(40:41, CD, Vinyl, Digital, The Sign Records, 2020) Hier türklingeln die Fender Rhodes und röhren die Hammonds, dass es eine helle Freude ist. Und überhaupt lassen sich bei dem Debüt von Sealand Airlines eine Menge Anspielungen vernehmen, die in den goldenen Seventies ihren Ursprung haben. Die Band aus der Ukraine klingt dabei dermaßen authentisch, dass man sich mehrmals vergewissern muss, es hier wirklich mit einer Produktion von 2020 zu tun zu haben. Die acht vor allem Single-kompatiblen Songs, die nur selten wie etwa bei dem Siebenminüter ‚Salia Ana‘ einmal über dieses Ziel hinausschießen, geraten zu Semi-Hits mit Déjà-Vu-Bonus, da man…
Autor: Carsten Agthe
(29:41, CD, Digital, Eigenproduktion, 2020) Da muss schon was im Argen liegen, wenn man sein aus Herzschmerz geborenes Sideproject Silent Eyes nennt. Es soll allerdings auch einen Paul Simon-Song gleichen Namens geben. Wie auch immer - es trug sich zu, dass sich Keelan Butterick (Stare At The Clouds) eines Silvesterabends allein in seiner Wohnung in Sydney wiederfand. Man bedenke – wenn hier Winter ist, ist Down Under heißester Sommer, also nicht unbedingt Depri-Wetter. Dennoch oder gerade deswegen gab er sich düsteren Gedanken ob einer ungewissen Zukunft hin. Die dann Katalysator für ein neues Projekt - eben Silent Eyes - wurden,…
(60:58, CD, Vinyl, Digital, Puscifer Entertainment/BMG/ Warner, 2020) Corona und die damit verbundene gecancelte Tour von Tool spielte dem Maynard James Keenan-Nebenprojekt gewissermaßen elegant in die Karten, konnte sich der Sänger hier doch voll und ganz auf Puscifer konzentrieren. Sowieso ist nicht bekannt, wo seine Prioritäten genau liegen, ob nun bei Tool oder bei Puscifer (A Perfect Circle kann man an dieser Stelle getrost ignorieren). Erst einmal zeigt sich Keenan zu Tool-Konzerten konsequent im Puscifer T-Shirt und weiterhin liegt der Output-Pegel seiner quasi Interimsband bedeutend höher. Zwar ist „Existential Reckoning“ erst das vierte offizielle Puscifer-Album, zahllose EPs und Remix-Veröffentlichungem lassen…
(47:29, Digital, Eigenproduktion, 2020) Der Name ist Programm, wechselt die Band aus Oregon doch ihre Sounds, Stimmungsbilder und Genres im Minutentakt. Derweil es farbig, überaus extravagant schimmert und man ob der bunten Vielfalt ins Staunen kommt, entpuppt sich das Rainbow Face als Januskopf, der meistens jovial lächelt, manchmal aber sein wahres, unkontrollierbares Antlitz zeigt. So geht es reichlich spektakulär zu, auf dem Debüt des Trios um Sänger Jake Rose, welches sich hierfür eine Reihe an Gästen als musikalischen Beistand leistete. Eben weil das Album mit ‚Pirates‘ schon mal einen fast schon als klassisch zu bezeichnenden Progsong in erster Instanz auf…
(40:59, CD, Vinyl, Digital, Timezone Records/ Timezone Distribution, 2020) Ob es mit der Monarchie in Großbritannien nun wahrhaftig zu Ende geht, lässt sich an dieser Stelle wirklich nicht klären. Fakt ist, dass sich Elizabeth the last, das deutsche Trio wohlgemerkt, auf seinem dritten Album zur nicht mehr zu übersehenden Institution im Refugium instrumentaler postrockender Exzesse hierzulande aufschaukelt. Nach dem nach der Band selbst betitelten zweiten Album fühlt sich „Task“ wie das Schwester- bzw. Bruderalbum zum Vorgänger an. Fünf dezente Knochenbrecher in Post Rock mit verhuschten Metal-Einschüben - bis auf den Interimstrack ‚Watchmen‘ kontern Elizabeth the last auch hier wieder mit…
