Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

Der Weihnachtsmann hat sich kürzlich darüber beschwert, dass sein Auslieferungslager in Wolkenkuckucksheim vor lauter flachen quadratischen Paketen schon auseinanderquillt. Neugierig, was da wohl drin sei, habe er einige Stichproben geöffnet und seinen Augen nicht getraut. O-Ton Ruprecht: „Schallplatten, lauter schwere Scheiben in allen möglichen Farben! Und schwer, viel schwerer als früher. Und ich soll die jetzt alle verteilen. Diese CDs waren doch praktisch und klein. Was soll denn das jetzt? Um meinen Rücken kümmert sich wohl niemand?“ Tja, des einen Freud … Womit wir mal wieder beim Thema wären. Vinyl unter dem Tannenbaum hat Konjunktur. Und dann auch noch der…

Weiterlesen
10.0
Reviews

(01:30:35, 2CD/DVD, Arion/JustForKicks, 2015) Mit einer Diskographie von 15 Studio- und drei Livealben darf  man Glass Hammer zweifellos als  alte Hasen bezeichnen. In den vergangenen Jahren fiel das Gespann um die Protagonisten Fred Schendel (Keyboards) und Steve Babb (Bass) insbesondere durch unüberhörbar deutliche Yes-Reminiszensen auf, die durch das Mitwirken von Jon Davison am Mikrofon noch zusätzlich unterstrichen wurden. Da Davison inzwischen zum Original abgewandert ist und dort Jon Anderson ersetzt, wurden mit Carl Groves und Suzie Bogdanovicz zwei Glass-Hammer-Alumina reaktiviert. In dieser Besetzung trat die Band 2014 beim RosFest auf, was  in Gänze auf „Double Live“ in Bild und Ton festgehalten…

Weiterlesen

Am 5. November 1985 standen Marillion auf der Bühne der Eissporthalle in Frankfurt. Die Band war mit „Misplaced Childhood“ auf dem Höhepunkt ihres Erfolges und landete mit ‚Kayleigh‘ einen der ganz wenigen Hits einer Prog-Band in den Achtzigern. Keine vier Jahre später trennten sich die Wege von Marillion und ihres Sängers Fish. Erstere fanden in Steve Hogarth einen neuen charismatischen Frontmann, während Fish unter eben jenen Namen seine Solo-Karriere startete. Der Rest ist Geschichte. 30 Jahre und 11 Tage nach dem Gig in Frankfurt steht Derek W. Dick ca. 25 Kilometer weiter nördlich auf der Bühne der Stadthalle in Friedberg und…

Weiterlesen
10.3
Reviews

(01:42:17, 2CD/DVD, Kscope/Edel, 2015) Mit „A Sort Of Homecoming“ legen Anathema ihren inzwischen fünften Konzertfilm vor. Nachdem mit „Universal“ aus dem Jahr 2013 ein Konzert mit Orchester-Begleitung in Plovdiv in Bulgarien gefilmt wurde, ist der aktuelle Film quasi der Gegenentwurf zu diesem Event. Das Konzert in ihrer Heimatstadt bestritten die Liverpooler dem Auftrittsort in der Anglican Cathedral angemessen in reduzierter Semi-unplugged-Besetzung und ohne den Keyboarder Daniel Cardoso. Gefilmt wurde der Event, wie auch schon „Universal“, von Lasse Hoile, der durch seine Arbeiten mit Steven Wilson bekannt sein dürfte. Alle Songs des Konzerts werden in stark reduzierten Arrangements gespielt, und schon nach wenigen…

Weiterlesen
11.0
Reviews

(01:07:56, 2LP, ZYX, Golden Core/Zyx, 2015) Mit „The Beacons Of Somewhere Sometime“ legen Subsignal um deren Masterminds Markus Steffen und Arno Menses ihr mittlerweile viertes Album seit der Gründung der Band im Jahr 2007 vor. Für Steffen und Menses ist es bereits der siebte gemeinsame Longplayer, rechnet man drei Alben unter dem Namen Sieges Even mit ein. War Subsignal im Prinzip die konsequente Weiterführung der musikalischen Vision, die sich in Sieges Even mit den Holzwarth-Brüdern anscheinend nicht weiterführen ließ, schließt sich mit „The Beacons Of Somewhere Sometime“ interessanterweise der Kreis, da man sich dem späten Sound dieser Formation wieder annähert. Nun…

