(48:24, CD, Download, Avalon Records/Just For Kicks, 2020)
Während ihr Gitarrist Lee Abraham vor Wochen erneut einen kompletten Alleingang wagte (“Synchronicity”), lassen es sich Galahads Stuart Nicholson (voc; hier im aktuellen Interview) und Dean Baker (keyb) auch nicht nehmen, vor dem neuen Album der Hauptband noch ein Projekt-Album unter die Meute zu bringen. Dass hierbei der letztmals für das Remixalbum “Deconstructing Ghosts” verwendete Bandname Galahad Electric Company reanimiert wird, lässt bereits folgern, dass es auch auf “When The Battle Is Over” recht elektronisch zugeht. Im Gegensatz zu Deans “Constellation”-Projekt gibt es aber kaum Anleihen an Tangerine Dream und Klaus Schulze, und auch tanzbare Beats gibt es hier kaum – das Schiller-mäßige ‘Letting Go’ ausgenommen. Stattdessen gibt es eigentlich urtypische Galahad-Songs – denen allerdings der instrumentale Prog-Anteil (größtenteils) entzogen und durch einen atmosphärischen Synthie-Anstrich ersetzt wird.
Das klingt vielleicht zunächst etwas seltsam, funktioniert aber prächtig. Galahad bauen schließlich seit eh und je auf dominante Gesangslinien, die auch ohne ausladende Verzierung für sich stehen können. Selbst wenn sich Stuart im Quasi-Instrumental ‘The Inquisition’ textfrei austobt oder in ‘Be Careful’ eine Spoken-Word-Performance präsentiert, dominiert er klar das Geschehen mit seiner charismatischen Darbietung. Etwas überraschend dabei, dass der gesangliche Perfektionismus, der die letzten Galahad-Alben prägte, hier oft einer spontaneren, instinktiver wirkenden Vortragsweise weichen muss. Dies dürfte der DIY-Entstehung des Albums geschuldet sein, darf aber als interessante, ungewohnte Facette und vielleicht sogar als zukunftsweisendes Experiment gewertet werden. Nur der Rap im erwähnten ‘Letting Go’ mag Stuart nicht so richtig gelingen, das ist man von “echten” Genre-Vertretern doch überzeugender gewohnt.
Wer also kein Problem mit der elektronischen und auch der poppigen Seite von Galahad hat, dürfte sich hier sofort wohl fühlen. Qualitativ können die Songs von “When The Battle Is Over” nämlich fraglos mit dem regulären Band-Output mithalten. Tatsächlich ist das auch das Einzige, was man – Geschmacksfragen außer Acht gelassen – hier kritisieren kann: Songs wie ‘Open Water’, ‘1976’ und ‘Mysterioso’ (Stuarts Hymne auf seinen Stubentiger Sammy Gorgeous, der auch ein paar “Vocals” beisteuert) hätte man dann doch gerne auch einmal als “echte” Galahad-Songs gehört. Aber auch als reine Zwei-Mann-Veranstaltung bietet “When The Battle Is Over” ziemlich geile Mucke, die Fans der Band nicht ignorieren sollten.
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Bewertung: 11/15 Punkte
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