(37:56, Vinyl, Digital, Blues For The Red Sun/Soulfood, 2021) Der Name steht dieses Mal tatsächlich für das hier zu Erwartende. Das Quintett, das sich aus dem ländlichen Norwegen auf nach Oslo gemacht hat (der Hauptstadtbonus!) macht eben White Trash Blues. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Die Garagentore stehen dabei speerangelweit offen, damit der Wumms der Amps eben nur minimalen Schaden anrichten kann. „We Got Time To Waste“ ist Musik, zu der sich prima Headbangen, Party machen und Biertrinken lässt. Was sicherlich die bevorzugten Tätigkeitsgebiete für eine sinnvolle Wochenendbeschäftigung sind. Hier werden Heroen wie MC5 oder The Stooges wiederbelebt…
Autor: Carsten Agthe
(44:47, CD, Vinyl, Digital, Tape, Eigenveröffentlichung, 2021) Die Betonung hat hier wohl auf ‚…solo pieces‘ zu liegen. Denn wer sollte sich zusammen mit dem Macher auf einen Trip durchs Sonnensystem begeben, von dem man nicht weiß, ob er positive oder eher negative Erfahrungen mit sich bringt. Mola Moray aka Martin Rieben (Leipzig) ist eigen, ist sehr speziell. Und sein Album wurde ‚recorded during a deep phase of depression in 2020‘. Spätestens hier sollte man stutzig werden und erkennen, dass die „Improvisations From The Solar System“ eben keinen positiven Trip mit sich bringen. Mag man noch im Opener ‚Intro (A Gentle…
(61:58, CD, Vinyl, Digital, The Bird’s Robe Collective, 2011/2021) Die Rachmaninovs des Postrock feiern das Zehnjährige ihres fulminanten Debüts „Deaden The Fields“. Und da das Label der Band Bird's Robe Records ebenfalls schon zehn Jahre auf dem Buckel hat und auf Grund dieses Vorfalls nach und nach (fast) den gesamten Label-Katalog wiederveröffentlicht, wobei hier auch Werke zum ersten Mal auf Vinyl erscheinen, war ein Rerelease dieser Schönheit sogar doppelt notwendig. Deaden the Fields by Tangled Thoughts of Leaving ‚Their 2011 debut ‚Deaden The Fields‘ presents as a love letter to prog, jazz and postrock…‘ verkündet der Waschzettel zum Album pathetisch,…
(48:05, CD, Vinyl, Digital, Village Slut, 2021) Es hätte tatsächlich etwas ganz, ganz Großes aus der Band von ex-Megadeath-Gitarrist Chris Poland und David Judson Clemmons (Gitarre, Gesang, Kompositionen) werden können. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum von 1993 schlug ein, wie die sprichwörtliche Bombe und sicherte der Band gar einen Support-Slot für Dream Theater bei deren Europa Tournee, während der man vollends überzeugen konnte und dem Top Act auch hin und wieder elegant die Show stahl. Nur war 1994 Schluss, die Band zerstreute sich in alle Winde und jeder Musiker machte sein Ding. Was blieb, war das Debüt-Album, das vom A&M Label aber…
(28:33, CD, Vinyl, Digital, Narshardaa Records/Broken Silence, 2021) Kavrila hecheln sich auf ihrem zweiten Fulltimer (wenn man „Mor“ denn so zählen und nennen möchte) in 28 Minuten durch ganze zehn Tracks, die dann jeweils nach Adam Riese knapp zwei Minuten auf dem Kerbholz haben. Nach den beiden EPs „Ritual I“, „Ritual II“ und "Rituals III (sowie dem 2017er ‚Album‘ „Blight“) möchte man dann auch hier ganz schnell fertig werden. Und was soll man sich da auch lange mit Vorreden oder einem längeren Verweilen aufhalten. Mor by KAVRILA „Mor“ knallt direkt auf den Punkt beziehungsweise die Zwölf und ehe man es…
