Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

12.0
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(79:34, CD, Spoon/Rough Trade, 2017) Can wird 50, hat aber längst den Beweis angetreten, ewig junges Kulturgut zu sein. Doch Singles und B-Seiten, so wie bei den Bay City Rollers? „Yes, we Can“, meint Spoon Records und haut diese Sammlung aller Single-Veröffentlichungen auf CD, Dreifach-Vinyl und digital raus. Zur Besprechung liegt uns die CD im schmucken Cardboard Sleeve vor. Und die begeistert rundum. Auch wenn die Avantgarde-Kombo vom Verdacht jeder Kommerz-Anbiederung einigermaßen gefeit ist, erweisen sich die hier streng chronologisch angeordneten Auskoppelungen als überwiegend besonders eingängig bis unwiderstehlich. ‚Soul Desert‘ mit einem soulig barmenden Malcolm Mooney beginnt den Reigen, gefolgt von…

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Badminton auf zwei Manualen „The Long Goodbye“ – unter dieses Brexit-hafte Motto hat die britische Hammond-Hardrock-Institution Deep Purple ihre möglicherweise allerletzte Tournee gestellt. Ein fantastisches Omen, nicht nur weil ein ewiges Lieblingsbuch so heißt. Allerdings sind viele Abschiede ja auch nah am Wasser gebaut. Die Massen, welche die Arena zu gefühlt vier Fünfteln füllten, sollten jedoch zuvor auf Rock’n Roll- und Rührungs-Temperaturen gebracht werden. Dieser Job oblag in Köln nur dem Kanada-Vierer Monster Truck – andernorts gab es noch die großartigen Siena Root aus Schweden als Dreingabe. Zornig aufbegehrende Songs wie ‚Don’t Tell Me How To Live It‘ mit seinem AC/DC meets Thunder-Wohlklang,…

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12.0
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(71:19, 67:14, 2CD+DVD, Gentle Art Of Music/Soulfood, 2017) Die Tour zu „When We Were Beautiful“ hatte die deutsche Progmetal-Institution Dante im Mai 2016 erstmals auch nach Polen geführt, ins Teatre Slaski in Katowice. Das ist noch nicht weiter erstaunlich. Dass jedoch hier gleich die erste Live-DVD der Kombo aus Augsburg und München mitgeschnitten wurde, ist schon etwas origineller. Endgültig ambitioniert wurde das Unterfangen dadurch, dass die Polen-Show auch als Audio-CD mitgeliefert wird und auf einer zweiten CD eine Show mit abweichender Setlist aus dem Augsburger Abraxas vom 21.05.16. Zunächst das namensstiftende Katowice-Konzert: gelungener Mix (auf der DVD-Tonspur erscheint allerdings Gitarrist Julian…

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(64:24, CD, Stickman/Soulfood, 2017) In dieses Album hat sich das diensttuende Plattennörgele zugegeben schon beim ersten Song ‚Sanctuary‘ verliebt: Diese Kombination von räudig rockendem und tief doomig bis stonertrocken riffenden PrügelPsychProg einerseits und romantischem Stoff für Anonyme Mellotroniker andererseits findet man anderswo kaum – die stets organische Wanderung zwischen den Welten, wenn auch mit anderen Mitteln, am vielleicht noch am ehesten bei den großartigen Label-Kollegen von Soup. Und das Beste: Dieses schon vom Vorgänger „Lore“ (2015) bekannte Niveau hält „Reflections …“ locker über seine gute Stunde Laufzeit, wobei weitere nicht wirklich wichtige, aber durchaus attraktive Assoziationen im Bewusstseinsstrom auftauchen und…

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12.0
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(25:54, CD, Eigenverlag/Onbones Collective, 2014) Ein stiller Sonnenaufgang in Münster. Weit und breit kein Tatort in Sicht, nichts stört den Wiederkäu-Rhythmus der Heckrinder, schon gar nicht der lyrische Gesang, mit dem ein Amselmännchen den Morgen begrüßt. Doch plötzlich brechen jazzige Stakkato-Rhythmen eines Stars dazwischen, die Diesel-Riffs eines John Deere-Monstertraktors schroten ins Idyll und der in der Region berühmt-berüchtigte Riesen-Igel erhebt wie bei Jack Arnold seine stets hungrige Schnauze – und Gitarre. So oder doch zumindest ähnlich wie das vorgeschlagene Hörspiel klingt und wirkt die Musik auf der zauberhaften Debüt-EP der Münsteraner Formation Giant Hedgehog. Sie vereint dabei die authentische Land-…

