(46:25; CD, Digital; Fosfor Creation, 22.11.2024)
Carl Westholm (Ex-Avatarium, Carptree, Candlemass, Jupiter Society) steckt hinter Bakelit und wird dabei u.a. von bekannten Musikern wie Ex-Tiamat/Avatarium Drummer Lars Sköld unterstützt. Der sehr spezielle orchestrale Prog-Sound einer Band wie Carptree hatte schon einige sehr individuelle Merkmale. So erwartet einen als Hörer auch nicht ganz unerwartet eben diese Art symphonischer Prog mit einigen feinen Details. Orchestral und pathetisch, mit feinen elektronischen Spielereien und natürlich dieser prägnanten theatralischen Attitüde, wird hier für Freunde des skandinavischen Prog Sounds, die sich mit Kristoffer Gildenlöw, Paatos und vor allem Major Parkinson aus Norwegen gern die Lauscher füttern, so einiges geboten. Mit einem immer elektronisch gespeisten Background und hypnotischer Melodik gefallen Songs wie der Opener ‘The Coolest Place On Earth’ und das epische ‘Remember Who You Are’ auf Anhieb. Der immer irgendwie düstere Anstrich, die trippige Atmosphäre, die surrealen Female-Choräle, die stets Bilder/Kulissen-schaffende Aura generieren Sogwirkung, die den Hörer garantiert von Mal zu Mal tiefer ins Album-Szenario eintauchen lassen. Nimm einen Song wie den Titeltrack: Getragene elektronische Loops bilden das Fundament, addiere symphonisch proggige Melodien, geisterhaft surreale Female Vocals. Ein bisschen doomige Märchen-Musik ist das ganze Theater schon, die mich sogar immer wieder nostalgisch an das italienisch/slowenische Ausnahme-Projekt Devil Doll (Oha! Anm. d. Schlussred.) erinnern.
Bakelit sind durchgehend düster, integrieren doomig getragene Elemente in den opulenten theatralischen Prog-Sound (‘My Punishment’), lassen sich überhaupt nicht in eine Schublade drücken, da die durchgehend surreal, gespenstisch anmutenden Choräle komplett ihr Eigenleben erzeugen. Wenn überhaupt erinnert das an die herausragende Scheibe der Norweger von Major Parkinson “Black Box”, gekreuzt mit der balladesk melancholischen Schwere eines Kristoffer Gildenlöw. Orchestrale Songs wie ‘The World Belongs To Me’, ‘Death Without Angels’ oder das leidenschaftlich pathetische ‘Silence Is Weakening My Thoughts’ – einmal so richtig aufgesaugt – verfolgen Dich gern mal den ganzen langen Tag im heimlichen Kopf-Kino. Die Pathos-Grenze, so manch liebevolles Klischee mag man den Schweden gern verzeihen, brillieren die angenehm dunklen Songs wie am Faden gezogen. Freunde des klassischen Seventies-Prog, die trotzdem ohne Scheuklappen unterwegs sind und offen für melancholischen New Artrock, Electronica und gar fast Goth-artige Atmosphären sind, werden unter Garantie Freude an diesem schwermütigen, theatralischen Projekt haben.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Band:
Carl Westholm – Electric Piano, Organ, Synthesizers, Bass, Theremin, Background Vocals
Öivin Tronstad – Lead and Background Vocals
Cia Backman – Lead and Background Vocals
Lars Sköld – Drums
Ulf Edelönn – Guitars
Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Bakelit/Fosfor Creation zur Verfügung gestellt