ENigMAtisch
Der Sonntagvormittag begann für den Autor haargenau, wie die Samstagnacht geendet hatte. Nee, nicht mehr mit bewegender Live-Musik, auch nicht mehr mit herzstärkenden Getränken oder gar den großartigen irischen Reiseapothekern. Sondern mit wunderschönen, subjektiv endlos scheinenden und auch tatsächlich lang währenden Spaziergängen durch diese schöne Stadt – ohne spezielle Sight Seeing-Ziele, einfach der Nase nach. Am Samstag hatte irgendwann trotz ausbleibender Bettschwere das bisschen Restvernunft ein Ende geboten. Am frühen Sonntagnachmittag übernahm der Festivalstart diesen Job, obwohl diese Spaziergänge noch viel länger hätten dauern dürfen…
Enma
Dass Enma zur Eröffnung der Festiv(al)itäten den Grote Zaal bespielen durften, war möglicherweise Lokalpatriotismus geschuldet. Und dass das große Haus zum (fies lauten) Soundcheck kurz vor 14 Uhr noch bestürzend wenig gefüllt war, sicher nur dem wirklich starken, aber auch fordernden Vortag des Festivals. Und vielleicht dem Umstand, dass das Progressive-Grunge-Konzept der überwiegend langmähnigen und natürlich in Jeans und Holzfällerhemden gewandeten Tilburger international noch nicht besonders bekannt ist.
Natürlich bekamen die dennoch Anwesenden eine amtliche Familienpackung von Songs vom Debüt “Apathy Awakened” (2022), darunter dem Titelstück und – selbstredend – ‘Enigma’.
Enma ist schon jetzt eine starke Truppe. Bis aber die u.a. bei uns kursierenden Alice-In-Chains-Vergleiche wirklich greifen, bedarf es aber vermutlich noch einiger Entwicklungsschritte.
Auffallend bei (nur) diesem Gig war die vergleichsweise einfallslose Lichtregie.
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Rezensionen:
“Apathy Awakened” (2022)
Rosalie Cunningham
DistortedSoundMag haben das (über die London Show) so schön geschrieben, das gehört einfach hierher:
“Modern progressive rock can occasionally be guilty of taking itself awfully seriously, but even a cursory glance at its 1970s roots reveals more than a pinch of psychedelia and campness. Embracing this legacy is singer-songwriter ROSALIE CUNNINGHAM and her band who take to the main stage in bold colourful outfits and the bravado to pull them off. Even more outrageous is the bulldozing groove of opening instrumental ‘Start With The Corners’, or the crimsonesque explosive breakdown in ‘Ride On My Bike’.”
Und den hier gebotenen Look hat mein jahrzehntelanger Musik-Kumpel Erik mindestens ebenso akkurat eingefangen:
“… transporting us straght back to the late sixties early seventies. The keyboardist with his at times dominant Hammond looked still fairly average in his denim shirt. The female bassist in her silver trousers and bra covered by a huge silver cape was very present. The drummer with his big afro hair and peruvian shirt was hippie and the guitarist looked like stepping out of a seventies Southern Rock band. Rosie herself looked as if she just stepped out of an episode of the Avengers or Austin Powers for my younger readers.”
Was die Optik noch nicht bewirkt hatte, tat das besagte Hammond-röhrende Intro den inzwischen den kleinen Saal (über)füllenden Proggern an. Und ein Song wie Ride on my Bike kann in den Niederlanden nur Euphorie auslösen. Durchgehend starke und auch nicht wenig überraschende Show – the late sixies are alive’n kickin’…
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Fixation
Warum Rosalies Paradiesvögel den kleinen und die Norweger von Fixation den großen Saal angewiesen bekommen haben, weiß die Festival-Orga und der liebe Himmel. Wir nicht. Der mit Nummern wie ‘Neurosis’ oder ‘What We Have Done’ dargebotene Heavy Stuff wies Spuren von Djent und Progressive Metalcore auf, aber zu keinem Zeitpunkt Suchtbildendes, das eine Fixierung hätte auslösen können. Wir haben es ehrlich gesagt auch nicht richtig lange darauf ankommen lassen.
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LizZard
Ganz anders die Situation bei Mathieu Rico (Gesang, Gitarre), William Knox (Bass) und Katy Elwell bzw. den Redaktionslieblingen LizZard. Die nahmen den kleinen Club mit Material wie ‘Haywire’ oder dem abschließenden ‘Tear Down The Sky’ im Sturm. Wie schon bei mehreren anderen Gelegenheiten hatten wir den Eindruck, dass viele im Publikum die Band vorab nicht kannten, aber sich während des Gigs heftig in sie verliebten.
PS: Bezeichnenderweise mischte sich Schlagzeugbiest Katy unmittelbar nach dem Auftritt selbst ins Festival-Publikum – die ist halt selbst noch Fan.
