(45:43, CD, earMUSIC/Edel, 2017) Deep Purple in Gerontorock: Das möglicherweise alleroberüberletzte Album der Hammond-Hardrock-Institution – was kann das? Sich zornig und aufmüpfig aufführen, zum Beispiel gleich mit dem 'Time For Bedlam" einleitenden Mantra-Sprechgesang, das unamüsiert mit den politischen Verhältnissen klingt, um es vorsichtig auszudrücken. Zu dieser Attitüde passen die nach einem Roll von Ian Paice satt reinrauschenden Gitarrenriffs von Steve Morse (u.a. (Dixie) Dregs, Kansas) und Don Aireys herrlich fett klingenden, nachgerade schmatzenden Orgelbreitseiten immer noch ganz ausgezeichnet. Tatsächlich ist "inFinite" eines dieser Alben, die lautstärkesensibel sind und deutlich gewinnen, wenn sich die Lautstärkeregelung Richtung unendlich und die Gesichtsfarbe der…
Autor: Klaus Reckert
Music Streaming und Downloads - wie verändern sie Geschäftsprozesse und -modelle? Als interessierter Beobachter der Musikszene und natürlich insbesondere der Prog-Szene auf den bekannten Plattformen und sozialen Medien stolpert man in jüngerer Vergangenheit immer wieder über die Diskussion Pro und Contra Streaming-Dienste wie Spotify etc. oder kostenlose Musik auf Youtube. Gerade erst kürzlich einigte sich die GEMA mit YouTube nach einem jahrelangen Streit über den Tantiemen-Anteil der von der Verwertungsgesellschaft vertretenen Künstler. Insider munkeln, dass man letztlich zähneknirschend einem mehr oder weniger faulen Kompromiss zugestimmt hat. De facto ist es so, dass es gerade auch im Prog-Bereich immer noch eine…
Gute Wahl Die Belgier waren schon vor unglaublichen 17 Jahren und sogar noch davor K(laus')s Choice. In der Zwischenzeit hatte man sich ein wenig aus den Augen und zumindest zeitweise sogar faktisch aus der Band verloren. Doch ein Lokaltermin erwies, dass Sarah und Gert Bettens inzwischen tatsächlich sogar noch bessere Performer geworden sind. Da werden sie wohl weiter erste Wahl des Rezensenten bleiben. Um derartig starke Eindrücke zu hinterlassen, benötigen die Geschwister fast nichts: eine Bühne, ein geneigtes Publikum, eine Handvoll Instrumente, dezente Verstärkung - der Sound im Stadtgarten war wieder einmal ein audiophiles Gedicht - mit ein paar…
SPINNErt laute, aber gute Songs from the WOODland Hier gilt es ein Konzert abzufeiern, das fast rundum glücklich machte. Vorab aber ein wenig Jammern auf Himalaya-Niveau: Schalldruck bei Clubgigs weit jenseits der Phonstärken eines Steven Wilson-Konzertes sind einfach nicht mehr zeitgemäß, seit man um die Langzeitwirkung von so etwas weiß. Also etwa seit Beeth…, hm, Pete Townsend. Trotz Gehörschutz fiepte und pfiff es noch am nächsten Morgen. Ein Souvenir, auf das man gerne verzichtet hätte. Zumal es doch ansonsten genügend schöne Erinnerungen gab. Zum Beispiel an den heißen Hybriden aus nordischer Weite mit Delta-Blues im Overdrive, den Woodland vor der…
(58:10+63:14, 2CD+DVD, Concord/Fantasy/Universal, 2017) Prog-only-Fanatiker mit Lupe/Weberglas, babyblauer Bestimmungsbibel und Botanisiertrommel hier bitte in weitem Bogen weglesen. Den Verbleibenden muss wieder einmal eine Veröffentlichung der Tedeschi Trucks Band ans Herz gelegt werden. Der Nachfolger zum 2016er-Prachtwerk Let Me Get By (2016) bringt dieses nun sozusagen auf die Bühne. Es gibt zwar schon einige und vorzügliche Live-Konserven von sowohl Derek Trucks' Band wie auch von der Band seiner Frau und zuguterletzt auch von dem zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen zwölfköpfigen Misch-Ensemble. Doch das bei an nur einem Konzertabend im September letzten Jahres mitgeschnittene aktuelle Album stellt ihren ersten Konzertfilm bereit. Und der ist…
