Autor: Kristian Selm

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

12.5
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(44:34, CD, Vinyl, Digital, Apollon Records / Plastic Head, 2020) Bereits mit ihrem Debüt „Ultrasound“ legten Pixie Ninja ein beachtenswertes Debüt vor. Drei Jahre später geht es nun mit dem norwegischen Quartet inklusive ex-Änglagard Mitglied Mattias Olsson weiter. Wiederum überzeugt man mit einer gekonnten Vermengung von skandinavisch geprägten Retro Prog, diversen Elektro-Zutaten sowie jeder Menge wuchtigen Dynamikwechseln und einer gewaltigen Stimmungstiefe. Pixie Ninja gelingt es deutliche Prog-Reminiszenzen der Vergangenheit aufzunehmen, diese jedoch mit plötzlichen, inneren Brüchen und zuweilen heftigen, knarzenden Riffs in aktuelleres bzw. ganz anderes Fahrwasser zu steuern. Das Album ist inspiriert von einer Sci-Fi-Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft. Aufgrund…

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10.8
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(47:27, CD, Vinyl, Digital, InsideOut Music / Sony Music, 2020) Nach der gelungenen Blutauffrischung bzw. diversen Umbesetzungen bei Kansas vor einigen Jahren sind die Amerikaner nun endlich auch wieder auf dem Veröffentlichungssektor aktiver. Sie liefern mit „The Abesence Of Presence“ knapp vier Jahre nach „The Prelude Implicit“ erneut ein starkes Statement ab. Wie beim Vorgänger vertraut man erneut auf eine Verbindung aus klassischem Progressive Rock Sound amerikanischer Prägung und hymnischen Melodic Rock Elementen, die gleichzeitig druckvoll und melodiös daherkommen. Man baut beim inzwischen 16. Studioalbum auf den typischen Kansas-Sound mit jeder Menge Violinenparts und wohl dosierten Keyboards- und Gitarrensoli, lässt…

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8.0
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(50:59, CD, Vinyl, Digital, InsideOut / Sony Music, 2020) Eigentlich war mit dem dritten Album „Under Stars“ das „The Astronaut Trilogy“ Konzept von Lonely Robot letzten Jahr zu einem Abschluss gekommen. Doch Musiker / Produzent John Mitchell (u.a. Arena, Frost*, Kino, It Bites), der hinter diesem Projektnamen steckt, führt nun knapp ein Jahr später unter gleichem Namen sein musikalische Visionen fort. So ist „Feelings Are Good“ ein Neustart ohne den charakteristischen Astronauten, sozusagen eine Rückkehr auf die Erde, wobei ebenfalls musikalisch eine gewisse Neuorientierung zu erkennen ist. Die kompositorische Handschrift verfügt zwar über die allseits bekannten Trademarks aus dem John-Mitchell-Universum…

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10.7
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(55:21, 2LP, CD+DVD, CD, Digital, R&D Multimedia/Madfish, 2020) Nach längerer Zeit hatte Keyboard-Legende Rick Wakeman mal wieder Lust auf ein reines Progressive-Rock-Album und reaktivierte dafür The English Rock Ensemble. Im Vergleich zu früheren Aufnahmen mit seiner Begleitband, fällt das Line-up dieses mal jedoch relativ spartanisch aus: neben Wakeman an diversen Tasteninstrumenten begleiten ihn Langzeitkollege Lee Pomeroy (Bass), sowie Dave Colquhoun (Gitarre) und Ash Soan (Schlagzeug). Auf echte Orchesterbegleitung bzw. Sänger wurde komplett verzichtet, so dass es sich um eine reines Instrumentalbum in abgespeckter Besetzung handelt, wobei orchestrale Elemente wie z.B. Chorgesang, letztendlich synthetisch erzeugt werden. Ursprünglich für den April dieses…

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11.0
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(63:07 + 63:33 + 68:27 + 74:07, 4 CDs, Zappa Family Trust, 2020) In den unterschiedlichen Bandbesetzungen, die Frank Zappa um sich scharte, nimmt seine Begleitband der Jahre 1970-71 eine zwiespältige Rolle ein bzw. steht diese eindeutig im Schatten der nachfolgenden, allseits hoch geschätzten „Roxy & Elsewhere“ Besetzung. Nach dem Ende der Original Mothers Of Invention, widmete sich Frank Zappa im Jahr 1969 mit dem Album „Hot Rats“ vermehrt dem Jazz Rock, um anschließend „The Mothers“ (ohne den Anhang „Of Invention“) neu zu reformieren. Bestehend aus George Duke (Piano, Keyboards, Posaune), Ian Underwood (Orgel, Keyboards, Gitarre), Jeff Simmons (Bass, Gesang),…

