Von ‚Zu cool für Pyros‘ zu einer heißen Show!
Die norwegischen Prog-Maestros haben das Carlswerk Victoria in Köln förmlich in Brand gesetzt – und das nicht nur wegen der Pyro-Effekte! Im Rahmen ihrer „An Exclusive Evening With Leprous Europe“-Tour versprachen sie längere Sets, ein intensiveres Erlebnis und eine Show, die in Erinnerung bleibt. Ich hatte sie zuletzt 2019 auf der „Pitfalls“-Tour gesehen, aber diesmal klang das Angebot mit zwei Sets und noch mehr Live-Magie einfach zu verlockend, um es zu verpassen.
Das Carlswerk Victoria, eine ehemalige Industriehalle mit rauem Charme und perfektem Sound für intensive Live-Erlebnisse, war bereits ab Einlass um 19:00 Uhr am Brodeln. Die Vorfreude lag in der Luft, bis Leprous um 20:10 Uhr die Bühne betraten und mit ‚Silently Walking Alone‘ aus ihrem letzten Album „Melodies Of Atonement“ direkt ein Statement setzten.
Von der ersten Sekunde an hatten Leprous das Publikum fest im Griff. Ihre Bühnenpräsenz ist stark, und live liefern sie immer ab. Einar Solberg beeindruckte mit seiner kraftvollen Stimme und trifft die hohen Töne mühelos – etwas, das viele andere Sänger live vermeiden.
Man spürt seine Verbindung zum Publikum, egal ob in der ersten Reihe oder ganz hinten am Merch-Stand. Auch der Rest der Band überzeugt gesanglich – etwas, das auf den Alben nicht so offensichtlich ist, live aber umso mehr zur Geltung kommt.
Nach den Fan-Favoriten ‚The Price‘ und ‚Illuminate‘ stieg die Temperatur spürbar an. Spätestens mit ‚Like A Sunken Ship‘ vom aktuellen Album brachten Leprous die Halle zum Kochen – ein wilder Mix aus sanftem Gesang, Screams, Growls und beeindruckenden hohen Lalalas. Baard Kolstad lieferte am Schlagzeug pure Intensität, und das epische Outro des Songs, begleitet von Pyrotechnik, sorgte für absolute Ekstase im Publikum.
Einar war voll in seinem Element, immer im Austausch mit dem Publikum und für jeden Spaß zu haben. Besonders sein Spruch, dass sie früher dachten, sie wären „Too cool for Pyros“, sorgte für Lacher – doch am Ende passte es einfach perfekt zur Show.
Was ich an Leprous besonders schätze, ist, dass jeder Musiker und jedes Instrument gleich viel Raum bekommt – trotz Einars präsenter Ausstrahlung. Diese Balance sorgt für einen einzigartigen, frischen Sound, der live noch intensiver wirkt. Egal, ob es die düsteren, progressiven Stimmen von ‚Forced Entry‘ oder das „minimalistische“ (wie die Band es selbst nennt) ‚Foe‘ sind – die erste Hälfte des Sets verging wie im Flug.
Nach einer 15-minütigen Pause brachte das zweite Set eine spürbar emotionale Note. ‚On Hold‘ und der Fan-Favorit ‚Below‘ nahmen die Zuschauer mit auf eine intensive Reise und sorgten für Gänsehaut-Momente.
Ein Fan rief immer wieder scherzhaft nach ‚White‘ vom ersten Album „Tall Poppy Syndrome“, was für Lacher und eine lockere Stimmung zwischen Band und Publikum sorgte. Zwar blieb dieser Wunsch unerfüllt, doch mit ‚Passing‘, dem Opener ihres Debütalbums, gab es trotzdem einen besonderen Moment. Trotz der musikalischen Entwicklung der Band bleiben die Growls, intensiven Riffs und melodischen Soli aus den frühen Tagen ein fester Bestandteil der Fan-Herzen.
Ein persönliches Highlight für mich war das gemeinsame Chorsingen beim Outro von ‚Faceless‘. Es fühlte sich an, als wollte die Band den Fans etwas zurückgeben und sie aktiv in die Show einbinden – oder wie man es in Social-Media-Sprache nennen würde: die #FacelessArmy war vereint!
Trotz kleiner technischer Probleme bei ‚From The Flame‘ ließ die Energie im Saal nicht nach – im Gegenteil. Für uns Fans war es ein Glücksfall. So durften wir den Song gleich zweimal hören.
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Die Begeisterung kannte keine Grenzen, und es war offensichtlich, wie sehr die Fans die aktuelle Tour und die Songs aus „Melodies Of Atonement“ feierten. Die lauten „Zugabe!“-Rufe ließen keine Zweifel offen, und Leprous lieferten ab: Mit ‚Atonement‘ vom letzten Album und dem epischen Outro des Klassikers ‚The Sky Is Red‘ setzten sie einen hervorragenden Schlusspunkt. Ein rundum großartiger Abend und ein echtes Highlight für jeden Fan.
Besetzung:
Einar Solberg
Tor Oddmund Suhrke
Robin Ognedal
Simen Børven
Baard Kolstad
Fotos: Prog in Focus
Surftipps zu Leprous:
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Prog Archives
Wikipedia
Rezensionen:
„Melodies Of Atonement“ (2024)
„Live 2022″/“Aphelion“ (Tour Edition) (2023)
„Aphelion“ (2021)
„Pitfalls“ (2019)
„Malina“ (2017)
„Live At Rockefeller Music Hall“ (2016)
„The Congregation“ (2015)
„Coal“ (2013)
„Bilateral“ (2012)
„Tall Poppy Syndrome “ (2009)
Liveberichte:
01.10.23, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2023
30.09.23, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2023
13.02.23, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
25.06.22, Valkenburg aan de Geul (NL), Openluchttheater, Midsummer Prog Festival 2022
16.04.22, Eindhoven (NL), Effenaar, Grote Zaal, Prognosis Festival 2022
08.12.21, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Box
08.02.20, Dortmund, Junkyard
05.11.19, Köln, Die Kantine
04.06.16, Oslo (NO), Rockefeller Music Hall
06.04.16, Essen, Turock
27.04.13, Amstelveen (NL), P60, Headway Festival
Weitere Surftips:
Venue: Carlswerk Viktoria
Veranstalter: Underdog Recordstore