(44:25, CD, Another Century/Sony Music, 2017) The Picturebooks, das bedeutet bluesigen Alternative Desertrock wie aus dem Bilderbuch und irgendwo "zwischen den White Stripes und QOTSA" (Zitat Tobi Berk) angesiedelt. Diese Rezeptur gelingt und mundet live genossen weiterhin am besten. Das Duo hat sich mit seinen zahlreichen Club-Shows einen so schweißtreibenden wie hervorragenden Ruf ertourt, was u.a. mit einem Labelwechsel von den sympathischen Geburtshelfern bei Noisolution zu Another Century belohnt wurde – immerhin dem Alternative Rock Imprint von Century Media/Sony Music. Mit Jeff Beck verbindet die Gütersloher Eisenreiter die Konzentration auf Feeling und Ausdruck sowie die Besessenheit für das Schrauben, Reparieren, Verbessern,…
Es gibt live, Baby! Update unserer Tour- u. Festivaldaten, unter anderem mit All Them Witches, Archive, Floyd Division, Blue Oyster Cult, Briqueville, Burgrock, Carpet, Coheed & Cambria, Cosmic Fall, Editors, ELP Project, Fantasy Factory, Fischer-Z, Freakshow In Concert, Bob Geldof, Hellmut Hattler, Headless Cross, Yasi Hofer, Interstellar Overdrive, Kraan, Long Distance Calling, Liserstille, Mr. Punch, Panzerballett, Phyria, Procol Harum, Project FX3, Samsara Blues Experiment, Martin Schnella & Melanie Mau, The Watch. Und sonst nur Schweigen der Belämmerten? Keineswegs: Endlich gibt es wieder Liserstille, Baby! Eine der heißesten Live-Bands, die leider (noch) kaum jemand kennt. Diesmal sind die dänischen Dynamitstangen eher im Nordosten…
(40:42, CD, Rare Noise, 2017) Diese Ork-Reisegruppe besteht, wie bereits auf dem vorzüglichen Debüt "Inflamed Rides" von 2015 weiterhin aus Lorenzo Esposito Fornasari ("Lef", Gesang, Keyboards, Produktion; u.a. Obake, Berserk!), Carmelo Pipitone (Gitarre; Marta Sui Tubi), Colin Edwin (Bass; u.a. Porcupine Tree, Astarta/Edwin) und Pat Mastelotto (drums; u.a. King Crimson, Sessions für u.a. David Sylvian, XTC). Geblieben sind auch die vom ersten Ton an fesselnde Atmosphäre, welche die bekanntlich und hier auch ohrenscheinlich exzellenten Musiker erzeugen. sowie ein auffallender, erfrischend anderer Ansatz beim Cover-Artwork. Geändert hat sich hingegen die Veröffentlichungsweise - die neue Heimat des Ausnahme-Quartetts ist jetzt das für vorzügliche, schwere Kost…
(60:18, LP, Eigenveröffentlichung, 2017) Das hört sich erfreulicherweise einfach nicht nach (Longplay-)Debüt an, was Benjamin Reiter (Gitarre, Gesang, Gros der Kompositionen) und seine Mitwartenden hier ohne Plattenvertrag auf die Beine gestellt bzw. aufs Vinyl gebracht haben. Einerseits meint man beim Hören, der einen oder anderen Wendung schon ein mal begegnet zu sein. Andererseits entspricht der gebotene hochklassige Progmetal so sehr dem eigenen Beuteschema, dass dies den Rezensenten nie wirklich stört - im Gegenteil. Denn die paar Genre-Versatzstücke fallen angesichts des Melodienreichtums der Frankfurter sowie ihrer ausgesprochen kunstvollen Arrangements und Instrumentierung inklusive einer echten Kirchenorgel und eines leibhaftigen Streichquartetts nicht ins Gewicht.…
Rate mal! In Kooperation mit Tonzonen Records können wir drei mal zwei Gästelistenplätze für die Tonzonen Labelnight verlosen, die am 24.03. in der Kufa Krefeld stattfinden wird. Den Live-Soundtrack zu dieser Einiges versprechenden Psych-Party liefern die wunderbaren Knall, die liebenswürdigen Love Machine sowie die hoch fliegenden The Spacelords. Ein weiteres Plus ist sicher die psychedelische Untermalung durch den Lichtkünstler Peter Petersen, der für jede Band exklusiv für diese Nacht individuelle Folien vorbereitet hat. Übrigens wird das illustre Ereignis auch gefilmt. (Und wer ganz sicher gehen will, kauft sein Ticket an allen bekannten VVK-Stellen für bewusstseinserweiternde, aber kostensparende 12 Euro bzw.…
