Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

(60:02:15; Digital, CD; Wells Music = Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 03.10./07.10.2022 [Import]) Lebenserhaltende Maßnahmen am emotionalen Unfallort. Das ist die Musik dieser Band zumindest seit einigen Jahren für den Autoren. Allerdings von einer solchen Wirkungsmacht, dass dabei absolut auch die Gefahr einer Überdosis besteht. Das Suchtpotenzial ist hier so extrem, dass es auch schon mal zu überaus merkwürdigen Auswüchsen gekommen ist. Auf keine davon bin ich stolz, die Band selbst jedoch ist an dem ganzen Schlamassel natürlich komplett unschuldig. Absurdität A) ist, wenn meinereiner solche Texte völlig unreflektiert mitträllert, nur weil die Mucke dazu so schön ist: If believing in God…

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(62:08; CD, LP; Verglas/Just For Kicks, 30.09.22) Wäre das "Los" nicht auf Damian Wilson gefallen, man hätte sich Sorgen um die eine Nachfolgeregelung für Paul Manzi suchenden Arena machen können. Doch der sympathische britische Sänger und Tausendsassa hat ja bereits bei u.a. Landmarq, Threshold, Rick Wakeman, Headspace, Maiden uniteD (!), Ayreon und Star One u.v.m. vorgeführt, wo Barthel den Sangesmost herholt. Bezeichnenderweise hat Damian auch Songwriting Credits bei allen elf Titeln (mehr als Mick Pointer) auf seinem ersten und dem zehnten Studio-Album von Arena insgesamt. 'Time Capsule' hebt ausgesprochen hymnisch an. Bei anderen Sängern würde dieser beschwörende Gestus möglicherweise irgendwann…

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12.0
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(49:38; Digital; Luidheim (Eigenveröffentlichung), 23.09.22) Black-Metal-Blastbeats springen dem geneigten Prog-Hörer unvermittelt ins Gesicht, 'De Stuwwal' (Seitenmoräne), der erste Track von Alvenrads drittem Longplayer "Veluws Ijzer" ist angelaufen. Doch halt, was sind das für süße Weisen im Mellotron-Gewand, die sich dem Sturm da wie Waldfeen entgegenstemmen? Die Waldschrate Alvenrad sind eben anders als alle anderen. Und gerade darum so interessant. Ihren Sound hat der Autor mal halsbrecherisch als "eine Mischung aus (den flämisch singenden) Ancient Rites, Týr und den Heoes Del Silencio" beschrieben. Auch das noch stärkere, wie ein Heidetroll unaufhaltsam nach vorne stampfende 'De Vliegden' ("Das Hymen"?) zeigt diese lebhaften…

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Riverside 20 Immer wieder schön mit dieser sturmgebeutelten und -erprobten Combo Riverside. Diesmal auf Tour zur Feier des 20-jährigen Bestehens. Wikipedia raunt in dem Zusammenhang übrigens von der Gründung bereits im Jahr 2001, aber den ersten Konzerten in 2002. Einem etwas breiteren Publikum bekannt wurden die Polen dann wohl spätestens 2004. Wir haben uns inzwischen (immer noch traurig) daran "gewöhnt" statt des 2016 tragischerweise verstorbenen Piotr Grudziński den Quidam-Gitarristen Maciej Meller auf der Bühne agieren zu sehen – und das wirklich herzerfrischend. Überraschend hingegen war das Setting des Abends: Obwohl mit um die 650 Besuchern die Kantine beinahe ausverkauft gewesen…

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(46:01, Digital, CD; Metal Blade, 23.09.2022) Der Segen im hohen Hause Fates Warning muss ja schon etwas länger alles andere als lotrecht gehangen haben. Das Ende dieser Institution wurde unseres Wissens nach zwar noch nicht so richtig offiziell verkündet, aber mehrfach angedeutet. Das Auftauchen der Kings Of Mercia und Erscheinen ihres namenlosen Debüts auf Metal Blade ist wohl als weiterer Sargnagel zu werten. Ebenso wie bei jenem anderen Spaltprodukt A - Z hagelt es hier beim Line-up einfach mal sehr große Namen. Nämlich diese: Jim Matheos (u.a. Fates Warning) - guitars Joey Vera (u.a. Fates Warning, Armored Saint) - Bass…

