Autor: Michael Büttgen

Geschmacklich bin ich eigentlich schlecht in irgendeine Schublade einzuordnen. Ich mag sehr viele verschieden Arten von Musik, solange sie für mich einen gewissen Anspruch hat, mich interessiert, fesselt und vor allem berührt.

14.0
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(69:00, Vinyl, CD, Digital; Peaceville Records, 14.04.2023) Die Liste der Top-Alben 2023 des schriftsetzenden Schmierfinks ist noch relativ leer. Umso dringlicher ist also die nun folgende Abhandlung eines potentiellen Kandidaten. Damit es hinterher nicht wieder heißt, man habe ja von nichts gewusst, weil keiner was gesagt hat. Seit 1994 existiert das norwegische „Reich des Todes“ (frei nach Google-Übersetzer), gegründet von Yusaf Parvez aka Vicotnik und einem gewissen Fenriz (am Bass, nicht am Schlagzeug). Davon ausgehend, dass sich auch einige Leser dieser betreuenden Seiten hin und wieder schon mal in der Black-Metal-Szene umschauen, wird der Name des Letztgenannten nicht gänzlich unbekannt…

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10.0
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(24:55, CD, Digital, Eigenveröffentlichung, 07.07.2023) Das Berliner Quintett Seyr veröffentlichte bereits im letzten Jahr mit „Flux“ ein durchaus respektables Debüt, mit einer anspruchsvollen Mischung aus Progressive Metal und groovelastigem Death Metal. Und auch auf der erneut in Eigenregie veröffentlichten EP „27 Million“ nötigt einem die deutsch-syrische Band einiges an Respekt ab. Musikalisch bewegt man sich immer noch im progressiven Death Metal, wobei man gerade beim Gesang von Sebastian Elm des Öfteren an die Leipziger von Disillusion erinnert wird. Auch handwerklich kann man ohne schlechtes Gewissen zustimmend nicken, wenn blitzschnell und präzise die ein oder anderen Opeth- und Gojira-Referenzen durchexerziert werden.…

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11.0
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(33:36, CD, Digital, Sliptrick Records, 04.07.2023) Indien gilt jetzt nicht unbedingt als Zentrum für schnelle und dazu noch verzerrte Gitarrenmusik in Kombination mit Schreigesang, kurz: Metal. Man muss schon ein wenig suchen. Kryptos zum Beispiel, spielen einen düsteren, eher klassischen Heavy Metal. Demonic Resurrection wären vielleicht dem ein oder anderen Progmetal Fan bekannt und Bloodywood natürlich, die mit einer wilden Mischung aus Nu Metal, Rap, Folk und Groove Metal aktuell und international recht erfolgreich sind, könnten Underground-Liebhabern ein Begriff sein. Aber Schluss mit dem Exkurs und hin zum eigentlichen Thema: Arav Krishnan, ein sehr junger Musiker aus Bangaluru, gehört eigentlich…

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10.0
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(159:43, 2CD, 2LP, Digital; Eigenproduktion, Wormholedeath, 09.06.2023) Man braucht viel Zeit und Geduld, wenn man dieses Mammutwerk durchhören und verstehen möchte. Der Aufwand, den Max Enix hier betrieben hat, ist immens und nötigt jedem, der ein wenig Einblick in die Produktion von Musik hat, ein gewisses Maß an Respekt ab. Beinahe im Alleingang wurde das Album geplant und komponiert, unterstützt von Thomas Kubler, der die Orchestrierung für das Budapester Sinfonieorchester arrangiert hat, von Vikram Shankar, der einige Parts mit zusätzlichen Ideen verfeinert hat und einer meterlangen Liste von Gastmusikern, die oftmals noch eigene Ideen ergänzt haben. Wer wissen möchte, wer…

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12.5
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(83:00, Vinyl, CD, Digital, Profound Lore Records, 21.04.2023) Funeral Doom gehört sicher zu den extremeren Spielarten, die aus der Metal-Suppe entstanden sind. Fröhlichkeit ist völlig fehl am Platz. Nicht mal Hoffnung ist ansatzweise sichtbar. Stattdessen herrscht eine radikal düstere, zähflüssige, stark atmosphärische Stimmung, die wirklich jede noch so resolute Zimmerpflanze zu Staub zerfallen lässt. Nun beliefern Bell Witch aus Seattle völlig unerwartet und nahezu ohne jegliche Promo die depressive Gemeinde mit einem neuen Album. Der Vorgänger „Mirror Reaper“ erschien 2017, nachdem Schlagzeuger Adrian Guerra nach einem Herzanfall verstarb, und kann, ohne länger darüber nachzudenken zu müssen, als eines der großartigsten…

