A.A. Williams, Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

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Im Dezember 2022 hatten wir in unserer Rubrik “Es gibt live, Baby!” die anstehende Konzertreise von A.A. Williams und Karin Park zu unserer Tour des Monats auserkoren. So stehen die Britin Williams und die Schwedin Park stellvertretend für eine ganze Riege von Künstlerinnen wie die Singer/Songwriterinnen Anna von Hausswolff, Chelsea Wolfe, Emma Ruth Rundle oder auch die Cellistin Jo Quail, die gerne auf Solo-Pfaden wandeln und dabei Heaviness und Progressivität so interpretieren, dass altbekannte Genre-Grenzen vergessen werden können. Zudem hatten die beiden Künstlerinnen mit “As The Moon Rests” und “Private Collection” im Jahre 2022 jeweils gerade erst ein grandioses Album abgeliefert, das von uns mit 12/15 belohnt worden war.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Karin Park

Der 19. Dezember war vielleicht einer der bis dato kältesten Tage des Winters 2022/2023 und die Situation auf den Straßen, voller Eis und Schnee, hatte womöglich den ein oder anderen abgehalten, sich an diesem Abend in die Gemäuer einer ehemaligen Hausener Brotfabrik zu begeben. Für all jene, die sich jedoch trotz aller Widrigkeiten auf den Weg nach Frankfurt machten, wartete ein ganz besonderer Abend. Dies wurde schon anhand des Bühnenaufbaues deutlich, bzw. dessen, was vor der Bühne platziert worden war: eine halbkreisförmig angeordnete Sammlung verschiedener Keyboards und Synthesizer, welche von vier kugelförmigen mattweißen Leuchten dezent erhellt und in Szene gesetzt wurden. Äußerst ungewöhnlich, genauso wie der Auftritt von Karin Park, der den heutigen musikalischen Abend eröffnen sollte.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Denn die Schwedin, die man u.a. durch ihre Beteiligung an Årabrot, dem Band-Projekt ihres Ehemannes Kjetil Nernes, sowie ihrer Kooperation mit dem walisischen Elektronik-Künstler Lustmord aka Brian Williams kennt, zog heute alle vorhandenen Register, um ihrem Publikum so nahe wie möglich zu kommen. Zwar ist die Frankfurter Brotfabrik keine wirkliche große Event-Location, doch für die vielleicht 80 anwesenden Gäste war selbst diese zu groß. Und so lud Karin Park das Publikum kurzerhand dazu ein, doch noch etwas dichter an ihre Keyboards heranzutreten. Was dann auch prompt umgesetzt wurde. Die Zuschauer legten ihre Berührungsängste ab, gingen auf Tuchfühlung und verharrten so für die nächsten 45 Minuten – von Angesicht zu Angesicht. So entstand ein Setting, das an Intimität nur noch zu überbieten gewesen wäre, wenn man die Wände der Brotfabrik versetzt hätte.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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Dass Karin Park durch eine prägnante und ausdrucksstarke Stimme verfügt, ist jedem bewusst, der auch nur einmal eines ihrer Lieder gehört hat. Wie fesselnd und eindringlich deren Wirkung jedoch in einem Live-Setting ist, das war im Vorfeld nur zu erahnen.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Eine Stimmgewalt, deren Effektivität durch die direkte Nähe zum Publikum nur noch intensiviert wurde und bei diesem unmittelbar in Mark und Bein überging. Die Musik der Künstlerin wurde dabei fast tatsächlich zur Nebensache, verstärkte das Erlebte allerdings noch um ein Vielfaches. Sanfte Pop-Rhythmen, avantgardistische Keyboard-Eskapaden, Synthesizer-Experimente und zum Ende des Auftrittes hin immer häufiger auch tanzbare Beats, welche das Publikum dazu zwangen, sich wieder ein bisschen weiter von der Künstlerin hinwegzubewegen und die Halle in eine kleine Electro-Disco verwandelten.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Für viele Zuschauer ein wahrlich überraschender Auftritt, der regelrecht begeistern konnte und nicht wenige an den Merchandise-Stand lockte. Da hätte es des drastischen Aufrufs zuvor gar nicht bedurft.

If you dont buy any merch, I am fucked. That’s the truth!

Bevor es jedoch zum Kaufrausch kommen konnte, gab es zuerst noch eine Zugabe, für die sich die “Dark Diva” erstmals auf die Bühne der Brotfabrik begab. Denn dort wartete eine über 100 Jahre alten Kirchen-Orgel aus Parks Private Collection darauf, dass sie erstmals auf Frankfurter Boden erklingen durfte. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik


A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

A.A. Williams

Als A.A. Williams dann nach einer kurzen Pause die Bühne betrat, konnte man wahrlich dankbar sein, dass sie dies heute in Begleitung einer Live-Band tat. Ein weiterer Solo-Auftritt hätte wahrscheinlich Vergleiche nach sich gezogen, die letztendlich zu nichts geführt hätten. So stand an diesem Dezember-Abend also kein Singer-Songwritertum auf dem Programm und auch keine “Songs From Isolation” – das Cello und das Piano waren zugunsten einer Gitarre zu Hause geblieben. Stattdessen präsentierte Frau Williams eine Sammlung von Stücken, die v.a. von ihrem neuen Album “As The Moon Rests” stammten und deren Heavy-Post-Rock-Klänge sie mit ihrer sanften Stimme überlagerte.

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Tatkräftig unterstützt wurde die Engländerin dabei von ihrem Gatten Tom Williams an der Bass-Gitarre, Schlagzeuger Wayne Proctor sowie maybeshewills Matt de Burgh Daly, der sich hinter Gitarre und Keyboards verdingte.

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik

Und so erschallte von der Bühne Post Rock, wie man ihn nur selten zu hören bekommt, denn Gesang ist in diesem Genre noch immer eine Ausnahmeerscheinung. Zu Unrecht, wie A.A. Williams unter Beweis stellen konnte.

Die Musiker boten ein starkes Kontrastprogramm zur Darbietung Karin Parks, denn die Rahmenbedingungen der beiden Auftritte hätten kaum unterschiedlicher sein können: Hier eine Truppe im Band-Format, dort eine Solo-Künstlerin. Hier die durch die Bühne hervorgerufene räumliche Distanz zum Publikum, dort die unmittelbare Nähe. Buntes Bühnenlicht und dichte Nebelschwaden bei A.A.Williams, dezente Beleuchtung bei Karin Park. Doomiger Post Rock auf Seiten der Briten, tanzbarer Avantgarde-Pop dagegen bei der Schwedin.

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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Und doch überwogen bei den Auftritten der beiden Künstlerinnen die Gemeinsamkeiten. Denn was die Musik von A.A. Williams und Karin Park an diesem Abend miteinander verband, das war deren mitreißende Wirkung, ihr unbeschreiblicher Tiefgang, ihr Grenzen niederreißender Ansatz sowie, allem voran, die Authentizität, die Ausdrucksstärke und die Leidenschaftlichkeit ihrer Protagonistinnen.

Einen runderen Jahresabschluss des Konzertjahres 2022 hätte man sich kaum wünschen können.

A.A. Williams, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik


Fotos: flohfish

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Rezension: “As The Moon Rests” (2022)
Rezension: “Songs From Isolation” (2021)

Karin Park, 19.12.22, Frankfurt am Main, Brotfabrik
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Rezension: “Private Collection” (2022)
Rezension: Lustmord & Karin Park – “Alter” (2021)

Weitere Surftips:
Venue & Veranstalter: Brotfakrik Frankfurt – Kulturprojekt 21 e.V.

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 4 min
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