Trip Rock • Experimental • Dark Wave (37:25; CD, Digital, Vinyl; Humus Records, 15.08.2025) Hypnotisch, zäh, abweisend dunkel, trippy und irgendwie total anders als der übliche Wahnsinn. Was diese Schweden hier auf ihrem zweiten Release fabrizieren, zieht mich des Abends immer magisch an. Es ist speziell, faszinierend kühl, atmet den Geist der ausufernd-monotonen Swans, bringt Nischen-Künstler wie Anna von Hausswolff oder die experimentelle Seite von Ulver vor das geistige Auge und ist am Ende einfach nur eine weitere gute Alternative bzw. Entdeckung. Vier lange Tracks zwischen brachial, aufreibend und sphärisch-melancholisch – meist mit urbaner, nächtlicher Atmosphäre fluoreszierend – ziehen Dich…
Autor: Rajko Baers
Post Punk • New Wave • Indie (41:40; CD, Digital, Vinyl; Cargo Records, 29.08.2025) Mit richtig schön positiv aufgeladenen Post-Punk-Gitarren, verträumten Stimmungen und zum Teil sehr gelungenen Songs bringen Lathe Of Heaven aus New York nach ihrem Debüt aus 2023 mit "Aurora" erneut starkes Material an den Start. Mit sehr organischem, verwaschenem Sound, ordentlich Delay-Effekten auf den Gitarren und melancholisch, hymnischen Melodien a'la The Chameleons, Killing Joke oder The Horrors hat man mich mit meiner alten Wave-Sozialisation schnell an den Eiern. Die Vocals von Gage Allison haben genügend Charisma, und mit dem meist treibenden Gitarren-Sound und symphonischen Eighties-Synths bin ich…
Progressive Rock • Doom • Dark Metal • Black Metal (42:47; CD, Digital; Vinyl; Season Of Mist, 05.09.2025) Kjetis Nordhus, Tchort und Mannen sind endlich zurück und höre ich die neue Rille wieder und wieder, ist das verdammt nochmal gut so. Nach der bereits starken Platte seiner Landsleute von In The Woods mit "Otra" ist somit ein weiterer wichtiger Vertreter der guten alten Neunziger mit taufrischen Songs am Start. Sechs Tracks mit meist ordentlicher Überlänge, progressivem Anstrich, stets drückenden Gitarren bauen auf dem längst etablierten, tiefgreifenden Fundament der Band auf, bei dem sich der Sänger erneut mit seinen prägnanten Vocals…
(43:10; CD, Digital; Just For Kicks Music, 14.07.2025) Finnischer Space Rock, fast durchgehend instrumental mit orientalisch-schamanischen Chören hier und da. Klingt nach dieser Art psychedelischem Sound, der mich begeistern müsste und sollte, und der "Void Weaver" (nach Abgründen klingt hier nichts) groovt mit ordentlich Bass fast durchgehend hypnotisch nach vorn. Der Sound ist etwas verwaschen, dicht und mit simplen Melodien im Fundament. Über diese webt die Band meist orientalisch, fast schamanenhafte Chöre und jederzeit eindringliche Sitar-/Gitarren-Klänge, die im meist treibenden Space Rock mit ihrer Effektivität und Melodientrunkenheit keine Gefangenen nehmen. Das hat über die komplette Länge des Albums einen orchestralen…
(62:47; CD, Digital, Vinyl; Pelagic Records; 29.08.2025) Die Schweizer passen natürlich perfekt in den Pelagic-Stall, sind aber am Ende und vor allem mit dieser neuen Rille ihr ganz eigener Film. Dynamisch wirst Du von sanften, stillen Rückzügen in tiefe, hoffnungslose Abgründe gezerrt. Ich musste desöfteren an das Meisterwerk "An Empire" der Schweden A Swarm Of The Sun denken, bei dem auch gerade die Extreme in den Stimmungen, die verschiedensten Ausschläge und Stilmittel ein breit aufgestelltes Szenario definierten. "Bring Mirrors to the Surface" ist dunkel, abwartend, kathartisch, hat laut der Band einiges an Themen zu beackern und diese Bergmassive spürst Du…