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13.0
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(6x 79:08 + 68:12 + 69:01, 8 CDs, Brain/Universal, 2017) Allein schon das reine Zahlenwerk beeindruckt an diesem Masterbrain unter den Krautrock-Kompilationen bzw. Labelportraits: 83 Songs, über zehn Stunden Musik, gleich zwei Livealben erstmalig auf CD veröffentlicht – Herz und Hirn, was wollt ihr mehr? Eine überdurchschnittliche Ausstattung der Box? Bitte sehr, die gibt es auch: Geschmackssichere und nachvollziehbare Auswahl der Titel, Check. Remastering für diese Veröffentlichung von, na wem wohl?, Eroc, Check! Ein über 70-seitiges Booklet, kompetent betextet von Mark Powell (englisches Vorwort; er war für die Songauswahl zuständig) sowie Andreas Dewald, in dem viele Musiker in teils langen,…

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14.0
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Machen wir es kurz: ein ultimativer Fotoprachtband zum Thema Musik. In sagenhafter Papier- und Druckqualität. Hunderte von häufig ganz- oder sogar doppelseitigen Fotos! Unglaublich liebevolle Gestaltung bis hin zum Layout stellt u.a. eine perfekte Balance zwischen der puren Ästhetik der spektakulären Bilder und den informativen Texten sicher. Eine selten erlebte Einheit von Form und Inhalt – so wie Capitol Records sich für sein Hauptquartier, den Capitol Tower in Hollywood, von einem Schallplattenstapel inspirieren ließ, so wird das Buch, das die Geschichte dieses Unternehmens zeigt und erzählt, von einer Goldenen Schallplatte in Lebensgröße geziert, die dem schweren Schutzumschlag gleichzeitig mit Mittelloch…

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Der Entschluss zum Besuch dieses Konzertes war bereits am 19.02.2016 gefallen – als Echoes nämlich auch schon die Besucher der Harmonie buchstäblich beglückt hatten. Der heutige Abend lief nicht ganz so traumhaft am Schnürchen, wie wir das vom Vorjahr in Erinnerung hatten: So himmelte Drummer Steffen Maier gleich zu Beginn das Schlagzeugfell der kleinsten Tom – was „in 22 Jahren Echoes erst zum zweiten Mal passiert ist“, wie er später erläutert. Ein Ärgernis, das vom Backliner aber binnen Kurzem dauerhaft behoben werden konnte. Etwas langwieriger war der Ärger, den Sänger/Gitarrist Oliver Hartmann (u.a. Hartmann, Avantasia, At Vance, Empty Tremor) mit seinem…

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Es gibt live, Baby! Update unserer Tour- und Festival-Daten, u.a. mit: Ape Shifter, Archive, Bang Your Head, Berlin Swamp Fest, Beyond Creation, Bospop, Caligula’s Horse, Chromb!, Godsticks, Gong, Graspop, Roger Hodgson, Kadavar, Kansas (Tour-Absage!), Kvelertak, Magnum, Mother’s Cake (präsentiert von BetreutesProggen.de), Prog The Castle (Festival-Absage!), Psychotic Waltz, The Red Paintings (Riesen-Empfehlung!), Rock am Ring, Saga, Toundra, Zappanale… Und *tusch* es gibt The Pineapple Thief, Baby! Mit besonderer Freude präsentiert BetreutesProggen.de die von Wizard Promotions veranstalteten Deutschland-Termine der Herbst-Tour von The Pineapple Thief! Nach der erfolgreichen, meist ausverkauften Club-Tour im Januar geht es jetzt bei den Briten um Bruce Soord wie…

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Von Star Trek vs. Star Wars, künstlicher Intelligenz und grausamen Luxusproblemen Es geht weiterhin abwechslungsreich im Electric Castle zu: Der Großmeister der (SciFi-)ProgRock-Oper, Arjen Anthony Lucassen – übrigens selbst bereits als Zehnjähriger von „Jesus Christ Superstar“ zu dieser Karriere inspiriert -, verblüfft und begeistert seine Fans mit einem unverhofften Prequel zur „Forever/Planet Y“-Saga auf neuem Label, aber mit Kontinuität bei der Güte der Gaststars wie Russell Allen (Symphony X), Tommy Giles Rogers (Between the Buried and Me), Mike Mills (Toehider), James LaBrie (Dream Theater), Michael Eriksen (Circus Maximus), Simone Simons (Epica), Floor Jansen (Nightwish), Nils K. Rue (Pagan’s Mind), Zaher…