(44:44, CD, Digital, Art As Cathaarsis, 2020) Wieder einmal wird eine falsche Fährte gelegt. Und zwar, weil Sydneys Arcing Wires recht ungestüm in ihr Debütalbum starten. Aufgrund der Kraft zweier Gitarren klingen die hier abgefahrenen Riffs schwer nach Djent, was so auch eine Zeit lang hätte weitergehen können. Doch die Australier stünden zu Unrecht ganz oben auf der Jazz-Rock-Skala ihres Landes, wenn da nicht noch irgendetwas in dieser Richtung passieren würde. Und in der Tat braucht man auf diesbezügliche Exzesse nicht lange zu warten - so kommt Saxophonist Nish Manjunath alsbald zur Sache und lässt erkennen, wer bei Arcing Wires…
(59:41, CD, Vinyl, Digital, Full Time Hobby/ Rough Trade, 2020) Was für eine Freude allerseits, als 2018 zum Album „Songs You Make At Night“ Gründungsmitglied Sam Genders, der eigentlich die Band ob seiner Livephobie verlassen hatte, zurück in den Schoß von Tunng kam und man sich so plötzlich in der Konstellation von 2007 wiederfand. Was aus diesem Release und starken Songs, ja, quasi Hits wie ‚Dark Heart‘, ‚Flatland‘ oder ‚ABOP‘, das bis dato erfolgreichste Album von Tunng machte. Aber Sam Genders wäre eben nicht er selbst, wenn er nicht noch ein paar Asse in Ärmel hätte. Aber dieses Mal geht…
(51:40, Vinyl, Digital, Midsummer Records, 2020) Das ist dann wohl einmal wieder ein Fall von und für grenzenlosen Herzschmerz. Nach dem Ende der Metalcorer Watch Them Fade hatte deren Macher Marc Fischer nichts Eiligeres zu tun, als gleich aus dem Stand ein neues Format an den Start zu bringen, mit welchem er seinen Seelenzustand sofort in dementsprechende Soundfontänen fassen konnte. Six Days Of Calm heißt das neue Projekt des Musikers, das nun mit dem 7-Track Debüt „The Ocean’s Lullaby“ daherkommt. Welcher Protagonist hier gefragt ist, ob nun der Atlantische, der Indische, Pazifische, Billy oder gar Danny wird indes nicht geklärt.…
(63:05 (77:49), CD, Vinyl, Dowload, Season Of Mist/ Soulfood, 2020) Sólstafir können es doch noch: Nämlich so richtig vom Gletscher ziehen. Das letzte Werk der Isländer „Berdreyminn“ war vom Prog-Gehalt zwar überaus hochwertig, doch vom Willen, als Sieger aus der Schlacht zu gehen, war kaum noch etwas zu spüren. Doch es scheint nun wirklich, als würde sich Aðalbjörn Tryggvason hier auf dem neuen und siebenten Album allen Frust aus der Seele hämmern. Und wer darf schon ein Album gleich mit einem Zehnminüter beginnen, wenn nicht Sólstafir?! So ist ‚Akkeri‘ dann auch das längste Stück in einem an Longtimern reichen Album.…
Jack Of All Trades (Centrozoon, Tuner, Stickman, Crimson ProjeKct…) und ‚Living The Dream‘-Aktivist Markus Reuter kann auch in der Konzert- und Tour-freien Ära nicht anders. Wenn schon nicht touren, dann wenigstens die Zeit mit ‚Gleichgesinnten‘ im Studio verbringen. Zugegeben liegen die Aufnahmen für die drei uns hier beschäftigenden Releases noch vor 2020, die Zeit der Besinnung wurde jedoch genutzt, um ihre Bearbeitung und Veröffentlichung zu forcieren. So erscheinen beziehungsweise erschienen Anfang August nun gleich drei Alben des Komponisten und Touch-Guitareros. Und in erster Instanz nun gleitet Reuter zusammen mit seinen Buddies Tim Motzer (Gitarre, Bass) und Kenny Grohowski (Drums) tief…