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"Wähle Deine Vorgruppen mit Bedacht", warnte schon der weise alte Dazedand Konfuzius. Inwieweit die Empfehlung des legendären chinesischen Teetourmanagers und Philosophen hier beachtet wurde, das möge der Leser entscheiden. Die Branche ächzt unter den Pandemie-Folgen und prophezeit seit Jahren einen Kehraus unter Bands, Veranstaltern, Venues. Und objektiv jagt ja auch tatsächlich eine Konzert-, Festival- oder gar Tourabsage derzeit die Nächste – meist aufgrund von katastrophalem Vorverkauf. Dennoch waren alle die relativ vielen vom Autor in jüngster Zeit besuchten Konzerte erfreulicher Weise gepackt voll. So auch dieses (herzlich gern präsentiert von BetreutesProggen.de), das aufgrund Ausverkaufs folgerichtig vom Luxor ins schöne Bürgerhaus…

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(49:18 + 56:42, Digital, 2 CD; Moonjune, 20.07.2021) Brand X ist tot, lang lebe PAKT? Brand-X-Gitarrist par excellence John Goodsall ist vergangenes Jahr leider gestorben, woraufhin Percy Jones und Robin Lumley das Ende der Band verkündeten. Zuvor schon hatte man erfahren, dass auf der von Fans einschließlich des Autors mit heißem Herzen erwarteten Europa-Tournee nicht Percy Jones, sondern Jeff Berlin die tiefen Frequenzen liefern würde. Jones hatte sich nämlich bereits vorher aufs PAKT-schmieden konzentriert. Ein Ergebnis davon - "Recorded live at the ShapeShifter Lab, Brooklyn, NY, August 15, 2020, during the lockdown", also wohl ohne Publikum – gibt es hier…

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(76:18, 78:22, Digital, 2CD; Moonjune, 19.08.2020) "Hari Ketiga (The Third Day) - An ImprovOpera In Nine Acts" - Noch Fragen, Kienzle? Die handelnden Personen sind The Earth (Mother), The Man (Son) und The Event Horizon (Father). Au Backe. Allwissender Waschzettel, komm', hilf' aus. Und das tut er, der Gute: Bearing that in mind, the lyrics wound up being a mix of multiple influences: David Bowie’s “Space Oddity,” mixed with a dash of early King Crimson, and even Latin poet Lucretius’ philosophical poem De Rerum Natura. Was sich verdächtig nach verkopfter Schwerstkost anhört … ist es zumindest streckenweise auch. Aber so…

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(76:18, Digital, CD, LP; Moonjune, 21.06.2021) Jazz für Prog-Fans, die mit Jazz immer gefremdelt haben? Könnte hinkommen. Aus der Selbstcharakterisierung auf Bandcamp: "It melds East Asian music with progressive jazz fusion and some occasional elements of rock, but most of all it delivers an idiosyncratic sound that is instantaneously identifiable as Dewa Budjana’s own." Gut gebrüllt, indonesischer Löwe. Und es grooved und hat Drive und auch Swing wie die Hölle. Was Wunder, bei der Güteklasse der Musiker, die Dewas Ruf diesmal gefolgt sind (Line-up siehe unten)! Hier zum Einstieg das Titelstück, allerdings nicht in der Album- sondern in einer Live-Version,…

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Party till the cows come home to the Barn (or rather the Boerderij) Big Big Train… Als sie durch einen tragischen Unfall ihren charismatischen, allseits beliebten Frontmann David Longdon verloren, sah es kurz nach "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" aus. Doch die Band respektierte den offensichtlich tradierten Wunsch Davids und machte ohne ihn weiter. Ersatz wurde im ehemaligen PFM-Sänger Alberto Bravin gefunden, weitere Verstärkung beim Dim-Gray-Keyboarder und Sänger Oskar Holldorf und so rollte die Lok wieder an… Aufgrund eines weggefallenen Festivalauftritts war allerdings leider von der geplanten Europatournee nur ein einziger Auftritt auf dem Kontinent übriggeblieben, der in der…