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12.0
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(43:57, CD, Digital, Cursed Monk Records, 20.04.2023) Irland ist eine wunderschöne, grüne Insel, mit vielen Schafen, netten Menschen, salziger Butter und dem besten Bier der Welt. Beim Thema Bier muss man allerdings vorsichtig sein, denn da gibt es stark abweichende Meinungen (Aber HALLO. Die dummstullige Chefred.). Wie halt auch beim Thema Musik in „unserer“ Szene. So würde sich manch einer schon fragen, wie es denn neben Thin Lizzy, Clannad, Sinead O´Connor, The Cranberries und U2 – Bands, die Musik mit so viel Schönklang erschaffen – so ein räudiger, bekiffter Schweißmauken-Sludge geschafft hat, über den Kanal zu kommen. Slung From A…

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12.0
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(54:09, CD, Digital, Napalm Records, 24.03.2023) Promotet man ein Album einer Band aus Finnland und verwendet dabei Genrebezeichnungen wie Melodic Doom, Black oder Death Metal, lockt das mittlerweile keine enthusiastisch kreischenden Schwarzkittel mehr aus der mit Räucherkerzen vollgepafften Singlebude hervor. Dafür ist einfach die Masse an belanglosen Veröffentlichungen in diesem Bereich zu groß geworden. Bei Marianas Rest, einer Band aus der Küstenstadt Kotka, soll nun ein wieder erglühter Funke auf die Fans melancholischer Musik überspringen und deren tristen Alltag mit frischen Moll-Akkorden aufblühen lassen. Das klingt vielleicht negativer, als es eigentlich gemeint ist, denn das 2013 gegründete Sextett um Omnium…

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11.0
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(69:30, CD, Digital, Klonosphere, 17.03.2023) Die Pariser Formation [Stömb] existiert bereits seit 2012 und dürfte zumindest regelmäßigen Besuchern des Euroblast Festivals ein Begriff sein. Nach zwei gutklassigen Alben und einigen EPs, präsentiert die Band nun mit „Massive Disturbed Meta Art“ ein Album, welches sich thematisch mit psychedelischen Rauschzuständen und den einhergehenden spirituellen Erfahrungen befasst. Allerdings geht die hierfür zelebrierte Musik komplett an der Vorstellung von Schlaghosen, Hippies Hawkwind, Hendrix und Co. vorbei. Stattdessen orientieren sich die Franzosen einmal mehr an instrumentalem Prog Metal, mit starkem Hang zum Post Metal. Kräftige Riffs, djentige, abgehackte Stakkato-Rhythmen und eine eher dunkle Atmosphäre spiegeln…

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13.0
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(1:11:18; Vinyl, CD, Digital; AFM Records, 17.03.2023) Ja, auch der im Augenblick diese Zeilen hinschmierende Kritiker-Schmierlapp im Betreuergewand ist glühender Fates-Warning-Fan und bei der berüchtigten, wie auch gefährlichen Sängerfrage klar Team Adler. Auch bei der mittlerweile über 20 Jahre aktiven Band Redemption aus Los Angeles brillierte bekannterweise Ray Alder. Bis er mit „The Art Of Loss“, im wahrsten Sinne des Albumtitels, das Mikro an Goldkehlchen Tom S. Englund vererbte. Dieser gab schließlich beim Vorgängeralbum „Long Night’s Journey Into Day“ seinen Einstand und konnte weitere zwei Jahre später beim wunderbaren Live-Album „Alive In Color“ ebenso mit seinen Live-Qualitäten als Frontman überzeugen.…

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10.0
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(38:06, Digital; Eigenproduktion, Serotonin Syndrome, 27.01.2023) Ein Serotoninsyndrom ist die Folge einer Überdosierung durch Antidepressiva. Und auch wenn „Seed of Mankind“, das dritte Album der finnischen Post Metaller, durchaus einen Hang zur Melancholie und Selbstzerstörung hat, und die Aussichten für einen guten Lebensabend auf unserem Planeten aktuell nicht wirklich gut stehen, kann man die Pillen durchaus noch in der Schublade liegen lassen. Zu Beginn sorgt der Opener ‚Among Others‘ mit seinem wütenden, stark vom Black Metal beeinflussten Doom-Sound und mit klirrenden Riffs für Aufmerksamkeit. Der Finnenfünfer agiert im Vergleich zum sieben Jahre alten Vorgänger härter und mit dreis Songs über…

