(17:11; Vinyl, Digital; XL Recordings/Beggars Group, 28.03.2025)
Hinter dem Namen The Smile – für alle, die sie nicht kennen – verbergen sich Schlagzeuger Tom Skinner sowie Thom Yorke und Jonny Greenwood, die mit ihrer Band Radiohead zu Weltruhm gelangten. Zuerst im Fahrwasser von Grunge und Britpop mit „Pablo Honey“ & „The Bends“, dann mit dem Art-Rock-Meilenstein „OK Computer“ und schließlich mit den Zwillingsalben „Kid A“ und „Amnesiac“, auf denen sie mit Electronica, Krautrock, Jazz und Post Rock experimentierten und mit denen sie der Generation X vor Augen führten, was es zu Beginn des 3. Jahrtausends bedeutete, progressive Musik zu schreiben.
Die vier Alben, die in den nächsten 13 Jahren folgten, hielten alle das hohe Niveau, für das Radiohead bekannt sind, doch keines von ihnen war wieder so bahnbrechend wie „OK Computer“, „Kid A“ oder „Amnesiac“. Denn echtes musikalisches Neuland betraten Yorke und Greenwood mit Radiohead nicht wieder. Dies änderte sich auch nicht, als die beiden 2018 zusammen mit Skinner The Smile ins Leben riefen. The Smile sind vielleicht etwas jazziger und krautiger als Radiohead, doch wirkliche Überraschungen blieben auf allen drei ihrer Studioalben aus.
Dass es diese Überraschungen nun endlich in Form dieser Veröffentlichung gibt, das ist erfreulich – und zutiefst ernüchternd zugleich. Denn die Neuerungen im Sound von The Smile stammen nicht etwa von Greenwood oder Yorke, sondern von den Herren Holden und Stillman, die zwei Tracks des 2024er-Albums „Cutouts“ geremixt haben.
James Holden und Robert Stillman sind keine Unbekannten im Kosmos von Radiohead und The Smile. Stillman dürfte dem einen oder anderen bekannt sein, der The Smile schon einmal live hat auftreten sehen. Denn der Musiker stand immer wieder zusammen mit der Band auf der Bühne, um diese bei ihren Auftritten an Saxofon und Keyboards zu unterstützen. Zudem spielte er bei allen drei Platten von The Smile die Saxofon-Parts ein. James Holden hingegen ist vornehmlich als Support-Act von Thom Yorke bekannt, aber auch als Künstler, der u. a. schon einen Remix für Radioheads „Reckoner“ abgeliefert hat.
James Holden verleiht dem Stück „Don’t Get Me Started“ ein progressives IDM-Soundgewand aus Ambient-Flächen, anregenden Beats und spannenden Glitches, das dem kreativen Wesen seiner Schöpfer treu bleibt, das in seiner Ausdrucksform aber experimenteller und mutiger ist als alles, was Radiohead und The Smile seit „Amnesiac“ geschaffen haben.
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Robert Stillmans Interpretation von „Instant Palm“ hingegen ist ein Stück von transzendentaler Schönheit, in welchem Klänge ausgemacht werden können, die in ähnlicher Form schon in Porcupine Trees „Voyage 34“, bei Sigur Rós und auch bei Yann Tiersen zu vernehmen waren. Vielleicht ist die Arbeit nicht ganz so bahnbrechend wie der Remix von Holden, doch im Zusammenspiel mit der Stimme von Thom Yorke ergibt sich eine erfrischende Synthese, die ordentlich Appetit auf mehr macht.
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Da kann man nur hoffen, dass es in Zukunft zu noch mehr solcher Remixe kommen wird – oder noch besser: dass Yorke und Greenwood aus diesen Werken Mut und Inspiration für ihr eigenes Schaffen mit The Smile oder auch Radiohead ziehen werden.
Bewertung: 13/15 Punkten

Jonny Greenwood
Thom Yorke
Tom Skinner
Diskografie (Studioalben):
„A Light For Attracting Attention“ (2022)
„Wall Of Eyes“ (2024)
„Cutouts“ (2024)
Surftipps zu The Smile:
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Soundcloud
Wikipedia
Rezensionen:
„Cutouts“ (2024)
„Wall Of Eyes“ (2024)
Liveberichte:
27.06.22, Lëtzebuerg (LU), Neimënster
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Beggars Group zur Verfügung gestellt.