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(64,50:, Digital, CD; Moonjune; 01.01.2021) Mark Wingfield ist ein großer Geschichtenerzähler an der Gitarre. Kein Genudel, sondern intensiver Ausdruck, der den Autor schon mal an seinen persönlichen Abgott Jeff Beck erinnert hat und der schon in Jahres-Top-Ten-Listen gelandet ist, 2017. Für "Zoji" hat sich der Brite mit Jane Chapman (Cembalo) und Adriano Adewale (Percussion, Vocals) zusammengetan, was allein von der Instrumentierung her schon mal ein erfrischend "anderes" Trio ergibt. Oder wie Sid Smith (u.a. PROG Magazine) in den Liner Notes schrob: "Parallel Times. Dizzying constellations of notes netted within the soundboard of the harpsichord, quill-plucked and sent spinning in darting…

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10.0
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(49:55, Digital, CD; 12.01.2021 (digital)/15.03.2021(CD)) "Truce", die Zwote. Von Markus Reuter & Co. Zwei Jahre nach dem Erstling hat der Maestro der Touch Guitar einleitend Folgendes dazu zu sagen: "A bit over 2 years ago, the first TRUCE album came to us as a big surprise. Upon its release it was an instant success and fan favorite. That was another, most-welcome surprise. Now, two years later, we are about to put out the follow up album, TRUCE 2. The time between these 2 recording session is where things got interesting. No need to explain about the practical impact the pandemic…

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11.0
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(65:29, Digital, CD; Off Records /Moonjune, 2022) Die Top Gun der Jazz-Rock-Gitarre mal wieder: Michel Delville. Der u.a. beteiligt war bzw. ist an unter anderem douBt, The Wrong Object, The Ed Mann Project, Trank Zappa Grappa, 48 Cameras, PaNoPTiCoN, New Texture Pan Tonal Fellowship/Stanley Jason Zappa, Moving Tones, Elton Dean, Karen Mantler u.v.m. Wenn ihr jetzt überhaupt noch weiterlest, hat der Clickbait-ige "Maverick"-Vergleich ja funktioniert. Leider wird der eher introvertierte, sympathische Belgier den Autor dafür aber vermutlich töten. Oder zumindest entfreunden… Machine Mass hatten zuletzt 2017 mit dem 14/15-Punkten-Album “Plays Hendrix“ Furore gemacht, weil hier am Jimi-Kanon im Jazz-Rock-Gewand ganz…

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(46:48, Digital, CD, LP; InsideOut/Sony Music, 02.09.2022) Eine neue King's X-Pladde nach 14 Jahren - immer noch Groove Rock im Kingsize-Format? Oder eher King's eXit? Die - trotz aller Byrds-Anklänge - ausgesprochen hüftlahme und langatmige letzte Vorab-Auskoppelung 'All God's Children' hatte leider Letzteres befürchten lassen. Doch die erste Auskopplung, und Aufmacher des Albums, gibt ja Entwarnung: 'Let It Rain' gibt sich zwar nicht unbedingt als Sturm-und-Drang-Raubein. Aber die Midtempo-Nummer grooved beinahe wie in alten Tagen und hat einen ohrverwurmenden Refrain und zornigen Text wie dunnemals. Die Sci-Fi-Verzerrung, die Ty Tabor auf sein Gitarrensolo gelegt hat sowie die Auto-Hupen-Effekte setzen überdies…

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12.5
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(46:04, digital, CD, LP, Peaceville/Edel, 2022) Sigh sind möglicherweise auch objektiv, verdammt sicher aber subjektiv eine der spannendsten Black Metal-Bands weltweit. Und neben Loudness eine der bekannteren japanischen Musikgruppen überhaupt, zumindest bei Metalheads. Überdies sind sie eine besonders charismatische Live-Band – inklusive charmanter Details wie Bibelverbrennungen auf der Bühne. Die bereits 1990 gegründete Formation um Mirai Kawashima war und blieb stets neugierig und auf der Reise. Haben also noch nie zu den stumpfen Krawallheimern gezählt. Aber mit Imaginary Sonicscape (2001) - nicht nur für den Autoren ihr Meisterwerk – verfeinerten sie ihren Sound nochmals. Und integrierten symphonische, Eastern…

