem Quartett aus dem beschaulichen Toulouse, was nicht im Entfernesten daran denkt, sich den Vorgaben im Bandnamen irgendwie anzunähern.…
(42:31, CD, Vinyl, Digital, Prophecy Productions/Soulfood, 2021) Hier werden wieder Klangkathedralen herbeigezaubert, als wenn das ein Leichtes wäre. Für 鬼 sicherlich schon irgendwie, klang der kanadische Musiker mit seinem Soloprojekt doch noch nie so einschmeichelnd und mit sich im Reinen. Sicher sind da hier und da noch die bekannten und bestätigten Screaming-Attacken, die den Blackgaze von sich aus auszeichnen. Aber eben im überschaubaren Rahmen, wie beispielsweise im mächtigen ‚Funeral Pyre‘. Dafür drückt ‚Cherish‘ mächtig auf die Tränendrüsen bei jenen, die mit herzergreifender Melancholie nicht so viel übrighaben. Tracks wie ‚Autumn Everley‘ oder mit seinen knapp zehn Minuten der ‚Beautiful Ghost‘…