(36:32/27:50 + 27:15; Vinyl, 2CD, Digital; Cosmic Dross Records/Rough Trade, 31.01.2025)
Mir waren Zpor, Goo, Grok und Nom mit ihrem eigenartigen Aussehen und ihrem quirligen Space Rock viel zu abgedreht, als ich ihnen beim 2023er Lott Festival erstmals begegnete. Das lag allerdings auch daran, dass ich nicht in der richtigen Stimmung für diese Art von Musik war. Hinzu kam, dass ich aufgrund einer kurzfristigen und schlecht kommunizierten Programmänderung gerade 95 Prozent des Auftritts von Brutus verpasst hatte …
Nun, anderthalb Jahre später, vor der heimischen Anlage, sieht die Sache schon ganz anders aus. Denn die vorab veröffentlichte Single ‘Ascending’ ließ mich der anstehenden Reise nach Voltus B ungeduldig entgegenfiebern.
“Journey To Voltus B”, das mittlerweile vierte Album von Henge, beschreibt deren Mission nach Voltus B, einen entfernten Planeten, der von einer intelligenten Spezies bewohnt wird, die kurz davor steht, die Kraft der Atome zu entdecken. Die Reise beginnt mit dem bereits erwähnten ‘Ascending’, einem waghalsigen Crossover aus Space Rock, Prog und Rave, das mit Synthie-Sounds, die an Computerspiele erinnern, kruden Gitarren, einer roboterhaften Vocoder-Stimme und donnernder Rhythmik in die Weiten des Weltalls abhebt (oder wahlweise zu Hause zurücklässt).
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Mit ‘Slingshot’ katapultieren Henge den Hörer im Anschluss, mit Westerngitarre, abgespacten Synthies und fetzigen Ska-Rhythmen aus unserer Galaxis heraus um anschließend im ‘Hypersleep’ tiefenentspannt in die Tiefen des Weltalls vorzudringen.
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Endlich in der Umlaufbahn von Voltus B angekommen, wird der Hörer in ‘Descending’ durch hektische Klänge aus dem Schlaf gerissen und taucht in die Atmosphäre des Planeten ein. Die Landphase beginnt, und die nervöse Rhythmik dieses Instrumentals verdeutlicht die Spannung, die im Raumschiff herrschen muss. Auf Voltus B jedoch scheint man mit offenen Armen empfangen zu werden, denn die Rave-Sounds und die perkussive Rhythmik, die in ‘Welcome To Voltus’ zu hören sind, vermitteln das Gefühl einer fröhlichen Willkommensparty mit ausgelassener Stimmung und gut gefüllter Tanzfläche.
Wie die Geschichte auf Voltus B dann weitergeht, wird auf der B-Seite der Vinyl-Version dieses Albums erzählt – und das in zwei verschiedenen Varianten.
The stakes could not be higher as you turn over your record to play Side B! With two different endings pressed onto one side, the fate of an entire planet rests on the tip of your record player needle!
Hier entscheidet der Zufall darüber, für welche der zwei in Vinyl gepressten Grooves sich die Nadel entscheidet – und ob das Schicksal von Voltus B in einer rosigen Zukunft liegt, in der die Bewohner des Planeten es geschafft haben, sich die Energie des Atoms durch Kernfusion zunutze zu machen, oder ob Voltus B und seine Bewohner ein Ende in einem nuklearen Winter finden.
So gibt es das Stück space-proggige ‘The Power Of The Atom’ in zwei unterschiedlichen Varianten mit alternativen Enden. In der ‘Nuclear Fusion’-Variante mündet das Stück in manisch-euphorische Klänge und geht im zuversichtlichen Nachfolger ‘Nuclear Fusion’ auf. In der düsteren ‘Nuclear Winter’-Variante hingegen heulen am Ende Sirenen auf, die das drohende Ende der Zivilisation ankündigen – bevor der alles erstickende ‘Nuclear Winter’ einsetzt.
Generell muss man zu Henge anmerken, dass man diese Band wohl nur hassen oder lieben kann. Ist man allerdings dazu in der Lage, sich auf das schräge Konzept der Band und ihre mindestens genauso schräge Musik einzulassen, erwartet einen mit “Journey To Voltus B” ein rundum stimmiges Konzeptalbum, das in der LP-Variante mit einem innovativen Gimmick aufwartet, das jeden Vinyl-Sammler vor Freude aufjauchzen lassen dürfte. Genau dadurch verdient sich Henge in der abschließenden Wertung einen Extrapunkt.
Ein Album mit zwei Enden – ein kreativer Ansatz, der in der CD-Variante allerdings nicht vollständig zur Geltung kommt, da der Hörer hier “Gott spielen” und selbst über den Ausgang der Geschichte entscheiden muss.
Bewertung: 12/15 Punkten
Tracklist:
A1 ‘Ascending’ (4:24)
A2 ‘Slingshot’ (3:32)
A3 ‘Hypersleep’ (2:21)
A4 ‘Descending’ (2:51)
A5 ‘Welcome To Voltus’ (5:34)
B1a ‘The Powert Of The Atom’ (Winter Version) (4:56)
B2a ‘Nuclear Winter’ (4:12)
B1b ‘The Powert Of The Atom’ (Fusion Version) (4:55)
B2b ‘Nuclear Fusion’ (3:38)

Matthew “Zpor” Whitaker
Pete “Goo” Turner
Roy “Grok”Medhurst
Sam “Nom” Draper
Diskografie (Studioalben):
“Attention Earth!” (2018)
“ExoKosm” (2020)
“Alpha Test 4” (2023)
“Journey To Voltus B” (2025)
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Starkult Promotion zur Verfügung gestellt.