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11.0
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(69:13, CD, Vinyl, English Electric Recordings, 2020) Nach seinem Ausstieg bei Spock’s Beard und dem langjährigen Engagement beim Cirque du Soleil verschwand Nick D’Virgilio etwas aus der allgemeinen Wahrnehmung. Als Mitglied von Big Big Train kehrte er dann wieder etwas vermehrt ins progressive Blickfeld zurück, weswegen auch deren Label als Plattform für diese Veröffentlichung dient. So packt der umtriebige Multi-Instrumentalist und Sänger wieder mal sein Alter Ego NDV aus und wandelt nach längerer Pause auf Solopfaden. Der Albumtitel „Invisible“ ist dabei programmatisch zu sehen. Doch geht es nicht um die temporäre Unsichtbarkeit des Künstlers, sondern vielmehr um Menschen, die einen…

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11.0
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(70:06, CD, Vinyl, Cassette, Digital, Tonzonen Records, Bertus, 2020) Auf ihrem aktuellen Album „The Four Zoas“ befasst sich das russische Instrumentalquintett Vespero mit der musikalischen Umsetzung des in den Jahren 1795-1807 entstandenen Werkes „Vala Or The Four Zoas“ des englischen Dichters William Blake. Stilistisch bleibt man seinen Psychedelic- bzw. Space-Rock-Wurzeln weitgehend treu, jedoch entwickelt sich aus verschiedenen Einflüssen von Progressive Rock, Kraut Rock, World Music, Folk bis hin zu etwas Post Rock ein überaus eigenständiger Klang- und Genre-Hybrid. Da blubbern mal die Synthies, schweben die Sounds in ferne Space-Rock-Galaxien fort, wie z.B. beim Opener ‚Urizen‘. Es wird aber ebenso mit…

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11.0
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(42:35, CD, Vinyl, Digital, Apollon Records, 2020) Wer sich hier nur vom Bandnamen und Albumtitel leiten lässt, wird schnell auf die falsche Fährte geführt. Denn bei Weserbergland handelt es sich um eine norwegische Formation, die bereits bei ihrem Debüt „Sehr komisch, ganz progisch“ die deutsche Sprache als verwirrendes Element heranzogen. Andererseits: so ganz unlogisch ist diese Herangehensweise nicht, denn in Teilen der elektronischen Komponente der Kompositionstechnik sind durchaus teutonische Wurzeln Richtung Krautrock und Elektronik zu finden. Der Nachfolger „Am Ende der Welt“ fügt als Ergänzung noch moderne Klassik- und Freiform-Elemente hinzu. Die gerade aus zwei Titeln – passend für die…

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12.0
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(52:45, CD, LP, Digital InsideOut Music / Sony Music, 2020) Mit ihrer Musik wollen Long Distance Calling nach knapp 15-jähriger Historie nicht nur ihre Fans, sondern auch immer wieder selbst überraschen. So sind zwar die kurzfristigen Experimente mit Gastsängern vor einigen Jahren schon lange ad acta gelegt und der Vierer aus Münster fokussiert sich seit dem (fast) wieder komplett auf die Kraft rein instrumentaler Musik. Fast deshalb, weil auf dem aktuellen Album bei ‚Beyond Your Limits‘ Eric A. Pulverich von der Band Kyles Tolone als Gastsänger zu hören ist. Hinter dem philosophischen Albumtitel „How Do We Want To Live?“ steckt…

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12.0
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(39:20 CD, LP, rune grammofon, 2020) Nachdem Hedvig Mollestad in der Vergangenheit vor allem mit dem nach ihr benannten Power-Jazz-Trio quer durch die Welt tourte, diverse Alben einspielte und jede Menge positive Kritiken einheimste, erscheint das neuestes Werk „Ekhidna“ der norwegischen Gitarristin / Multi-Instrumentalistin nur unter ihrem Namen. Die ursprüngliche Idee zu diesem Album entstand aus der Einladung zum Vossajazz Festival, was darin mündete, dass sie das bereits längere „schwelende“ Gedankenspiel in die Tat umsetzte, Musik für eine größere Band Musik zu schreiben. Somit handelt es sich bei den sechs Titel auf „Ekhidna“ also keineswegs um ein reines Soloalbum, denn…

