(49:37, LP, Sony Music/Legacy, 1996/2016) "No Code" - ein Statement als Albumtitel. Pearl Jam weigerten sich, mit einem Barcode das Artwork zu verschandeln. Ob man den Künstlern das abnimmt oder es für eine werbewirksame Masche hält, sei dahingestellt. "No Code" will als Gesamtkunstwerk betrachtet werden, da ist das Drumherum ebenso wichtig wie der musikalische Gehalt. "No Code" schafft das. Das LP-Cover ist aufwändig gestaltet, es lässt sich mehrfach aufklappen. Als Beilage gibt es neun Polaroids, die das Cover als Collage zieren. Der eigentliche Clou - hier wird es für passionierte Sammler und Die-hard-Fans interessant: Es gibt vier verschiedene Versionen (C-O-D E) dieser Polaroid-Beilagen. Welche…
Autor: Daaty
(63:00, CD, Gentle Art Of Music, 2016) Mit "Liquid" legt RPWL-Gitarrist Kalle Wallner seinen dritten Solo-Output unter dem Namen Blind Ego vor. Wie schon bei den ersten beiden Alben geht er unter eigener Regie deutlich rockiger und metallischer zu Werke als man das von seiner Stammband gewohnt ist. "Liquid" bietet auf ca. 60 Minuten jede Menge Tempo und rockt musikalisch auf hohem Niveau. Mit dem Drummer Michael Schwager und den Bassisten Sebastian Harnack (Sylvan), Ralf Schwager (Subsignal) und Heiko Jung (Panzerballett) hat er eine Rhythmus-Sektion von Format an den Start gebracht. Insbesondere Michael Schwager fällt durch sein Ego-befreites, druckvolles und songdienliches Spiel angenehm auf. Auch…
(56:40, 50:02, 50:02, 2 CD, 1 DVD, Esoteric Recordings, 1977/2016) Das erstmals im Oktober 1977 veröffentliche achte Studioalbum "Gone To Earth" war einerseits der große Durchbruch von Barclay James Harvest speziell in Deutschland und andererseits auch die weitestgehende Abkehr von epischeren Songformaten. Hatte man beim Vorgängeralbum "Octoberon" nochmals auf längere Stücke und aufwändigere Arrangements gesetzt, ging die Reise auf "Gone To Earth" in Richtung Mainstream. Der Song 'Hymn', ähnlich simpel gestrickt wie Uriah Heeps 'Lady In Black', traf den Zeitgeist und wurde ein großer Hit. Das Gros der Songs auf dem Album bewegt sich in ähnlichen Bahnen und prägte den Begriff Soft Rock. Zwei…
(40:24, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1972/2016) "Obscured By Clouds", das im Juni 1972 erstmals veröffentlicht wurde, dürfte das am wenigsten beachtete Album in der Diskographie von Pink Floyd sein. Nach "More" war es die zweite Soundtrack-Arbeit der Band, zuvor hatte sie mit "Atom Heart Mother" und "Meddle" zwei frühe Meilensteine veröffentlicht. Im Vergleich dazu klingt "Obscured By Clouds", das in zwei kurzen Studio-Sessions im Frühjahr 1972 geschrieben und aufgenommen wurde, schlicht. Experimente und floyd'scher Pioniergeist finden auf diesem Werk nicht statt, kurze Instrumentals und einfache Songformate bilden die Grundlage für dieses Album. Das von Roger Waters gesungene 'Free Four' wurde in einigen Ländern als Single veröffentlicht. Der…
(40:06, CD, Panta R & E, Left Front Door Records, 2016) An American in Austria - was macht der da? Musik aus unserem südlichen Nachbarland findet hier zu Lande gewöhnlich eher im Bereich Massenbespaßung fürs Bierzelt statt. Das war nicht immer so und muss auch nicht so bleiben. Das Wiener Label "Panta R & E" konzentriert sich auf den Export von Alternative-, Progressive-, Psychedelic- und Stoner Rock. Mit dem in Österreich ansässigen Amerikaner Matt Boroff hat es einen echten Hochkaräter an Land gezogen. Dies unterstreicht schon die Tatsache, dass bekannte Namen wie Jack Irons (Ex-Pearl Jam) und Mark Lanegan an den…