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Für Fünfjährige gibt es gemeinhin Geburtstagsfeiern, die gerne schon mal etwas lauter und vor allem bunter ausfallen dürfen. Auf die Party für das die ersten süßen fünf Lebensjahre feiernde Tonzonen Records traf dies in hohem Maße zu. Kein Wunder, bei diesen musikalischen Gästen und bei diesem Beleuchtungskonzept! Nur erstaunlich, dass angesichts des knusprigen Alters von sowohl dem Musik-Verlag wie -Verleger (Dirk Raupach) der Altersdurchschnitt der Besucher auffallend grauzauselig ausfiel – beinahe, als wären überwiegend Woodstock-Veteranen anwesend. Nun, zur wunderbar zwischen Retro und Avantgarde oszillierenden Musik des Abends passte das dann gewissermaßen doch wieder. Den Anfang in der uns einfach rundum…

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Update unserer Tour- und Festivaldaten, u.a. mit: Alcest, Alice Cooper, Anathema, Baroness, Adrian Belew Power Trio, Blackfield, Blue Oyster Cult, Blues Pills, Bongzilla, Damnation Angels, Day Six, Elder, Elbow, Gong, Gov’t Mule, Guru Guru, The Faceless, Farflung (Tourabsage), Fates Warning, Hattler, Kansas, King Buffalo, Mastodon, Mike & The Mechanics, Monster Magnet, Mostly Autumn, Persefone, PFM, Poem, Siena Root, Sólstafir, Stoned From The Underground, Threshold, Wucan. Live-Foto Adrian Belew – Lutz Diehl

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11.5
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(45:43, CD, earMUSIC/Edel, 2017) Deep Purple in Gerontorock: Das möglicherweise alleroberüberletzte Album der Hammond-Hardrock-Institution – was kann das? Sich zornig und aufmüpfig aufführen, zum Beispiel gleich mit dem ‚Time For Bedlam“ einleitenden Mantra-Sprechgesang, das unamüsiert mit den politischen Verhältnissen klingt, um es vorsichtig auszudrücken. Zu dieser Attitüde passen die nach einem Roll von Ian Paice satt reinrauschenden Gitarrenriffs von Steve Morse (u.a. (Dixie) Dregs, Kansas) und Don Aireys herrlich fett klingenden, nachgerade schmatzenden Orgelbreitseiten immer noch ganz ausgezeichnet. Tatsächlich ist „inFinite“ eines dieser Alben, die lautstärkesensibel sind und deutlich gewinnen, wenn sich die Lautstärkeregelung Richtung unendlich und die Gesichtsfarbe der…

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Music Streaming und Downloads – wie verändern sie Geschäftsprozesse und -modelle? Als interessierter Beobachter der Musikszene und natürlich insbesondere der Prog-Szene auf den bekannten Plattformen und sozialen Medien stolpert man in jüngerer Vergangenheit immer wieder über die Diskussion Pro und Contra Streaming-Dienste wie Spotify etc. oder kostenlose Musik auf Youtube. Gerade erst kürzlich einigte sich die GEMA mit YouTube nach einem jahrelangen Streit über den Tantiemen-Anteil der von der Verwertungsgesellschaft vertretenen Künstler. Insider munkeln, dass man letztlich zähneknirschend einem mehr oder weniger faulen Kompromiss zugestimmt hat. De facto ist es so, dass es gerade auch im Prog-Bereich immer noch eine…

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Gute Wahl Die Belgier waren schon vor unglaublichen 17 Jahren und sogar noch davor K(laus‘)s Choice. In der Zwischenzeit hatte man sich ein wenig aus den Augen und zumindest zeitweise sogar faktisch aus der Band verloren. Doch ein Lokaltermin erwies, dass Sarah und Gert Bettens inzwischen tatsächlich sogar noch bessere Performer geworden sind. Da werden sie wohl weiter erste Wahl des Rezensenten bleiben. Um derartig starke Eindrücke zu hinterlassen, benötigen die Geschwister fast nichts: eine Bühne, ein geneigtes Publikum, eine Handvoll Instrumente, dezente Verstärkung – der Sound im Stadtgarten war wieder einmal ein audiophiles Gedicht – mit ein paar…

