(49:31; CD, Digital; Dependent Records; 23.05.2025) Die zwei Schweden haben zwischen 1995 und 1999 drei Studio-Alben veröffentlicht, die in ihrer Emotionalität, aber auch zwischen den Genre-Stühlen sitzend, den kommerziellen Tod bedeuteten. War das Debüt noch im melancholischen 80er Wave mit viel Elektronik gestaltet, folgten zwei Überwerke mit „Orange Moon“ in 1997 und das noch rockigere „Satellite People“ in 1999 mit Einflüssen aus Wave, Alternative und Shoegaze, die in ihrer offen gelegten Verletzlichkeit für viele Fans zum Maß der Dinge wurden. Innerhalb der dunklen Szenerie war man viel zu weit mit alternativen, poppigen Mustern behaftet, für klassischen Indie-Sound letztlich wohl zu…
Autor: Rajko Baers
(44:33; CD, Digital, Vinyl; Prophecy Productions, 23.05.2025) Es gibt so Alben, die laufen einmal durch und Du weißt, es passt. Mitglieder der finnischen Ghost Brigade haben nach deren Split mit kreativen schwarzen Löchern gekämpft, vor allem der hauptverantwortliche Gitarrist Wille Naukkarinen fiel in ein recht großes davon. Dies hat er offenkundig nun überwunden, sich musikalisch neu ausgerichtet und mit finnischem Gesang und atmosphärisch anderer Gewichtung wird Ceresian Valot Freunden des dunklen Metal/Rock mit Einflüssen aus Alternative, Prog Rock und allerlei atmosphärischen Gimmicks ohne viel Umwege reinfahren. Bist Du mit der nordischen Schwermut und Melancholie von Bands wie This Empty Flow,…
(34:14; CD, Digital, Vinyl; Bella Union, 18.04.2025) Auf dem qualitativ hochwertigen Label Bella Union darf es auch mal Drone/Doom sein, wie die Zeiten sich doch ändern. Aber Schönklang ist ja eh Ansichtssache und etwas Licht – wenn auch sehr spärlich – findet sich auch hier in diesen knapp 34 Minuten. Gitarristin und Saxophonistin Takiaya Reed arbeitet auf ihrem nunmehr fünften Release solo weiter, lässt sich natürlich für Komplexität im Sound von einigen Gastmusikern unterstützen (u.a. Kwami Winfield, eine angesehene Multi-Instrumentalistin). Der Titel des Albums kam der Musikerin in einem Traum. Die Künstlerin ruft auf zum Widerstand, zum Haltung zeigen. Statements…
(21:56; Digital; Go Down Records; 09.05.2025) Eine noch sehr junge Band (gegründet in 2022) steht mit Stone Fist aus Italien in den Startlöchern. Diese erste EP ist kurzweilig und zu tun bekommst Du es mit kompakt produziertem Stoner (Boogie) Metal, der sich mit Elementen aus Grunge, Alternative und psychedelischen Einflüssen konservativ ohne viel Überraschungen dem Genre verpflichtet fühlt. Sänger Christian hat ein mal raues, meist eher sanftes, Alternative Rock-affines Organ, bei dem man sich hier und da an die guten alten Neunziger erinnert fühlt. Songs wie der Opener ‚Nightmare Blues‘ rocken ordentlich nach vorn, profitieren schon sehr vom guten Sound.…
(39:28; Digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung; 17.05.2025) Das zweite Album der Koblenzer ist eine satte Groove Maschine und wird mit seinem kraftvoll produzierten Stoner Metal, starken Melodien, geilem Cover und satten Grooves einige Freunde finden da draußen, so viel ist sicher. Gesang und Produktion sind absolut auf den Punkt, man rockt im Opener ‚Trinity‘ so richtig schön heavy und schleppend wuchtig. Geiler Groove, satte Gitarren, etwas schwerer Grunge inklusive, so macht das Laune, aber so richtig. Das ist weit weg von originell, umso deutlicher sind alle bekannten Elemente einfach mit satter Dynamik und richtig dicker Hose am Mann. ‚TBABTO‘, die erste Single,…