(24:48, Digital, Rock CD Records, 2019) Da schneite die Tage doch trotz diesbezüglichen eher kontraproduktiven Wetters eine Sache herein, die schon vor einem Jahr das Licht der Welt beziehungsweise ob seines only digital-Status das des World Wide Webs erblickte. Samedi b.c. nennen sich die leicht angeschrägten Zeitgenossen, die aus Spanien kommen und mit "The Infinite Sea Of A Doubt" im Juli letzten Jahres ihre Album-, oder, ob der ein wenig begrenzten Spiellänge eher – ihre EP-Debüt-Präsentation initiierten. Im Infotext ist zu lesen: "Influenced by bands like King Crimson, Amon Duul II or New Wave bands like Joy Division ...", womit…
(45:46, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Plastic Head, 2020) Heidewitzka. Hier wird wieder geproggt, bis der Arzt kommt. Schon in fünfter Instanz, nämlich mit dem ebenso vielten Album, empfehlen sich die Norweger als Speerspitze des Vintage Prog und biedern sich somit erneut bei all denjenigen an, welche die alten Zeiten von Yes, Genesis oder ELP noch für das Beste halten, was der Rock an sich zu bieten hatte. Wobei hier, bei Wobbler, eher eindeutig zu Yes Stellung bezogen wird. Der Bass von Kristian Karl Hultgren mäandert sich durch bassläufige Abgründe, Keyboarder Lars Fredrik Frøislie präsentiert ein Repertoire der schwarzen und weißen…
(32:35, CD, Digital, Future Archive Recordings, 2020) CNJR (stands for: Conjure) schaufelt in seinen in den tiefsten Katakomben musikalischer Anti-Exzesse dräuenden Dark Wave mächtig Rock und Pathos, auf dass die neueste Verlautbarung des Musikproduzenten zum bombastischen Sud aus Collapse Under The Empire und (zum Teil) instrumentaler Sisters Of Mercy gerät. „I Can See The Burning Through The Binoculars“ wäre so der geeignete Soundtrack zu einer dystopischen Neuverfilmung von „Once Upon A Time in The West“, wobei das die Endzeit einleitende Motiv von ‚The Destroyers‘ mit seinen dramatischen Gitarren das geeignete ‚Lied Vom Tod 2‘ abgeben würde. Der auf ein ‚Burning‘…
(36:11, CD, Vinyl, Digital, Art As Catharsis, 2020) Jochen Gutsch macht auf Geschichtenerzähler. Wohl durch sein letztes Werk, die EP "Sollbruchstelle" (2018), auf den Geschmack gekommen,favorisiert der nach Australien ausgewanderte deutsche Musiker nun kammermusikalische Werke, bei denen er mit den "Seven Tales" nun ein neues Kapitel aufschlägt. Das Album enthält dann, tja, wie soll es auch anders sein, sieben Geschichten, erzählt beziehungsweise sangestechnisch vorgetragen von Nicole Smede, die ihre Intentionen seitens des Vortrages auf gehobene Kunst ausrichtet. Irgendwie sind die "Seven Tales" dann auch eben wirklich "Kunst", sprich eher E- denn U-Musik. Mit einem kammermusikalischen Ensemble aus zwei Violinen, Cello…
(45:32/56:14, 2CD, Digital, Sulatron Records / Brokensilence, 2020) Nun gehen die 2012er Sun Dial’schen Psych-Exzesse bezüglich "Mind Control" in ihre zweite Inkarnation. Kam schon die erste 2015 mit zwei Bonustracks, so hat es die aktuelle Edition einmal mehr in sich, wie uns bereits der Titel unmissverständlich signalisiert. "The Ultimate Edition" kommt nämlich mit einer Bonus-CD und diese wiederum mit zwei weiteren Bonustracks, was den Trip der Institution um Bewusstseins-Guru Gary Ramon auf einhundert Minuten psychoaktive Anti-Ekstase verlängert. War das Original-Werk schon ein Hort aus Floyd’schem 'Set The Control ...' Trancesequenzen ('Mountain Of Fire And Miracles'), fiktiven Soundtracks für fiktive Halluzinationen…
