The Paradox Twin – Silence From Signals

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The Paradox Twin – Silence From Signals (White Star Music, 08.10.21)(54:54, CD/Digital, White Star Records, 2021)
Ganz nach dem Motto “The King is dead, long live the King”, haben The Paradox Twin das Zepter aufgenommen, das Anathema mit ihrem, im September 2020 verkündeten, zeitlich nicht näher definiertem Hiatus niedergelegt hatten. Denn “Silence From Signals” setzt musikalisch genau in jener Nische an, welche die Liverpooler Band um die Gebrüder Cavanagh seit ihrem 2010er Album “We’re Here Because We’re Here” besetzt gehalten hatte.

Zwar waren Danny Sorrell, Diane Fox und Leland Freeman schon mit ihrem Vorgängeralbum “The Importance Of Mr Bedlam” dem Pfad des New Art Rock gefolgt, doch erst in der neuen Besetzung mit Graham Brown am Schlagzeug und Nicole Johnson als gleichberechtigter Sängerin kommen sie Anathema zum Verwechseln nahe. Die Stücke sind noch epischer geworden, die Melancholie noch schwerer und die Gesamtstimmung noch atmosphärischer. Die Akustikgitarren, der aus dem Post Rock entliehenen Songaufbau… Vieles klingt hier nach jüngeren Anathema. Indes ist es aber die Tatsache, dass Sänger Danny Sorell die ausdruckstarke Stimme von Neuzugang Nicole Johnson entgegengestellt wird, was die größte Parallelität zwischen den beiden Gruppierungen darstellt. Vor allem dann, wenn die beiden wie beim gefühlvollen “Sea Of Tranquility” im Duett auftreten. Es ist eine Veränderung, die nicht nur musikalisch einen Gewinn für die Band darstellt, sondern die auch wunderbar in das textliche Konzept von “Silence From Signals” passt. Denn die teils auf persönlichen Erfahrungen Sorells beruhende Geschichte des Albums handelt von zwei Zwillingsgeschwistern – die Schwester neurotypisch, der Bruder neurodivergent – und den Leiden, Prüfungen und Kämpfen, die sie durchmachen, um den Bruder durchs Leben zu navigieren.

Einen Preis für Eigenständigkeit und Innovationskraft gewinnen The Paradox Twin mit ihrer musikalischen Ausrichtung natürlich nicht. Für alle aber, die Anathema jetzt schon vermissen und denen die Wartezeit auf “Ocean Without A Shore”, das Debütalbum vpn Daniel Cavanaghs neuem Projekt Weather Systems, zu lange erscheint, sollte “Silence From Signals” genau das Richtige sein. Ob The Paradox Twin allerdings auch nach Veröffentlichung von “Ocean Without A Shore” noch die Krone des emotionsgeladenen New Art Rock aufbehalten können, das bleibt abzuwarten.
Bewertung: 11/15 Punkte

The Paradox Twin – Silence From Signals (White Star Music, 08.10.21)

Credit: Will Ireland

Tracklist:
1. ‘Paradigm’ (3:22)
2. ‘Wake Vortex’ (5:36)
3. ‘Sea of Tranquility’ (4:44)
4. ‘I Am Me I Am Free’ (11:25)
5. ‘Prism Descent’ (6:01)
6. ‘Haptic Fedback’ (6:35)
7. ‘Specular’ (10:15)
8. ‘Perfect Circles’ (6:56)

Besetzung:
Danny Sorrell (Gitarren, Keyboards, Gesang)
Diane Fox (Bass)
Nicole Johnson (Gesang)
Leland Freeman (Gitarren)
Graham Brown Schlagzeug)

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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The Paradox Twin – Silence From Signals

von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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