(41:30; CD, Digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung; 16.05.2025) Die deutsche Antwort auf Grateful Dead, CCR, Allman Brothers oder den feinen Solo-Alben eines Chris Robinson von den Black Crowes? Fakt ist, Mars Mushrooms aus dem Frankenlande gibt es auch schon mittlerweile seit dem Ende der Neunziger. Jam Kraut als Festival (27.-28.05.25, präsentiert von BetreutesProggen) kennen die Live-Freunde von trippigen Rock-Klängen und “Begräbnisse und Karneval“ erzählt erneut einige schräge Anekdoten, lässt in ‚Clap Your Hands (and worship Satan‘) samt Chören einiges an dunklem Humor aufblitzen. Der stets melodische Jam-Rock hat so viele Facetten, ist handwerklich on Top, integriert so einiges an kosmischer Atmosphäre und…
(45:16; CD, Digital, Vinyl; Clouds Hill Records, 16.05.2025) Kadavar goes Stadion Rock, alles wird durch einen modernen alternativen Filter gezerrt und ab auf die große Bühne. Kadavar wollen einfach nur noch Sound sein und haben ein Album geschaffen, das ab der ersten Sekunde überrascht, geil macht, voll in die Mitte rein scheppert, Pop und Hymne ist, dem alten Vintage Rock durch den Rückspiegel lässig goodbye zurufen möchte und mit debilem Grinsen in die sommerliche Hitze durchstartet ohne Rücksicht auf Verluste. Positivität, Naivität, Experimentierfreude, LmaA-Stimmung, ob Genre-Regeln verletzt werden – und einfach pure Lebensfreude. Produziert von Max Rieger (Die Nerven), mit…
(41:21; CD, Digital, Vinyl; Argonauta Records; 25.04.2025) Für den ersten Teil der versteckten Sangesbücher heimsten die Amis bereits viel positives Feedback ein innerhalb der Doomster-Szenerie. Daran wird die Fortsetzung bzw. das bereits vierte Studio-Album vermutlich nichts ändern, im Gegenteil. Mit Jason Kindred hat man einen extrem charismatischen Frontmann, der zwar anders, aber ähnlich wie ein M. Pelander von Witchcraft einfach einnehmend klagt und phrasiert, dass es eine Freude ist. Und der dem ansonsten eh schon starken modernen Stoner-Doom der Band einiges an Ausdruckskraft und Charisma verleiht, was dem Sound der Amis einfach ein Quäntchen Bonus-Punkte verschafft. Mit gehörigem Fuzz und…
(40:00; CD, Digital, Vinyl; Pink Tank Records, 16.05.2025) Nach einer EP in 2022 gibt es mit dem „Backwood Blues“ die erste vollständige Rille der Jungs aus Trier. Die drei dynamischen Rocker spielen eine Melange aus Stoner Rock, Blues, Grunge mit Western-Twang. Mit ordentlicher Produktion im Nacken, fast ausschließlich unterhaltsamen Songs hat das Ganze hier seinen Charme, geht kurzweilig durch die Lauscher, erzeugt aber eher selten den riesigen Aha-Effekt. Für den gebürtigen Freund des gepflegten Heavy Rock, der keine Experimente mag und mit etwas Outlaw/Western-Melodien sowieso nicht überfordert ist, wird diese Platte Kurzweil und gute Unterhaltung mit sich bringen. Songs wie…
(67:12; Digital; Eigenveröffentlichung; 21.02.2025) Ich bin spät dran, der Winter ist vorbei (der nächste kommt bestimmt) und es wird Zeit, euch dieses orchestrale Doom/Ambient/Post-Projekt aus Texas vorzustellen. Es gibt Platten, die mit einer so speziellen Aura magnetisieren, derer man sich schwer entziehen kann, wenn man denn man in der richtigen Gemütsverfassung dafür ist. Man muss sie nicht oft hören, es muss nur im richtigen Moment passieren. Dies trifft definitiv für das Projekt von Christian Culak zu und Freunde des atmosphärisch pathetischen Nischen-Sound werden hoffentlich ihre Freude an dieser Empfehlung haben. Ich liebe ja die Russen von Kauan über alles, die…