(43:42; CD, Digital, Vinyl; Long Branch Records/SPV, 29.08.2025) Immer schön die volle Retro-Keule, der alte Metal/Hard Rock der frühen Seventies steckt in wahrlich jeder Faser von Wucan. Die Band feiert diesen Sound einfach mit jeder neuen Rille neu, hat hier und da ein paar nette neue Gimmicks im Sound, damit man nicht auf der Stelle tritt. Wie die Band diesen Sound einfach mit einer Spielfreude und Vergötterung der frühen Helden spielt, ist eine wahre Freude. 'Irons In The Fire' ist mal eben direkt auf die Zwölf gerockt, dick in Funk groovt 'Wicked, Sick And Twisted' und hat das Glas Classic…
(50:18; CD, Digital, Vinyl; Season Of Mist, 29.08.2025) Die Holländer sind längst etabliert im Kreis der nordisch rituellen Folk Bands und mit "NIHT" schiebt man ein hervorragend produziertes Werk nach, welches erneut in die Weiten des Nordlandes hinaus zieht. Sehr dominante Percussions, beschwörende Gesänge – ob männlich oder weiblich - harmonisieren unglaublich gut mit den rituellen, rhythmusorientierten Stücken, die dank der transparenten, sehr kraftvollen Produktion einen sehr direkten Zugang zum Hörer finden sollten. Wo Heilung oder Nytt Land aus meiner persönlichen Sicht immer eine Spur drüber sind mit ihrem Theater, finden die Holländer eine feine Balance aus orchestralen dynamischen Harmonien,…
(49:45; CD, Digital, Vinyl; Relapse Records; 22.08.2025) Brann Dailor (Mastodon) und sein Compagnon João Nogueira mit quirligem Synth-Rock, progressivem Pop und alternativ hymnischem Sound – klingt spannend, ist es auch über weite Teile des zweiten Albums der Jungs. Oben ist unten - unten ist oben, wir tauchen ein in eine posthumane Welt Billionen Jahre später. Maschinen atmen, Liebe und Empathie über allem, Spaß und Extrovertiertheit in jeder Pore dieses Albums springt als Funke schnell auf den Hörer über, so man keine Berührungsängste mit synthetisch aufgeladenem Rock hat. Alles ist ein wenig drüber, funny, psychotisch, mit futuristischem Trash-Faktor spielend – etwas…
(42:36; CD, Digital, Vinyl; Warner Music, 22.08.2025) Sie gehören zu den großen alternativen Bands der letzten 25 Jahre, wurden gerne und oft zu schnell in die Nu-Metal-Sparte abgelegt und sind natürlich viel mehr als dies. Kommt nach Jahren eine neue Rille, bleibt meist nur die Frage, funktioniert die Platte als Ganzes, stimmt das Songwriting, schreibt die Band noch übergroße Hymnen? Spätestens wenn Dich nach wenigen Sekunden der Opener 'My Mind Is A Mountain' mit unmittelbarer Klarheit und Wall of Sound überrollt, bist Du schon drin in "Private Music" und die restlichen knapp 40 Minuten sind Deftones pur mit einer Abfolge…
(40:46; Digital, CD, Vinyl; Season Of Mist; 22.08.2025) Heavy Americana? Ja, die Labelpromotion versucht, Begriffe/Stilistiken zu kreieren, die aus den Massen der Releases ein Alleinstellungsmerkmal generieren könnten. Ganz so falsch ist dies im Falle Bask aber auch nicht, haben die Jungs aus Asheville, North Carolina, schon einen eigenwilligen Ansatz im Sound, nutzen die progressive Stoner-Schlagseite einer Band wie Elder, sind durchgehend im latent schräg-dynamischen Flow. Es geht weniger um den großen Refrain, dafür ist die Musik mit zu viel Abwechslung und Spielwitz im eigenen progressiven Spiel verhaftet. Melodisch ist es allemal, Folk und Americana fließt leichtfüßig im Song-Material mit ein,…