(46:45, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1971/2016) Im Grunde lässt sich zu "Meddle" das Gleiche sagen, wie zum parallel als LP wiederveröffentlichten Album "Atom Heart Mother". Auch "Meddle" ist es unbedingt wert, auf Vinyl entdeckt bzw. wiederentdeckt zu werden. Die hier manifestierte Entwicklung der Band binnen nur eines Jahres ist bemerkenswert. Das Konzept mit einem seitenfüllenden Longtrack und einer Seite mit kürzeren Stücken funktioniert im Prinzip wie bei "Atom Heart Mother", jedoch findet sich das zentrale Epos, 'Echoes', hier auf der zweiten Seite. Die Klassiker von "Meddle" sind das instrumentale 'One Of These Days', 'Fearless' und eben 'Echoes'. Oft wird "Meddle" als jenes Album bezeichnet, mit dem sich…
(51:01, LP, Pink Floyd Records/Warner, 1970/2016) Es ist ein Genuss: Die Musik schallt glasklar aus den Boxen. Die LP zieht ihre Kreise. Der Tonarm liegt ruhig in der Rille. Aurale Perfektion. Derweil schaut die Kuh auf der Hülle bedächtig ins Wohnzimmer. "Atom Heart Mother" endlich wieder auf LP - ein Gesamtkunstwerk. Sowohl Roger Waters als auch David Gilmour haben sich in der Vergangenheit eher negativ über dieses Album geäußert, das ändert aber nichts daran, dass es ein besonderes Werk in der Diskographie der Band ist. Die zusammen mit Ron Geesin komponierte titelgebende Suite lässt sich weder mit älteren Werken noch mit nachfolgenden Longtracks der…
(52:48, 49:26, 40:09, 2 CD, 1 DVD, Esoteric Recordings, 1974/2016) Barclay James Harvest ist eine Band, die in Prog-Kreisen ein bemerkenswert schlechtes Image hat. Ein Image, das sich die Briten insbesondere in den frühen Achtzigern durch allzu süßliche Chart-Hits erarbeitet haben - als Tiefpunkt sei 'Life is For Living' genannt. Der Begriff Soft Rock scheint eigens für BJH erfunden geworden zu sein. Dreht man die Uhr allerdings in die frühen 1970er-Jahre zurück, dann bewegte sich die Band auf einem Terrain, auf dem man auch Bands wie Supertramp, Procol Harum oder etwa Pavlov's Dog antraf. Ein besondere musikalische Nähe zu den Moody Blues,…
(49:00, CD, Kscope/Edel, 2016) Um "Songs From The Haunted South" von Old Fire alias John Mark Lapham gebührend besprechen zu können, kommt man nicht umhin sich das Werk von This Mortal Coil zwischen 1983 und 1991 nochmal zu vergegenwärtigen. "Songs from the Haunted South" ist eine Art Verneigung vor dem Kollektiv, das unter der Leitung von Ivo Watts-Russell, dem damaligen Chef des 4AD-Labels, Meisterwerke wie "It'll End In Tears" und "Filigree & Shadow" erschuf. Lapham ließ sich von Watts-Russell zur Konzeption seines Albums beraten und bekam von ihm auch den früheren Pearls Before Swine-Sänger Tom Rapp vermittelt, dessen Song 'The Jeweller' dereinst von This Mortal…
(60:47, CD, Festival Music/Just for Kicks, 2016) Der Name Multi Story dürfte dem einen oder anderen Zeitzeugen seliger Neo-Prog-Zeiten anfangs der 1980er-Jahre noch bekannt sein. Im Fahrwasser von Bands wie Marillion, Pallas und IQ fanden damals auch Platten etlicher Bands aus der zweiten oder dritten Reihe den Weg in deutsche Läden. So auch die von Multi Story. Das Debüt mit dem Titel "East West", das stilistisch ein wenig an Magnum, Pendragon und Pallas angelehnt war, wurde zu einer Art Geheimtipp. Es folgte ein zweites, wenig erfolgreiches Album mit Nicolas Grantley als neuem Sänger, der Jahre später als Frontmann der Band Feeder noch zu…
