Messe in Enge und Ekstase
Zwischen dem 26. und 30. März 2025 spielten Amenra an fünf aufeinanderfolgenden Abenden im Brüsseler Ancienne Belgique – eine Konzertreihe, die nicht nur der Vorstellung ihrer neuen Doppel-EP „De Toorn / With Fang And Claw“ diente, sondern auch als Vorbereitung auf die ab Mitte April anstehende Europa-Tournee. Nur vier Tage vor diesem intensiven Heimspiel-Marathon gastierte die belgische Sludge- und Post-Metal-Institution im luxemburgischen Den Atelier. Das Konzert war nicht nur als Generalprobe gedacht, sondern markierte zugleich den ersten Auftritt mit Bassistin Amy Tung Barrysmith, die als Nachfolgerin von Tim De Gieter vorgestellt wurde.
Als Opener mit dabei: die Genter Noise-Rock-Band Youff.
Youff
Youff spielen eine Mischung aus Noise Rock und Post Metal – auf dem Papier durchaus spannend, in der Praxis leider weniger. Die Gitarristen Arjen Verswijvelt und Victor Goemaere klirren und sägen sich durch monotone Riffwände, Bassist Filip Brans legt wütend pumpende Basslinien darunter und Drummer Manu Mahie bearbeitete sein Schlagzeug mit wilder Entschlossenheit. Das Ganze war heavy as Fuck, aber leider auch monoton und sehr repetitiv.
Visuell setzte die Band auf minimalistischen Overkill: ein Licht, das permanent zwischen grellem Hell und Dunkelheit flackerte – kaum Farbwechsel, wenig Dynamik, dafür umso mehr Reizüberflutung. Gepaart mit einem Sound, dessen Dröhnen schon nach wenigen Minuten ins Schmerzregister rutschte, machte ich eine Erfahrung, die weniger kathartische als vielmehr überfordernde Wirkung hatte.
Nach zwei Stücken war für mich Schluss. Nicht aus Prinzip, sondern weil mein Körper auf Durchzug schaltete.
Besetzung:
Manu Mahie – drums
Arjen Verswijvelt – guitar
Victor Goemaere – guitar
Filip Brans – bass
Michiel De Naegel – vocals
Amenra
Direkt der Einstieg hatte es in sich: ‚Salve Mater‘, ein neues Stück von „WithFang And Claw“, entlud sich wie ein Sturm aus Wut, Schmerz und unter Schreien begrabener Verletzlichkeit. Bereits hier wurde jedoch deutlich, dass der Klang nicht optimal war. Es zeichnete sich ab, dass es anstrengend werden würde, der fordernden Musik von Amenra zu folgen.
Mit ‚Razoreater‘ ging es weiter – ein Track von „Mass III“, der mit schleppenden Rhythmen, fast akustisch anmutenden Passagen und gehauchtem Gesang begann. Die Dynamik war beeindruckend: ein starker Aufbau, eine dichte Atmosphäre, bis schließlich sägende Riffs und frontal ins Publikum geschleuderte Screams die Intensität explodieren ließen. Auffällig: Amenra wirkten ungewöhnlich nahbar, denn Colin stand vermehrt mit dem Gesicht zur Menge – etwas, das man selten von ihm sieht.
‚De Evenmens‘, das vielleicht stärkste Stück vom letzten Album „De Doorn“, entfaltete sich als heavy Gewitter mit doomigen Anleihen. Besonders eindrucksvoll waren hier die schleppenden Passagen mit ihrem fast tranceartigen Sprechgesang. In den leisen Momenten lag eine unheimliche Schönheit – gezupfte Gitarren, ein Schlagzeug, das wie mit Jazzbesen klang. Die Atmosphäre erinnerte in ihrer Intensität an Anne Clark oder Alex Henry Foster. Und als das Stück wieder lauter wurde, blieben die Clean Vocals bestehen.
Mit ‚Heden‘ gab es eine weitere Premiere: ein neues Stück von der EP „De Toorn“. Es wirkte wie ein Ritual – anfangs überraschend zart – so viel Zerbrechlichkeit hatte ich bei Amenra noch nie erlebt. Die Worte wurden zunächst rezitiert, gingen dann in Sprechgesang über, bevor sie am Ende in einem vollen Post-Metal-Gewitter mündeten, mit Screams, die tief aus der Seele zu kommen schienen. Ein ganz besonderes Erlebnis!
Die Uraufführung von ‚Forlorn‘ lockte mich noch einmal in den Saal zurück, doch bei ‚Terziele‘ lauschte ich wieder aus der Ferne. Bei ‚Am Kreuz‘ konnte ich hören, wie Amy Tung Barrysmith Colin H. van Eeckhout stimmgewaltig unterstützte. Ein echter Zugewinn für die Band, doch sehen konnte ich davon leider kaum etwas.
Besetzung:
Lennart Bossu
Bjorn Lebon
Mathieu Vandekerckhove
Amy Tung Barrysmith
Colin H. van Eeckhout
Fotos: Prog in Focus
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Wikipedia
Rezensionen:
„De Toorn / With Fang And Claw“ (2025)
„Skunk“ (Original Motion Picture Soundtrack) (2024)
Amenra • Cave In • Marissa Nadler – „Songs Of Townes Van Zandt Vol. III“ (2022)
„De Doorn“ (2021)
„Mass VI“ (2017)
Liveberichte:
08.09.23, Balve, Balver Höhle, Prophecy Fest 2023
19.05.23, Gent (BE), Viernulvier, Dunk!Festival 2023
11.04.23, Villerupt (FR), L’Arche
06.04.22, Köln, Essigfabrik
04.04.22, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
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Weitere Surftips:
Veranstalter: A-Promotions
Venue: Den Atelier