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9.0
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(42:26, Digital, Eigenveröffentlichung, 2019) Mit den beiden Alben „Tout ce que j’ai rêvé“ (2008) und “ Symbiose“ (2011) lieferten die Franco-Kanadier Jelly Fiche zwei wunderbare Kleinodien ab, die ganz in der prog-musikalischen Tradition der heimischen Quebec-Szene anzusiedeln sind, auch wenn die Band ursprünglich aus Montréal stammt. Die Verbindung aus chansonesker Lässigkeit gepaart mit fein verwobenen sinfonischen, atmosphärischen Progelementen, erfuhr vor allem auf dem Debüt ihre perfekte Umsetzung. Es wurde sehr lange ruhig um die Band, bis man vor mehr als einem Jahr „Comme au dernier jour“ veröffentlichte. Dass erst jetzt dieses Album an dieser Stelle besprochen wird, lässt schon erahnen,…

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12.0
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(46:14, Digital, Orenda Records, 2020) Der aus Kalifornien stammende und mittlerweile in New York lebende Caleb Dolister umschreibt sein Betätigungsfeld wie folgt: „Ich arbeite als Webentwickler, Musiker, Komponist und Berater“. An dieser Stelle stehen logischerweise seine musikalischen Aktivitäten im Vordergrund, wobei der umtriebige Schlagzeuger bereits an diversen Projekten und Bands (u.a. The Kandinsky Effect, DR. MiNT) aus den unterschiedlichsten Genres mitwirkte. Hinter dem Material unter dem Banner „Daily Thumbprint Collection“ verbirgt sich sein Solomaterial, wobei „The Wandering“ nach dem namenlosen Debüt (2008) und „Stencils“ (2015) sein drittes Album darstellt. Entstanden über den Zeitraum zwischen 2009-2014 sind hier mehr als 20…

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8.0
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(48:43, CD, Vinyl, Digital, AMS Records, 2020) Der Fundus an italienischen Progressive Rock Bands scheint unerschöpflich. Mit den aus Mailand kommenden Quel Che Disse Il Tuono ist ein weiterer Newcomer am Start, der in erster Linie den Bereich des sinfonischen Retro Prog abdeckt. Um es gleich auf den Punkt zu bringen: vieles ist hier gut angedacht, aber nicht alles richtig umgesetzt. Das fängt mit der drucklosen Produktion an, die mehr nach Proberaum bzw. Archivaufnahmen aus der Vergangenheit klingt, aber gleichzeitig irgendwie einen gewissen Charme des Unfertigen ausströmt. Das geht bei der Musik weiter, die mit reichlich Georgel, jeder Menge Mellotronkaskaden,…

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10.0
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(63:27, CD + DVD, LP, Blu-ray, Digital, Frontiers Music / Soulfood, 2020) Es ist ja sehr lobenswert, dass Frontiers die alten Hard-Rock-Haudegen Blue Öyster Cult unter Vertrag genommen haben und einiges aus deren Back-Katalog und bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen unter die Leute bringen, aber langsam wird es doch zu viel und riecht nach Fan-Abzocke. Grade mal knapp drei Monate nach dem letzten Doppelpack „40th Anniversary Agents Of Fortune Live 2016“ und „Heaven Forbid“ liegt mit „iHeart Radio Theater N.Y.C. 2012“ ein weiteres Livealbum vor. Zeitgleich erfolgte zudem die Neuauflage des 2001er Studioalbums „Curse Of The Hidden Mirror“. Die Aufnahmen zu „iHeart…

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10.0
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(52:03 + 66:25 + 68:02 + 66:55 + 79:45, 5CDs, Purple Pyramid Records, 2020) Von Nektar existieren bereits mehrere Livemitschnitte aus deren Hochzeit in den 70ern (z.B. „Sunday Night At The London Roundhouse“ oder „Unidentified Flying Abstract“), die sich meist auf das Jahr 1974 konzentrieren. Jetzt wurde aber nochmals kräftig in den Archiven gegraben und man wurde fündig in Form einer Box mit drei Konzerten aus den Jahren 1974-76. Da dahinter das amerikanische Label Purple Pyramid Records steckt, die auch mal gerne etwas zweifelhaftes Material auf den Markt werfen, klingeln zwar gleich die Alarmglocken, doch die Bedenken erweisen sich nur…