(34:38, CD, Vinyl, Digital, Kapitän Platte/Cargo, 2021) Die Meister der gehobenen EP (mit den beiden hier Erwähnung findenden „Skimmer“ sowie „Vemod“ immerhin insgesamt elf!) fassen die letzten beiden in diesem Format veröffentlichten nun zu einem größeren Ganzen zusammen. So erscheint der Dreier „Skimmer“ vom Juni letzten Jahres (hier nur als digitales Release erhältlich) zusammen mit dem brandneuen Drei-Track-Opus „Vemod“ als Platte und CD. Was der Sache nur dienlich und gerecht ist. Hier zeigen die Schweden (nein, Orsak:Oslo sind eben keine Norweger, auch wenn man die Hauptstadt von Fjordland im Namen trägt), dass sie Meister des lässig aufspielenden Kraut’n Postrock sind.…
(58:35, CD, Digital, Bird’s Robe Records, 2017/2021) Weiter geht’s mit der ‚10th anniversary series‘ von The Bird’s Robe Collective. Und da Echotides zweites Album 2017 veröffentlicht wurde, gibt es hier gleich ein doppeltes Jubiläum zu zelebrieren. Nun ist das Trio aus dem australischen Brisbane das größte Kino, seit es Cinematic Postrock from Down Under gibt. Die Tracks beziehungsweise großkalibrigen Exkurse in Soundbildern bewegen sich in Dimensionen von acht bis zehn Minuten, nur das impulsive ‚Her Back To The Sun‘ geriet mit sechs Minuten etwas überschaubarer und könnte demnach als Singleauskopplung von „Into The Half Light“ festgemacht werden. Wenn es denn…
(50:34, CD, Vinyl, Digital, Artoffact/Membran, 2021) Das muss man sich erst einmal geben. Eine russische Band, die ins ukrainische Kiew übersiedelte, später nach Estland umzieht und ihre Texte in Finnisch interpretiert. Bei Kauan scheint alles möglich. Begeisterten die Wahl-Esten in diesem Jahr schon mit ihrem Statement in eiskaltem Postrock’n Metal „Ice Fleet“, auf das sich alle einigen konnten, gibt es nun einen Live-Mitschnitt ihrer Komplettaufführung des ‚Frühwerks‘ „Sorni Nai“. Zieht man in Betracht, dass dieses 2015 erschien, die Anfänge der 2005 gegründeten Kauan aber im 2007er Debütalbum „Lumikuuro“ begründet liegen, hinkt der Begriff ‚Frühwerk‘ allerdings ein wenig. Sorni Nai Live…
(69:56, Vinyl/CDr/Digital, Sound In Silence/Norman Records, 2021) Hier wird es ganz, ganz still. In kaum wahrnehmbaren Ausschlägen zelebriert Jason Sweeney aka Panoptique Electrical eine Werkschau von wahrhaft stillen Stillleben, die eine Spanne von zwanzig Jahren, also fast eine komplette Karriere umfassen. Die ein- bis vierminütigen, manchmal mit Piano und Cello unterstützen, manchmal aber auch nur für sich alleinstehenden Drones hätten das Potential, großflächig ausgewalzt zu werden. So enthält die Compilation ganze 31 von eben diesen Kleinoden, was die „Decades“ zu einer siebzigminütigen Klangreise macht. Obwohl relativ knapp in ihrer zeitlichen Ausdehnung bemessen, da hier eben noch viel Platz im vierdimensionalen…
(41:44, CDr/Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) Devin Powers vom Berklee College Of Music scheint auch anderweitig mächtig ausgelastet zu sein. Nicht nur, dass der Musiker mit SineRider die entspannendste Sache vorlegt, seit es Ambient gibt, er ist nebenbei auch als sein Alter Ego Senseed, Hooting Everywhere, Reanu Keeves und Bleepy Bloopy unterwegs sowie in den Projekten Introspecter und Lakewaves teilzeitig eingespannt. Seine, den zahlreichen bisher getätigten Veröffentlichungen zufolge, ausgiebigste Passion gehört aber SineRider als seinem wohl wichtigsten Projekt. Als das er mit „A Familiar Light“ eine weitere Probe seines minimalistischen Könnens abliefert. In den elf hier zu hörenden Kleinodien tätigt er einen…