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Rezensionen:
“Eroded” (2021)
“Shift” (2018)
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Konzertberichte:
13.09.22, Köln, Büergerhaus Stollwerck
28.09.18, Köln, Live Music Hall
22.01.18, Dortmund, Piano
Voivod
Hierzu bekommt nochmals das Distorted Sound Mag das Wort:
“… their 40th anniversary European tour. The always smiling Daniel ‘Chewy’ Mongrain delivers their hectic guitar chords in all their dissonant glory, while drummer Michel ‘Away’ Langevin drives the angular beats along with ferocious energy. Towering above it all is vocalist Denis ‘Snake’ Bélanger, stomping across the stage and spitting out the lyrics in his signature shout-song, full of attitude and gentle disregard for staying in tune, like a prog-punk Mark E. Smith. The comprehensive walk through their catalogue includes cuts from albums with different vocalists (for which Snake graciously says it’s an honour to perform), and a nod to Jason Newsted’s time with the band.”
Die kanadischen Urgesteine zeigten Prognosis, was sie unter einer Harke, unter Selbstironie, Humor und Musikalität verstehen. Das gefiel lange nicht jedem (der Grote Zaal leerte sich alsbald spürbar), war aber mal wieder ein echtes Erlebnis. Mal wieder? Es sagt einiges über den Autoren, dass er sich ausgerechnet von Facebook daran erinnern lassen musste, dass er Voivod vor vielen Jahren schon einmal im Kölner Underground (R.I.P.) erleben durfte.
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Rezensionen:
“Ultraman” (2022)
“Synchro Anarchy” (2022)
O.R.k.
Anscheinend genießt man Lorenzo Esposito Fornasari (LEF, Vocals), the maestro Colin Edwin (Bass), Pat Mastelotto (Drums) und Carmelo Pipitone (Guitar) aka O.R.k. am besten im Doppelpack mit LizZard. Jedenfalls war auch dieser in besagter Konstellation genossener Auftritt mal wieder ein Genuss. Von ‘Signals Erased’ über ihren Chris-Cornell-Übersong ‘As I Leave’ oder ‘Something Broke’ mit Pats wuchtigem Drumsolo bis ‘Deadly Bite’. As good as it gets.
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Rezensionen:
“Screamnasium” (2022)
“Ramagehead” (2019)
“Soul Of An Octopus” (2017)
“Inflamed Rides” (2016)
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Konzertberichte:
10.03.19. Köln, Die Kantine
Interviews:
Colin Edwin im Gespräch (2019)
22.01.18, Dortmund, Piano
Soen
Für das zweite Soen-Set des Festivals und diese Unplugged Show können und wollen wir mal auf Vorarbeiten verweisen: so wie hier beschrieben war es auch live. Klar ist bei so etwas gerade bei dieser Band Kitsch immer nur einen Schmetterlinge-im-Bauch-Flügelschlag entfernt. Aber es gab trotzdem (oder deswegen?) reichlich feuchte Augenwinkel. Guilty pleasures, beautiful as sin.
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Rezensionen:
“Atlantis” (2022)
“Imperial” (2021)
“Lotus” (2019)
“Cognitive” (2012)
Konzert- und Festivalberichte:
15.04.23, Eindhoven (NL), Effenaar, Grote Zaal, Prognosis Festival 2023
13.09.22, Köln, Bürgerhaus Stollwerk
21.03.19, Köln, Helios 37
Astronoid
Ein weiteres kleines Rätsel, das die Festivalplaner uns aufgegeben hatten – warum Astronoid nach Soen? Als Pre-Headliner, quasi als Beinahe-Festival-Abschluss? Vielleicht einfach nur, weil man noch einen Slot im kleinen Saal zu füllen hatte? Wie auch immer – Massachusetts’ Finest trieben den diensthabenden Schreiber mit ihrem – zumindest nach Soen Accoustic – relativ roh wirkenden Geballer mit hohen, etwas zahnlos wirkenden Vocals relativ schnell in die Dienstverweigerung, schade.
Aber in den Worten des Distorted Sound Mag:
“Combining elements of shoegaze, black metal and prog/djent, their most striking feature is the high-pitched vocals of Brett Boland, rendered somewhat robotic through a vocoder and often overlaid with additional sung harmonies singing to humanise it.”
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Rezensionen:
“Radiant Bloom” (2022)
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Konzertberichte:
01.11.19, Köln, Essigfabrik
Riverside
Business as usual. Riverside live, erneut in prächtiger Form. Unverzeihlich jedoch, ‘The Same River’ wurde nicht gegeben. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Genau wie die kleinen Irritationen über die Zeitüberschneidungen zwischen und die Zuweisungen auf die beiden Spielstätten des Effenaar. Bleiben tut die Empfehlung für dieses großartige Festival-Format.
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Rezensionen:
ID Entity (2023)
“Riverside 20 Vol.1 (2021)”
“Lost’n’Found – Live in Tilburg” (2020)
“Wasteland” (2018)
“Eye Of The Soundscape” (2016)
“Love, Fear And The Time Machine” (2015)
“Shrine Of New Generation Slaves (2013)
“Memories In My Head” (2011)
“Anno Domini High Definition” (2009)
“Out Of My Head” (2004)
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Konzert- & Festivalberichte
15.09.22, Köln, Die Kantine
15.11.18, Oberhausen, Turbinenhalle
28.05.17, Köln, Die Kantine
Weitere Surftipps:
Festival Homepage
Prognosis Facebook
Prognosis Instagram
Effenaar Homepage
Festivalbericht: Prognosis Festival 2023, Tag 1
Festivalbericht: Prognosis 2022
Live-Fotos: Prog in Focus (Floh Fish)
Randszenen: Klaus Reckert