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11.0
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(40:22,CD, Digital, Burning Shed, 2020) Bereits 2002 arbeiteten Tim Bowness (u.a. No-Man) und Peter Chilvers (u.a. Brian Eno) auf dem Album „California, Norfolk“ zusammen. Damals kombinierte man auf sehr ruhige Weise Singer/Songwriter-Ansätze mit elektronischen Sounds und weichen Tastenklängen. Knapp 18 Jahre später taten sich beide für das Album „Modern Ruins“ erneut zusammen. Der musikalische Grundansatz ist im Prinzip der gleiche geblieben, nur dass die instrumentale Begleitung aktuell mitunter noch reduzierter wirkt. Während Tim Bowness Gesang und Texte beisteuert, legt Peter Chilvers die instrumentale Untermalung darunter. Abgemischt von Peter Hammill (mit einem kurzen Gastauftritt an der Gitarre) und gemastered von Nosound…

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12.0
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(65:25 + 67:07, CD, Camel Productions, 2020) Aus den verschiedensten Gründen verzögerte sich die Veröffentlichung des jüngsten Live-Albums von Camel mehrfach. Doch mittlerweile ist der am 17.9.2018 in der altehrwürdigen Royal Albert Hall aufgenommene Auftritt in den unterschiedlichsten Formaten (Blu-ray, DVD, CD) erhältlich. Im Rahmen der „Moonmadness Tour 2018“ bildete dieses Konzert den würdigen Abschluss und umfasst die gleiche Setlist wie beim ebenfalls begeisternden Auftritt von Camel beim Night Of The Prog Festival 2018. Im ersten Teil des Konzerts wird – dem Motto der Tour entsprechend – das komplette „Moonmadness“-Album aus dem Jahre 1976 live präsentiert – definitiv einer der…

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12.0
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(51:53, CD, Vinyl, Digital, InsideOut Music/Sony Music, 2020) Es hat natürlich einen eigenartigen Beigeschmack, in der jetzigen Zeit ein Album mit dem Namen „Virus“ zu veröffentlichen. Doch wie die Haken betonen, entstand diese Idee schon lange bevor ein gewisser Virus die Welt veränderte und ist somit lediglich ein unglücklicher Zufall. Als thematisch und konzeptionell lose verbundene Fortsetzung des Vorgängers „Vector“ arbeiteten Haken bereits seit einiger Zeit an den Ideen, die nun in dieses Studioalbum mündeten. Weiterhin plant man, irgendwann in der Zukunft beide Alben einmal gemeinsam aufzuführen. Insofern steckt dahinter also mehr als eine spontane Anlehnung an den pandemischen Zeitgeist.…

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11.0
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(63:21, Digital, InsideOut / Sony Music, 2020) Nahezu ohne Ankündigung veröffentlichten Gösta Berlings Saga am 15.Mai 2020 mit „Artefacts – Live“ ein spezielles Livealbum, welches ausschließlich im digitalen Format erhältlich ist. Mitgeschnitten im Dezember 2018 im heimeligen Södra Teatern in Stockholm, wird darauf deren letzten Studioalbum „Et Ex“ bis auf den Titel ‚Over And Out‘ in seiner Gesamtheit und in gleicher Songreihenfolge präsentiert. Zusätzlich ist noch das bisher nur als Single veröffentlichte ‚Terra Nova‘, sowie der Titelsong vom 2016er Album ‚Sersophane‘ enthalten. Begleitet werden Rasmus Booberg (Gitarre), David Lundberg (Keyboards), Alexander Skepp (Schlagzeug) und Gabriel Tapper (Bass), von diversen Gästen,…

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11.0
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(47:44, CD, LP, Digital InsideOut Music / Sony Music, 2020) Die aus dem australischen Brisbane kommenden Caligula’s Horse werden gerne ein wenig oberflächlich in die Schublade Prog Metal sortiert. Bedeutete dies früher meist, dass man mehr oder weniger Dream Theater nacheiferte, ist bereits seit einiger Zeit in diesem Genre eine vermehrte Orientierung erkennbar in Richtung atmosphärischer Djent-Anteile, also weniger Technik-Overkill bzw. ausschweifende Soloparts zugunsten eines höheren Melodik-Anteils. Das so modernisierte Konzept scheint bei Caligula’s Horse auf jeden Fall auch kommerziell aufzugehen, enterte man mit den 2017er Vorgänger „In Contact“ doch sogar die heimischen Albumcharts. Das Quintett aus Down Under (Jim…

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