(79:10+77:45; 2-CD; Fruits De Mer Records, 09.05.2025) Dave McLean und Paul Lake gründeten The Chemistry Set bereits 1987, stammen aus London und sind Veteranen des alternativen Manchester-Label „Imaginary“ und „Acid Tapes“, einem berühmten Tape-Label in den 80s. Einige berühmte Querverbindungen zu Factory Records Boss Tony Wilson und vor allem John Peel, der sich nicht zu fein war, einen handgeschriebenen Brief seinerzeit an die Band zu verfassen, sollten nicht unerwähnt bleiben. Das britische Label hat sich mal wieder liebevoll bemüht, einer Kult-Band mit einer übervollen Doppel-CD ihre Aufwartung zu machen. Verschiedenste Kompositionen aus dem FDM-Backkatalog, sei es von 7″-Singles, verschiedensten EPs…
(40:00; Digital; Eigenveröffentlichung; 05.05.2025) Nach einer ersten, wohl noch metallastigen EP im Jahre 2022 stellt uns der Berliner Musiker Ben Haeringer (normalerweise Bassist bei der Post/Psych Band Schiguli und vor allem im Audio Engineering Bereich Erfahrungen mit bekannten Acts wie Agnostic Front oder den Donots gesammelt) mit „Vigor“ seine erste Full-Length Produktion vor. Er selbst sagt von diesem Album, dass Selbstfindung, Akzeptanz, Kraft nach vielen inneren Kämpfen, Transformation und persönlichen Umbrüchen die zentralen Themen sind. Der Sound ist in jedem Fall angenehm fuzzig, im ersten Track ‚Awakening‘ eher noch etwas sperrig und verkopft. ‚Ascension Loop‘ klingt dann schon gleich mal…
(48:47; Digital, Eigenveröffentlichung, 18.04.2025) Bereits das fünfte Release der Briten, die ich bis dato nicht auf dem Schirm hatte. “Tales You Lose“ ist eine unbedingte Entdeckung, spielt man doch intensiven düsteren Psych-Rock mit protzigen Hammond Sounds, dunklem Wave und Nick-Cave-Einflüssen in einer am Ende sehr eigenwillig, aber höchst intensiv und organisch produzierten Mixtur. Das Kreuzverhör all dieser Stilistiken wird vom sonoren, dunklen Gesang des Fronters Lee Vernon zusammen gehalten, der mit seiner Performance gekonnt zwischen Jim Morrison, Ian Astbury, David Bowie und Nick Cave hofiert und das sind wohl nicht die schlechtesten Referenzen. Pearl Handled Revolver haben einen strangen, hypnotischen…
(38:24; CD, Digital, Vinyl; Argonauta Records; 09.05.2025) Das mittlerweile dritte Album der Niederländer seit 2020 und auch wenn auf den ersten Blick die Zutaten die üblichen sind, machen Thammuz an vielen kleinen Ecken und Kanten alles etwas spannender und aufregender. Mit viel Dynamik weiß man Einflüsse aus Desert Pop/Rock, Americana, Psychedelic, Stoner, Grunge, Fuzz Rock und sogar düsteren Anleihen mit einigem an Songwriter-Gespür zu einem feinen Stilmix zusammenzurühren. Mal ein wenig The Doors, Danzig, Kyuss, Masters of Reality und natürlich die grundsätzlich typischen Nuancen, die ein gut gemachtes Stoner-Rock-Album an gängigen Motiven und Dynamiken so mit sich bringt. Die Produktion,…
(51:41; Digital, Rocket Recordings, 18.04.2025) Wie geht man den Morgen nach der Weltuntergangsparty an? Diese Frage stellen sich die Italiener von Mamuthones mit ihrem neuen Album. Stell Dir irgendwie die Sorte meditativen Kraut/Psych/Space Rock vor, garniert mit experimentellem Ambient, einer Art spiritueller Folkatmosphäre, seltsam schwebenden Electronica/Drones, die Dich ohne Umschweife im schwindenden Abendlicht sofort an die Hand nehmen. Es braucht nicht viel Anlauf, um in die Weite, das trippige Dickicht der Italiener einzutauchen, sind die warmen hypnotischen Soundfragmente schnell im Raum ausgebreitet und spinnen ein Netz in den bereitwilligen Synapsen des Betreuers. Bereits der über achtminütige Opener ‚Burn From Inside’…
