Öz Ürügülü – Fashion and Welfare

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(53:56, CD, Unit Records/CeDe, 2016)
Ja, isses denn die Möschlischkeit?! Frank Zappa covert zusammen mit den Dixie Dregs eine Country-Nummer, die mit munterer Harmonika-Hühnerhof-Attitüde und Bontempi-Blasmusik-Metal-Einlagen gen Orient reitet. Das geht nicht? Wohl! Gleich das erste Stück ‘Tarkatan Rush’ ist dermaßen genial, dass es einmal pro Stunde in jedem Radiosender dieser Erde gespielt werden müsste. Und öz bleibt höchst interessant: Während der gesamten Spielzeit wird zappaeskes Hochpotenz-Panzerballett auf arabisch, afro-kubanisch und sonstürügülüwoher geboten; grenz-und-gerne-genre-überschreitend-globale Gaudi. Hier wird jeglicher Versuch der Objektivität des Rezensenten bereits im Ansatz vereitelt, denn ein solches Kleinod im Scheibletten-Format vereinnahmt unbarmherzig – auf höchstem Niveau – für sich.

Hinter diversen Odd Time-Versatzstücken mit spielerischen Tücken brechen massive Halbtonschritte hervor und drängen ins lustgeplagte Ohr – volles Rohr! Die musikalischen Vaganten, die der-un-artige tonale (Ver-)Brechungen zu verantworten haben, hören auf folgende Namen: Angelo Gwerder (Gitarre, Sitar, Saz und Stimme), Philippe Hubler (Gitarre, Saz und Stimme), Beny Süess (Schlagzeug, Percussion), Damian Gwerder (Bass), Pete Amberg (Keyboards) und David Weber (diverse Saxophone, Bass Klarinette). Wanted: Deaf Or Live.

Im Stück „Rabbit“ gibt es sogar rapide Extreme Metal-Einschübe – Down The Rabbit‘s Black Hole – The Adventure Of The Whirling Delirium? – auf die stilvolle Stille folgt. Wie kann man als Schweizer Bürger – der Inbegriff des brave Man schlechthin, denn der Apfel fällt nicht weit vom Kopf (oder umgekehrt, wie sich gleich zeigen wird) – nur auf so genial-kranke Ideen kommen? Man sollte solche Kreaktivitäten an Musik(hoch)schulen unterrichten – kreatives Komponieren – damit die Musiklandschaft wieder deutlich origineller wird und man nicht als Liebhaber abwechslungsreicher klanglicher Kost vor lauter Langeweile eines Abends seinen eigenen Kopf von einem Tellerchen essen muss, das auf einem frei im Raum schwebenden Tischlein-versteck-dich steht, wie man dies (in jugendfreier Weise) auf dem Album-Cover sehen kann. An welche Stelle in der Schweiz muss man sich eigentlich wenden, um den Six-Pack Öz Ürügülü, der vermutlich nur aus den Schokoladenseiten verschiedener Geschmäcker besteht und somit einen echten Leckerbissen für Klang-Feinköstler darstellt, kollektiv zu adoptieren? Hörspielartig-scharfkantige Fetzen babieren Android-Baby-Bärte und das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in personus. Mas(t)och(s)isten blasen zum Almauftrieb; das Marterhorn wartet auf den Alm-Özi. Aufi mus(s)i! Unten im Tal der Kopflosen herrscht gähnende Lehre. Komplex-Musik-Hörer aller Länder vereinigt Euch und macht diese Band zu Superstars In Opposition. Hallejulia!
Bewertung: 15/15 Punkten (FB 15, KR 14)

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Öz Ürügülü – Fashion and Welfare

von Frank Bender Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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