Wellengang ist eine feine Sache, besonders in den Ferien - das Rauschen des Meeres, schäumendes Weiß. Wer hat nicht Lust, bei wolkenfreiem Himmel und 30 Grad in die Brandung zu springen? Lediglich Vinylfreunde scheinen ein gestörtes Verhältnis zu diesem Naturspektakel zu haben. Warum nur? Ein Frage, die sich leicht beantworten lässt. Im Normalfall ist eine Schallplatte plan und flach wie eine Scheibe - also praktisch so, wie die Erde ohne die Erkenntnisse Galileo Galileis. Falsche Lagerung, Hitzeeinwirkung oder Druck können allerdings dazu führen, dass sich Vinyl verformt und dann auf dem Plattenteller einen erheblichen Schlag aufweist. Mitunter führt dies dazu, dass die LP sich gar nicht…
(60:36, LP , Communion, 2016) Leicht machen sie es ihren Fans wahrlich nicht. Im Prinzip sind Bear's Den gerade erst in die erste Liga des Indie-Folks aufgestiegen und haben in den vergangenen drei Jahren mit intensiven Live-Aktivitäten, dem wunderbaren Album "Islands" und insbesondere auch mit dem ergreifenden Video zum Song 'Elysium' eine Menge Anerkennung und Aufmerksamkeit erfahren. Die meisten Künstler würden nun erst einmal versuchen, den erreichten Status zu festigen. Nicht so Bear's Den. Zunächst schrumpften sie im vergangenen Jahr vom Trio zum Duo, da Joey Haynes (Gesang/Gitarre/Banjo) die Band aus privaten Gründen verließ. Im Vorfeld der aktuellen Veröffentlichung ließen…
(50:20, LP/CD, InsideOut/Sony Music, 2016) Nach "Invention of Knowledge" von Anderson/Stolt erscheint mit "DOT" von Karmakanic innerhalb kürzester Zeit ein weiteres Album aus dem näheren Umfeld der Flower Kings. Karmakanic ist bekanntermaßen die Spielwiese von Floki-Bassist Jonas Reingold. Für das mittlerweile fünfte Studioalbum unter diesem Namen hat er wieder eine illustre Besetzung an üblichen InsideOut-Verdächtigen um sich geschart. Darunter sind u.a. Andy Tillison (The Tangent), Morgan Årgren (Kaipa), Krister Jonsson (Ex-The Tangent) und Lalle Larsson (Agents Of Mercy). Letzterer hat zusammen mit Reingold auch an dem eingangs erwähnten Anderson/Stolt-Album mitgearbeitet. Nun könnte man sich fragen, ob "DOT" eventuell in kreativen…
(46:09, 72:22, 2 CD, Universal, 1982/2016) Nachdem letztes Jahr bereits das 1984er-Werk "Sparkle In The Rain" in die diversen Versionen neu aufgelegt wurde, stand bei den Simple Minds jetzt "New Gold Dream" von 1982 auf der Wiederveröffentlichungsliste. Wiederum werden diverse Formate angeboten, darunter eine 6 Disc-Deluxe-Box mit 5.1 Mix und eine Vinyl-Ausgabe. Zur Rezension liegt die 2CD-Version mit dem Originalalbum sowie diversen Remixes und Outakes vor. Ein erneutes Remastern für diese Veröffentlichungsreihe hat allerdings nicht stattgefunden. "New Gold Dream (81/82/83/84)" gilt bei Fans der Simple Minds bis heute als eines der besten Album der Band, mit ihm war der typische Sound der Schotten geboren. Die Wurzeln…
(56:45, CD, White Knight Records/Just for Kicks, 2016) Mit "Sigh Of Boreas" veröffentlicht die schwedische Formation um den Multiinstrumentalisten Per Malmberg auf White Knight Records ihr viertes Album. Stilistisch bewegt man sich zwischen traditionellem Heavy Metal, wie man ihn insbesondere aus den 80er-Jahren kennt, und Neo-Prog aus dem gleichen Zeitraum. Dazu gesellen sich gelegentliche Ausflüge in Richtung Folkrock und Prog-Metal. Gleich im eröffnenden 15-minütigen Titel-Epos wird die gesamte stilistische Spannweite der Schweden abgerufen. Klassisches Piano-Intro, symphonische Instumentalteile, Heavy-Metal-Riffs und Neo-Prog-Keyboardausflüge - alles wird in diesem Longtrack geboten. Es fällt allerdings auch auf, dass diese Stilmittel weniger vermischt denn aneinander gereiht…
