#VinylCorner: Silence - Silence - BetreutesProggen.de

(1:00:00; Vinyl,Digital; Silent State Recordings, 07.12.1992/02.11.2022/2023)
Es ist nun zwei Jahre her, dass Nils Wortmann mit seinem Label Silent State Recordings Pete Namlooks Ambient-Meilenstein “Air • You” wiederauflegte und erstmals auf Vinyl veröffentlichte. Das Streben nach High Fidelity Sound Qualität stand dabei im Mittelpunkt des Reissues. Das Packaging der beiden 12″-Vinyls hingegen war so schlicht wie möglich gehalten. Ein einfache Gatefold-Verpackung, die das Cover-Artwork originalgetreu wiedergab. Ganz ohne Begleitblatt und ohne jegliche Linernotes. Wortmann wollte die Musik Peter Kuhlmanns (wie Namlook mit bürgelichen Namen hieß) und den Erstling seines Projektes Air für sich sprechen lassen. Ein Unterfangen, dass ihm bravourös gelang, denn selbst auf einer schlichten HiFi-Anlage waren den beiden Vinyls tiefgründige Klänge zu entlocken gewesen.

#VinylCorner: Silence - Silence (Reissue) — Credit: Prog in Focus

Dass Air – “Air • You” nur der Auftakt einer Serie von Wiederveröffentlichungen Pete Namlooks sein sollte, das war damals schon abzusehen. Welche Aufnahmen diese Serie jedoch beinhalten würde, das war nur schwerlich vorherzusehen. Denn die Anzahl der Projekte, in welche der Frankfurter involviert war, ist kaum überschaubar. Laut Discogs umfasst sein Werk alleine 98 Alben. Die Wahl fiel schließlich auf Silence, ein gemeinsames Projekt von Pete Namlook und Amir Abadi, besser bekannt als DJ Dr. Atmo.

Optisch kaum von “Air • You” zu unterscheiden, liegen dem Album “Silence” ausführliche Linernotes von Dr. Atmo bei, in denen der Künstler die Entstehungsgeschichte dieses Albums wiederaufleben lässt. In denen er schildert, dass die damalige Techno- und Hardcore-Szene kaum ohne Ambient- und Chill-Out-Tunes denkbar gewesen wäre, denn die beiden Stile wären wie das Yin und Yang der damaligen Club-Szene gewesen.

Die Chill-Out-Areas im Hinterkopf entwickelte Dr. Atmo seine ganz eigene Vision von langsamer und melancholischer Musik, eine Symbiose, in der Dark Classic auf New Age treffen sollte. Als Dr. Atmo schließlich auf Pete Namlook traf, wurde diese Vision zur Wirklichkeit. Musik, die sowohl den den Geist von Pjotr Iljitsch Tschaikowski als auch von Georg Deuter atmete und gleichzeitig die Langsamkeit zelebrierte. Und insbesondere die Stille. Musik die einer kathartischen Reinigung gleichkam und nach einer langen Club-Nacht wie Medizin gewirkt haben muss.

Doch auch ohne lange Nächte in den Knochen wirkt “Silence” wie eine akustische Seelenkur. Selbst wenn man nicht über ein High-End Soundsystem verfügt. Selten habe ich solchen Tiefgang bei einer einfachen Stereo-Aufnahme hören können. Wie hoch die Ansprüche Nils Wortmanns tatsächlich sind, das zeigt sich anhand einer einfachen Anekdote. Als ich seinerzeit erstmals die Vinyl-Aufnahme von “Silence” hören durfte, war ich schon begeistert gewesen. Doch dann kam der Rückruf: Ich solle die Platte doch am besten in die Tonne treten und mit meiner Besprechung warten, bis mir postalisch Ersatz zukommen gelassen worden ist. Die Pressung wiese Mängel auf und genüge nicht den hohen Anforderungen des Labels. Ich selbst war baff nach dieser Ansage. Entweder hatte ich eine der wenigen Platten ohne Mängel erwischt oder meine Ohren waren einfach nicht sensibel genug, um diese Fehler festzustellen. In meinen Gehörgängen kang “Silence” viel besser, als 95 Prozent der Schallplatten, die ich bis dato mein Eigen nannte.

Als dann Monate später ein Paket mit zwei frisch gepressten Vinyls eintraf, so verstand ich noch immer nicht genau, was Nils Wortmann zu bemängeln hatte. Zumindest konnte ich auf meiner Heimanlage keine Unterschiede ausmachen. Doch auch für mich hatte die Neu-Pressung einen ganz entscheidenden Vorteil. Die Innenhüllen sind diesmal gefüttert.
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Weitere Informationen

Besetzung:
Pete Namlook
Dr. Atmo

Diskografie (Studioalben):
“Silence” (1992)
“Silence II” (1993)
“Silence III” (1998)
“Silence IV” (1999)
“Silence V” (2001)

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