(76:56, DoLP, Tonzonen/Clear Spot, 2017) Vor wenigen Tagen hatte uns noch der Moebius Tunnel von Sounds Of New Soma beschäftigt und nicht wenig begeistert. Nun gibt es schon einen weiteren somatischen (Nach-)Schub zu erleben. "La Grande Bellezza" trägt ihren Namen nicht zu Unrecht: Das Label nennt beispielsweise den verwendeten Materialton "orange black marbled". Der mit einem ernstlichen Orange-Tick geschlagene Rezensent erlebt das Gebotene allerdings mehr als Rauchglas-Effekt: In der Hand durchscheinend, ergibt sich auf dem nicht beleuchteten Plattenteller ein marmoriertes Dunkelbraun – in jedem Falle ist dies also wirklich eine Bellerazza, also Schönheit. Auch sonst erfreut die Edition Auge wie Tastsinn…
(44:38, LP, Tonzonen/Clear Spot, 2016) Die Besondere. Das "Klang- und Kompositionsprojekt" (Label-Info) des in Leipzig lebenden Musikers Jochen Koch (hier im Interview mit den Kollegen von Musikreviews.de) fasziniert von den ersten Tönen an. Die Kombination von Schwebeklängen und vorsprachlichem Gesang auf 'Canteen' weckt Erinnerungen an die Zusammenarbeit von Lisa Gerrard (Dead Can Dance) und Klaus Schulze, hier zusätzlich versehen mit einem Hauch von Clare Torry. Der folgend vorgestellte 'Wardrobe' scheint ein Wurmloch im Holz zu haben, jedenfalls finden wir uns unversehens im All gleitend wieder, wozu ein teils mächtiger, teils sensibel kammerorchestrierter Soundtrack läuft. Auch das 'Director's Office' scheint gute…
(37:48, LP, Tonzonen/Clear Spot, 2016) Ein buddhistischer Meditationslehrer (der Name ist der Redaktion bekannt) arbeitet gerne mit der Vorstellung bzw. Suggestion eines "Ocean of Time". Die instrumentale "psychedelische Gitarrenmusik" von Weites Luftmeer aus München müsste eigentlich ähnlich vertiefungsfördernd wirken können, auch wenn hier etwas mehr Fuzz, Twang und Distortion an den Start gebracht werden, als bei eher elektronischen Tonzonen-Releases wie beispielsweise Sounds Of New Soma. Doch dieses kernig brutzelnde Verzerren, dieser wunderbar intensiv verhallte Raumklang - vor allem beim eröffnenden 'Isosceles - sie zählen gerade zu den besonderen Geheimnissen dieses Meeres. Siebenunddreißigachtundvierzig by Weites Luftmeer Bei 'Buoyancy' meint man dann tatsächlich…
(55:28, CD, Tonzonen/Clear Spot, 2016) MoonbootGaze – so könnte man den attraktiven Zwitter nennen, den Alex Djelassi und Tonzonen-Chef Dirk Raupach hier ins Leben gerufen haben. Ob 'Lyserdelfin' wohl etwas mit Lysergsäure/C20H25N3O zu tun haben mag? Bewusstseinsweitend genug wirkt die tastende, mehr auf Effekte als auf eine zentrale Melodie setzende musikalische Meditation allemal. Dass es bei S.O.N.S. eindeutig in die psychedelisierende Richtung geht, zeigt auch das erhaben vor sich hin gluckernde und blubbernde 'Kosmonautenglück' mit seinen schönen Echo-Effekten (Kopfhörer-Futter!) und Funkspruch-Samples. Doch Obacht – wir treiben auf eine 'Subraumverzerrung' mit dramatischem Flüstergesang zu! Mit einer kleinen Dosis 'Stech/Apfel' und den…
Es gibt live, Baby! Update unserer Tour- u. Festivaldaten, u.a. mit Ah! Kosmos, The Algorithm, Alterna Sounds Festival, Ashby, Blind Ego, Be Prog! My Friend, Boda Boda, Bongzilla, Brother Grimm, Burg Herzberg Festival, Comedy Of Errors, Coogans Bluff, Colour Haze, Crippled Black Phoenix, David Cross Band, Cryptex, Death Alley, Desertfest Berlin, DeWolff, DGM, Dream The Electric Sleep, Dyse, Elder, Farflung, Fido Plays Zappa, The Freeks, Frequency Drift, The Hirsch Effekt, Insert Name Festival, Karmakanic, Krach am Bach, La La In Noise Fest, Love Machine, Mars Red Sky, Nicolas Meier Group, Moaning Cities, Mother Engine, Motorpsycho, Night of the Prog Festival,…