(65:00, CD/2LP, InsideOut Music, 2016) Epigone trifft auf Idol. InsideOut-Labelboss Thomas Waber macht's möglich. Auf die Zusammenarbeit von Jon Anderson (Ex-Yes) und Roine Stolt (Transatlantic, Flower Kings etc.) durfte man gespannt sein. Von offizieller Seite wurde folgende Zielsetzung bekannt gegeben. Es sollte ein Album mit epischem Progressive Rock in der Tradition von Yes werden. Namen wie "Tales From Topographic Oceans" oder "Olias Of Sunhillow" wurden in den Raum geworfen. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen bei den Fans. Dass Roine Stolt und die beteiligten Musiker, die größtenteils aus dem Flower-Kings-Umfeld kommen, die handwerklichen Fähigkeiten dazu mitbringen, steht außer Frage. Aber würde…
(66:00/68:50, CD/2 LP, InsideOut Music, 2016) Hin und wieder gibt es Interpreten, denen gegenüber man aus wenig objektiven Gründen zunächst einmal voreingenommen ist. Frost* ist dafür ein typisches Beispiel. 2004 als sogenannte Supergroup angekündigt, gehörten neben Band-Boss Jem Godfrey (u. a. Songwriter für Atomic Kitten und Ronan Keating) zunächst John Jowitt, Andy Edwards und John Mitchell aus dem IQ-, Arena-, It Bites-Umfeld zum Line-up. Das roch verdächtig nach einer InsideOut-Retortenband und erinnerte doch sehr an ein ganz ähnliches Projekt mit dem Namen Kino (John Mitchell, Pete Trewavas, John Beck, Chris Maitland), aus dem bekanntermaßen die zweite Inkarnation von It Bites hervor ging.…
(40:52, 38:35, 39:03, 36:52, 33:51, 37:01, 59:00, 24:26, 11 LP, Charisma/Universal, 1975-1983/2016) Fans von Steve Hackett werden dieser Tage mit Veröffentlichungen geradezu überschüttet. Mit "The Total Experience - Live In Liverpool" steht nicht nur in Kürze eine neue Live-DVD/Blu-ray/CD an. Auch sein Backkatalog wird vielfältig in neuer Form unters Volk gebracht. Kürzlich erst erschienen die Alben "Please Don't Touch", "Spectral Mornings" (vgl. dazu auch die hübsche EP) und "Defector" als Deluxe-Ausgaben auf CD/DVD. Diese waren wiederum Teil des CD/DVD- Boxsets "Premonitions", das Ende vergangenen Jahres auf den Markt kam. Daneben wurde dieser Tage auch eine Budget-CD-Box mit fünf Alben aus der Charisma-Zeit veröffentlicht. Auch…
Reissue, Remaster, Remix - mit diesen Schlagworten befeuert die Musikindustrie auch das Vinyl-Revival. Zeitzeugen der CD-Einführung in den frühen 80er-Jahren wird das irgendwie bekannt vorkommen. Die Zweit-, Dritt- oder Viertverwertung des Backkatalogs arrivierter Künstler erfolgt nach bewährtem Muster. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass auch beim zweiten Frühling der schwarzen Scheiben im großen Stil geschludert wird, zumal in den vergangenen Jahrzehnten viele erfahrenen Leute aus der Industrie in den Ruhestand gegangen sind. Doch inzwischen - und gerade weil einem die Rock-Ikonen wie die Fliegen wegsterben - herrscht dort wieder Handlungsbedarf, denn der Backkatalog muss umgehend nach deren Begräbnis auf Vinyl in den…
(68:35, CD, Eigenverlag / Doone Records/Just For Kicks, 2016) Paul Bremner ist in Prog-Kreisen als Gitarrist der New Yorker Band IZZ bekannt. Auf "The Witness" hört man allerdings über weite Strecken einen gefälligen Mix aus AOR, Rock und Pop, den Bremner mit seinen Gitarrenkünsten garniert. Dabei entstehen teils merkwürdige Konglomerate aus seichten Popsongs mit Guitar-Hero-Einlagen, wie beispielsweise 'Are You Ohh Ya?', das konsequent zwischen diesen beiden Polen hin und her pendelt. Startet man den Player, stellt man sich möglicherweise erst einmal die Frage, ob man die falsche CD eingelegt hat. Aus den Boxen tönt ein Song, den man eher einer Sarah McLachlan zuordnen würde, als dem…