(43:41; Vinyl, CD, Digital; Ripple Music, 2022)
Zwei Rezensionen auf einen Schlag! Martin Kopp zum Thema:
Läge man falsch, wenn man über die Genre-Blase rund um Stoner Rock und Doom Metal und allen Sub-Genres, die an deren Rockzipfel hängen, sagt, dass sie wohl die stilistisch festgefahrensten sind? Denn sobald sich eine Eigenschaft ändert, erfindet man dafür einfach ein Genre. Da gäbe es mittlerweile Drone-, Sad-, Mustache-, Occult-, Cosmic- sowie Mantra-Doom sowie noch vieles mehr (Heh, bloß den Funeral Doom nicht vergessen, d. Schlussred.)
Nun ja, schwierig sind derlei superlative Aussagen ja generell immer. Vor allem wenn man es mit eingefleischten Fans zu tun hat. Aber vielleicht versucht man das mal positiv zu sehen. Nichts ist so (un)-beständig wie der Wandel. Das Witzige ist aber jetzt, dass sich die Schweden Cities of Mars gar nicht diesen – eh schon – unzähligen Musikrichtungen zugeschrieben haben. Denn sie beschreiben sich wie folgt: Fuzzed-out Sci-Fi Conceptual Doom. Ja genau, richtig gelesen! Ein neues Genre sei geboren! Schon wieder?
Aber Spaß beiseite. Im Falle von “Cities of Mars” haben wir es mit durchaus ausgedehntem Psych-Stoner-Doom mit Prog Elementen zu tun. Psych deshalb, weil sie sich stilistisch im klassischen Psych- und Space-Rock bewegen, einschließlich der hier üblichen sphärischen Soundscapes. Freunde von Bands wie Mastodon, Sleep oder Baroness könnten hierauf durchaus positiv gepolt sein.
Wer sich am Wort “ausgedehnt” stört: damit ist sinnbildlich die Gelassenheit der Band gemeint, die sie im Songaufbau an den Tag legt. Denn sie lässt den Songs viel Raum und Luft, um sich zu entwickeln. Was sich darin zeigt, dass sie schleppend, wuchtig und entschleunigt wirken. Nichts wird hier überreizt oder mit überzogenem Bombast geschminkt. Dass sich Cities of Mars mit “Sci-Fi Conceptual” beschreiben, zeigt sich auf ihrer neuen Scheibe anhand des Albumkonzeptes, das die Geschichten von sieben Städten auf dem Roten Planeten erzählt; also natürlich Science-Fiction.
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Die Titel sind alle miteinander im entspannten Mid-Tempo. Der Gesang von Daniel Palm und Christoffer Norén hat auf der einen Seite eine fast hypnotisch zähe Note, was durchaus psychedelisch und letztendlich auch spacig wirkt. Auf der anderen Seite ist er dabei dynamisch und vielfältig. Der Einsatz von Effekten auf den Vocals, wie Echo, Delay oder Rotary unterstreicht das noch mal deutlich. Die progressive Ausrichtung der Band äußert sich durch die recht häufigen musikalischen Abzweigungen, die Cities of Mars nehmen, wie Ausflüge in akustische Welten oder Tempo- und Rhythmuswechsel.
Cities of Mars’ selbstbetiteltes Album ist kein leichtes Werk, aber auch kein überaus komplexes. Die Schweden finden einen gut austarierten Mittelweg. Wobei gerade Songs wie das kreative ‘The Dreaming Sky’ oder das zwölfminütige Bollwerk ‘The Black Shard’ durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit verlangen. “Cities of Mars” ist kein alltägliches und schnödes Standard-Stoner-Doom-Album, sondern ein abwechslungsreicher Mix aus Psych, Stoner, Doom und Prog.
Die Cities Of Mars bedienen sich auf ihrem dritten Album der Story hinter ihrem Namen und erschaffen ein Konzept, das die Wucht des Stoner’n Doom mit einer eleganten Story vereint. Hier, in den „Cities Of Mars“ nämlich entdecken sowjetische Kosmonauten 1971 verlassene Städte und erwecken das Böse, dass einer finsteren Vergangenheit der Menschheit entstammt. Genügend Potential also, um ein ganzes Album (und eigentlich noch viel mehr) zu füllen. Nun sind Cities Of Mars dafür bekannt, mächtigen Stoner- und Doomrock mit ambienten Flächen und sakralen Gesängen in Einklang zu bringen, ein Fakt der das Cineastische in der Musik des schwedischen Trios einmal mehr untermauert. So folgt auf den pathetisch, hochheiligen Opener mit dem wahrlich passenden Titel ‚Before The Storm‘ mit ‚Towering Grabes (Osmos)‘ schon die erste Materialschlacht mit semi-kompromissloser Note, wobei auch dieser Song nur in etwa vermuten lässt, was in den „Cities Of Mars“ noch zu erwarten ist und zu entdecken gibt. Nach und nach schaukelt sich der Härtegrad auf (‚The Prophet (Methusalem)‘), wobei es immer noch Momente für ein nachdenkliches Innehalten gibt (‚Song Of A Distant Earth (Hathra)‘). Aber nur, um dann wieder die Daumenschrauben anzusetzen (etwa mit ‚A Dawn Of No Light (Chthon)‘), was aber statt Schmerzen nur ein wohliges Gefühl doomiger Tiefenentspannung hinterlässt. Mit dem mächtigen 12-minüter ‚The Black Shard (Bahb-Elon)‘) zeigen Cities Of Mars einmal mehr, was für eine Klasse in der Band steckt, gibt es hier doch überaus Suspense-haltige Richtungswechsel. Wobei ein Happy End an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang natürlich reine Utopie ist.
Bewertung: 10/15 Punkten (CA 11, MK 10, KR 10)
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Tracklist:
1. ‘Before The Storm’
2. ‘Towering Graves (Osmos)’
3. ‘The Prophet (Methusalem)’
4. ‘Song Of A Distant Earth (Hathra)’
5. ‘A Dawn Of No Light (Chthon)’
6. ‘The Dreaming Sky (Anur)’
7. ‘Reflected Skyline (Sarraqum)’
8. ‘The Black Shard (Bahb – Elon)’
Besetzung:
Danne Palm (vocals, bass, synth)
Christoffer Norén (vocals, guitar)
Johan Aronstedt (backing vocals, drums & percussion)
Diskografie (Studioalben):
“Cities of Mars” (2022)
“The Horologist” (2019)
“Temporal Rifts” (2017)
“Celestial Mistress” (2016)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Purple Sage PR zur Verfügung gestellt.