Mother Of Millions – Orbit (EP)

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Mother Of Millions - Orbit (EP) (ViciSolum Records, 06.05.22)

Credit: Napan Visual Arts Studio

(17:05, Vinyl, Digital; ViciSolum Records, 2022)
Schicksalsschläge können Menschen erstarren lassen, lähmen und manchmal sogar regelrecht zusammenbrechen lassen. Viele erholen sich niemals von solchen Ereignissen, bleiben nur noch ein Schatten ihrer selbst und geben sich manchmal auch endgültig auf.
Schläge des Schicksals können Menschen aber auch zusammenrücken lassen, neue Energien freisetzen und letztendlich in eine Jetzt-erst-recht-Attitüde münden.

Jetzt erst recht! Now even more so! So in etwas könnte wohl auch der Untertitel von “Orbit” lauten, der aktuellen EP der griechischen Prog-Metal-Band Mother Of Millions. Denn hinter den Worten

“Orbit” is dedicated to the memory of Makis Tsamkosoglou

versteckt sich ein Unglück, das das Fortbestehen der Formation gefährdete und für einige Zeit im Ungewissen ließ. Besagter Makis Tsamkosoglou war nämlich Keyboarder und integrales Mitglied von Mother Of Millions gewesen. Bis zum 22. Juni 2019, als er während einer Show der Band auf der Bühne verstarb.

Mother Of Millions entschieden sich hernach jedoch nicht dafür, die Band ad acta zu legen. Sondern dafür, gemeinsam weiterzumachen. Im Andenken an ihren Freund und Weggefährten. Nicht jedoch mit einem Ersatz für den verstorbenen Kollegen, sondern als Quartett, bestehend aus den verbliebenen Mitgliedern George Prokopiou, Kostas Konstantinidis, Panos Priftis und George Boukaouris. Schlagzeuger Boukaouris ist dabei die Aufgabe zugekommen, auf der neuen EP auch die Tasteninstrumente zu übernehmen. Dass dies keine schlechte Entscheidung war, zeigt sich spätestens beim letzten der vier Stücke, denn ‘Rome’ ist eine gefühlvolle Voice & Piano Interpretation des Stückes, das in seiner Original-Variante auf dem 2017er Album “Sigma” zu finden ist.

Tiefgreifende Gefühle sind es auch, die den Rest dieses Mini-Albums prägen. Denn schon dem bewegenden Opener ‘Where Do We Go From Here’ hört man förmlich an, dass Mother Of Millions auf dieser Aufnahme den Tod ihres Freundes verarbeiten. Was sich nicht nur in der Musik des Stückes, sondern auch in seinen Text widerspiegelt.

I float, I hold your essence
Where do I go from here?
Will I always feel so drained?
We float among worlds, fluorescent

Ein starker Auftakt, der prima auf sich alleine gestellt funktioniert, aber erst als Einleitung für das nun folgende ‘Orbit’ seine komplette Wirkung entfaltet. Ein Lied mit ordentlicher Djent-Schlagseite und einem elektronischen Sound-Design, das stark an TesseracT erinnert. Eine Ähnlichkeit, die man vielleicht als kleines Manko des Stückes interpretieren kann, von dem man aufgrund der Durchschlagskraft des Titels aber absehen kann.

Bleibt zuletzt noch ‘No Light, No Light’, ein Cover des Titelstückes vom 2013er Album der englischen Indie-Rock-Band Florence + The Machine. Eine Interpretation, mit welcher die Athener dem Lied nicht nur ihren eigenen unverkennbaren Stempel aufgedrückt haben, sondern mit welcher sie das Original, v.a. mithilfe von George Prokopious Gesangsleistung, regelrecht in den Orbit geschossen haben.

Zwar verfügt die EP mit dem Doppel aus ‘Where Do We Go From Here’ und dem titelgebenden ‘Orbit’ eigentlich nur über ein echtes neues Mother-Of-Millions-Stück. Das aber ist so stark, dass es vermuten lässt, die Band könnte mit ihrem nächsten Longplayer zum großen Schlag ausholen.

Jetzt erst recht!
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, MK 12, KR 11)

Mother Of Millions - Orbit (EP) (ViciSolum Records, 06.05.22)
Besetzung:
George Prokopiou (Vocals)
Kostas Konstantinidis (Guitars)
Panos Priftis (Bass)
George Boukaouris (Percussion, Keys)

Diskografie (Studioalben):
“Human” (2014)
“Sigma” (2017)
“Artifacts” (2019)

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Rezension: “Artifacts” (2019)
Konzertbericht: 17.03.18, Zoetermeer (NL), Boerderij
Rezension: “Sigma” (2017)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Mother Of Millions und ViciSolum Records zur Verfügung gestellt.

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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Mother Of Millions – Orbit (EP)

von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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