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10.5
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(30:07, Digital, CD; Layered Reality Productions, 2021) Der bereits im vergangenen Jahr angestimmte Schwanengesang von Aeon Zen bringt nur in etwa soviel auf die Zeit-Waage wie manch eine EP. Hat es ansonsten aber teils durchaus in sich. Das Teil besteht aus nur einer zehnteiligen Komposition – insofern darf man schon mal die Longtrack-Alarmglocke läuten. Der Stil der Briten wird gewöhnlich als Progressive Metal beschrieben. Da fällt dem Autor auch nichts wirklich Passenderes ein – wir reden hier allerdings von Prog Metal, der näher an Malmsteen oder Iron Mask gebaut ist, als an wirklich bösen Jungs wie Enslaved & Co. Also…

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11.5
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(54:01, digital, CD, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2020) Jeff Scott Soto, Victor Wooten, Billy Sheehan u.v.m. – da darf man schon mal die vielbemühte „All Star“-Karte ziehen. Der armenisch-stämmige, in den USA lebende Gitarrist Hovak Alaverdyan hat nach eigenen Aussagen seit 2010 an diesem Projekt gearbeitet, das dann Ende 2020 erschien. Es müsste allen zusagen, die Gitarren- und Keyboard-dominierte, bombastische ProgMetal-Epen schätzen, hier noch teils mit gekonnten Classic-Rock-Vocals garniert. Das Instrumental auf Speed ‘Mindwar’ fungiert als Ouvertüre für was da noch kommen soll. Also auch für den Titelsong, bei dem das erste Mal die immer noch beeindruckende Röhre von "JSS"…

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(38:36, digital, CD, Addicted/No Name, 2021) Creepy. Da wäre zum einen die Herkunft, Moskau, Russland. Allerdings ist alles, was das grossartige Addicted/No Name Records-Label – übrigens eine Non Profit Organisation - veranstaltet, vollkommen Genozid-unverdächtig. Zum anderen ist es schon leicht unheimlich, wenn eine Moskauer Band - zumindest vom Feeling her - so hart an eine Berliner Combo erinnert. OK, die grauen Nager fühlen sich mehr zu Slow Rock, Dark Singer/Songwriter und Americana hingezogen als die Bluesrocker Mon Dyh. Und singen auch auf Englisch, nicht Deutsch. Aber sonst… Creepy! Wie es sich genau für so ein Album gehört, beginnt es mit…

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(77:14, digital, CD, Snowdonia/Audioglobe, 2021) NERVIG, wie sonst nur die Halbintelligenzler, die Dir in grenzdebilen, von Überheblichkeit triefenden Facebook-Kommentaren zu Deinen Posts die Welt erklären („The World according to the greatest Morons“)! Tatsächlich ist „Lo Schianto“ (“Der Absturz”) aktuell die nervtötendste Mucke, die dem Autor überhaupt bekannt ist. In ganz zarten, empfindsamen Jahren war das wohl mal György Ligetis "Lux Aeterna" (heute nur noch grandios-beängstigend). Danach haben sich eine ganze Zeit lang Miles Davis‘ Agharta (1975) und Bitches Brew (1969) um die Krone des todsichersten "Party’s Over"-Gäste-Rausschmeißers gestritten (heute immer noch keine Favoriten, aber definitiv zu schade, um sich damit…

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(50:50, Digital, CD, LP, Metal Blade, 2022) Hach is det schön, wenn Deine alten Helden nur immer noch heller strahlen. Statt peinliche alte Fürze zu werden, wie so viele andere (und man selbst etwa?). Da tut das - mutmaßliche - Ende einer Lieblingsband, Fates Warning, gleich etwas weniger weh. Denn das neue Alphabet im Progressive Hard Rock geht nicht von Apple bis Zebra. Sondern von A wie Alder bis Z wie Zonder. Halleluja! In vielen Fällen von Sänger-Wechseln nicht nur in den von uns nerdig verfolgten (Sub)-Genres kam es ja sogleich zur sauberen Unterteilung. Man liebt entweder z. B. die…

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