An dieser Stelle ein ausführliches Interview mit der wohl farbenfrohesten Versuchung, seit es Progressive Rock aus Australien gibt. Das letzte Album, „II“, der Band, das offiziell Ende 2020 erschien, kam dieser Tage als aufwendiges Doppelvinyl heraus, was einer der Gründe war, mit dem Trio vom anderen Ende der Welt in Kontakt zu treten. Fast genau ein Jahr nach dem offiziellen Release eures zweiten Longplayers „II” erscheint der nun auf Vinyl. Warum jetzt erst? Darcy: Als das Album veröffentlicht wurde, hatten wir gerade viel Geld für Mastering, CD-Herstellung und Merch ausgegeben. Wir wollten den Fans auch ein wirklich cooles Vinyl-Erlebnis mit…
(44:02, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Plastic Head, 2021) Was soll man drum herum reden - mit Kosmodome gelingt es einer weiteren Band, das von der Einwohnerzahl her recht kleine Norwegen ganz groß erscheinen zu lassen. Das Zweimann-Projekt, bestehend aus dem Brüdern Sturle und Severin Sandvik, spielt eine hin und wieder überaus melancholische, aber nicht unbedingt energiereduzierte Spielart eines alternativen Psychedelic-Rocks, der ob seines Arten- beziehungsweise Wendungsreichtums auf jeden Fall als progressiv klassifiziert werden muss. Tracks wie ‚Retrograde‘ oder ‚Hypersonic‘ machen erst einmal Stimmung in Richtung Camel/Wishbone Ash (wenn man denn hier irgendwelche Parallelen herbeizitieren muss), nur um dann im zweiten…
(1:01:45, CD/Vinyl/Digital, Art Force One/Broken Silence, 2021) Hört blues uff! Aber echt mal! The Blue Butter Pot knallen uns eben diesen in rockmusikalischer Auflösung um die Ohren, dass es eine helle Freude ist. Das französische Duo (!) schafft mit minimalistischen Mitteln (Gitarre/Gesang und Drums) das Maximale und zitiert einmal mehr 'zig Jahrzehnte Bluesrockgeschichte. Ambitioniert streifen Ray Bonnet und Olivier Le Normad durch ein breit ausgewalztes Territorium, welches so alt ist, wie die E-Gitarre an sich, und heben mit "Jewels And Glory" einen Schatz voller Energie und Hingabe. Sicher wurde jeder der 15 hier enthaltenen Tracks irgendwie aus den Blaupausen des…
(37:14, Vinyl, Digital, Midsummer Records/Cargo Records, 2021) Die Empty Stadiums sind wie gemacht für, tja, leere Stadien. Und leere Bahnhöfe. Was aber nicht mit trist, sondern wohl eher mit einsam und melancholisch in Zusammenhang zu bringen ist. Irgendwie klingt die Frankfurter Band wie ein Achtziger Jahre Indie-Rock-Relikt, dass sich im Hier und Jetzt die Möglichkeiten von Postrock sowie Noise und Electronic Pop erschlossen hat. Im Ausbleiben anderer Betätigungsfelder beschleunigte der Lockdown die Entstehung der „Tales From The Void“, die an verschiedenen Orten entstanden, von denen Küchen und Keller noch nicht einmal die abenteuerlichsten waren. Tief herbstliche Stimmungstiefs wie der tieftraurige…
(49:51, CD, Digital, Eigenvertrieb, 2021) Minsk, Lost In Kiev, Murmansk – russische Städte sind im Bereich des Postrock/-Metal schwer angesagt. Der Klang der Wörter und ein wenig geheimnisvolle Aura sind sicherlich Hauptgründe dafür, dass sich Bands nach geografischen Marken weitab von ihrer Heimat entfernt benennen. Und nun Yenisei! Der immerhin fünftlängste Fluss der Erde (und zweitlängste Strom Asiens) dürfte von seinen Ausmaßen zwar nicht unbedingt Oceansize besitzen, wohl aber Vorstellungen von postrockigen Weiten und Uferlosigkeiten bedienen. Die sich danach benannt habende Band aus dem polnischen Kraków kommt, nach dem Debüt „The Last Cruise“, nun mit ihrem zweiten Album, das -…