Weiterlesen
12.0
Reviews

(57:53, CD, Kscope/Edel, 2015) „Stone To Flesh“ erschien erstmals 1995 auf Medium Productions, dem eigenen Label der drei Ex-Japaner Barbieri, Jansen & Karn. Seinerzeit fand es keine allzu große Beachtung, was dazu führte, dass es relativ schnell aus dem Vertrieb genommen wurde und vom Markt verschwand. Man mag es eventuell der Mitwirkung von Steven Wilson und grundsätzlich der Nähe des Line-ups zu Porcupine Tree (auch Colin Edwin ist auf einem Stück am Bass zu hören) zuordnen, dass das Album irgendwann zu einem gesuchten Collector’s Item wurde. Doch auch abgesehen von diesen Hintergründen hebt Kscope hier ein Schätzchen, das durchaus ein…

Weiterlesen

Wie kürzlich bereits angekündigt, hatten wir am Sonntag, dem 25. Oktober, Gelegenheit Johannes Luley, Gitarrist und Produzent von Perfect Beings via Skype zum zweiten Album („II“) des Quintetts aus L.A. zu befragen. Aufgrund der Zeitverschiebung hatte Johannes, gut gelaunt, den Sonntag noch vor sich, während meiner bereits in den letzten Zügen lag. Leider konnte entgegen der ursprünglichen Planung Ryan Hurtgen nicht mit von der Partie sein, sodass die textliche Seite von „II“ leider etwas in den Hintergrund treten musste. Dafür gab Johannes in der folgenden Stunde ausgiebig Auskunft über Aufnahme, Produktion und Vermarktung des Albums sowie über derzeitige bzw. zukünftige…

Weiterlesen

Die in L.A. ansässige Band Perfect Beings um den Sänger Ryan Hurtgen und den deutschen Gitarristen Johannes Luley hat einen Videoclip zum Song ‚Rivermaker‘ aus dem aktuellen Album „II“ auf YouTube veröffentlicht. Gleichzeitig ist das Album zur Zeit „Main Feature“ auf Progstreaming. Diese in Szenekreisen sehr beliebte Website streamt regelmäßig Neuveröffentlichungen legal und in voller Länge. Auf der Schwester-Website Progstreaming Classic findet man im Rahmen des Features aktuell auch das Debütalbum der Amerikaner im Stream; als Sahnehäubchen enthält es einen bislang unveröffentlichten Song mit dem Titel ‚Salvador‘. Betreutes Proggen ist in Kürze zum Interview mit Ryan und Johannes verabredet und wird…

Weiterlesen
10.5
Reviews

(01:11:18, 2LP, EarMusic/Edel, 2015) Dass Joe Jackson ein Querkopf ist, ist hinlänglich bekannt. Seine Fans mussten schon so manchen stilistischen Winkelzug ihres Idols hinnehmen. Zu seinen Glanzzeiten hat er schon mal sein Konzertpublikum „zusammengefaltet“ und ermahnt, nicht in seine Songs hinein zu klatschen, sondern still zu sein bis der letzte Ton ausgeklungen war. Klassik-Experimente wie „Will Power“ oder „Night Music“ fanden denn auch ein durchaus geteiltes Echo. Nun scheint der seit einigen Jahren in Berlin ansässige Musiker doch etwas altersmilde geworden zu sein. Mit seinem neuen Album „Fast Forward“ knüpft er stilistisch an seine großen Erfolge der 80er an, als…

Weiterlesen
7.0
Reviews

(44:09, Download, Eigenveröffentlichung, 2015) Diatessaron ist eine Prog-Band aus Calgary (Kanada). „Sunshine“ ist der erste Longplayer der Band, auf deren Bandcamp-Profil vier weitere Veröffentlichungen im EP-Format zu finden sind. Der Infotext zum Album wirft Namen wie King Crimson, Rush und Genesis in den Raum. Allerdings ist dies kein sehr glücklicher Schachzug, die damit geschürten Erwartungen werden  letztlich nicht erfüllt. Allenfalls Rush ist als Einfluss in geringem Maße aus der Musik von Diatessaron heraus zu hören. Tatsächlich spielt man einen gitarrenbasierten, melodiösen und teilweise etwas kantigen Prog-Rock, der allerdings nicht all zu komplex daher kommt. Mit Simon TJ  hat man einen recht…