(79:50; CD, Digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung; 30.04.2025) Hörst Du Lightless aus Dresden, geht das Licht von ganz alleine aus. Du willst diese Musik nicht bei Sonnenschein hören, sondern wartest ganz allein darauf, dass es draußen dunkel wird, um das Setting ins richtige Licht zu rücken. Vier Songs mit jeweils knapp 20 Minuten Spielzeit zeigen grundsätzlich schon mal auf, dass hier nichts im Radioformat zu erwarten ist. Meine Funeral-Doom-Phase liegt lange zurück, als mich Skepticism oder wahlweise Esoteric das Grauen lehrten. Für diese Art Musik muss man Geduld und etwas Kaputtes mit sich bringen, das versteht sich von selbst. „A foreseen loss“…
(43:55; CD, Digital; Octopus Rising/Argonauta, 18.04.2025) Jaz Coleman von Killing Joke singt zu verschwurbelt relaxtem, spirituellen Drone/Trip/Psych Rock. So oder ähnlich sind meine Assoziationen zu dieser neuen Scheibe der Italiener von Folwark. Die Südeuropäer haben mit diesem zweiten Longplayer schon ihren ganz eigenen, kauzigen Slo Mo Sound gefunden. Der Bass spielt sehr prägnant im Vordergrund, ruft hier und da die großen Tool auf den Schirm, dunkle Synths und düstere Melodien geben der Chose grundsätzlich einen ganz eigenen Vibe. Man nimmt sich Zeit, die Songs driften entspannt, mal etwas rauschhafter durch den Äther. Man ist in den Tönen immer etwas dunkler,…
(49:33, CD, Digital; Noble Demon, 11.04.2025) Knapp zehn Jahre liegt die letzte Veröffentlichung der Finnen zurück, im jetzigen Korsett findet sich nur noch ein einziges Originalmitglied mit Gitarrist Janne wieder. Nun gut, die wundervollen Klage-Vocals des alten Sängers Tuomas Tuominen finden sich nicht mehr ein auf dem aktuellen Output, waren diese doch mit sehr speziellen Vibes ausgestattet. Aber Finnland hat so einiges an Musikern zu bieten und mit Ex-Ghost Brigade Vokalist Manne Ikonen schafft man wohl mehr als adäquaten Ersatz. „Night Verses“ ist klassischer Melancholic Metal finnischer Schule und sollte Fans zwischen Swallow The Sun, Before The Dawn, Sentenced, Entwine,…
(41:50; CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 02.05.2025) Mit zum Teil selbst modulierten Instrumenten, surrealen Texturen, Fantasiesprache, verrückt und heidnisch anmutendem Psych/Kraut/Folk/Drone/Avantgarde-Wahnsinn stellst Du Dich mit “Garden Window Escape“ einer besonderen Herausforderung – versprochen. Wenn man somit glaubt, die eigenen Toleranzgrenzen in Sachen Musik zu kennen, kommt ein Projekt wie dieses um die Ecke und es ist wie ein Tritt in die Magengrube. Referenzen zu benennen fällt tatsächlich schwer bzw. es ist eigentlich unmöglich. Man nehme vom rumpelnden Sound eines Tom Waits, addiere einiges an freakigem Folk, Prog und schräger Seventies-Avantgarde dazu und ist doch trotzdem nie richtig nah dran. “Garden Window Escape“…
(56:12; Digital, CD, Vinyl; Octopus Rising/Argonauta Records, 02.05.2025) Das 2006 gegründete britische Trio ist tief im Sumpf aus Doom, Stoner, Sludge, und Heavy Psych zuhause. Das Trio spielt meist doomig fuzzigen Metal, der durch die ungehobelt, authentisch formulierten Vocals eher einen rohen Charme versprüht. Man merkt, die Band versucht einen nah am Live-Sound gehaltenen Eindruck zu hinterlassen. Mir liegt der Gesang persönlich nicht so richtig gut im Magen, die Drums haben irgendwie auch was eigenwillig Steriles und generell will das Songmaterial nicht immer vollständig zünden. Die seltsam hohen, aber rauen Vocals wirken leidenschaftlich, haben aber nie die zwingende Melodik im…