(46:17; Vinyl, CD, Digital; Napalm Records, 06.06.2025)
Die Schweden schenkten mir in ihren jungen Jahren DNA-Werke wie die „Discouraged Ones“ oder „Last Fair Deal Gone Down“, die gerade ob ihrer simplen, aber intensiv emotionalen Gangart jeden Coming-Of-Age-Schmerzpunkt unmittelbar anzusteuern wussten. Gerade die Live-Gigs Anfang des neuen Jahrtausends hinterließen zusätzlich oft verbrannte Erde in den kleinen Berliner Clubs, vor allem in der alten Besetzung.
Viele Jahre sind seither ins Land gezogen, einige Besetzungswechsel weiter, die nun Jonas Renkse nach dem zuletzt doch bedauerlichen Abgang von Alt-Partner Anders Nyström als einzig verbliebenen Chef im Ring zu neuen Ufern ruft. Die letzten Alben wurden in ihrer oft eher sperrig, progressiveren Spielart zugegebenermaßen von mir als Fan der frühen Werke immer mit etwas Argwohn im Auge betrachtet. Gerade die letzte Rille „Sky Void Of Stars“ ließ wieder mehr Druck auf den Reifen zu, nur fehlte es am Ende immer zum ganz großen Song-Moment. Ein starkes Album war der 23er Output trotzdem, um so mehr bin ich mit den kraftvollen Riffs in den eröffnenden Tracks des neuen Outputs gleich auf Du, erzeugen die Schweden Echos an „Night Is a New Day“ oder „The Great Cold Distance“-Zeiten. Die Produktion ist warm, dickhäutig und federt gerade in den Drums unnachahmlich groovy. Viele feine Gitarren-Läufe lassen Nyströms Weggang erstmal verschmerzen, hat Renkse sowieso längst die Hosen an seit Jahren und die Neuzugänge Elgstrand und Svalland scheinen hier ab der ersten Sekunde ihren Platz zu kennen.
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Mit ‚Thrice‘ hat man einen korpulenten Opener am Start. Prall zupackende Riffs, hier und da progressive Rhythmik, düster orchestrale Synths, Renkse mit fordernden Vocals, alles wieder zwischen sanft und aufbrausend. Die oben genannten Alben in den damals fortschreitenden 00er Jahren erleben hier ihre Wiedergeburt, interessant wie der Einsatz dunkel orchestraler Synths doch eine neue Sound-Facette subtil dazu addiert. Vermutlich ist dies der inhaltlichen Thematik geschuldet, dunkelt der Fronter über psychologische und Alptraum-affine Szenarien auf dem neuen Output. ‚The Liquid Eye‘ gibt sich erneut erstmal verletzlich, dafür hat der Jonas einfach die perfekten Vocals. Erwartungsgemäss bäumt sich später wie gewohnt die Wand meterhoch auf, orchestrale, aber stets verschachtelte Rhythmen halten den Song progressiv und gleichzeitig zupackend. Mit fast Ghost-artigen Samples und Chören wird es richtig bombastisch in ‚Wind Of No Change‘ (das putzige Hail Satan im Refrain – sic!) und man verbindet bekanntes im balladesken Strophen-Teil mit diesen modernen Anstrichen, die zeigen, Renkse will neue Farben und Pinsel benutzen. Hat fast was Industrial-Rock-/Pop-artiges, was aber den alten Muff etwas aus den Klamotten jagt.
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Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
Jonas Renkse – Vocals
Niklas Sandin – Bass
Daniel Moilanen – Drums
Anders Nyström
Nico Elgstrand – Guitar
Sebastian Svalland – Guitar
Diskografie (Studioalben):
„Dance Of December Souls“ (1993)
„Brave Murder Day“ (1996)
„Discouraged Ones“ (1998)
„Tonight’s Decision“ (1999)
„Last Fair Deal Gone Down“ (2001)
„Viva Emptiness“ (2003)
„The Great Cold Distance“ (2006)
„Night Is The New Day“ (2009)
„Dead End Kings“ (2012)
„Dethroned And Uncrowned“ (2013)
„The Fall Of Hearts“ (2016)
„City Burials“ (2020)
„Sky Void Of Stars (2023)
„Nightmares As Extensions Of The Waking State“ (2025)
Surftipps zu Katatonia:
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Wikipedia
Rezensionen:
„Sky Void Of Stars (2023)
„Dead Air“ (2020)
„City Burials“ (2020)
Interview mit Anders Nyström (2016)
„Sanctitude“ (2015)
„Dethroned & Uncrowned“ (2013)
„Dead End Kings“ (2012)
„Viva Emptiness“ (2003)
Liveberichte:
19.02.23, Paris (FR), Le Trianon
15.04.22, Eindhoven (NL), Effenaar, Grote Zaal, Prognosis Festival 2022
30.09.16, Köln, Live Music Hall
Interviews:
Interview mit Daniel Moilanen (2020)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Napalm Records zur Verfügung gestellt.