Weiterlesen

Der Presseinfo von Columbia/Legacy/Sony Music zu Folge veröffentlicht Roger Waters am 20. November 2015 den Soundtrack zum Kinofilm „The Wall“. Es werden diverse Formate verfügbar sein: The Ultimate Edition 2x Disc Blu-ray (Special Edition) 1x Disc DVD 1x Disc Blu-ray 3x LP Vinyl (Soundtrack) 2x CD (Soundtrack) Das Band Line-up der Filmmusik lautet wie folgt: Vocals, Guitar and Bass: Roger Waters Guitars: Dave Kilminster Guitars: Snowy White Guitars: G.E. Smith Keyboards: Jon Carin Hammond & Piano: Harry Waters Drums: Graham Broad Vocals: Robbie Wyckoff Background Vocals: Jon Joyce Background Vocals: Pat Lennon Background Vocals: Mark Lennon Background Vocals: Kipp Lennon Der…

Weiterlesen

(79:17, CD, Rhino/Warner, 2015) Spätestens wenn in Supermärkten Lebkuchen, Spekulatius und Christstollen auf die Werbeflächen gerollt werden, ist es wieder soweit. Die Musikindustrie versorgt die Kundschaft mit Samplern und Wiederveröffentlichungen großer und einstmals großer Namen. Über Sinn und Unsinn dieser Strategie lässt sich endlos diskutieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich heutzutage quasi jedermann auf Spotify und Co. einen ganz persönlichen Sampler von Interpret A bis Z zusammenstellen kann. Ob das mittelfristig zu anderen Strategien führen wird? Lassen wir uns überraschen. So ist auch „Rock ‘n‘ Roll Fantasy“ wahrlich nicht der erste Sampler von Bad Company, aber sicher einer der besseren seiner Art. In…

Weiterlesen
9.8
Reviews

(51:20, Vinyl, MP3, Columbia/Sony Music, 2015) Nach dem viel diskutierten finalen Pink-Floyd Album „The Endless River“, das im Spätherbst 2014 in die Läden kam, legt David Gilmour nach immerhin neunjähriger Pause ein neues Album mit neuem Material unter eigenem Namen vor. War „On An Island“ aus dem Jahr 2006 aufgrund seiner sehr ruhigen und intimen Atmosphäre gemeinhin als sogenanntes „Alterswerk“ Gilmours bezeichnet worden, schlägt „Rattle that Lock“ in eine andere Kerbe. Es macht den Eindruck, als stecke einiges an Kalkül hinter diesem Werk, bedient es doch zumindest überwiegend die Erwartungen eines post-Waters Pink Floyd-Publikums, bedient also die Leute, die mit „The Endless…

Weiterlesen

(49:52, MP3, My Sonic Temple, 2015) Man durfte gespannt sein auf das zweite Oeuvre von Perfect Beings, der Band um den Ex-Moth Vellum-Gitarristen Johannes Luley und Ryan Hurtgen (aka René Breton). Die Messlatte für den Zweitling lag aufgrund des hervorragenden Debüts schon in luftigen Höhen. Zunächst musste mit einer Crowdfunding-Kampagne PledgeMusic die Finanzierung des Zweitlings in trockene Tücher gebracht werden, was auf den letzten Metern auch gelang, sodass das Album nun am 16. Oktober in die virtuellen „Läden“ kommt. Wir hatten die Gelegenheit, PBII im Vorfeld bereits ausgiebig auf Herz und Nieren zu prüfen. Während meines Griechenland-Urlaubs (die-Ich Form sei…

Weiterlesen
11.0
Reviews

(45:00, Download, Eigenverlag/A Bout De Son, 2015) Julian Julien ist ein äußerst umtriebiger Künstler aus Frankreich, der neben der Arbeit an Film- und Bühnenproduktionen oder der Mitgliedschaft in einer Jazzformation nun auch sein bereits fünftes Solowerk vorlegt. Das mit „Terre II“ betitelte Album erklingt ausgesprochen atmosphärisch und fast ausschließlich instrumental. Dabei erzeugt es eine bisweilen mystische und beschwörende Stimmung. In jedem Fall ist es ein Album für ruhige Stunden. Mitunter erinnert das Werk an instrumentale Alben von David Sylvian oder Mick Karn. Auch ein Eric Satie mag als Inspirationsquelle gedient haben. Julian Julien selbst gibt Fotographie als seine Inspirationsquelle an. Dabei steht…

