(45:16; CD, Digital, Vinyl; Clouds Hill Records, 16.05.2025)
Kadavar goes Stadion Rock, alles wird durch einen modernen alternativen Filter gezerrt und ab auf die große Bühne. Kadavar wollen einfach nur noch Sound sein und haben ein Album geschaffen, welches ab der ersten Sekunde überrascht, geil macht, voll in die Mitte rein scheppert, Pop und Hymne ist, dem alten Vintage Rock durch den Rückspiegel lässig goodbye zurufen möchte und mit debilem Grinsen in die sommerliche Hitze durchstartet ohne Rücksicht auf Verluste. Positivität, Naivität, Experimentierfreude, Leck A….Stimmung, ob Genre Regeln verletzt werden und einfach pure Lebensfreude. Produziert von Max Rieger (Die Nerven), mit neuem Gitarristen Jascha Kreft (Odd Couple) verstärkt, ist man tief im modernen, alternativen Sound-Spektrum angekommen und diese Jacke steht der Band hervorragend. Ich habe versucht, einen Song zu finden, der an mir vorbei flattert, nur passiert dies auf “I Just Want To Be A Sound“ nicht. Haben mich die Wahl-Berliner vor Jahren beim ersten Live-Erlebnis mit ihnen komplett umgeblasen, so schafft das der Output 2025 auf ähnliche Weise. Fette Synths-Sounds, hymnische Melodien, ohne die typischen Melodien/Vocals von Lupus Lindemann außen vor zu lassen. Es verschmilzt alt mit neu, die Schnittstelle mit Max Rieger halte ich für einen Glücksgriff, verhilft es der Band, sich den alten Staub von den Klamotten zu schieben.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ob der direkt zwischen die Augen zielende Synth-Rock Opener und Titelsong, Endorphine werden in Hülle und Fülle ausgeschüttet. Schon frech, wie die Jungs sich mit so viel Pop an die verrockte Fan-Gemeinde heranwagen. Der hymnische Refrain stoppt garantiert jeden Gedanken des Protestes, geht runter wie Öl und setzt ohne Ende positive Energien frei und macht die müden Knochen lebendiger denn je. Irgendwie Classic Rock in 2025 mit einer Catchyness, hoch gepitcht im modernen, alternativ elektronischen Sound-Design, dem fette rockige Riffs nicht fremd sind (‚Hysteria‘).
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‚Regeneration‘ ist dick aufgetragener Space/Retro Rock, ein schon fast überproduzierter, komplett überdrehter Wahnsinn. Aber es ist so richtig schön drüber und intensiv, was ebenfalls für das folgende, kosmisch psychedelische, ebenfalls mit elektronischen Modernismen und dick aufgetragenem Refrain begeisternde ‚Let Me Be A Shadow‘ zutrifft. Ein ebenfalls böse eingängiger Hit und Ohrwurm! ‚Sunday Mornings‘ spielt mit Loops und schwebenden Synth-Flächen, hat was vom urban elektronischen Night Pop der Franzosen von M83. Was für eine Metamorphose der Berliner, auch wenn am Ende krachige Riffs und intensiv rockige Steigerung den reinen elektronischen Habitus ordentlich durchbrechen! Hier gehts einfach nur noch ordentlich durch die Decke!
Dreckigen Rock’n Roll gibts dann auch noch, nämlich in ‚Scar On My Guitar‘. Ganz ohne geht’s nun eben doch nicht. Feiner melancholischer Trip-Rock in ‚Strange Thoughts‘ erinnert an urbane Hipster wie Lea Porcelain, ‚Truth‘ ist hypnotischer Neo Psych Pop, nutzt die federnde Produktion für die kosmisch groovigen Moves auf wunderbare Weise – der Refrain ist mal wieder hymnischer Pop, der durch die Decke will. Mit dem ätherisch schwebenden ‚Star‘ und dem Rauswurf ‚Until The End‘ schwebt man noch mal durch die laue Grosstadt-Sommernacht mit flirrend kosmischen Synths auf der Suche nach Sinn oder Unsinn, der grossen Liebe oder den unvergessenen Moment.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„I Just Want To Be A Sound!“ – ist die Antwort des französischen Band-Bassisten Simon ‚Dragon‘ Bouteloup bei seinem Einstieg auf die Frage seiner Kollegen damals in 2013, warum er keine Social-Media-Accounts habe und irgendwie ist diese Philosophie zu einem Trademark der Unabhängigkeit der Band geworden, die sich mit jedem Album selbstbewusst und variabel zeigten und zuletzt immer wieder für eine Überraschung gut waren. Für mich waren sie im Retro Revival seinerzeit neben den Rival Sons der berühmte Funken, endlich wieder zu Vinyl zu greifen, unbedingt wieder einen Plattenspieler aufzustellen nach knapp 20 Jahren Abstinenz. Dieses siebente Album ist der Knaller, rockt wie Hölle, ist voller geiler poppiger Melodien und Licht, unendlich aufgeladen mit positiver Energie. Die Band spottet allen Konventionen und Erwartungen, verlässt die zuletzt eher psychedelischen Stoner Pfade, transformiert sich spielerisch, peppt ihre spezielle Melodik mit allerhand modernen Einflüssen auf und ist schon jetzt eine dieser Jahres-Platten 2025!
Bewertung: 13/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Surftipps zu Kadavar:
Bandcamp
Official
Facebook
Instagram
Spotify
Youtube
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Clouds Hill Records/Raphael Schmidt-Kretz zur Verfügung gestellt.