(45:34, LP, Adansonia, 2015) Aus der Grunge-Hauptstadt Seattle kommt auch das Kamasutra ((कामसूत्र) des Ambient Jam Spacerock. Fungal Abyss - hat das etwa was mit Pilzen zu tun? - benötigen für ihr psychedelisches Traktat zur Liebeskunst allerdings keine Worte und fast keine Abbildungen. Dem Quintett reichen dafür vollständig improvisierte Jams mit langem Spannungsbogen und einer – im Vergleich etwa zu anderen Adansonia Releases – eher bedrohlichen, hoch energetischen Atmosphäre. In empfindsamen Stimmungen wirkte speziell 'Virile Member' wie die Vertonung eines aufkommenden Sturmes am Meeresufer. Ein recht heftiger Trip also. Karma Suture by Fungal Abyss Das Mastering der bestens klingenden Veröffentlichung…
(43:54 + 45:02, 2LP, Adansonia, 2016) Rein improvisierte Musik ist eine bewunderungswürdige Disziplin, kann aber für die Hörer -beispielsweise aufgrund ausufernder Formlosigkeit - bisweilen auch etwas anstrengend geraten. Die recht experimentelle Spielart des SpaceRock-Quintetts Kungens Män ist in Punkto Überanstrengung jedoch fast völlig unverdächtig. Dafür sorgt allein schon der federnde Drive, der die krautigen Jams der Schweden unwiderstehlich nach vorne treibt. Wer nur irgendetwas mit beispielsweise Can, Knall, Frankensteins Ballet und Geistesverwandten anfangen kann, der sollte dieser Psychedelic (Martial) Art, dem Kungens Fu, unbedingt einmal eine Chance geben! Höhepunkt des durchgehend gelungenen Doppelalbums ist das eine ganze Plattenseite einnehmende 'Bortkopplad Från Tiden'.…
(32:46 + 39:12, 2LP Adansonia, 2016) Gerade Leseratten kennen diesen Effekt: Ausgezeichnete Verlage wie beispielsweise Diogenes oder Haffmans seligen Angedenkens haben ein derartig kantig und qualitativ ausgeprägtes Profil, dass man – wenn einem ein Autor bzw. Titel aus dem Programm zusagt – mit fast blindem Vertrauen auch bei weiteren Bänden zugreifen kann. Was Musik-Verlage, also Labels, angeht, so wäre Manfred Eichers Edition of Contemporary Music (ECM) seit langem ein Beispiel für das gleiche Phänomen. Oder Stickman. Oder eben auch – seit etwas kürzer Zeit – die Angebote von Tonzonen und Adansonia. Mit den geschmackvoll ausgesuchten und ungewöhnlich liebevoll produzierten Veröffentlichungen…
(43:44, CD, Sulatron/Broken Silence, 2016) Mit diesem Album feiert Sula Bassana elektronischen Krautspacerock äußerst hart – aber ohne Raumschiffbruch zu erleiden. Zwar gründen die Songs von Dave Schmidts Soloprojekt wie das – natürlich mit einer Startsequenz das Album eröffnende - knapp zehnminütige 'Moonbase Alpha Alpha' stark auf Loops. Doch ihm gelingt es, viel Spannung aufzubauen. Und er experimentiert mit vielen reizvollen Klangfarben, sodass die Schwebeerfahrungen über und auf der Mondbasis nie langweilig werden. 'Shushi Express' beispielsweise wird von Didgeridoo- und Orgel-Sounds belebt, 'No Time – No Eternity' von warmem Glockenspiel-Klang. Shipwrecked by Sula Bassana Der 'Planeta Bur' scheint schneebedeckt, jedenfalls lässt die Oldfield'sche "Schlittenglöckchen"-Schlagzeugspur…
(46:04, CD, Sulatron/Broken Silence, 2015) Nach elf Jahren ohne Studioveröffentlichung brachten Zone Six 2015 dieses Lebenszeichen zu Gehör. Es spricht wie erwartbar vor allem Fans von Space-, Acid- und Krautrock an, ist aber eine erdigere, rockigere Erfahrung als viele andere Sulatron-Erzeugnisse. Dafür zeichnet unter anderem Rainer Neeffs (Pancakes) Gitarrenspiel mit herrlich warmem Fuzz verantwortlich, aber auch die spacig groovende Rhythmus-Gruppe aus Komet Lulu (Bass) und Sula Bassana bzw. Dave Schmidt, der hier zur Abwechslung Schlagzeug spielt. Die Synthesizer-Fraktion sorgt von Martin Schorn aka Modulfix bedient stets für genügend Auf- und Vortrieb. Love Monster by Zone Six Proggern und speziell Anonymen…