Weiterlesen
11.8
Reviews

(66:03, CD, Insideout/Universal, 2015) Kaum steht das neue Werk der Bärte in den Regalen, überschlagen sich allerorten die Lobeshymnen auf „The Oblivion Particle“, dem mittlererweile zwölften Studioalbum von Spock’s Beard. Insbesondere die Kollegen von der Dutch Progressive Rock Page (DPRP) liegen allesamt nahe an der Höchstnote. Liegt das möglicherweise am Sommerloch oder ist das Werk wirklich so herausragend? Um diese Frage befriedigend zu beantworten, braucht es zunächst einige Spins im Player. Relativ schnell wird klar: Wo Spock’s Beard drauf steht, ist auch Spock’s Beard drin. Keine Frage! Ein Blick ins Booklet verrät aber, dass ein erheblicher Teil der Songs gar…

Weiterlesen

Nad Sylvan, bestens bekannt als Sänger von Steve Hacketts „Genesis Revisited“ Alben und Tourneen hat für Oktober diesen Jahres ein Solo-Album angekündigt. Erscheinen wird das mit „Courting The Widow“ betitelte Album erwartungsgemäß über Insideout Music. Das Konzeptwerk dreht sich um einen Charakter names „Vampirate“ und eine Witwe, die den Tod symbolisiert. Sylvans Aussage zufolge ist es „ein dunkles Album, voll von Licht der Liebe.“ Die Besetzung: Vocals, keyboards, guitars – Nad Guitars – Steve Hackett, Roine Stolt, Lars Drugge Bass – Nick Beggs, Jonas Reingold Piano – Roger King, Nad Drums – Nick D’Virgilio, Gary O’Toole, Doane Perry Flute, Tenor sax…

Weiterlesen
11.0
Reviews

(64:33/70:29/63:41/76:43, 4 CD-Boxset, Cherry Red Records, Esoteric Recordings, 2015) Neben dem Werk von Anthony Phillips nimmt sich Esoteric auch der Solo-Karriere des Genesis-Keyboarders und -Mitbegründers Tony Banks an. Nachdem 2009 sein inzwischen wieder vergriffenes Solo-Debut „A Curious Feeling“ im Nick Davis-5.1 Mix veröffentlicht wurde, legt man jetzt mit „A chord Too Far“ eine umfangreiche Retrospektive auf vier CDs vor. Tony Banks höchstselbst hat die Stücke für diese Compilation ausgesucht und teilt im Begleitbuch auch seine Gedanken dazu mit. Während er dort chronologisch vorgeht, sind die ausgewählten Titel auf den CDs bunt durcheinander gewürfelt. Die orchestral arrangierten Titel, die u.a. von seinen Soundtrack…

Weiterlesen

Nick Beggs (Ex-Kajagoogoo, Ex-Ellis Beggs & Howard), gern gesehener Sideman von Steven Wilson und Steve Hackett verkündet u.a. auf der englischsprachigen Webseite des „Prog“-Magazins, dass er zusammen mit Marco Minnemann (Steven Wilson-Band, The Aristocrats) und Roger King (Keyboarder und rechte Hand von Steve Hackett) die Formation The Mute Gods gegründet hat. Das Debüt soll Anfang 2016 über InsideOut erscheinen. Beggs in his own words: „Ich wollte diese Band gründen, um das Material zu veröffentlichen, dass ich in den vergangenen zwei Jahren während der Tourneen mit Steven Wilson und Steve Hackett geschrieben habe. Ich freue mich sehr darauf, dieses Projekt mit…

Weiterlesen

Zwar befinden wir uns noch mitten im Sommerloch, doch stöhnen die wenigen Vinylpresswerke vermutlich an ihrer Kapazitätsgrenze (wie auch in diesem interessanten Artikel berichtet wird), denn der heiße Vinyl-Herbst wirft seine Schatten bereits voraus. Es sind vor allem die Altvorderen des Geschäfts, die ihren gesamten Back-Katalog wieder auf schwarzem Gold in die Regale stellen möchten. Mitunter hat das dazu geführt, dass weniger bekannte Künstler ihre Veröffentlichungen verschieben müssen. Betroffen hat das beispielsweise die hier rezensierten Alben von The Church und The Antlers. Beide Alben kamen mit circa einem Monat Verspätung auf den Markt. Beim Stöbern durch die Vorveröffentlichungslisten der Online-Händler…

Weiterlesen