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SPINNErt laute, aber gute Songs from the WOODland Hier gilt es ein Konzert abzufeiern, das fast rundum glücklich machte. Vorab aber ein wenig Jammern auf Himalaya-Niveau: Schalldruck bei Clubgigs weit jenseits der Phonstärken eines Steven Wilson-Konzertes sind einfach nicht mehr zeitgemäß, seit man um die Langzeitwirkung von so etwas weiß. Also etwa seit Beeth…, hm, Pete Townsend. Trotz Gehörschutz fiepte und pfiff es noch am nächsten Morgen. Ein Souvenir, auf das man gerne verzichtet hätte. Zumal es doch ansonsten genügend schöne Erinnerungen gab. Zum Beispiel an den heißen Hybriden aus nordischer Weite mit Delta-Blues im Overdrive, den Woodland vor der…

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11.0
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(58:10+63:14, 2CD+DVD, Concord/Fantasy/Universal, 2017) Prog-only-Fanatiker mit Lupe/Weberglas, babyblauer Bestimmungsbibel und Botanisiertrommel hier bitte in weitem Bogen weglesen. Den Verbleibenden muss wieder einmal eine Veröffentlichung der Tedeschi Trucks Band ans Herz gelegt werden. Der Nachfolger zum 2016er-Prachtwerk Let Me Get By (2016) bringt dieses nun sozusagen auf die Bühne. Es gibt zwar schon einige und vorzügliche Live-Konserven von sowohl Derek Trucks‘ Band wie auch von der Band seiner Frau und zuguterletzt auch von dem zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen zwölfköpfigen Misch-Ensemble. Doch das bei an nur einem Konzertabend im September letzten Jahres mitgeschnittene aktuelle Album stellt ihren ersten Konzertfilm bereit. Und der ist…

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10.0
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(44:25, CD, Another Century/Sony Music, 2017) The Picturebooks, das bedeutet bluesigen Alternative Desertrock wie aus dem Bilderbuch und irgendwo „zwischen den White Stripes und QOTSA“ (Zitat Tobi Berk) angesiedelt. Diese Rezeptur gelingt und mundet live genossen weiterhin am besten. Das Duo hat sich mit seinen zahlreichen Club-Shows einen so schweißtreibenden wie hervorragenden Ruf ertourt, was u.a. mit einem Labelwechsel von den sympathischen Geburtshelfern bei Noisolution zu Another Century belohnt wurde – immerhin dem Alternative Rock Imprint von Century Media/Sony Music. Mit Jeff Beck verbindet die Gütersloher Eisenreiter die Konzentration auf Feeling und Ausdruck sowie die Besessenheit für das Schrauben, Reparieren, Verbessern,…

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Es gibt live, Baby! Update unserer Tour- u. Festivaldaten, unter anderem mit All Them Witches, Archive, Floyd Division, Blue Oyster Cult, Briqueville, Burgrock, Carpet, Coheed & Cambria, Cosmic Fall, Editors, ELP Project, Fantasy Factory, Fischer-Z, Freakshow In Concert, Bob Geldof, Hellmut Hattler, Headless Cross, Yasi Hofer, Interstellar Overdrive, Kraan, Long Distance Calling, Liserstille, Mr. Punch, Panzerballett, Phyria, Procol Harum, Project FX3, Samsara Blues Experiment, Martin Schnella & Melanie Mau, The Watch. Und sonst nur Schweigen der Belämmerten? Keineswegs: Endlich gibt es wieder Liserstille, Baby! Eine der heißesten Live-Bands, die leider (noch) kaum jemand kennt. Diesmal sind die dänischen Dynamitstangen eher im Nordosten…

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(40:42, CD, Rare Noise, 2017) Diese Ork-Reisegruppe besteht, wie bereits auf dem vorzüglichen Debüt „Inflamed Rides“ von 2015 weiterhin aus Lorenzo Esposito Fornasari („Lef“, Gesang, Keyboards, Produktion; u.a. Obake, Berserk!), Carmelo Pipitone (Gitarre; Marta Sui Tubi), Colin Edwin (Bass; u.a. Porcupine Tree, Astarta/Edwin) und Pat Mastelotto (drums; u.a. King Crimson, Sessions für u.a. David Sylvian, XTC). Geblieben sind auch die vom ersten Ton an fesselnde Atmosphäre, welche die bekanntlich und hier auch ohrenscheinlich exzellenten Musiker erzeugen. sowie ein auffallender, erfrischend anderer Ansatz beim Cover-Artwork. Geändert hat sich hingegen die Veröffentlichungsweise – die neue Heimat des Ausnahme-Quartetts ist jetzt das für vorzügliche, schwere Kost…

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