Neo Prog
(58:32; CD, digital; White Knight Records; 21.11.2025)
Retreat from Moscow – eine Band aus Wales, die dem Schreiberling bisher unbekannt war, dabei ist "The Illusion Of Choice" bereits ihr drittes Album. Schlimmer noch, die beiden Vorgänger "The World As We Knew It" (2022) und "Dreams, Myths And Machines" (2023) sind sogar auf diesen Seiten besprochen worden und kamen offensichtlich gut an. Trotzdem flogen sie unter dem Radar durch – doch jetzt liegt das neue Werk auf dem Tisch und will besprochen werden. Und siehe da, es zündet recht schnell.
Welcher Kreis dürfte von der Musik der Waliser angesprochen werden? Ganz sicher die Neo Prog Gemeinde, denn "The Illusion Of Choice" bietet auf sieben Songs lupenreinen Neo Prog, der dadurch glänzt, dass neben den handelsüblichen typischen Arrangements an Gitarre und Geige zum Beispiel auch mal Folkeinflüsse zu hören sind.
Der Anschein, dass diese Band erst seit relativ kurzer Zeit aktiv ist, täuscht, denn die Band wurde bereits 1979 in Cardiff gegründet. Es reichte damals allerdings nur zur Veröffentlichung einer Single, schon zwei Jahre später löste man sich auf. 2018 fanden die Musiker, mittlerweile quer über den Globus verteilt, wieder zusammen, das bisherige Ergebnis sind die oben genannten Alben. Und glücklicherweise haben sie weiter gemacht, denn das aktuelle Werk darf als ausgesprochen gelungen bezeichnet werden. Der Gesang passt perfekt, viele detailreiche Arrangements sind absolut gelungen, außerdem besitzen so manche Songs das Potenzial, sich in den Gehörgängen festzusetzen.
Zum Auftakt zeigt der 7 ½ minütige Titelsong gleich, wohin die Reise geht. Neo Prog hoher Güte. Es folgt mit dem 8 ½ minütigen 'Earth-Stepper' eine wunderbare Ohrwurmnummer, auf der durch Les Pennings Blockflöte zum ersten (und nicht einzigen) Mal folkige Atmosphäre eingestreut wird. Als ein Höhepunkt darf der längste Track, das elf-minütige 'Bones Will Sing', durchgehen. Hier sorgt das Harfenspiel von John Harris für eine spezielle Note, hinzu kommt eine Stimme, die man sehr leicht und schnell identifizieren kann, denn es handelt sich unverkennbar um Magentas Christina Booth.
Auf dem nachfolgenden 'Navigators Of The Trym' sorgen Mellotronsounds und das Flötenspiel von Harris für wohlige Atmosphäre, diese Nummer geht auch wieder als beispielhafter Neo Prog Song der Marke Retreat from Moscow durch. Und so geht es munter weiter bis zum abschließenden 'Black Mist'.
Es dürfte für Neo-Prog-Fans keine schlechte Idee sein, sich mal mit diesem Album zu beschäftigen. Dem Schreiberling, gerade mal in Neo Prog Laune, gefällt es jedenfalls sehr gut.
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
• John Harris - guitars / harp / keyboards / Roland GR300 guitar synth / mandolin / flute / vocals
• Andrew Raymond - keyboards / Steinway grand piano / guitar / pedal steel guitar
• Tony Lewis - Wal bass / Wal fretless bass / backing vocals
• Greg Haver - drums / percussion
Guests:
• Christina Booth - vocals (track 3)
• Jillian Slade - vocals (track 5)
• Les Penning - recorders (track 2)
Surftipps:
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Abbildungen: Retreat from Moscow