(32:21, CD, Vinyl, Digital, Atypeek Music, 2020) Die ersten gutgelaunten Grungy-Hooklines, der ohrwurmige Effekt, der schon nach den ersten Takten des ersten Songs ‚Envision‘ zuschlägt, machen schwer auf Foo Fighters. Die (leichte bis mittelschwere) Kurskorrektur kommt bei Watertank dabei nicht von ungefähr, gab es doch in Gitarre und Bass eine nicht unerhebliche Umbesetzung bei der Band aus Nantes. Weshalb das dritte Watertank-Album mit weniger Post-Metal- und Shoegaze-touchig daherkommt. Stattdessen enthält es mehr als nur homöopathische Anteile von Alternative Rock, die schwer auf amerikanisch machen. Knapp etwas über dreißig Minuten lang konzentriert man sich hier auf das Wesentliche – nämlich Songs,…
(38:34, CD, Vinyl, Digital, Sixteentimes Music/Czar Of Crickets Productions/Soulfood, 2020) Das Yin und Yang der unheiligen Zweifaltigkeit manifestiert sich bei Echolot einmal mehr im Wechsel von brutalen vs. clean Vocals sowie von ambienten und sludgy Breitwandflächen. So sind die Baseler ein weiterer Beleg für ‚Gegensätze ziehen sich an'. Auffallend auch auf dem dritten Fulltimer ist der Hang zum Epischen – eine Gigantomanie, die auf „I“, das gleich mal mit einen Vierzigminüter zu glänzen wusste, ihren Anfang nahm und mit dem vier Langstrecken-Doombrocken enthaltenden „Volva“ fortgesetzt wurde. Das Trio kann wohl nicht anders und kommt auf „Destrudo“ ganz stilecht mit den…
(55:12, CD, Vinyl, Digital, Art As Catharsis / Kozmic Artifactz, 2020) Neues aus Doom Under. Kamen die Australier vor zwei Jahren mit ihrem Debüt, das sich ob seiner gerade mal halbstündigen Spielzeit eben nur als Kleinstwerk definieren ließ, meint man es nun ein wenig besser und liefert eine Platte ab, die ihrem Titel alle Ehre macht. Das Kollektiv aus Sydney, das im Zeichen des ausgedörrten Schildkrötenschädels das australische Outback unsicher macht (nicht ohne den Heiligtümern der Aborigines den gebührenden Respekt entgegenzubringen), verschmilzt hier Space-, Kraut-, Psychedelic-Rock sowie Doom zu einem gewaltigen, tja, Monolithen eben, wobei der klare Satzgesang und die…
(69:06, CD, Digital, Sulatron Records / Broken Silence, 2020) Die Mondgötter des gehaltvollen Schwurbelns sind wieder ... am Schwurbeln! Je höher, desto besser. Ohne Netz und doppelten Boden. Ob der Abstinenz gehaltvoller Liveevents macht sich eine Veröffentlichung wie eben vorliegende mehr als nötig. Mit der entsprechenden Vordröhnung gibt es mit diesem konservierten Gig dann auch die Doppeldröhnung. Inklusive Applaus und Zugabe. Im letzten Jahr fuhren dann Komet Lulu, Sula Bassana und Pablo Carneval beim kultigen Freak Valley Festival zur bestätigten Hochform auf, machten sich einmal mehr daran, wertloses Metall in musikalisches Gold zu verwandeln und fuhren einen Wall Of Sound,…
(48:31, CD, Vinyl, Digital, Gondwana Records, 2020) Mit Mammal Hands haben wir wieder einmal eine Jazz-Formation auf dem Schirm, die Jazz auch für Nichtjazzer spielt – sprich keine endlosen Soli, keine Free-Jazz-Attacken und auch keine Polyrhythmik. Dabei ist das, was das Trio aus Norwich hier kreiert, aber auf keinen Fall einfache Muzak für das Nebenher. Auch auf ihrem vierten Album entspannen Saxophonist Jordan Smart, Pianist Nick Smart und Schlagzeuger Jesse Barett erst sich und dann uns, da „Captured Spirits“ vor allem tiefenentspannt hinträufelt und man Schläge nur als vom Jazzbesen herrührende Luftzirkulationen zu spüren bekommt. Sicher ist das noch Jazz,…