(65:17, CD, Eigenproduktion/Just For Kicks, 2018)
Auf ihrem vierten Album sind Delusion Squared wieder zu einem Duo geschrumpft, bestehend aus:
Steven Francis – guitars / vocals / drums / additional programming
Emmanuel de Saint Méen – bass / keyboards / backing vocals.
Als Gäste sind zu hören:
Emilie De Neef – flute / backing vocals
Robert McClung – additional vocals.
Im Inneren des schmalen Digipaks wird ein wenig über die textliche Grundlage des Albums verraten, die schon durch den Albumtitel ausgedrückt wird. Ist ja auch nicht das erste Mal, dass Delusion Squared ein Konzeptalbum hinlegen. Dabei leiten sie mit einem Zitat von Paul Valérie (1931) ein: „The time of the finite world is beginning“. Und so geht es in den Songs um die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen, Überbevölkerung, Gedanken über potenzielle Wege aus dem Dilemma. Dabei fallen auch Stichwörter wie Soylent Green, man erinnert sich vielleicht an diesen interessanten Science Fiction Film aus dem Jahr 1973 mit dem deutschen Titel …2022…die überleben wollen mit der sehr emotionalen Sterbeszene von Edward G. Robinson .
Eine gewisse Emotionalität ist auch in der Musik zu spüren, gerade in dem Song, wo dieses Soylent Green-Thema angesprochen wird (‚To This Day‘). Feine orchestrale Farbtupfer werten die schöne Komposition auf. Und das steht auch stellvertretend für die elf Songs. Nicht zu erwarten sind hier Heavy Prog oder avantgardistische Arrangements. Nein. Delusion Squared bieten melodiösen, modernen Prog, in den sich der angenehme Gesang nahtlos einfügt. Es geht nicht darum, instrumentale Soloschlachten in den Vordergrund zu stellen, sondern um abwechslungsreich gestaltete Songs mit recht hohem Gesangsanteil.
Der Opener ‚Devolution‘ zeigt gleich mustergültig, was den Hörer auf „Anthropocene“ erwartet, nämlich fein arrangierte Songs mit leichtem Prog-Anteil. An manchen Stellen erinnern sie dabei ein wenig an Blackfield, was vielleicht gar kein so schlechter Anhaltspunkt ist, denn manche Songs besitzen Gesangslinien mit hohem Wiedererkennungswert.
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Mag sein, dass die eine oder andere härtere Gitarre dem Album etwas mehr Schmissigkeit verliehen hätte, aber „Anthropocene“ funktioniert auch so recht gut. Und es ist ja nicht so, dass es gar keine solistischen Einlagen gäbe. So ist zum Beispiel auf ‚Walls And Protection‘ ein besonders feines Gitarrensolo eingebaut, allerdings flackert dies nur kurz auf. Denn bei Delusion Squared geht es offenbar mehr um die Songs, die aber durchaus viele kleine Feinheiten in den instrumentalen Begleitungen enthalten. Und ebenso die gelegentlichen orchestralen Arrangements passen hervorragend. Auf ‚Original Sin‘ zeigen sie sich dann auch mal eine Spur härter, was den Franzosen gar nicht mal so schlecht zu Gesicht steht. Doch gleich im Anschluss folgt wieder eine ruhige, vom Piano bestimmte Nummer im typischen Delusion Squared-Stil. Den Abschluss bildet ein wunderschöner, ausgesprochen bedächtiger, gefühlvoller sechsminütiger Instrumentaltitel namens ‚Prayer‘.
Mit ihrer Mischung aus melodischem Symphonic Prog, Art Pop und Neo Prog ist dem Duo ein feines Album gelungen, bei dem es weniger um Bombast, als vielmehr um gefühlvolle Interpretationen geht.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 11)
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