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10.0
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(38:40, Vinyl, CD, Digital, Eigenproduktion, 20.01.2023) Ist die Dunkelheit böse? Nein, sagt Priscila Da Costa, die Gründerin der luxemburgischen Band Ptolemea. Nutzen doch viele Bands eben diese Dunkelheit auch als Energiequelle für ihre Kreativität. Wer von uns Musikinteressierten sich nicht schon mal wohltuend in Melancholie gewälzt hat, dieses Gefühl als befreiend empfunden hat und dabei ein Freudentränchen vergossen hat, werfe also bitte die erste Grabkerze. Nach ihrer Gründung 2018 veröffentlichte die Band bereits einige EPs und bald fünf Jahre später folgt nun mit „Balanced Darkness“ das erste richtige Album, wobei die Band Referenzen wie Chelsea Wolfe, Emma Ruth Rundle und…

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10.0
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(60:00, Vinyl, CD, Digital, Czar Of Crickets, 20.01.2023) Die 2012 gegründeten Deutschschweizer Giant Sleep überzeugten bereits mit ihrem 2017 veröffentlichten zweiten Album „Move a Mountain“ eine nicht gerade kleine Liebhabergemeinde von Stoner, Psychedelic und Doom Rock. Und auch auf ihrem dritten Album, welches dieser Tage beim schweizerischen Label Czar Of Cricket erscheint, walzt das Quintett mit kraftvollen Riffs einen halben Wald nieder. Der Opener ‚Silent Field‘ und die Vorabsingle ‚Grounded To The Sky‘ lassen überdies einen durchaus rhythmisch starken, wie anspruchsvollen, oftmals Tool’igen Einschlag durchscheinen. Im Vergleich zum Vorgänger, ist ein deutlich stärkerer Einfluss aus dem Postrock (‚Siren Song‘) erkennbar…

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11.5
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(46:11, Vinyl, CD, Digital, Springstoff, 25.11.2022) Das Johannes Motschmann Trio in der Besetzung Johannes Motschmann, Boris Bolles, David Panzl erregte zum ersten Mal die Aufmerksamkeit des schriftsetzenden Betreuers mit dem Album „Electric Fields“. Eine faszinierende Mischung aus klassischer und elektronischer Musik, wobei Einflüsse von Tangerine Dream und anderen 70er-Elektrokoryphäen der guten alten Berliner Schule deutlich auszumachen waren. „AION 2“, das neue Album des deutschen Komponisten, bietet nun ein weiteres, sehr interessantes Detail. Johannes Motschmann forscht als Stipendiat im Experimentalstudio des SWR zu Komposition und künstlicher Intelligenz und startete zusammen mit dem Musikinformatiker Thomas Hummel das Projekt AION. Ziel: Eine KI…

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„Heavy liqueur“ und pure Magie Auch für Leute, die bei Gott eher an Lemmy Kilmister (R.I.P.) denken, können Kirchen ein schöner und besinnlicher Ort sein. Ein idealer Ort also für einen Musiker, der sich mit besinnlicher Musik gut auskennt. Steve Hogarth ist unter dem Titel „h Natural“ mit einer kleinen Weihnachtstournee unterwegs und gastiert hierzulande in zwei Kirchen. Der Christuskirche in Bochum und in der Kreuzkirche in Bonn. Die imposante evangelische Kreuzkirche in Bonn macht einen ehrfurchtgebietenden Eindruck. Schon von weitem, und wenn man direkt davorsteht und diesen riesigen Kirchturm hochschaut. Als das beauftragte Betreuerteam schließlich pünktlich zum geplanten Einlass…

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13.0
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(59:23; Vinyl, CD, Digital; Prophecy Productions, 04.11.2022) Schön, dass es bei Disillusion mittlerweile etwas „schneller“ voran geht. Soll heißen, man muss keine 13 Jahre mehr ausharren, bis ein neues Album erscheint. So lange musste man warten, bis nach dem mutigen Album „Gloria“ das großartige letzte Album „The Liberation“ erschienen ist. Jetzt sind es „handelsübliche“ drei Jahre Wartezeit geworden und obwohl der Vorgänger in der gesamten (Prog-)Metal-Szene berechtigterweise sehr gute bis überschwängliche Kritiken einfahren konnte, schafft es Album Nummer Nr. 4 immer noch, den Qualitätstandard der Leipziger zu halten. „Ayam“ klingt wie ein logischer Nachfolger von „The Liberation“. Die Unterschiede sind…