(71:58, CD, Vinyl, Digital, Erased Tapes/Indigo, 2021) Alle eineinhalb/zwei Jahre darf man mit einer Lautäußerung von Ryan Lee West aka Rival Consoles rechnen. Wobei jede Veröffentlichung für sich gesehen etwas Besonderes ist. Wie auch wieder „Overflow“, das der Score zur gleichnamigen Tanzproduktion des Choreographen Alexander Whitley ist – modernste Ballettmusik sozusagen. Deren Thema ist eben jener „Overflow“, und zwar der Oberflow der Big Data und die Auswirkungen davon auf die menschliche Existenz. So arbeitete West hier mit Gesprächsfetzen und Sprachsamples (u.a. von Tänzerin Tia Hockey in 'I Like'), die sich hier wirklich verselbstständigen und ein Eigenleben zu bilden beginnen. Overflow…
(43:03, Vinyl/CD/Digital, Phonokultur, 2021) Jack of all trades Axel Manrico Heilhecker kommt einmal mehr mit einem Album, das sich mit Riesenschritten back to the roots bewegt. Nach seinen im letzten Jahr veröffentlichten Alben "Book Of Shelter" sowie "Are You Psyched?" (mit Harald Grosskopf) empfiehlt sich der Gitarrist mit seinem dritten Werk fast in Jahresfrist. Corona macht es möglich, dass einige Musiker in trauter Isolation ihr Studio nicht mehr verlassen und auf bessere Zeiten hoffen. Deswegen wahrscheinlich auch "Ready For The Good Life". Und, sind wir nicht alle bereit für eben dieses? So spielte Heilhecker auf seinem aktuellen Album eben auch…
(34:00, CD, Digital, Niffa Records, 2021) Namen sind tatsächlich Schall und Rauch. Sollte hier irgendeiner wahrlich semi-bewusstseinserweiternde Klimpermucke für Reiki-Jünger und Yoga-Gurus vermuten – Finger weg. Sicher macht die Church Of Mental Enlightment eben das hier verkündete, aber eben auf eine gänzlich andere, nämlich ihre Art. Dabei hat die Leipziger Rocksekte bereits zwei Veröffentlichungen auf dem Kernholz, mit „The Truth“ folgt dann quasi der dritte Streich. Hier präsentiert man wiederholt gut abgehangenen Rock, der natürlich einmal mehr gerade in den Siebzigern seine Ursprünge hat, aber hier nicht darauf festgenagelt wird. „Aufstieg“ und „Abstieg“ heißen dann zwei Interims-Instrumentals, die sicher auch…
(39:55, CD/Vinyl/Digital, Stickman Records/Soulfood, 2021) Alles ist im Wandel. Auch die Weedpecker, die, entgegen der Vorgaben ihrer Namenswahl, bezüglich des schnell rotierenden Besetzungskarussells nun mal überhaupt nicht lässig und ausgeglichen scheinen. Glücklicherweise wirkt sich dieser Umstand nicht allzusehr auf die Musik des polnischen Ensembles aus und wenn doch, dann nur soundtechnisch, sind doch nun auch Keyboards im Equipment zu finden. Derweil hier Tastenmann Seru auch an der Gitarre brilliert, was insofern wichtig ist, als die Twin Guitars mehr als essentiell für Weedpecker sind. Mit ihrem vierten Album, was dann auch ganz pragmatisch mit "IV" betitelt ist (wobei der Zusatz "The…
(45:12, CD/Digital, DGM/Galileo MC, 1974/2021) Wie heißt es so schön – wenn der Erfolg am Größten ist, sollte man der Band Lebwohl sagen. So passiert mit King Crimson, welche von Ian McDonald und Michael Giles nach ihrem überragenden Erfolg mit "In The Court Of The Crimson King" 1969 verlassen wurden. Zwar waren beide Musiker beim Nachfolger "In The Wake Of Poseidon" als Studiomusiker zugegen, man konzentrierte sich aber auf eine Solo- bzw. Duo-Karriere, die mit dem Album "McDonald And Giles", das im Sommer 1970 erschien und bei welchem Michaels Bruder Peter am Bass aushalf, ihren Anfang nehmen sollte. Bedingt durch…