(39:32; CD, Digital, Cassette; Eigenveröffentlichung, 18.07.2025) Wieder so eine Entdeckung und ganz nach meinem Geschmack in Sachen Nischen-Sounds. Ob nun Post Punk, Shoegaze, Slowcore, Cinematic Ambient Pop, Indie/Dream Pop – alles fließt auf melodische, extrem hypnotische Weise ineinander und macht diese Amis zu eine der Entdeckungen der letzten Zeit. Mit dem epischen, fast achtminütigen Opener driftet man noch schön verstrahlt ins Album hinein, hat einen hypnotischen Unterbau, bindet noisy Psych Pop-Elemente mit Indie Rock und Post Punk – alles im lässigen Shoegaze-Nebel balancierend. Etwas flotter wird dann sogar noch einer drauf gesetzt im folgenden 'Unsettled', während danach das trippige, schön…
(23:50; CD, Vinyl, Digital; Fuzzorama Records; 15.08.2025) Es ist doch schon wieder länger her, dass mir das seinerzeit kompakte "Unmointable Stairs" durch die Ohren lief. Eine starke Platte, aber der Kontakt brach danach ab. Die neue EP der Ösis mit sechs frischen Tracks hat aus meiner Sicht viele positive, gar hymnisch alternative Einflüsse. Ich fühle mich immer wieder mal in Sachen Gesang/Hooks und Melodik an die 90s-Shoegazer von Catherine Wheel erinnert. Rau und kompakt prägnante Songs, die sofort im Ohr hängen bleiben. Natürlich ist im Fundament der QOTSA-Einfluss noch lesbar, aber die Jungs haben sich da gut freigeschwommen - dies…
(46:37; CD, Digital,Vinyl; Fruits De Mer Records, 14.08.2025) Diese Platte schaut und greift viel tiefer als alles, was die Band vorher in die Pressung brachte. Mit schwierigen Krankheitsverläufen und Schicksalsschlägen konfrontiert, schaffen Colin Consterdine und Peter Bingham mit weiteren Musikern ein breit gespanntes Netz aus meditativen, jederzeit trippig orchestralen Partituren. Die Musik ist offen, locker luftig, findet in jedem Moment in die Tiefe und wurde zum Teil in Vietnam und Thailand aufgenommen. Der trippige Groove schließt Electronica, Ambient, Rock und jazzige Moves mit ein, ist in jeder Sekunde harmonisch, melodiös und dank der orchestralen Synths wirkt dieses Album weit ausholend…
(43:24; CD, Digital, Vinyl; Hibernation Release, 18.07.2025) Diese Amis zielen definitiv ohne Umschweife mit ihrem fiesen, extrem zähen Sludge Doom tief in die Magengrube. Also wenn Du beschwingt und gut drauf kommen willst, brauchst Du hier nicht mehr weiterzulesen. Stomach sind die meiste Zeit ultra slow, überziehen Dich mit Drone, Noise, industriellem Doom, alles trist und in lo-fi. Der Gesang ist Genre-konform finster, angepisst und Melodien in herkömmlichem Sinne wirst Du nicht finden können. Wenn Dir Sludge, extrem düster und nicht undergroundig genug sein kann, dann wirst Du mit Stomach die richtige Pille für Magenschmerzen bekommen erhalten. Extrem zähes Fleisch…
Weniger ist manchmal mehr...oder so ähnlich! Wiederholt führte es mich ins Strombad nach Cottbus zum chilligen Blue Moon Festival. Auch in 2025 lockte ein sehr buntes Programm/Line-up Metaller, Hipster, Freunde des Retro/Vintage Rock, jung und alt mit Lust auf Gitarren satt in die Open Air-Location. Die Wetter-Prognose ließ die Tage davor eigentlich nichts Gutes erwarten (es regnete in der Woche ja auch pausenlos) – aber wie so oft im Leben kommt es meist anders und in diesem speziellen Falle blieb der Wettergott gnädig an beiden meiner Anwesenheitstage bis in die Nacht. Für Essen/Getränke, Badespaß und anderweitige Unterhaltung (Mini-Kino) wurde erneut…