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11.0
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(45:17, Vinyl, CD, Digital, AFM Records, 21.10.2022) Das fünfte Album der Erben von Leif Edling, der Avatarium vor bald 10 Jahren gründete, sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach dem Album „The Girl With The Raven Mask“ zurückziehen musste, erscheint etwas überraschend nicht mehr bei Nuclear Blast aus Donzdorf, sondern bei AFM Records. Natürlich hat das wenig bis gar keine Auswirkungen auf die Musik auf ‚Death, Where Is Your Sting‘, einem Titel, der – wie bei so vielen anderen Alben – auch durch die Pandemie inspiriert wurde. War das selbst betitelte Debüt damals noch eine regelrechte Hommage an Koryphäen wie Ronnie…

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11.0
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(44:48, Vinyl, CD, Digital, Metal Blade, 09.09.2022) Das aus Boston stammende Todesbleikommando, unter Führung von Mastermind, Sänger, Gitarrist, Songschreiber und Produzent David Davidson, veröffentlich nach einer längeren Wartezeit von vier Jahren und ihrem letzten Album „The Outer Ones“ ihr nunmehr achtes Album. Dabei enthält „Netherheaven“ im Vergleich zum fast lupenreinen Technical-Death-Metal-Vorgänger wieder ein wenig mehr Thrash-Metal-Einflüsse, wenn auch nur dezent. Weiterhin aber überwiegt bei Revocation natürlich der handwerklich und technisch anspruchsvolle Death Metal. Dabei schüttelt sich David Davidson mit einer unfassbaren Lässigkeit ein Wahnsinns-Riff nach dem anderen aus dem eitrigen Hemd und garniert das Ganze mit hochkomplexen, aber immer noch…

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11.5
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(53:15, Vinyl, CD, Digital, Seventh Records, 30.09.2022) „Magma mag ma, oder Magma mag ma net…“. An dieser, in Freakshow-Kreisen öfter verkündeten Weisheit ist vielleicht was dran. Denn auch wenn der schriftsetzende Betreuer keine Magmalogie studiert hat und bei der kobaïanischen Sprache immer erst an Chaplins „Der große Diktator“ denken muss, ließ sich durchaus anerkennend feststellen, dass die französische Kultband mit zu den besten Live-Acts gehört, die man heutzutage noch live sehen kann. Perfektion ist nicht immer Langeweile, sondern kann – im Fall von Magma – auch sehr viel Spaß machen. Nun nach knapp 18 Monaten und einer (für uns alle)…

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11.8
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(37:39, Vinyl, CD, Digital, Warner Music, 2022) Nach ihrem wahrscheinlich besten, wie auch erfolgreichsten Album „Black Holes & Revelations“ veränderten sich Muse. Sehr zum Argwohn derjenigen, die den ausgetüftelten, schweren wie bombastischen Rocksound von u.a. „Absolution“ und die wilden Queen-Eskapaden auf „Origin of Symmetry“ zu schätzen wussten. Vermutete man mit den Ausflügen in Dubstep, Pop und einem schwer einzuordnenden Schwall diverser anderer Einflüsse beim Album „2nd Law“ noch eine Art Provokation, musste man sich spätestens mit dem recht harmlosen „Drones“ damit abfinden, dass auch die Rückkehr zur Rockmusik nicht mehr den Muse’schen Qualititätsstandards entsprechen sollte. Auch „Simulation Theory“ wollte keine…

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7.0
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(37:08, CD, Vinyl, Digital, Century Media, 2022) Spirit Adrift aus Texas, aktuell bestehend aus beinahe Alleinherrscher Nate Garrett und (Neu-)Drummer Mike Arellano, wirbeln seit 2016 und mittlerweile vier Studio-Alben in der Doom-Szene einiges an schwerstem Sägemehl auf. Riesige Flächen von Wäldern müssten diese Riffs mittlerweile auf dem Kerbholz haben, käme ihnen nicht die aktuelle Klima-Entwicklung in die Quere. Die doomige Atmosphäre, die sägenden Riffs, die sich auch mal beim klassischen Heavy Metal verorten lassen, sowie die gewaltigen Melodien, die die Erhabenheit von Bands wie Pallbearer oder Khemmis tangieren, sorgten besonders beim letzten Album „Enlightened In Eternity“ für überschwängliches und auch…

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