(45:23; Digital; Timeless Records/Eigenveröffentlichung, 25.04.2025) Mensch, was waren die Schweden seinerzeit in der Einflugschneise zwischen ruhigen The Gathering, Opeth, Anathema, aber auch Psych Rock (The Amazing), New Artrock Vertretern wie den genialen Schweden von Landberk oder Anekdoten eine weitere Glückspille in Sachen nordischer Prog. Somit war die Nachricht über ein neues Album schon nach all den Jahren ein Aha-Moment. Nach eben diesen vielen Jahren Auszeit erscheint die neue Rille eher ganz leise und fast unbemerkt auf dem Markt ohne größere Promotion – eigentlich etwas unterpräsentiert. Es soll nun trotzdem hier – wenn auch verspätet – besprochen werden und nimmt man…
(41:29; Vinyl, CD, Digital; Pelagic Records, 01.08.2025) "Blodsträngen" in der Doppelbetreuung Teil 1: Rajko Baers Blessings aus Göteborg mit ihrer dritten Rille, und diese Platte ist ein kleines fieses Monster. Den Vorgänger „Biskopskniven" kenne ich nicht, ging also völlig unbedarft an die Sache. Zuerst einmal Kompliment für einen mächtigen, extrem dynamischen Sound. Gerade die ausladenden Drums, das sphärische Gitarrenspiel und die ständige Unruhe, der permanente Moment vor dem Knall sind ein absolut geiles Stilmittel, um Dich sekündlich im Puls der Platte zu halten. Mit dem urbanen, unterschwellig verzweifelten Opener 'Raised On Graves' zieht man nach und nach die Daumenschraube an,…
(25:35; Digital, Vinyl; Federal Prisoner, 25.07.2025) Back in the early Nineties oder so ähnlich. Ja, auch ich hatte Phasen, wo mich Ministry, Godflesh, Nine Inch Nails und Skrew so richtig derb mit ihren apokalyptischen Grooves begeisterten, dieser seinerzeit angesagte Move zwischen Metal und Industrial sehr angesagt war und sogar hoch frequent über die damals populären Musik-TV-Kanäle wie MTV ihre Rotation erlebten. Dies ist lange her, der große Hype blieb im Industrial Metal aus, Nine Inch Nails wurden irgendwann ihre eigene Liga im alternativen Metier und Ministry waren – so sind wir mal ehrlich – nie wieder so auf den Punkt…
(51:22; Digital, Eigenveröffentlichung; 30.06.2025) Das Debüt hatte seinerzeit im Jahre 2021 bereits einiges an Charme, fand sich in der angesagten Mitte zwischen Shoe-und Blackgaze wieder und hatte mit Sängerin Alva einfach einen, wenn nicht den Trumpf in der Tasche. Wunderschöne, latent schiefe Heavenly Voices, und das ist als Kompliment gemeint, fanden sich auf wundersame Weise perfekt zum driftenden Wohlfühl-Metal a la Alcest auf dem Gabentisch ein und mundeten vortrefflich. "II" macht da einfach weiter und die langen, schön vor sich mäandernden Songs haben mit ihren verwaschenen, stets aber konkreten Melodien einen direkten Zugriff auf die Emotionen und werden für Freunde…
(62:15; CD, Digital, Vinyl; Road To Masochist; 18.07.2025) Freunde von früheren Deafheaven und Artverwandten könnten mit den Briten und ihrer zweiten Rille eine stimmige Ergänzung für den heimischen Plattenschrank finden. Epische Songlängen, Vocals zwischen zart/fragil, Kreischen und Growls, langsame bis stürmische Parts zeigen ein Fundament auf, dem mit starken kontrastreichen Songs auch Inhalt und Tiefe einhergehen. Produziert vom Genre-erfahrenen Joe Clayton (Dawnwalker, Ithaca) treibt man auf stürmischen Wellen durch raue und zurückhaltende Abschnitte, reizt die Dynamikgrenze permanent aus und der Hörer bleibt somit die ganze Zeit im Spannungsfeld aufmerksam und involviert. 'Mother's Concrete Womb' fächert als Opener mit knapp dreizehn…